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Neun von zehn Unternehmen: Automatische Indexierung der Löhne ist unhaltbar

„Laut der Belgischen Nationalbank werden die Löhne in den Jahren 2022-2024 um mindestens 13 Prozent steigen.“ Illustration: Shutterstock

Neun von zehn Unternehmern halten das derzeitige System der automatischen Indexierung für unhaltbar. Dies geht aus einer Umfrage hervor, die Unizo, der Verband der Selbstständigen in Flandern, unter mehr als 200 Arbeitgebern durchgeführt hat.

Ein Drittel der Unternehmer (32 Prozent) gab an, dass sie Investitionen und Einstellungen wegen der Auswirkungen der Lohnerhöhungen aufschieben.

„Die Gewerkschaften behaupten immer wieder, dass die Löhne in diesem Jahr nur um 0,4 Prozent steigen können. Das ist aber absoluter Unsinn“, sagt Danny Van Assche, stellvertretender Direktor von Unizo. „Es geht um das Lohngesetz, das die Erhöhung der Löhne in Abhängigkeit vom Index regelt. Die Wahrheit ist, dass die Löhne in unserem Land automatisch und viel schneller steigen als in den Nachbarländern“, fügt Van Assche hinzu. „Laut der Belgischen Nationalbank werden die Löhne in den Jahren 2022-2024 um mindestens 13 Prozent steigen. Vielleicht wird dieser Prozentsatz sogar noch höher sein.“

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„Hände weg von unserem Index!“: Dieses Archivbild zeigt Mitglieder der Sozialistischen Gewerkschaft bei einer Protestaktion in Brüssel im März 2015. Foto: Belga

Für 2022 und 2023 prognostiziert die Europäische Kommission für Belgien eine viel stärkere Beschleunigung der realen Lohnkosten im Vergleich zu den Nachbarländern. Unizo warnt erneut vor der Gefahr, dass unser Land einen Arbeitskostennachteil anhäuft, der die Wettbewerbsposition von Kleinen und Mittleren Unternehmen (KMU) bedroht, so Unizo.

Die Umfrage zeigt, dass 96 Prozent der KMU, die Personal beschäftigen, sich auf steigende Lohnkosten vorbereiten, indem sie z. B. Investitionsprojekte aufschieben oder streichen (35 Prozent) oder bei anderen Kosten sparen (52 Prozent). Drei Viertel wollen die Preise an die Kunden weitergeben, aber bislang ist weniger als die Hälfte der Unternehmen (47 Prozent) aktiv geworden. Das bedeutet, dass die Gewinnspannen und die Rentabilität unter Druck geraten, was langfristig nicht tragbar ist.

Der Unternehmerverband fordert daher eine Anpassung der automatischen Lohnindexierung. „Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen“, heißt es. Dies könne  durch eine allgemeine Anpassung, einen sozial angepassten Indexsprung oder eine Nettoindexierung bei gleichzeitiger Senkung der Arbeitgeberbeiträge geschehen. Eine weitere Option sei eine befristete Regelung, die es den Unternehmen erlaube, sich bei Bedarf aus der automatischen Indexierung zurückzuziehen.“ (cre)

 

14 Antworten auf “Neun von zehn Unternehmen: Automatische Indexierung der Löhne ist unhaltbar”

  1. Dass die Einkommen nur entsprechend der Gewinne der Firmen steigen können scheint ja nicht vermittelbar zu sein. Im Klartext, das Kabelwerk z.B. kann nicht deswegen die Löhne erhöhen weil bei Fonk der Brotpreis steigt. Löhne + Lohnnebenkosten müssen erwirtschaftet werden und das unabhängig von den Preisen im Supermarkt. Eine desaströse Wirtschaftspolitik durch eine automatische Indexierung der Einkommen für die Bürger folgenlos zu gestalten, hat nie funktioniert, funktioniert jetzt nicht und wird auch im grünen Utopia nicht funktionieren. Es scheint dass jede Generation das aufs neue schmerzlich lernen muss….

