Politik

Auch in Raeren sitzt die CSP (bzw. CSL) weiter am Katzentisch – Güsting auf Umwegen Bürgermeister

BRF-Wahldebatte zur Gemeinde Raeren am 2. Oktober 2018 (v.l.n.r.) Ulrich Deller (Ecolo), Roland Lentzen (CSL), Moderatorin Anne Kelleter und Erwin Güsting (Mit uns). Foto: Screenshot BRF

In der Gemeinde Raeren ist der Wahlausgang ähnlich wie in Eupen: Die regierenden Liberalen, die sich hier „Mit uns“ nennen, haben ein Mandat eingebüßt, während die Christlich-Sozialen, die CSL heißen, ein Mandat gewonnen haben.

Trotzdem bleibt auch in der Töpfergemeinde die alte Koalition von „Mit uns“ und Ecolo erhalten. Die Grünen haben sogar einen Sitz gewonnen. Insgesamt hat die Mehrheit also ihre 14 Sitze behalten.

Insofern hält der Coup, den Bürgermeister Hans-Dieter Laschet vor sechs Jahren unmittelbar nach Bekanntgabe der Wahlergebnisse landete, indem er vor laufender Kamera und per Handschlag seinen alten Koalitionspartner CSL fallen ließ und sich mit Ecolo auf ein neues Bündnis einigte, weiter an.

Nichts Neues im Schatten der Burg (und der Kirche) von Raeren. Foto: OD

Noch am Wahlabend machte die CSL den Grünen ein Angebot, bot ihnen sogar den Posten des Bürgermeisters an, doch ließ Ecolo-Spitzenkandidat Uli Deller die Bittsteller abblitzen. Deller habe kein Interesse daran gehabt, Bürgermeister von Raeren zu werden, so die CSL, die weitere sechs Jahre am Katzentisch sitzt.

Damit ist der Weg frei für Erwin Güsting, der auf Umwegen sein Ziel erreicht hat. Normalerweise bringt es ein Kandidat, der von Wahl zu Wahl auf einer anderen Liste zu finden war, nicht sehr weit, weil er in den Augen vieler Wähler als „unberechenbarer Kantonist“ gilt. Nicht so Erwin Güsting, der in der BRF-Wahldebatte auch lang und breit erklärte, weshalb er sich keineswegs als „Wendehals“ sehe.

Jedenfalls hat es Güsting geschafft, Bürgermeister von Raeren zu werden. Für ihn hat es sich gelohnt, den einen und anderen Umweg zu machen. Ansonsten gilt: Nichts Neues im Schatten der Burg. (cre)

24 Antworten auf “Auch in Raeren sitzt die CSP (bzw. CSL) weiter am Katzentisch – Güsting auf Umwegen Bürgermeister”

  1. Schockblind

    Als diese Form der Demokratie mal so verankert wurde, da gab es so was wie ungeschriebene Gesetze des Anstands. Heute gibt’s keine Moral mehr und jeder guckt, dass es seine Schäfchen ins Trockene kriegt.Das reicht dann als Rechtfertigung für jede Mauschlei im Sinne der eigenen Schäfchen.

    • @ Schockblind

      Ich kann mich noch gut an diese Zeiten erinnern. Damals gab es weniger Parteien und absolute Mehrheiten.
      Heute gibt es viele Parteien und die Notwendigkeit zu Koaltion und Kompromis. Wenn einige „Betonköpfe“ das noch nicht begriffen haben sollten sie sich ein anderes Betätigungsfeld suchen.
      Politik ist im Wandel und irgendwann wird das auch bei den Politikern ankommen.

  2. Richtig gewählt

    In Raeren werden die meisten Wähler wohl sehr zufrieden sein. In den letzten sechs Jahren ist dort sehr gute Arbeit geleistet worden. Mit einem Haufen unerfahrenen Kanditaten der CLS lässt sich keine Gemeinde seriös regieren. Einen Polterer wie Herr Lenzen braucht Raeren erst recht nicht.

  3. schlechtmensch

    Man muss es akzeptieren wie es ist. In Eupen wie auch in Raeren hat die größte Mehrheit der Wähler die CSP NICHT gewählt. Ich als CSP würde auch keinen Koalitionspartner wählen der solche Kapriolen veranstaltet (hat). Sie sollen ihre Politik konsequent durchziehen und wenn sie nicht gewählt werden Pech gehabt.

