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Belgiens Zeitungsverlage halten Verkaufszahlen unter Verschluss

Zeitungsausgaben von L'Avenir, La Meuse, Le Soir und Grenz-Echo. Foto: OD

Seit 1971 gibt es in Belgien das CIM, das „Centre d’Information pour les Médias“. Seit fast einem halben Jahrhundert veröffentlicht das Zentrum zum Ende eines jedes Quartals u.a. die Verkaufszahlen der geschriebenen Presse. Seit einiger Zeit jedoch werden die aktuellen Daten unter Verschluss gehalten.

Alle drei Monate teilten die Zeitungsverlage mittels einer Ehrenerklärung dem CIM die Verkaufszahlen ihrer Produkte mit. Dies betraf nicht nur die Zeitungen, sondern mit der Ausbreitung des Internets auch die Zahl der verkauften Online-Exemplare. Mit der Zeit wurden sogar Statistiken erstellt, welche die Verkaufszahlen von Print und Online zusammenfügten.

Es herrschte also große Transparenz – bis zum dritten Quartal des Jahres 2016. Seitdem herrscht weitgehend Funkstille. Die Verkaufszahlen des vierten Quartals 2016 und des ersten Quartals 2017 wurden nicht mehr veröffentlicht.

Blick in die Redaktionsräume der Tageszeitung „Het Nieuwsblad“. Foto: Belga

Mittlerweile wurden auch die Resultate der drei ersten Quartale des Jahres 2016 auf der Website des CIM gelöscht. Die letzten Daten, die veröffentlicht wurden, sind die des Jahres 2015.

Auf eine Nachfrage von „Ostbelgien Direkt“ beim CIM, weshalb die Angaben über die Verkaufszahlen nicht mehr veröffentlicht würden, teilte man uns wörtlich mit:

„Es werden zurzeit innerhalb des CIM Diskussionen geführt über Änderungen, was den Zeitpunkt und die Modalitäten der Veröffentlichungen von Daten betrifft. Unter diesen Umständen wurde auf eine Veröffentlichung der letzten Daten verzichtet. Wir werden Sie auf dem Laufenden halten, sobald die Daten gemäß den neuen Modalitäten veröffentlicht werden.“

Vor wenigen Tagen hieß es, dass voraussichtlich im Laufe des Monats Mai 2017 alle Verkaufszahlen und sonstigen Angaben des Jahres 2016 gemäß dem neuen Verfahren, für das man sich bis dahin entschieden haben wird, publik gemacht werden.

Welche Zukunft für die Zeitung?

Es ist kein Geheimnis, dass die Verkaufszahlen bei allen Zeitungen stark rückläufig sind, bei den einen mehr und bei den anderen weniger stark. Bei einigen Printmedien ist der Rückgang sogar dramatisch und setzte schon vor langer Zeit ein, etwa bei der Brüsseler Tageszeitung „Le Soir“, deren Auflage sich schon lange im Sturzflug befindet.

Der Rückgang bei den Printmedien konnte nur zu einem kleinen Teil durch Online-Abonnements aufgefangen werden. Auch die Einführung von Bezahl-Inhalten hatte bisher im Allgemeinen nicht den erhofften Erfolg.

Kurzum, die Branche ist in höchstem Maße verunsichert, wie die „Geheimniskrämerei“ beim „Centre d’Information des Médias“ in Bezug auf die aktuellen Verkaufszahlen zeigt.

Welche Zukunft für die Zeitung? Mit dieser Frage befassen sich unzählige Experten, die Antwort hat bisher aber niemand gefunden. (cre)

4 Antworten auf “Belgiens Zeitungsverlage halten Verkaufszahlen unter Verschluss”

  1. Ich lese seit 50 Jahren die Zeitung, doch den gleichen Stellenwert wie früher hat sie bei mir auch nicht mehr. Jetzt heißt es für die Zeitungsmacher Arschbacken zusammen kneifen und durch. Die Jugend pfeift auf die Zeitung, und die Alten sterben aus.

    • Mischutka

      @ Logisch :
      Du hast es auf den Punkt genau geschrieben ! Ich bin täglich, seit vielen Jahren, stundenlang mit dem Hund unterwegs : Vor Jahren konnte man, besonders in der Mittagszeit oder am frühen Abend, viele Menschen, eine Zeitung lesend, auf einer Bank sitzen sehen. Heute : mit dem Laptop oder dem Tablet. Das ist bequemer als wie mit einem Haufen Papier in den Händen und viel aktueller. Und im Bus, bei längeren Fahrten, im Wartezimmer/Wartesaal (Bahn) : Aller tippt und schiebt auf diese technischen Dinger herum. Und haste genug gelesen, ausschalten und in die Tasche damit. Also kein Papiermüll. Warten wir mal 10 Jahre (oder 20 Jahre Maximum) ab : Wenn du dann den Kindern etwas von einer „Zeitung“ erzählst, werden die fragen „Wat es dat denn für’n Ding – kann man das essen ?“ …..
      MfG.

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