    • Aber das Fonk oder das Kabelwerk die Preise erhöht ist für Sie ok…
      Ich würde noch einen Schritt weiter gehen. Ich würde die Gehälter und „Renten“ der Politiker an das PIB binden. Auf diese Weise wär ein Politiker schon eher darum bemüht dafür zu sorgen, dass es in seinem Land läuft. Im Moment geniessen die ja Narrenfreiheit. Die Föderalregierung fährt die Wirtschaft gegen die Wand, gönnt sich aber selber im gleichen Zeitraum 22 % mehr Budget für die Ministerkabinette. Und dann kommt so ein Volksvertreter und redet etwas von „Solidarität“, „den Gürtel enger schnallen“, „Frieren für den Krieg gegen Russland“ …
      Ich würde KEINE Zugeständnisse machen! NICHTS! Solange die Regierung nicht von ihrer Politik abweicht, den Großunternehmen die Steuern zu erlassen, dann soll der Staat meinetwegen in die Brüche gehen!
      Nebenbei: Haben Sie gehört, dass der Internetriese „Amazon“ auch im letzten Jahr, zum wiederholten Male, ein Defizit eingefahren hat und keine Steuern zahlt? Trotz Boom des Internethandels! Seltsam, oder? Wie würde es Ihnen und mir ergehen, wenn wir mehrere Jahre lang Defizit einfahren würden? Man würde ihnen die Steuerkontrolle schicken und den Laden schließen. Man würde ihre Finanzen der letzten 7 Jahre durchleuchten und das kann eine teure Angelegenheit werden. Wenn Sie mit ihrem Unternehmen nur Defizit einfahren, dann nennt man das ein „Hobby“ oder „Liebhaberei“ und dafür gibt’s keine Steuerdeals, keinen Firmenwagen, keine Vergünstigungen … Aber wir haben ja keinen Milliardenumsatz und daher müssen wir halt eben die Hälfte unseres Einkommens abdrücken, damit Internethändler gutes Internet, gute Straßen, Lieferdienste etc hier vorfinden, die sie nach Herzenslust benutzen können.

  2. volkshochschule

    Der Kapitalismus im Endstadium produziert Arme trotz Vollzeitarbeit, Suppenküchen und Hungertafeln auf der einen Seite und auf der anderen werden astronomische Gewinne verbucht. Die Konzerne sind mittlerweile so dreist das sie den staatlichen Tankrabatt selbst einstreichen anstatt ihn an die Autofahrer weiter zuleiten.

  3. Das liebe Geld...

    Das Problem ist nicht das Lohn-Index System, das sehr sozial war und ist. Schon vergessen, es war das beste was die Politik der Nachkriegszeit machen konnte, um gerecht all die auch für ihren Einsatz beim Wiederaufbau des Reichtums des Landes zu beteiligen. Aber seit dem man das Geld von der Wahre entkoppelt hat, ist es all denen ein Dorn im Auge, denen dieses ’sozial und solidarisch sein‘ abgeht und die ihr Personal als ‚Gewinnquelle‘ missbräuchlich vergewaltigen, besonders sichtbar in Kriesenzeiten. So verhalten sich nur Chefs denen es sogar egal ist, wenn sie den Ast absägen worauf sie es sich bequem gemacht haben. Wenn so ein Ast herunter kommt, richtet er so wie so nur noch mehr Schaden an, als er wert ist ! Aber dann wird wieder geheult und nach Solidarität gerufen…, ratet mal von wem ! Die Politik sollte daher die Börsen an die Kette legen, die auf alles wetten und spekulieren dürfen, was andere, aber auch vielleicht um andere, in den Ruin treibt bzw treiben zu können, dann bräuchte auch niemand auf den Index zu schimpfen. Wenn angeblich 90% das aber nicht wollen, was sagt uns das über den Zustand des Systems? Arme Welt !

    • Walter Keutgen

      Das liebe Geld …, die Indexierung ist in Belgien nach dem Ersten Weltkrieg bei einer Streik- und Demonstrationwelle, bei der es Tote gegeben hat. Die Preise waren vervierfacht worden. Auch deshalb hängen die Gewerkschaften so daran. Ansonsten, Ach Unternehmen 13/06/2022 12:37 hierunter lesen.

