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Ausrüster-Revolution im deutschen Fußball: Nike statt Adidas ab 2027 – Kritik von Minister Habeck

14.03.2024, Hessen, Frankfurt/Main: Deutschlands Bundestrainer Julian Nagelsmann hält auf einer Pressekonferenz das neue offizielle EM-Trikot des DFB-Teams von Adidas hoch. Foto: Boris Roessler/dpa

Die drei Streifen verschwinden vom deutschen Trikot. Ab 2027 rüstet Nike die deutschen Nationalteams aus. Der Schritt kommt kurz vor der Heim-EM unerwartet und ist für Wirtschaftsminister Robert Habeck unvorstellbar.

Zäsur bei der deutschen Nationalmannschaft: Der Deutsche Fußball-Bund lässt den Vertrag mit Dauerpartner Adidas auslaufen und wird ab 2027 von Rivale Nike ausgestattet. Diese einschneidende und vollkommen unerwartete Entscheidung verkündete der DFB am Donnerstag und erntete dafür Kritik von Bundeswirtschaftsminister und Vizekanzler Robert Habeck.

„Die künftige Partnerschaft ermöglicht es dem DFB, auch in der kommenden Dekade zentrale Aufgaben mit Blick auf eine umfassende Entwicklung des Fußballs in Deutschland wahrzunehmen“, sagte Präsident Bernd Neuendorf.

21.03.2024, Hessen, Frankfurt/Main: Nationalspieler Niclas Füllkrug mit einem Ball von Nike. Foto: Arne Dedert/dpa

Die Partnerschaft mit dem US-Sporthersteller soll im Januar 2027 beginnen und bis 2034 dauern. Nike soll in dieser Zeitspanne alle Nationalteams ausrüsten. „Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Nike und über das in uns gesetzte Vertrauen“, fügte Neuendorf an.

– Bereits 2007 Multi-Millionen-Offerte von Nike: Viele Jahrzehnte lang waren der DFB und Adidas Partner. Etliche Erfolgsgeschichten sind mit dem Sportausstatter aus dem fränkischen Herzogenaurach verbunden. „Ich kann mir das deutsche Trikot ohne die drei Streifen kaum vorstellen. Adidas und Schwarz-Rot-Gold gehörten für mich immer zusammen. Ein Stück deutscher Identität. Da hätte ich mir ein Stück mehr Standortpatriotismus gewünscht“, kritisierte Habeck (Grüne).

Legendär ist die Episode, als Adi Dassler das deutsche Team bei der WM 1954 erstmals mit Schraubstollen an den Schuhen ausstattete und Siegtorschütze Helmut Rahn im Schweizer Regen für das „Wunder von Bern“ sorgte – die Trikots stammten damals übrigens nicht von Adidas.

Diese Ära wird nun Ende des Jahres 2026 auslaufen, was den deutschen Sportartikelhersteller offenbar kalt erwischte. Erst am Donnerstag wurde Adidas über die Entscheidung informiert, wie ein Sprecher auf dpa-Anfrage mitteilte.

18.11.2023, Berlin: Deutschlands Spieler stehen vor der Begegnung gegen die Türkei zu einem Gruppenfoto zusammen. Foto: Federico Gambarini/dpa

Die Entscheidung gegen Adidas und pro Nike war offensichtlich auch von wirtschaftlichen Gesichtspunkten getrieben. „Wir sind dankbar, aufgrund des von Nike zugesagten Engagements als Verband wieder in eine wirtschaftlich stabile Zukunft blicken zu können“, sagte DFB-Schatzmeister Stephan Grunwald. Kurz nach der WM 2006 hatte es bereits eine Multi-Millionen-Offerte des US-Konzerns gegeben. Damals entschied sich der DFB für Dauerpartner Adidas – und gegen einen Wechsel.

– „Bestes wirtschaftliches Angebot“: Diesmal kam es anders. Holger Blask sagte als Vorsitzender der Geschäftsführung der DFB GmbH & Co. KG erklärend: „Nike hat das mit Abstand beste wirtschaftliche Angebot abgegeben und zudem mit seiner inhaltlichen Vision überzeugt, die auch ein klares Bekenntnis für die Förderung des Amateur- und Breitensports sowie die nachhaltige Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland beinhaltet.“

Die Nationalmannschaft hatte bei den drei vergangenen Turnieren sportlich schlecht abgeschnitten. Bei der WM 2018 und 2022 schied man in der Vorrunde aus, bei der EM 2021 im Achtelfinale. Der Werbewert von 2014, als Deutschland in Rio de Janeiro zum vierten Mal Weltmeister wurde, war nicht mehr gegeben.

