Gesellschaft

Black Friday, Cyber Monday und andere neue Schnäppchentage – Experte: „Rabatte sind eine Droge“

22.11.2018, Brasilien, Sao Paolo: Riesengedränge bei einer Veranstaltung im Rahmen des Black Friday, wo es einen Fernseher zu kaufen gab. Foto: Cris Faga/ZUMA Wire/dpa

Neue Aktionstage verändern den Handel: Rabatte gibt es nicht mehr erst am Ende des Weihnachts-Geschäfts, sondern schon ganz am Anfang. Für den Handel ist das nicht ungefährlich. Ein Experte warnt: „Rabatte sind eine starke Droge.“

Black Friday, Cyber Monday, Singles Day: Eine Flut von neuen Schnäppchentagen schwappt auch nach Europa und läuft dem klassischen Schlussverkauf den Rang ab.

Der wichtigste Unterschied: Die Rabatte gibt es schon zu Beginn des Weihnachtsgeschäfts und nicht erst in den letzten Tagen vor oder gar nach dem Fest. Allein der Black Friday am Freitag (23.11.) und der Cyber Monday drei Tage später dürften nach Expertenmeinung für zusätzliche Umsätze in Milliardenhöhe sorgen.

„Aktionstage wie der Black Friday oder der Cyber Monday werden immer wichtiger für den Handel. Wir haben gesättigte Märkte in Deutschland. Da braucht man solche Anlässe, damit die Leute mehr kaufen“, ist der Marketingexperte Martin Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU überzeugt.

23.11.2018, Spanien, Palma: Menschen gehen an einem Geschäft vorbei, das mit einem Schild mit der Aufschrift „Black Friday“ in der Innenstadt von Palma de Mallorca für Rabatte wirbt. Foto: Clara Margais/dpa

Doch ist die frühe Schnäppchenjagd nicht unumstritten. „Schon zu Beginn des wichtigen Weihnachts-Geschäfts mit Preisnachlässen um sich zu werfen, macht eigentlich keinen Sinn. Die Rabatte sollten erst am Ende der Saison kommen“, urteilt Branchenkenner Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein. Die Händler hätten allerdings kaum eine Wahl, glaubt Kai Hudetz vom Institut für Handelsforschung (IFH) in Köln: „Wer nicht mitmacht, muss befürchten, am Ende auf seinen Waren sitzenzubleiben.“

Dass das Rotstift-Spektakel schnell nach hinten losgehen kann, erlebte im vergangenen Jahr Deutschlands größter Elektronikhändler Ceconomy (Media Markt, Saturn). Einerseits war der Black Friday 2017 der umsatzstärkste Tag in der Geschichte des Unternehmens. Andererseits musste Ceconomy dafür einen hohen Preis zahlen. Denn die vorgezogenen Käufe sorgten dafür, dass das Geschäft im Dezember schlechter lief als erwartet und sich neue Geräte in den Filialen und Lagern stapelten. Am Ende machte der Elektronikhändler im Weihnachtsgeschäft deutlich weniger Gewinn als im Vorjahr.

Eine Frau geht in der Innenstadt von Hamburg an Schaufenstern eines Geschäfts entlang, auf denen „Black Friday Sale“ steht. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

Nach einer Umfrage der zur Unternehmensberatung McKinsey gehörenden Analysefirma Persicope wollten in diesem Jahr drei Viertel der Deutschen am Black Friday auf die Suche nach Schnäppchen gehen. „Wir beobachten am Black Friday zwei unterschiedliche Kundentypen. Es gibt die Schnäppchenjäger, die sich vom Angebot überraschen lassen und einen guten Deal suchen. Und es gibt die Smart Shopper, die schon seit längerem einen bestimmten Einkauf planen und auf die Black-Friday-Woche warten, um das Gewünschte vielleicht günstiger einkaufen zu können“, weiß der Co-Chef des Online-Möbelhändlers Home24 Marc Appelhoff.

Wie sehr der Kunde allerdings wirklich von den Aktionstagen profitiert, ist umstritten. Das Vergleichsportal Idealo.de kam bei Stichproben zu dem Ergebnis, dass von 500 untersuchten Produkten am Black Friday 2017 tatsächlich immerhin 381 etwas weniger kosteten als noch im Vormonat. Große Preissprünge waren demnach aber eher die Ausnahmen.

22.11.2018, Hamburg: Greenpeace demonstriert vor einem Kaufhaus in Hamburg mit einer symbolischen Einkaufstüte gegen den Rabatt-Tag Black Friday. Auf dem großen Transparent steht „Black Friday – ein schwarzer Tag für die Umwelt“. Foto: Bodo Marks/dpa

Die Verbraucher-Zentrale rät den Verbrauchern, bei der Schnäppchenjagd auf jeden Fall einen kühlen Kopf zu bewahren. Preisvergleiche in Suchmaschinen könnten sich mehr lohnen als die Sonderangebote am Aktionstag.

