Gesellschaft

Emotionen kochen hoch nach dem Massaker an einer Grundschule in Texas – Streit um Waffengesetze in USA

25.05.2022, USA, Uvalde: Der Demokrat Beto O'Rourke (r), der in diesem Jahr gegen den texanischen Gouverneur Abbott antritt, unterbricht eine von Abbott geleitete Pressekonferenz. Foto: Dario Lopez-Mills/AP/dpa

AKTUALISIERT – „Kranker Bastard“ oder „peinlich“: So wird ein Demokrat auf einer PK zu dem tödlichen Amoklauf in Texas beschimpft. Der Grund für den Eklat ist das Thema Waffen. Die Emotionen kochen hoch. Gleichzeitig werden mehr Details über den Schützen bekannt.

Vor dem tödlichen Massaker an einer Grundschule in Texas soll der Täter einem Medienbericht zufolge Kontakt zu einem Mädchen in Frankfurt am Main gehabt haben. Demnach ist sie erst 15 Jahre alt. Das berichtete der US-Sender CNN. Parallel zu den laufenden Ermittlungen bricht auch der politische Streit über strengere Waffengesetze in den USA wieder offen aus.

Bei einer Pressekonferenz mit dem republikanischen Gouverneur des Bundesstaats, Greg Abbott, kam es am Mittwochnachmittag (Ortszeit) zum Eklat.

25.05.2022, USA, Uvalde: Ein Anwohner legt Blumen vor der Robb-Grundschule im Süden der Stadt ab. Ein 18 Jahre alter Amokschütze verbarrikadiert sich in Texas in einer Grundschule. Er tötet 19 Kinder und zwei Lehrer, alle in einem Klassenzimmer. Foto: Bob Daemmrich/ZUMA Press Wire/dpa

Der Demokrat Beto O’Rourke unterbrach die Veranstaltung und kritisierte Abbott für seine Haltung zu den Waffengesetzen. Auch US-Präsident Joe Biden beklagte erneut das Ausmaß an Waffengewalt und kündigte an, die betroffene Gemeinde besuchen zu wollen.

Abbott und weitere Offizielle äußerten sich bei der Pressekonferenz in der Kleinstadt Uvalde erstmals detailliert zu dem Blutbad an der Robb Elementary School.

Ein Schütze hatte dort am Dienstag 19 Kinder und zwei Lehrer getötet, bevor er von der Polizei erschossen wurde. Der 18-Jährige hatte Ermittlern zufolge im März innerhalb weniger Tage in einem Geschäft zwei Sturmgewehre und Munition gekauft. Er hatte seine Tat kurz zuvor auf Facebook angekündigt, wie Abbott sagte.

CNN berichtete, dass der Schütze kurz vor dem Massaker auch Textnachrichten an ein Mädchen aus Deutschland geschickt habe. Die 15-Jährige soll seit Anfang Mai in Kontakt mit dem Schützen gestanden haben, wie der Sender unter Berufung auf Chatprotokolle und ein Gespräch mit dem Teenager aus Frankfurt am Main berichtete. Der Schütze schickte dem Sender zufolge auch Videos von sich an das Mädchen. „Er sah glücklich aus und fühlte sich wohl im Gespräch mit mir“, zitierte CNN das Mädchen.

24.05.2022, USA, Uvalde: Das undatierte Foto der Polizei zeigt Salvador Ramos. Foto: Polizei/ZUMA Press Wire Service/dpa

Kurz vor der Tat soll er sich per Textnachricht über seine Großmutter beschwert haben. Dann habe er dem Mädchen mitgeteilt, der 66-Jährigen in den Kopf geschossen zu haben. Die Frau überlebte. Der Schütze habe dem Mädchen im Anschluss auch geschrieben, in einer Grundschule um sich schießen zu wollen, so CNN. Das sei die letzte Nachricht an das Mädchen in Deutschland gewesen.

„Jedes Mal, wenn ich mit ihm sprach, hatte er nie Pläne mit seinen Freunden“, sagte das Mädchen CNN zufolge weiter. Der Großvater des Schützen sagte dem Sender ABC, dass sein Enkel nicht viel geredet habe. „Er war sehr ruhig.“

Unterdessen kocht die Debatte über strengere Waffengesetze in den USA weiter hoch. Bei der Pressekonferenz mit Republikaner Abbott in Uvalde kam es sogar zu verbalen Ausfällen. Der Demokrat O’Rourke befand sich während der Veranstaltung im Publikum und warf dem Republikaner vor, nichts gegen die grassierende Waffengewalt in den USA zu unternehmen.