  4. Ach Dachs

    Die Langzeitstudie zeigt, dass Belgien aufgrund des Index viel besser aus bisherigen Krisen hervorgegangen ist. Wen interessieren denn die Momentaufnahme eines Unternehmerverbandes der nicht erkennt, dass es seine Arbeiter sind, die Dinge leisten. Der Rest ist das übliche Geschurbel. Nach ihrem Vorschlag müssten aufgrund der Verluste des Kabelwerks ja die gesamte Belegschaft zum halben Lohn arbeiten gehen. Sie Mintgenie.

    • Was eine Abscheibung in einer Bilanz darstellt haben Sie Komplettversager auch nicht verstanden. Leute wie Sie können nur von einem Staat leben der sie dafür bezahlt dass sie ihm die Stiefel lecken….

      • Ach Dachs

        Der Einzige der was Abschreibt sind Sie, bei Tichy und Konsorten. Sie folgen Ihren Floskeln ohne nach links und rechts zu schauen. Was früher richtig war kann ja heute nicht falsch sein, blababla. Sie können vielleicht rechnen, aber Zusammenhänge außerhalb ihres neoliberalen physikalischen Denkens warnehmen und in den Kontext setzen, dazu sind Sie nicht in der Lage, sie Rethoriker. Sie Jammern nur, Besserungsvorschläge, Fehlanzeige.

        ///das Kabelwerk z.B. kann nicht deswegen die Löhne erhöhen weil bei Fonk der Brotpreis steigt.///

        Und nochwas, wenn der Arbeiter sich noch nicht mal das Brot leisten kann, halten Sie schön die Stange bei denen die „Geld arbeiten lassen“. Sie sind nur der Frosch, der im Teich bleibt, wenn er leergesaugt wurde und das dann auch noch gut findet.

      • Ach Unternehmen

        Tarifstreit in Deutschland:
        Ta­rifrun­de Tex­til Ost 2022: Ta­ri­fab­schluss er­zielt +5.6%
        Ei­sen­bahn-Ta­rif­ver­trag: Löh­ne und Ge­häl­ter stei­gen um 4,5 Pro­zent
        Ta­rifrun­de Ei­sen und Stahl 2022: IG Me­tall for­dert 8,2 Pro­zent mehr Geld
        Ta­ri­fei­ni­gung bei den pri­va­ten Ban­ken: 5% mehr Ge­halt
        Pri­va­te Ver­si­che­rungs­wirt­schaft: Ta­ri­fei­ni­gung er­zielt +5%
        Ta­ri­fab­schluss für Be­schäf­tig­te in der Druck­in­dus­trie: 3,5 Pro­zent mehr Lohn

        Dachs glaubt, dass der Begische automatische Index abgeschafft werden soll:

        Frankreich: FNTR schätzt Streikkosten auf 140 Millionen Euro, nur Transportbereich.
        USA: Der US-Autobauer hat im vierten Quartal 2019 einen Verlust von 176 Millionen Euro eingefahren. Hauptgrund: ein 40-tägiger Arbeitskampf.
        Streiks kosten Lufthansa 170 Millionen Euro
        100 Millionen Euro täglich Wirtschaft fürchtet immensen Streik-Schaden, Deutsche Bahn

        Die Alternative wünscht sich eigentlich keiner.

  5. Mit der automatischen Indexierung des (Netto)Lohns wird der Arbeitnehmer ruhig gestellt, der Arbeitgeber mit dem (Brutto)Lohn geschröpft.
    Solange die Politik sich zunächst selbst bedient und das Verwaltungssystem auf allen Ebenen übertrieben ausgebaut und finanziert wird, bleibt trotzdem immer weniger für das Wesentliche übrig.

  6. Piersoul Rudi

    …“Automatische Indexierung der Löhne ist unhaltbar“…
    Das ich nicht lache…
    Ich finde es ebenfalls unhaltbar das alle Preise andauernd ansteigen und das die „lebensnotwendige Produkte“ (fast) unbezahlbar geworden sind…
    Ich finde es ebenfalls unhaltbar das die Renten/Pensionen nicht steigen, außer, durch diese Indexanpassungen die vorne und hinten nicht reichen um die Preissteigerungen, annährend, folgen zu können…
    MfG.

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