Nach wie vor eher ein Randdasein führt in Deutschland der Singles Day, der bereits am 11. November begangen wurde. Er ist vor allem in China ein Mega-Ereignis. Doch gibt es erste Versuche, ihn auch in Deutschland einzuführen. Kai Hudetz ist überzeugt: „Wir werden in Zukunft eher mehr als weniger derartige Aktionstage sehen.“

Ob sich der Handel damit einen Gefallen tut, ist eine andere Frage. Der Marketing-Experte Fassnacht jedenfalls warnt vor Übertreibungen: „Solche Rabatttage sind ein zweischneidiges Schwert. Sie sorgen für mehr Verkäufe. Aber es wird dadurch auch immer schwieriger, Produkte noch zu normalen Preisen zu verkaufen. Rabatte sind eine starke Droge.“ Für den Online-Händler Appelhoff steht dagegen längst fest: „Der Black Friday hat das Potenzial, der neue Winterschlussverkauf zu werden.“ (dpa)

21 Antworten auf “Black Friday, Cyber Monday und andere neue Schnäppchentage – Experte: „Rabatte sind eine Droge“”

  1. Naja zu diesen , wie jetzt „Aktionstagen“ wie black friday, black monday und der cyber woche, es gibt auch viele Bürger die zu dieser Zeit aufm letzten Euro und Cent am „lutschen“ sind bis dass das nächste Gehalt auf’m Konto ist und das meist zwischen dem 1sten und 10ten des folge Monats und die von solchem absolut nicht profitieren können und eine Frage, muss sowas sein so kurz vor Weihnachten oder doch schön mehr dem KONSUMFEST ?

    • Geringverdiener

      @auweia, ich gehöre zu denen, die, obwohl sie täglich arbeiten, so ab dem 20. des Monats nichts mehr im Geldbeutel haben. Kinder und Miete sind teuer. Aber meistens reichen die Essensvorräte bis zum Monatsende. Black Friday und andere konsumfördernde Aktion interessieren mich genauso wenig wie unsere nimmersatte , dumpfbackige Stronzgesellschaft.

            • karlh1berens

              Voriges Jahr ein Huawei für 100 EURO.
              Das Handy, mit dem ich im Internet unterwegs bin, ist ein Galaxy Note 1 aus 2011 – mit ordentlichem Ad-Blocker und anderen Sachen, von denen Du …………. Da dieses jedoch nur 3G unterstützt „füttere“ ich es über das 100 € Huawei via USB-Thetering, welches 4G kann. Dieses versorgt auch mein DELL-Latitude D 530 von 2007 mittels Bluetooth-Thetering mit 4G Internet – und das schneller als Wifi im Sart Tilman.
              Der Klaaf von schlechtem Internet im ländlichen Raum ist : Klaaf.
              Mit Proximus funktioniert das allerdings nicht – wohl aber mit BASE oder ORANGE. Aber die überweisen ihre Dividenden wahrscheinlich nicht rechtzeitig. Mobiles telefonieren (und Internet) geht in Galhausen mit Proximus nicht – trotz Dividenden.
              Ich habe seit 2012 kein Festnetz mehr.

  2. schlechtmensch

    Ich benötigte einen neuen Drucker und ein Smartphone. Ich habe mit der Anschaffung bis zum Black Friday gewartet und habe beim Drucker 40 Euro und beim Smartphone 60 Euro gespart. Wenn man seine Anschaffungen planen kann (wenn nicht gerade die Waschmaschine defekt ist) kann man gutes Geld sparen. Gerade scanne ich den Heizölmarkt da ich auch Heizöl benötige. Ich habe die letzten Wochen durch das warten schon über 300 Euro gespart und warte noch da der Preis bis Anfang Dezember noch fallen wird. Anfang Dezember treffen sich die OPEC Leute dann muss man checken in welche Richtung es geht. Sparen ist in unserer Famile zum Volkssport geworden. Wenn man Zeit in Recherche investiert zahlt es sich aus. Ich bin eigentlich auch kein Freund des Konsumwahns aber ich nutze es jetzt für mich aus.

  3. Zaungast

    Ein klassisches Beispiel dafür, wie die Schlange sich in den Schwanz beißt.

    Jeder Euro, der vor dem eigentlichen Weihnachtsrummel ausgegeben wird, kann nicht zwei Mal ausgegeben werden.

    Schlussverkäufe und Rabattaktionen waren früher dazu da, überschüssige Ware in Flautezeiten an die Frau (denn um die geht es doch in erster Linie) zu bringen, um Platz für die nächste Kollektion zu schaffen.

    „Aber es wird dadurch auch immer schwieriger, Produkte noch zu normalen Preisen zu verkaufen. Rabatte sind eine starke Droge.“ heißt es im Artikel.

    Der Kunde könnte sich auch fragen, wie solche Rabatte von 20, 30 oder 50 % möglich sind, ohne dass es um Verlustgeschäfte für den Händler geht. Im Gegenzug sind dann die „normalen“ Preise der nicht herabgesetzten Ware völlig überhöht, oder die Gewinnspannen sind derart riesig, dass selbst auf Ramschware (oder gerade damit) noch Profit zu machen ist. Der Kunde im Allgemeinen ist so oder so der Dumme, auch wenn er punktuell ein „Schnäppchen“ zu machen glaubt.

