Nachrichten

Belgien darf längeren Betrieb von Atommeilern mitfinanzieren

21.10.2015, Belgien, Huy: Das Atomkraftwerk Tihange. Foto: Oliver Berg/dpa

Zwei belgische Atomreaktoren laufen zehn Jahre länger als geplant. Das hat die Föderalregierung bereits entschieden. Die EU-Kommission gibt nun grünes Licht für die Pläne.

Der belgische Staat darf die Laufzeitverlängerung von zwei Atomreaktoren im Land finanziell unterstützen. Die EU-Kommission in Brüssel genehmigte die Beihilfe, wie aus einer Mitteilung hervorgeht.

Angesichts der Sorge um die Energie-Versorgungssicherheit und mit Blick auf den russischen Angriff auf die Ukraine hatte Belgiens Regierung 2022 beschlossen, den Atomausstieg des Landes um zehn Jahre zu verschieben. Jeweils ein Meiler der beiden belgischen Kernkraftwerke soll bis 2035 am Netz bleiben.

26.02.2016, Belgien, Antwerpen: Dampf steigt aus den Kühltürmen des Atomkraftwerks Doel. Foto: Oliver Berg/dpa

Die EU-Kommission gibt nun grünes Licht unter anderem dafür, dass der Staat dem Betreiber stabile Einnahmen für zehn Jahre gewährleistet und die Verantwortung für die radioaktiven Abfälle und abgebrannten Brennelemente übernimmt – gegen Zahlung eines Pauschalbetrages. Auch darf er sich an einem neu gegründeten Gemeinschaftsunternehmen zur Deckung der erforderlichen Investitionsausgaben zu 50 Prozent beteiligen.

– Drei von sieben Meilern in Belgien laufen nicht mehr: Belgien verfügt in den zwei Kernkraftwerken über insgesamt sieben Reaktoren – drei wurden allerdings bereits vom Netz genommen. Ursprünglich sollten auch die zwei nun länger laufenden Reaktoren in den Kraftwerken Doel nahe der Stadt Antwerpen und Tihange 2025 abgeschaltet werden.

Im Nachbarland Deutschland sorgen die belgischen Atommeiler aus den 1970er und 1980er Jahren immer wieder für Diskussionen. So wurden bei Reaktoren mehrfach Mängel festgestellt, etwa marode Betonteile. Unter anderem die Stadt Aachen (Nordrhein-Westfalen) und die deutsche Regierung forderten deswegen in der Vergangenheit wiederholt die Stilllegung.

– Neue Regierung will weiter verlängern: Die neue belgische Regierung von Premierminister Bart De Wever will laut Koalitionsvertrag auch weiter auf Atomkraft setzen. Das Bündnis aus fünf Parteien (N-VA, MR, Vooruit, CD&V und Les Engagés) ist seit Anfang Februar im Amt. Die Regierung wolle ein ehrgeiziges Programm zur Wiederbelebung der Atomindustrie in Belgien auflegen und neue Kernreaktoren bauen, heißt es in dem Koalitionsvertrag. Kurzfristig sollen demnach bestehende Kapazitäten verlängert und langfristig in den Bau neuer Kapazitäten investiert werden. (dpa/cre)

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern