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Boris Becker weist vor Gericht in London Vorwürfe zurück

22.10.2020, Großbritannien, London: Der ehemalige deutsche Tennisstar Boris Becker (M) verlässt den Southwark Crown Court. Foto: Frank Augstein/AP/dpa

Das unangenehme Thema Insolvenz hatte Boris Becker eigentlich längst hinter sich lassen wollen. Doch daraus wurde nichts. Vor einem Londoner Gericht wehrt sich der Ex-Tennisprofi nun gegen schwere Vorwürfe.

28 Mal schallen dieselben zwei Worte an diesem Donnerstagmorgen durch den Gerichtssaal des Southwark Crown Court in London: „Nicht schuldig.“ Bei jedem einzelnen der 28 Anklagepunkte, die ihm die britische Insolvenzbehörde vorwirft, sagt Boris Becker sie aufs Neue.

Mal kommen die Worte aus seinem Mund knapp und wie aus der Pistole geschossen, dann wieder langsam und betont. „Nicht. Schuldig.“ Konten, Immobilien, Trophäen – es ist eine unübersichtliche Aufzählung an hohen Summen und Besitztümern, die der frühere Tennisprofi in seinen Angaben unterschlagen haben soll.

22.10.2020, Großbritannien, London: Der ehemalige deutsche Tennisstar Boris Becker trifft am Southwark Crown Court ein. Foto: Yui Mok/PA Wire/dpa

Im dunklen Anzug mit hoch zugeknöpftem Hemd und Krawatte steht Becker starr und aufrecht dicht hinter einer Glasscheibe. Er hört den Vorwürfen zu, die Punkt für Punkt – es sind mehr Zahlen als Worte – verlesen werden.

American Express, Metrobank, JP Morgans, verschiedene Summen und Adressaten, dazwischen bekannte Namen wie Ex-Frau Barbara Becker. Auch mehrere Trophäen habe der 52-Jährige versteckt, fügt die Anwältin der Insolvenzbehörde hinzu. Weiteres könne folgen, wenn alle Beweismittel ausgewertet seien.

Beckers Gesicht ist errötet, das blonde Haar wie üblich streng zurückgekämmt. Der Blick der Sport-Ikone bleibt starr, während er seine Unschuld beteuert. Die mit Glasscheiben abgetrennte Kammer mitten im Raum ist Präsentierteller und Schutzwall zugleich. Gäbe es einen Corona-Ausbruch unter den Juristen und Journalisten im Gerichtssaal – Becker dürfte wohl verschont bleiben.

„Dieser Fall handelt davon, dass große Mengen an Geld versteckt wurden“, erklärt die Anwältin. Bei einer Verurteilung drohen bis zu sieben Jahre Haft.

Becker war 2017 von einem britischen Gericht für zahlungsunfähig erklärt worden. Eigentlich können Insolvenzverfahren in England bereits nach einem Jahr abgeschlossen werden. Nicht jedoch im Fall Becker: Seine Auflagen wurden zuletzt bereits um zwölf Jahre verlängert – auch damals schon wegen unvollständiger Angaben.

7. Juli 1985: Boris Becker reißt die Arme hoch. Der Deutsche gewinnt zum ersten Mal das Tennisturnier in Wimbledon. Foto: dpa

Eine plausible Erklärung für all die Ungereimtheiten und Kartons voller Bankbelege und Beweisakten, die von der Behörde derzeit akribisch zusammengetragen werden, bleibt der 52-Jährige schuldig. Kommentarlos drängt er nach der Anhörung durch die Reportermenge vor dem Gericht, die ihn bis zu seinem Wagen begleitet.

„Er ist völlig unschuldig und beabsichtigt, sich zu gegebener Zeit vor Gericht zu verteidigen“, kündigt Beckers Sprecher Aaron Stephans an. Bis dahin sollten die Medien bloß nicht anfangen, zu spekulieren. Doch Zeit für Spekulationen bleibt genug. Erst am 13. September kommenden Jahres wird der eigentliche Prozess beginnen. Bis dahin müssen noch jede Menge Beweise gesichtet werden.

Der dreimalige Wimbledon-Sieger und sechsfache Grand-Slam-Champion bleibt auf freiem Fuß – allerdings nicht unkontrolliert. Wenn er reisen will, was er für seine Kommentatoren-Jobs häufig tut, muss Becker das zwei Tage zuvor bei der Insolvenzbehörde anmelden. Sein Reisepass ist bei den Anwälten hinterlegt.

