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Konsum-Irrsinn in Corona-Zeiten: Black Friday lockt mal wieder die Schnäppchenjäger

17.11.2021, Nordrhein-Westfalen, Köln: Eine Frau geht an einem Geschäft vorbei, das mit Black Friday-Angeboten wirbt. Foto: Federico Gambarini/dpa

Der Black Friday (Schwarzer Freitag) läutet in den USA seit vielen Jahren das Weihnachts-Geschäft ein – und schwappt zunehmend nach Europa hinüber. Was als einzelner Rabatt-Tag begann, wächst über die „Black Cyber Woche“ (Amazon) bis hin zum „Black Month“ (home24) und endet mit einem blanken Konsum-Irrsinn.

Black Friday wird in den Vereinigten Staaten der Freitag nach Thanksgiving genannt. Da Thanksgiving immer auf den vierten Donnerstag im November fällt, gilt der darauffolgende Black Friday als Start in ein traditionelles Familienwochenende und als Beginn der Weihnachtseinkaufsaison. In diesem Jahr ist dies Freitag, der 26. November.

In den USA gibt es inzwischen sogar eine Gegenreaktion. Zeitgleich findet neuerdings der „Buy Nothing“ („Kauf-nichts-Tag“) statt. Für diejenigen, die sich trotzdem auf den Shopping-Marathon einlassen, ist in jedem Fall guter Rat teuer. Denn viele Käufer lassen sich blenden von all dem, was auf den ersten Blick glänzt, aber am Ende so glänzend gar nicht ist.

Eine Person schaut sich die Black Friday Angebote auf der Online-Shopping-Seite von Amazon auf seinem Tablet-Computer an Foto: Mohssen Assanimoghaddam/dpa

In diesem Jahr steht der Black Friday indes unter keinem guten Stern. Denn die Lieferengpässe – etwa im Elektronikhandel und bei Textilien – überschatten sowohl die traditionellen Rabattschlachten im Internet als auch die Rotstiftaktionen in den Einkaufsstraßen – und könnten so manchem Verbraucher den Spaß verderben.

Der Schnäppchentag ist mittlerweile einer der umsatzstärksten Verkaufstage im Jahr. Der Einzelhandel erwartet am Black Friday und dem folgenden Cyber Monday Rekordumsätze, zumal immer mehr Menschen die Rabatttage für Weihnachtseinkäufe nutzen.

Ganz oben auf dem Einkaufszettel stehen der Umfrage zufolge trotz aktueller Lieferprobleme Unterhaltungselektronik, Kleidung und Modeaccessoires. Doch die Sache hat einen Haken. Zwar werden die Regale auch in diesem Jahr gut gefüllt sein. Doch viele besonders begehrte Präsente von der neuesten Playstation bis zum aktuellsten Edel-Smartphone werden kaum zu bekommen sein.

„Es ist verrückt. Wir haben Lieferprobleme bei den begehrten Artikeln, aber gleichzeitig auch pandemiebedingt einen erheblichen Überschuss an Ladenhütern aus der Lockdown-Zeit“, beschreibt der Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein die Lage.

22.11.2018, Hamburg: Greenpeace demonstriert vor einem Kaufhaus in Hamburg mit einer symbolischen Einkaufstüte gegen den Rabatt-Tag Black Friday. Auf dem großen Transparent steht „Black Friday – ein schwarzer Tag für die Umwelt“. Foto: Bodo Marks/dpa

Für die Händler sei der Black Friday deshalb in diesem Jahr ganz besonders wichtig, meint der Branchenkenner. „Es geht nicht nur um ein bisschen zusätzlichen Umsatz und das Vorziehen des Weihnachtsgeschäfts. Es ist die letzte Chance für den Handel, in der Pandemie angesammelte Überbestände und Altware vielleicht doch noch halbwegs glimpflich abzubauen.“ Wenn dies nicht gelinge, könne die ohnehin im nächsten Jahr zu befürchtende Insolvenzwelle im Handel zusätzlich an Schwung gewinnen.

Christian Wulff von der Unternehmensberatung PwC sieht das ähnlich. „Aufgrund der angespannten Lieferketten kann es in diesem Jahr in einigen Produktkategorien zu Engpässen kommen. Händler sollten sich daher genau überlegen, welche Produkte sie zu Black Friday rabattieren“, empfiehlt er.

Für Heinemann deshalb steht fest, dass die Konsumenten in diesem Jahr bei der Schnäppchenjagd zu Kompromissen bereit sein müssen. „Vielleicht muss es angesichts der Lieferengpässe nicht die neueste Playstation, das neuste iPhone oder die neueste Mode sein, sondern es tut auch die Ware aus der letzten Saison“, sagt er.