„Die Vergabe an den künftigen Ausrüsterpartner Nike ist das Ergebnis einer transparenten und diskriminierungsfreien Ausschreibung“, sagte Blask. Bei allen vier WM-Titeln und bei allen drei EM-Titeln der Männer sowie bei den beiden WM-Titeln und den acht EM-Trophäen der Frauen war Adidas als Ausrüster vertreten.

– Kritik von Habeck: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat den zukünftigen Ausrüster-Wechsel beim Deutschen Fußball-Bund vom langjährigen Partner Adidas zu Nike kritisiert. «Ich kann mir das deutsche Trikot ohne die drei Streifen kaum vorstellen. Adidas und Schwarz-Rot-Gold gehörten für mich immer zusammen. Ein Stück deutscher Identität. Da hätte ich mir ein Stück mehr Standortpatriotismus gewünscht», sagte Habeck.

30.05.1974, Schleswig-Holstein, Malente: Libero und Kapitän Franz Beckenbauer (l) und Mittelfeldspieler Uli Hoeneß (r) probieren am 30.5.1974 auf dem Gelände der Sportschule Malente (Schleswig-Holstein) neue Fußballschuhe an, die Adi Dassler mitgebracht hat. Foto: Werner Baum/dpa

– Diesen Sommer noch in Herzogenaurach: Die Heim-EM 2024, die Frauen-EM 2025 in der Schweiz sowie die Männer-WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada werden die DFB-Teams noch mit Adidas-Trikots absolvieren. „Bis Dezember 2026 werden wir uns mit aller Kraft für den gemeinsamen Erfolg mit unserem langjährigen und aktuellen Partner adidas engagieren, dem der deutsche Fußball seit mehr als sieben Jahrzehnten sehr viel zu verdanken hat“, stellte Neuendorf klar.

Bei der EM in diesem Sommer wohnt die DFB-Elf sogar im Adidas-Homeground in Herzogenaurach. Das pinke Auswärtstrikot für das Turnier von 14. Juni bis 14. Juli hatte zuletzt für Diskussionen gesorgt und einen starken Verkaufsstart hingelegt.

– Laut „Handelsblatt“ zählt Nike jährlich 100 Millionen Euro: Der US-Sportartikelhersteller Nike soll sich den neuen Ausrüster-Vertrag mit dem Deutschen Fußball-Bund nach Informationen des «Handelsblatts» ab 2027 mehr als 100 Millionen Euro pro Jahr kosten lassen. Das soll aus Branchenkreisen bekannt geworden sein, wie das Blatt berichtet. Damit würde Nike die bisherige Vertragssumme des aktuellen Ausrüsters Adidas bei Weitem übertreffen. Der langjährige Partner Adidas, der noch bis Ende 2026 alle Nationalmannschaften ausrüstet, soll rund 50 Millionen Euro jährlich an den DFB überweisen. Der Verband hatte den neuen Deal am Donnerstag bekannt gegeben, die Vertragssumme aber nicht genannt. Es hieß lediglich, dass Nike „das mit Abstand beste wirtschaftliche Angebot abgegeben“ habe. (dpa)

13 Antworten auf “Ausrüster-Revolution im deutschen Fußball: Nike statt Adidas ab 2027 – Kritik von Minister Habeck”

  1. delegierter

    Wetten daß beide Shirts aus Indonesien kommen !
    Bei Adidas ist auch nur der Name deutsch. Habeck hat genug andere Probleme um die er sich kümmern soll und kann. Manchmal ist er selbst das Problem !

  2. Wie die Parteifreundin Claudia Roth wohl die starkten Worte von Minister Habeck sehen wird? „Deutsche Identität“ und „Standortpatriotismus“ hätte ich eher im Mund einer Alice Weidel oder eines Chrupalla vermutet, vor allem nach der von den Medien propagierten letzten „Demokratieprotestwelle“ in Deutschland, wo man die Demokratie verteidigt, in dem man der AFD den Mund verbietet.