    In den Baumärkten ist übrigens auch eine stetige Zunahme von marktschreierischen Rabattaktionen aller Art festzustellen.

    • @ Zaungast

      20% auf alles (ausser Tiernahrung) hat mal einen Praktiker in die Insolvenz getrieben, aber Rabatte waren schon immer ein beliebtes Mittel des Handels.
      Die Frage ist doch wie kommt der Ursprungspreis zustande? In Deutschland gibt es Preisbindung nur noch auf Bücher und Medikamente. Alles andere sind UvP (Unverbindliche Preisempfehlungen) der Hersteller. diese sind in der Regel mit einer ordentlichen Marge für den Händler kalkuliert. Große Ketten, und für die sind derartige Rabattaktionen gemacht, haben normalerweise Abschlüsse mit Boni und Nachlässen, sie sind also durchaus in der Lage auf die UvP noch Rabatte einzuräumen und machen trotzdem keine Verluste.
      Ganz interessant ist auch die Praktik der Möbelhäuser. Die nehmen ihren Einstandspreis, machen ihre normale Kalkulation, verdoppeln den Endpreis und bieten dann die Ware mit 50% Rabatt an. Hier lohnt sich auf jeden Fall ein Preisvergleich.
      Sie können sich auch mal einen der vielen Möbelprospekte die täglich „ins Haus geflattert“ kommen für ein halbes Jahr aufbewahren und dann die Preise vergleichen. Wer dann noch zu „regulären“ Preisen kauft ist selbst Schuld.

  4. Schon vor über 30 Jahren war das Verkaufen über % das Geschäftsmodell eines bekannten Eupener Elektronikladens (damals noch Ecke Hook-Aachenerstrasse). Schon damals beantworteten Leute die Frage nach dem Preis den sie dort zahlten mit „ich haben 25% bekommen…“. Mich interessiert aber nicht was sie „bekommen“ haben sondern was sie bezahlt haben. Das wussten die meisten dann gar nicht so genau, wegen der % und so – wer kann das schon rechnen… (Ich habe zu dieser Zeit alles aus Aachen über die Grenze geschmuggelt…) Das läuft heute im Internet im großen Stil genau so. Man „bekommt“ %, weiß aber nicht was man bezahlt hat. Die Dummen bleiben dumm, auch wenn sie bei Amazon einkaufen…..

    • Ekel Alfred

      @ Dax, kann Sie sehr gut verstehen…. vermisse auch die gute alte Schmuggler-Zeit….Zoll Köpfchen, Tülje und Mützenich waren bei uns gross im Rennen….das waren die Klassiker….

  5. Mischutka

    Interessanter Artikel, gute Kommentare. Da schreibe ich auch mal etwas dazu.
    Man kann/soll z.B. auch regelmäßig die Preise vergleichen. Und da habe ich ein „schönes“ Beispiel :
    Ich bringe öfters Kleinigkeiten für Nachbarn, Freunde usw. mit. (Motto „Jeder hilft jeden“). So auch (und das ist nur 1 Beispiel das sehr treffend ist) für jemand, der viel raucht und deshalb dauernd diese „Duftverteiler“ von Febr**** braucht. (Diese „neuen“ 3 Fläschchen). Zuerst kostete eine Packung (in Aachen) 5,90 €. Zufällig habe ich das gleiche Produkt in Eupen (Supermarkt X) gesehen : Preis : (man glaubt es kaum) : 4,80 €. Angerufen, dann 6 Packungen mitgebracht. 2 Wochen später in Vaals : ich bin fast auf die „5 Buchstaben“ gefallen : 4,10 €. In der gleichen Woche in Eupen (im gleichen Supermarkt) : keine 4.80 € mehr, sondern nur 4,20 € – und sah im Prospekt vom Geschäft in Vaals ……. im „Sonderangebot“ …… 4.69 € (da wo der Normalpreis 4,10 € war). Dann kam der „Höhepunkt“ : In Eupen, in einem anderen „Billiggeschäft, kostete das Zeug ……3,89 € !!!
    Das ist nur 1 Beispiel. Das geht auch oft mit anderen Waren so. Fazit : Nicht immer was „im Angebot“ bzw. zu „Sonderpreisen“ angeboten wird, ist auch preiswerter. Man sollte sich nur die Mühe machen, immer und überall alles zu vergleichen. Kostet zwar etwas Zeit, wird aber immer gut „belohnt“. So ist es schon (vor ein paar Monaten) vorgekommen, daß Rasierer, in Deutschland hergestellt (!!!) in Belgien 7% billiger waren als in Aachen (in einem „sehr günstigen“ Drogeriemarkt).
    Schönes W-E an ALLE.
    N.B.: Wenn man günstiger einkaufen kann, deshalb ist man lange kein Geizhals ! Aber man kann mit dem „gesparten“ Geld etwas anfangen……..

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