  4. Von Berg

    Ich bin froh das es so gekommen ist
    1. Die aktuelle Mehrheit hat sehr gute Arbeit geleistet, okay bei 2 – 3 Dingen vielleicht nicht geglänzt (wurde ja auch ordentlich von der CSP in Raeren durch den Kakao gezogen) , aber in Summe sehr gut.
    2. Das wahre Gesicht der CSP kam am Wahlabend zum Vorschein, einfach mal so den Bürgermeister abgeben! Da käme ich mir als Lentzen Wähler doch ziemlich betrogen vor. Wochen vorher noch „Ich will Bürgermeister werden“ und dann sowas!

    • Das sehe ich auch so.
      Die CSL scheint aus ihrem peinlichen Auftritt nach den Wahlen 2012 anscheinend nichts gelernt zu haben. Mit der Anbiederung an Ecolo und Herrn Deller (noch am Wahlabend!) haben die CSL und Herr Lentzen für jeden sichtbar eingestanden, dass sie sich das Bürgermeisteramt doch nicht zutrauen.

  5. Beobachter

    2012 hatte die Liste „Mit uns“ 8 Sitze; die FBL mit Erwin Güsting 1 Sitz; also zusammen 9 Sitze 2018 hat die Liste „Mit uns“ mit Erwin Güsting 7 Sitze, also 2 Sitze weniger …Der Wähler war doch nicht so recht mit ihnen einverstanden !

  6. Mit uns verliert zwei Sitze!

    Mit Uns und Erwin Güsting haben nicht einen Sitz, sondern zwei Sitze verloren! Der Sitz der FBL darf man nicht vergessen!!
    Somit haben sie in der Wahl erhebliche Stimmen VERLOREN. Ecolo und CSL haben jeweils einen Sitz GEWONNEN.

  7. Rechenspiel

    Die CSP/CSP/CSxxx – Leute gehen von einem Denkfehler aus. Sie glauben, die stärkste Liste müsste (mit)regieren, auch wenn sie nicht mal ein Drittel der Stimme auf sich vereinen kann und damit zwei Drittel gegen sich hat. In der Demokratie geht es um Mehrheiten, und Mehrheiten haben nunmal mindestens 50% plus 1. Sie können gebildet werden, indem man direkt die absolute Mehrheit der Stimmen gewinnt, was sogar einem bekennenden CSP-Mann heutzutage noch gelingen kann (Beispiel St. Vith). Gelingt das nicht, dann sind Koalitionen erforderlich. Und es gibt nirgendwo ein Gesetz, das sagt, dass die stärkste Fraktion unbedingt in die Koalition muss. Solange die stärkste Fraktion die NVA ist, haben die C-Leute kein Problem damit, diese Partei auflaufen zu lassen, es sei denn, sie legen sich mit ihr ins Koalitionsbett, um an der Macht zu sein. (Beispiel Antwerpen)
    Warum habe die C-Leute mit den Mehrheitsbildungen dieser Woche ein Problem ? Vielleicht ist ihnen der Blick für die Realität auch ganz einfach nur durch ihren Europaabgeordneten versperrt ? Der tut ja so, als sei er der legitime Vertreter aller ostbelgischen Wähler, versäumt aber keine Gelegenheit, diesen Wählern allesamt seinen CSP/EVP-Stempel aufzudrücken. Dabei hatte er nicht mal ein Drittel der Stimmen bei der letzten Wahl. Richtig wäre im Fall „Ostbelgischer Europaabgeordneter“ eine Stichwahl zwischen den beiden stärksten Bewerbern. Der Sieger hätte dann eine demokratisch legitimierte Mehrheit von 50% plus 1 hinter sich. Warum unser EU-Abgeordneter für diese Idee nicht zu begeistern ist, lässt Fragen aufkommen. Hat er Angst, dass er dann vielleicht nicht durchkommen würde ? Fürchtet er, dass es in Ostbelgien mehr Leute gibt, die die CSP nicht im Parlament oder an einer Regierung sehen möchten als andersrum ? Es käme auf einen Test an. Echte Demokratie hält sowas aus.