Der 49-Jährige will bei der nächsten Gouverneurswahl in Texas im November gegen Abbott antreten. Abbott reagierte auf die Vorwürfe nicht, während andere Offizielle O’Rourke zur Ordnung riefen und ihn dazu aufforderten, den Saal zu verlassen. Ein Mann rief O’Rourke zu: „Sie fallen aus dem Rahmen, und Sie sind peinlich.“ Ein anderer Mann beschimpfte den Demokraten wüst und sagte: „Ich kann nicht fassen, dass Sie ein kranker Bastard sind, der aus einer Sache wie dieser ein politisches Thema machen will.“

24.05.2022, USA, Uvalde: Gustavo Garcia-Siller (r), Erzbischof von San Antonio, tröstet Familien vor dem Civic Center. Foto: Dario Lopez-Mills/AP/dpa

O’Rourke verließ nach der verbalen Auseinandersetzung den Raum. „Wir können etwas tun“, sagte er im Anschluss sichtlich aufgebracht vor laufenden Kameras. Abbott kümmere sich mehr um seine politische Karriere als die Menschen in Texas. „Das ist gestört“, rief O’Rourke.

Abbott führte in der Pressekonferenz diese und ähnliche Taten nicht auf den leichten Zugang zu Waffen, sondern auf eine Zunahme von psychischen Erkrankungen zurück. Er lobte außerdem die Polizei und merkte an: „Die Realität ist, so schrecklich wie das, was passiert ist, es hätte schlimmer sein können.“ Der 64-Jährige ist ein ausgesprochener Befürworter von lockeren Waffengesetzen. Die Waffenlobby-Organisation National Rifle Association (NRA) plant an diesem Freitag ihre Jahresversammlung in Texas. Bei dem Treffen in Houston soll auch Bidens republikanischer Vorgänger Donald Trump sprechen.

Eine Verschärfung der Waffengesetze in den USA scheitert seit vielen Jahren an einer grundlegenden Uneinigkeit zwischen Demokraten und Republikanern in dieser Frage. Während viele Demokraten seit langem eine substanzielle Verschärfung der Vorschriften für Waffenbesitz im Land fordern, sind viele Republikaner vehement dagegen.

„Ich habe einfach satt, was da vor sich geht“, sagte Biden am Mittwoch und warb einmal mehr für eine Reform der Waffengesetze im Land. Viele Änderungen könnten einen Unterschied machen, ohne dass sich dies negativ auf den zweiten Verfassungszusatz auszuwirken würde.

24.05.2022, USA, Uvalde: Eine Frau weint, als sie das Uvalde Civic Center verlässt. Foto: William Luther/The San Antonio Express-News/AP/dpa

Das Recht auf Waffenbesitz in den USA ist in der Verfassung verankert. Der entsprechende Passus stammt aus dem 18. Jahrhundert. Biden betonte, bei der Verabschiedung des zweiten Verfassungszusatzes habe es bestimmte Waffen noch gar nicht gegeben. Dass ein 18-Jähriger heute einfach in ein Geschäft gehen könne, um Kriegswaffen zu kaufen, sei nicht richtig. „Das ist gegen den gesunden Menschenverstand.“ Der US-Präsident kündigte an, er wolle „in den nächsten Tagen“@mit seiner Ehefrau Jill nach Texas reisen und sich dort mit Familien treffen.

Ein Vorfall in der texanischen Stadt Richardson sorgte am Mittwoch außerdem für Aufregung. Die Polizei wurde über einen Jugendlichen informiert, der bewaffnet in Richtung einer Schule laufen würde. Der verdächtige Schüler sei schließlich von der Polizei in der Schule aufgegriffen worden – Waffen seien aber nicht bei ihm gefunden worden, hieß es in einer Mitteilung. Allerdings hätten die Beamten im Kofferraum des Autos des Verdächtigen auf dem Parkplatz Waffen entdeckt. Der Jugendliche sei festgenommen worden – weitere Details gab die Polizei nicht bekannt. (dpa)

24 Antworten auf “Emotionen kochen hoch nach dem Massaker an einer Grundschule in Texas – Streit um Waffengesetze in USA”

  1. Und schon ist „Präsident“ Biden zur Stelle, um zu behaupten, dass Achtzehnjährige in republikanisch regierten Staaten einfach so Sturmgewehre erwerben könnten. Abgesehen davon, dass er hier wieder einmal lügt, der Attentäter hat gegen eine Vielzahl von Gesetzen Waffen betreffend verstoßen, bevor er seine unsagbar böse Tat ausführte. Das wiederum beweist wie so viele Amokläufe, Überfalle, Morde oder Schießereien an öffentlichen Orten (wie kürzlich in Duisburg) zuvor, dass noch so strenge Gesetze genau gar keine Präventionswirkung haben. Der Staat sanktioniert halt nur und mit Vorliebe diejenigen, die sich nicht dagegen wehren (können).
    Abschließend bleibt die Feststellung, dass es laut offiziellem Duktus gute und schlechte Waffen gibt. Die Ukraine ist voller guter Waffen, die republikanischen Staaten der USA voller schlechter.