Einen Antrag, diese Auflagen zu lockern, lehnte das Gericht ab. Es gebe ein gewisses Risiko, dass Becker sich sonst ins Ausland absetze und man die Kontrolle über ihn verliere. (dpa)

21 Antworten auf “Boris Becker weist vor Gericht in London Vorwürfe zurück”

  1. Alfons van Compernolle

    Er besitzt auch noch eine Villa mit erheblichen Grundstück in Deutschland , welche Millionen Euro wert ist , in dem seine Mutter ein lebenslanges Wohnrecht besitzt. Diese hat er verschwiegen !

  2. Walter Keutgen

    Alfons van Compernolle, Joachim Wahl, darum geht es doch in dem Prozess. NB: Die Deutsche Bank hat 1985 oder so Boris Becker mit 5 Millionen DEM als Werbeträger entlohnt. Alles verzockt?

    • Alfons van Compernolle

      Stimmt ich bin Sozi ! Und ja , jeden kann aus welchen Gründen auch immer privat und beruflich ein Insolvenzverfahren ereilen. Nur weil jemand, wer auch immer, gute Verträge und somit Gagen aushandeln kann, bedeutet das, wie im Fall B.B. noch lange nicht , dass er mit dem Geld auch sinnvoll
      und gewinnbringend umgehen kann. Was die Villa ( sein Geburtshaus) anbelangt , hat er dieses tatsächlich vorsätzlich verschwiegen. Man siehe die Deutschen Textnachrichten und TV.-Berichte in den Nachrichten Gestern ! Was B.B. angeht ist sein Verhalten menschlich verständlich, weil dort seine Mutter lebt, es ist und bleibt aber Insolvenzbetrug !

      • Walter Keutgen

        Alfons van Compernolle, vom ersten Satz Ihrer Antwort verstehe ich das Umfeld hier nicht. Natürlich spielt eine Rolle, ob man sein Geld tatsächlich in Kapitalgesellschaften stecken kann, ohne persönlich belangt werden zu können. Das hängt von den der britischen Gesetzgebung und der anderer Länder, wo er investiert hat ab. Aber 5 Millionen DEM das waren 100 Millionen BEF damals, heute sicher 5 Millionen Euro.

        Wenn die Mutter da ein verbrieftes Wohnrecht hat und dies vor der Insolvenz oder gar nicht durch Boris – etwa weil es das Erbe ihres Gatten ist – gewährt wurde, behält Sie das. Der Insolvenzverwalter kann nur an das bloße Eigentum oder eine Entschädigung wird fällig.

    • Alfons van Compernolle

      Da es um sein Elternhaus und seine dort lebende Mutter geht, ist es sehr wohl verständlich, auch für mich ! Aber nicht alles was verständlich ist , ist auch juristisch einwandfrei.

      • @Alfons van Compernolle: Das sage ich auch, so muss man sich eben nicht erwischen lassen, falls sie einen aber mal ertappen, dann versucht man die Strafe abzuwenden, wenn es nicht klappt zahlt man und macht weiter wie bisher ;)
        Ist eigentlich ganz logisch. Was wichtig ist, ist, dass man sich selber treu bleibt, denn nur damit kann man leben.

        • Alfons van Compernolle

          Herr Schland: Auch, wenn das Eine oder Andere verständlich ist, siehe die Handlungsweise von B.B., ist es juristisch noch lange nicht einwandfrei.
          Wenn man denn erwischt wurde , sollte man daraus seine Lehren ziehen und die mögliche Strafe als Lehrgeld ansehen und die daraus notwendigen Konsequenzen ziehen. Ein Versuch sich der Strafe etc. zu entziehen , sehe ich als ein weiteren Versuch
          an , sein Fehlverhalten , aus welchen Grunde auch immer, zu rechtfertigen.
          Ein verständliches Fehlverhalten gibt auch kein Recht sich und seine Verhalten durch Strafentzug zu entziehen. Eine weit verbreitete Verhaltensweise bei den REICHEN und Prominenten , LEIDER !! Nicht alles was verständlich ist , ist auch juristisch und der Allgemeinheit gegenüber einwandfrei und somit anständig.

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