  8. Grashopper

    So!Jetzt ist Pest contra Colera ja wie schon erwähnt durch(oder auch nicht).Freunde an der Macht,lasst euch was einfallen,sonst rappelt´s ganz schnell im Gebälk!Der Supergrüne kann retorisch babbeln,aber wird euch auf´s Fahrrad zwingen-Richtung Eynatten -Hauset.Der Güsting ist und bleibt ein Wendehals.Beide zusammen werden für(!!!) die Bürger nix auf die Reihe bringen.Unsere Steuergelder werden (jetzt doch nicht reduziert, laut Herrn Güsting nicht absehbar,nach gefühlten 20 Jahren Gegenteilsbehauptung)weiterhin in alten Ölwagons und noch älteren Asbestwagons verschwinden,weil wir wollen ja keine vernünftige und weit billigere Gemeindepolitik. Es wäre zum lachen,wenn´s nicht zum Kotzen wäre!

  9. Pragmatiker

    Schade. Raeren hat die Chance für den Generationenwechsel verpasst. War aber eigentlich klar, wenn man sich den Altersdurchschnitt der Wählerschaft ansieht. Viel mehr ältere Wähler, als junge…Das Alter als Machtfaktor ist nicht zu unterschätzen und irgendwann werden wir die Folgen ausbaden müssen. Die Qualität der politischen Arbeit leidet unter dem Altersfaktor vor allem dann, wenn Reformen blockiert werden (das haben wir schon immer so gemacht) um die Gemeinde zukunftstauglich zu machen oder familienfreundlicher.
    Deller und Güsting sollten sehr gerne ein erhenamtliches Engagement für die Gemeinde anvisieren. Für die Führungsspitze einer Gemeinde haben sie nicht mehr das erforderliche Alter.
    Für den, den es interessiert: ich bin 60.

  10. Viele Raerener sind eben nicht zufrieden mit der PFF ansonsten haette diese Liste ja nicht 2 Sitze verloren. Die Grünen haben zwar zugelegt aber sicher nicht durch besondere Leistungen einen Sitz hinzugewonnen sondern durch einen guten Redner. Ob der gute Redner jetzt auch gut arbeiten kann wird sich zeigen.Da unser Wahlsystem, weder etwas mit Demokratie zu tun hat noch mit Anstand, sehe ich kein Problem darin Herrn Deller zu fragen ob er Bürgermeister mit/unter der CSL werden will.Das ist nicht die feine Art, aber das Gesetz zwingt eine Partei doch zu solchem Handeln oder ?Ansonsten wäre es verboten. Zumal der CSl ja gar nichts anders übrig blieb als diesen Versuch zu starten, da sich ja 2 schon vor der Wahl einig waren. Ich sehe nicht was das mit Poltern zu tun haben soll. Er hat versucht das Beste rauszuholen.

  11. Ludwig Gielen

    Legislaturperiode 2012-2018: Blau-Grün 14 Sitze Opposition 7 Sitze
    Legislaturperiode 2018-2024: Blau-Grün 14 Sitze Opposition 7 Sitze
    Wählerwille erfüllt.
    Übrigens in der Provinz schickt die CSP nicht den Kandidaten mit dem höchsten Vorzugsstimmenergebnis in den Provinzialrat, sondern mit dem Zweitbesten, noch Fragen?

    • Walter Keutgen

      Die CSP „schickt“ in den Provinzialrat? Ja zum Kuckuck normal, wozu gibt es Wahlgesetze? Das Gesetz schreibt das vor. Natürlich könnte der Glückliche zurücktreten. Aber ich finde sowas ist Manipulation.

      • Das Wahlsystem in Europa ist ein Parteiensystem, historisch bedingt. Im Prinzip wählt man keine Personen sondern Parteien um einen „Führerkult“ auszuschließen. Theoretisch sollte jeder Bürger alle Wahlprogramme gelesen haben ehe er zur Wahl geht um sich für die Partei zu entscheiden deren Programm ihm am meisten zusagt. Die Partei sollte dann ungeachtet der Personen in der Partei diesen Wählerwillen umsetzen; Programm vor Personalie. Soweit die Theorie. In der Praxis liest niemand Parteiprogramme und, wie in der Liebe, entscheidet der Bauch und nicht der Kopf. Die Parteien haben in unserem System viele Möglichkeiten die Personen zu bestimmen die sie mit Funktionen betrauen, ungeachtet des „Wählerwillens“ bezüglich dieser Personen.

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