Die Entwicklung trifft viele Schnäppchenjäger nicht ganz unvorbereitet. Bei einer repräsentativen Umfrage der Preisvergleichsplattform Idealo rechneten schon im September zwei Drittel der befragten Onlineshopper damit, dass sich die im Zuge der Corona-Pandemie verschärften Lieferengpässe rund um den Schnäppchentag bemerkbar machen werden.

22.11.2018, Brasilien, Sao Paolo: Riesengedränge bei einer Veranstaltung im Rahmen des Black Friday, wo es einen Fernseher zu kaufen gab. Foto: Cris Faga/ZUMA Wire/dpa

Sie befürchteten vor allem, dass es zu längeren Lieferzeiten kommen werde und dass Angebot schneller vergriffen sein könnten. Schon im vergangenen Jahr hatten laut BCG 30 Prozent der Onlineshopper nach Einkäufen am Black Friday über zu lange Lieferzeiten geklagt.

Doch nicht nur die Lieferengpässe könnten etlichen Verbrauchern in diesem Jahr den Spaß am Einkauf verderben. Auch die Preisentwicklung der vergangenen Monate war dazu angetan. Gerade in wichtigen Geschenkkategorien wie Unterhaltungselektronik, Fahrrädern und Modeaccessoires seien die Durchschnittspreise binnen Jahresfrist deutlich gestiegen, stellte die Vergleichsplattform Idealo gestützt auf die Untersuchung von fast 10.000 Produkten fest.

„Angesicht des durch die Verknappung vieler Produkte ausgelösten Preisschubs, ist der Rabatt am Black Friday nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, urteilt Branchenkenner Heinemann. Doch hat der Handelsexperte für gestresste Schnäppchenjäger auch noch einen Trost bereit: „Die Lieferengpässe sind vielleicht auch eine Chance, sich in diesem Jahr zu Weihnachten wieder auf die wahren Werte statt die Warenwerte zu besinnen.“ (dpa)

11 Antworten auf “Konsum-Irrsinn in Corona-Zeiten: Black Friday lockt mal wieder die Schnäppchenjäger”

  1. Peter Müller

    Es gibt unzählige Arten auf der Erde. Immer wieder hört man, dass zum Beispiel eine neue Pflanzenart gefunden wurde oder eine Tierart kurz vor dem Aussterben steht. Es wird Zeit das der Mensch mal ausstirbt ,dann hat der Wahnsinn ein Ende.

  2. Boah nee...

    „Es wird Zeit das der Mensch mal ausstirbt ,dann hat der Wahnsinn ein Ende.“

    Habe das schon zigmal gelesen, aber Diejenigen, die das schreiben, möchten dann nur nicht dazu gehören.

  3. Friedrich Meier

    Ich hatte früher viel mit den Amis zu tun.
    Sehr wenig habe ich an Ihnen gemocht. Ich mochte ihren Kaffee, ihre pampigen Brote und ihre Cheese Chips, und McDonald’s nicht.
    Die Feste mochte ich auch nicht wegen des Kommerzes. Da waren Thanksgiving, Halloween und das amerikanische Christmas mit Santa Clause und anderem Blödsinn.
    Alles ist zu uns herübergeschwappt und statt Guten Tag sagt man sich hello.
    Das Einzige was ich von den Amerikanern mag ist Coca Cola und Ice Tea.

    • Die meisten Menschen mögen es aber und die Amerikaner (die meisten stammen von hier) Hätten wir den 2. Weltkrieg nicht angefangen wäre auch so viel nicht in dieser kurzen Zeit rübergeschwappt! übrigens die mussten sich durch Krieg von uns befreien und anschliessend uns vor uns selber! Die sind mir mit dem kompletten System viel lieber als scheinheilige Europäer! Die stehen wenigstens zu ihrer Zwiespältigkeit!

  4. Hello Friedrich

    Ich glaube wenn du mal länger drüber nachdenkt, fällt dir noch mehr ein, was du an den Amerikanern magst. Stell dir nur Mal vor, sie hätten nicht eingegriffen. Dann hätten wir jetzt noch das 1000jährige Reich aber hello, fast food, meeting, googeln würde immerhin keiner ungestraft sagen

    • Klötschkopp

      @Hello Friedrich,
      Ups, Sie beschreiben ja Zustände die wir jetzt haben.
      Für Rede, Meinungs, und Bewegungsfreiheit zu unterbinden reicht eine Grippe, korrupte Politiker,
      korrupte Mediziner und Medien.
      Aber drücken wir es ein bisschen milder aus, „auf ihrem Vorteil bedacht“

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