    • deuxtrois

      „Die Ukraine ist voller guter Waffen, die republikanischen Staaten der USA voller schlechter.“

      In der Ukraine gibt es aber, wenn der Krieg noch lange dauert, keine Schulen mehr, in denen Amokläufer rumlaufen könnten.

      Bei dem Waffenverbot geht es vor allem darum, dass man nicht eine Waffe in einem Bundesstaat schon im Supermarkt kaufen kann, während im Nachbarbundesstaat strenge Waffengesetze herrschen.

      Und da haben Republikaner, von denen viele auf den Gehaltslisten der NRA stehen, ebenso eine Mitschuld wenn sie schärfere Regelungen unterbinden.

      Auf 100 Einwohner gibt es in den USA 101 Schusswaffen, in Deutschland 32 Schusswaffen. Je mehr Waffen, umso wahrscheinlicher, dass es zu Unfällen, Amokläufen oder Morden durch Schusswaffen kommt.

      • Wer ernsthaft glaubt, dass die legal erworbenen und registrierten Waffen das Problem sind, der hat noch nicht einmal im Ansatz verstanden. Was mich bei jemandem, der noch nie etwas verstanden hat, nicht wirklich wundert.
        Wer Böses tun will, der wird es tun. Ob er mit einem Messer durch die Fußgängerzone rennt, der Polizei wie zum Beispiel in Anderlecht die Waffen klaut oder Kinder mordet, auf welche Art auch immer.
        Was ist eigentlich mit deutschen Waffen, die in der Ukraine abgefeuert per Querschläger Kinder töten? Gute toitsche Tradition oder halt Pech? Deine vollkommen hirnlose Doppelmoral ist gelinde gesagt zum Erbrechen.
        Und nein, Firehändschwachsinnsargument, ich bin nicht dafür, Lehrer oder gar Schüler zu bewaffnen. Obschon selbiges womöglich in besagtem Fall Leben gerettet hätte. Aber wer weiß das schon.

        • Vielleicht ist es dem Flupp noch nicht aufgefallen, wenn er fragt, „was ist mit…“ , dass in der Ukraine ein Angriffskrieg läuft, was absolut nichts mit der Frage zu tun hat, ob jemand in den USA ziemlich leicht an Waffen kommt, um Kinder umzubringen. Irgendwie scheint der moralische Kompass verloren gegangen zu sein, den man auch vor Augen haben sollte, wenn man Biden nicht leiden kann.

          • Richtig ist, die Waffengesetze in den USA haben nichts mit deutschen oder amerikanischen Waffenlieferungen in ein Konfliktgebiet zu tun, das nur 1.300 km von Berlin entfernt ist.

            Zwischen deutschen Panzerabwehrwaffen und Maschinengewehren in der Ukraine und pumpguns und/oder Sturmgewehren, die an amerikanischen Schulen eingesetzt werden, besteht kein Zusammenhang – there is no impact.

        • Deuxtrois

          Wo mehr Autos fahren, gibt es mehr Unfälle.
          Wo mehr Feuerwerk gezündet wird, gibt es mehr Verletzte.
          Wo es mehr Schusswaffen gibt, fallen öfters Schüsse.
          Wo es mehr Krieg gibt, gibt es mehr Tote.

          Eigentlich einfach, diese Realität, es sei denn, man verbirgt sich hinter dieser Logik mit Floskeln.

  2. Der aus Welkenraedt

    Es gibt in der USA soviele Waffen in Privat besitz…..da würde auch ein neues Gesetz kaum was ändern! Dieses Land ist sowas von Privaten Waffen verseucht!! Leider wir das nicht der letzter Amoklauf sein …..Leider !