    • Grüner Wahnsinn

      “ vor allem nach der von den Medien propagierten letzten „Demokratieprotestwelle“ in Deutschland, wo man die Demokratie verteidigt, in dem man der AFD den Mund verbietet.“

      ……sowie nach Stasimethoden beispielsweise eine 16-jährige Schülerin mitten im Unterricht von einer Schule abführt und verwarnt, da es die „Dreistigkeit“ besaß, in einem Video, Deutschland als ihre Heimat zu bezeichnen und zu äußern, dass (sinngemäß), die Farben der Schlümpfe zu denen der AFD passen würden.
      Ich kann mir gut vorstellen, dass demnächst eine neu gegründete“ Faeser- Eingreif-Truppe“ (FET) für ähnliche „Delikte“ von amtswegen einschreitet. Tja, dass Wort „Heimat“ oder gar „Deutschland“ gibt es nicht im (Gender)- Vokabular der Grünen.
      Roth und C0 klatschen eher Beifall, wenn ein Redner bei der Berlinale Hetzreden gegen Israel verbreitet. Und dann faselt dieser Habeck irgendetwas von „Deutschland“ „Schwarz-Rot-Gold“ u.a.m. Wobei die Grünen Schlümpfe eher Deutschland als Fremdwort sehen.

      • Oder wie erst gestern in Eschweiler geschehen. Es wird eine Aktion gegen Rassismus und selbstredend gegen die AFD im Stadtzentrum organisiert. Die Schulen waren mit vielen Klassen vertreten. Die Eltern wurden nicht informiert, jedenfalls nicht in allen Schulen. In den Aachener Nachrichten spricht man von vielen Teilnehmern. Natürlich wird nicht erwähnt, dass die Schüler zu der Veranstaltung gehen mussten und deswegen Unterricht ausfiel. So werden schon die Kinder auf Linie gebracht. Noch schlimmer ist die Unverfrorenheit der Aachenener Zeitung. Sämtliche Artikel können nur gelesen werden, wenn man Abonennt ist. Kurioserweise können die Artikel gegen Rechts, wie man sie nennt, ohne Abo von jedem gelesen werden.
        Es hat nur indirekt mit dem Thema hier zu tun aber ist doch ein weiteres Beispiel für eine verlogene Politik.

  3. Robin Wood

    Geld regiert die Welt. Wieso sollte der Fussball da eine Ausnahme sein?

    „Ein Stück deutscher Identität. Da hätte ich mir ein Stück mehr Standortpatriotismus gewünscht», sagte Habeck.‘
    Sagt gerade er, der mit Vaterlandsliebe doch nichts anfangen kann.
    Viele Deutsche wünschen sich mehr Standortpatriotismus in Sachen Wirtschaft von Habeck.

    • „Diese Kritik von einem Wirtschaftszerstörungsminister, der Deutschland stets zum kotzen fand“

      Und auch andere Grüne und Linke sehen das so

      Überhaupt dieses unqualifizierte Geblaffe auch anderer Politiker, quasi partei-übergreifend, wie Söder, Lauterbach, MP’s von einigen Bundesländern und noch andere mehr, die , wie üblich, ihren hirnrissigen Senf zu gleich welchen Themen von sich geben. Mittlerweile steht alles zu dem Wechsel von Adidas zu Nike, welcher der DFB nun vollzogen hat, u.a. im „Kicker“ gut und seriös erklärt
      In Kurzform dazu : Nike bietet 100 Millionen(!) Euro im Jahr, Adidas wollte nicht „mehr „als 50 Millionen Euro zahlen, also nur die Hälfte. Dazu bietet Nike noch diverse Sachleistungen, wovon ebenfalls der Amateurbereich mit einbezogen wird, die scheinbar so bei Adidas nicht vorgesehen waren.
      Kurzum, rein aus finanziellen Erwägungen konnte der ( manchmal zu recht gescholtene) DFB dieses Nike-Angebot nicht ablehnen. Bei einem geringen Übergebot von Nike, wäre der DFB nicht zum Konkurrenten gewechselt, so ein DFB-Sprecher gegenüber dem Kicker ( Zitat DFB:. “ Es ging nicht um 2 Millionen“) Wie gesagt, so ein Angebot konnte der DFB einfach nicht ausschlagen, dies wäre gegen jede wirtschaftliche Vernunft gewesen, Adidas hin oder her! Da tragen unsachlich verbreitete Lippenbekenntnisse ahnungsloser Politiker oder sonstiger Dummschwätzer, welche ja nicht bei den Vertragsverhandlungen dabei waren, gar nichts zum Thema bei.

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