    • Heiliger Joseph
      Warum ist es uns nicht egal was in den USA mit den Waffen ist die Waffenlobby hat Geld ohne ende kein Präsident getraut sich was dagegen zu machen sonst ist er weg
      Bei uns sind es die Autofirmen keiner getraut sich eine Geschwindigkeitsbegrenzung durchzubringen und wenn ist diese Partei weg, in den USA war da beim Rasen erwischt wird dann viel Spass da wirst du behandelt wie ein Schwerverbrecher aber eine knarre im Auto ist erlaubt zur Selbstverteidigung selbst entsichert und geladen ist ein Bürgerrecht bei denen kleiner Tipp 6 Meilen sind knapp 10 km zu schnell 400Dollar blödes Maul dazu 3 Tage Bau darf jeder Polizist legal,bei uns 10 km zahlst du aus der Portokasse aber wehe du hast eine Knarre dabei da steht dir der Knast Gitterblick offen selbst wenn es keine echte sonder eine Softair ist

        • Hugo
          Du verwechsels was auf vielen Autobahnstrecken ist in Deutschland noch alles frei, um Geld zu machen macht man stellenweise eine Geschwindigkeitsbeschränkung , und da wird gemessen und viele rasen da rein und bekommen eine Rechnung,

            • Hugo
              Wie es in Belgien ist weiß ich aber hier sind die Strafzettel noch moderat wenn du es nicht übertreibst, aber übertreibe mal in Holland, da kommen Rechnungen mit Preisen wo dir schlecht wird wenn du nur den ungeöffneten Brief siehst, nicht umsonst fahren viele Holländer und sagen in Deutschland da ist auf Autobahnen noch Feuer frei, Bin in Belgien mal ausversehen bei Rot über die Ampel gefahren nicht aufgepasst war mitte der 80er bekam eine Rechnung glaub 30 oder 40 dm

  3. delegierter

    Es ist nicht zu verstehen, du darfst in USA unter 21 Jahren keine Flasche Bier kaufen, aber ne Knarre !
    Das wegen einem Waffengesetz von 1764, oder so. Damals kämpften sie noch mit nem Dolch.
    Es gibt wohl 330 Millionen Amerikaner und 400 Millionen registrierte Waffen !!!!!
    Es werden dort 120 Menschen am Tag durch Waffen getötet ( lt. ARD-Tagesthemen 25.05) und es gab in diesem Jahr schon 27 Schießereien an Schulen ! WAHNSINN !!!

    • Kevin Giebels

      Eine kleine Dosis Fakten zu Ihrem Kommentar:

      – Die USA haben sich 1776 für unabhängig erklärt, also kein gesetz von 1764…
      – Der Besitz von Schusswaffen ist ein von der dortigen Verfassung geschütztes Recht. Wo ist also das Problem? „Andere Länder, andere Sitten“
      – Der großteil der durch Schusswaffen getöteten Menschen begeht Selbstmord. Abgesehen davon sind die USA ein sehr großes land und mehr als halb so groß wie alle EU Staaten zusammen:
      USA: 330 Millionen
      EU: um die 500 Millionen

      • Renegade

        Der zweite Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten von 1791 bezieht sich auf eine Zeit, in der die „Landesverteidigung“ hauptsächlich auf lokalen Milizen beruhte oder Milizen als Teil der regulären Streitkräfte betrachtet wurden. Der genaue Wortlaut des Zusatzartikel, der seit seiner Verabschiedung durch den Kongress unverändert geblieben ist, lautet nicht ohne Grund: „A well regulated Militia, being necessary to the security of a free State, the right of the people to keep and bear Arms, shall not be infringed“.
        Außerdem war in den Südstaaten ein Großteil der Menschen Sklaven, die mit Waffengewalt unterdrückt werden mussten.

        1791 war eine Handfeuerwaffe ein einschüssiges Vorderlader-Steinschlossgewehr oder eine Steinschloss Pistole und kein Sturmgewehr, Repetiergewehr oder Faustfeuerwaffen mit Magazin.

        Warum (fast) jeder Idiot in den USA eine Waffe besitzen darf, ist der Lobbyarbeit der National Rifle Association (NRA) zu verdanken, an deren Händen das Blut unzähliger Opfer klebt.

  4. Gastleser

    Eine Waffe liegt doof im Schrank, ein Messer in jeder Küche.
    Man sollte evtl die Idioten die damit Verbrechen begehen…
    Abgesehen davon sollte man hier nicht groß das Maul aufreißen, vor nicht so langer Zeit gab es auf Flohmärkten Alles, von der Stangun bis zum Luftgewehr.
    Das ist auch noch im Umlauf.
    Ebenso war da die Tage ein kleiner Unfall in einem privatem Museum – hört man aber nix von…

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