Politik

„Gelber Protest“ in Aachen gegen Tihange, Doel und alle anderen „tickenden Zeitbomben“ [Fotogalerie]

Zum Abschluss der Kundgebung bildeten die Teilnehmer einen "gelbbeschirmten" Kreis rund um die Fontäne auf dem Europaplatz. Foto: OD

Rund 4.000 Menschen haben am Sonntag am Europaplatz in Aachen mit gelben Regenschirmen gegen die Atomkraft im Allgemeinen und gegen die belgischen AKWs in Tihange und Doel im Besonderen demonstriert. Unter den Teilnehmern befand sich auch eine Delegation von Ecolo.

Zu der Kundgebung hatten die Aachener Grünen aufgerufen. „Abschirmen unmöglich. Da hilft nur Abschalten“ war auf den gelben Regenschirmen sowie auf Plakaten zu lesen.

Die Demonstranten trafen sich um 12 Uhr auf dem Blücherplatz, wo verschiedene Reden gehalten wurden, die ebenso engagiert wie kurz und bündig waren.

Zu Wort kamen Gisela Nacken (Vorsitzende Bündnis 90/Die Grünen, Kreisverband Aachen), Sven Giegold (MdEP Mitglied der Grünen-Fraktion im Europaparlament), Patrick Dupriez (Co-Parteivorsitzender Ecolo, Belgien), Andy Rossel (Groen Links, Mitglied des Parlaments der Provinz Limburg), Mona Neubaur, Landesvorsitzende Bündnis90/Die Grünen NRW) und Oliver Krischer (Mitglied des Bundestags, Bündnis 90/Die Grünen).

Eine Umweltschützerin, die gemeinsam mit 45 Mitstreitern gegen die belgischen Rissereaktoren eine Gerichtsklage anstrengen will, und zwar vor einem ordentlichen Gericht und nicht vor dem belgischen Staatsrat, hatte die Gelegenheit, einen Spendenaufruf an die Teilnehmer der Veranstaltung zu richten (Infos dazu gibt es unter www.NoT2D3.be. Spendeaufruf unter www.change.org – „Belgische Klage gegen die Rissereaktoren unterstützen“).

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Die Delegation von Ecolo bei der Kundgebung in Aachen. Foto: OD

Die verschiedenen Redner machten deutlich, dass nicht nur in Belgien die Atomreaktoren abgeschaltet werden sollten, sondern auch die Kernkraftwerke in den Niederlanden und in Deutschland, ja alle „tickenden Zeitbomben“. Eine sofortige Abschaltung der AKWs sei möglich, sagte der Abgeordnete Oliver Krischer. Wenn weiter Kernenergie produziert werde, dann nur deshalb, weil mächtige Großkonzerne daran ein Interesse hätten.

Alle Redner zeigten sich beeindruckt davon, dass so viele Menschen zu der Kundgebung erschienen seien. Einer meinte, Aachen sei mehr denn je eine „Hochburg im Widerstand gegen die Atomkraft“.

Die Veranstaltung war der Auftakt des Wahlkampfs für die kommenden NRW-Landtagswahlen am 17. Mai 2017. Insofern war es nicht verwunderlich, dass mit einer Ausnahme ausschließlich grüne Redner aus den verschiedenen Ebenen sprachen.

Der einzige nicht-grüne Sprecher bei der Veranstaltung war Walter Schumacher vom Aachener Aktionsbündnis gegen Atomenergie (AAA). Er bedankte sich für die Aktivitäten und die Unterstützung der Aachener Grünen bei den diversen Aktionen gegen Tihange 2 und Doel 3. Aus Sicht der Bürgerinitiative kritisierte er jedoch die mangelhafte und sogar kontra-produktive Arbeit seitens der NRW-Grünen in der Landesregierung im Anti-Atom-Kampf. (cre)

Nachfolgend eine Fotogalerie mit Bildern von der Kundgebung am Sonntagmittag nahe dem Europaplatz in Aachen. Zum Vergrößern Bild anklicken. Um von einem Foto zum nächsten zu gelangen, genügt ein Klick auf den rechten Bildrand:

73 Antworten auf “„Gelber Protest“ in Aachen gegen Tihange, Doel und alle anderen „tickenden Zeitbomben“ [Fotogalerie]”

  1. Interessant wie sich dieses Deutsche Angstsyndrom in der Region verteilt. In Roetgen hängen die Plakate in jedem zweiten Haus, Raeren – Eynatten – Hauset – Eupen – Kelmis wird es schon deutlich weniger, aber immer noch sichtbar. Ab Sprachengrenze keine Plakate mehr. Ich weiß nicht ob die Deutschen EM werden, Weltmeister der gefühlten Ängste sind sie aber auf jeden Fall, den Titel macht denen keiner streitig….

  2. Wie unterschiedlich die Mentalitäten sind, konnte man vor Monaten an einem WDR Bericht aus Tihange sehen. Da hatten die WDR Reporter doch tatsächlich einen Bio Laden direkt am KKW ausgemacht. Unglaublich, man interviewte sofort den Betreiber, der aber die Frage nach dem Standort gar nicht verstand; wieso nicht neben dem KKW? Oh Gott, die Deutschen Öko-Krieger bekamen die Krise, Gemüse neben dem KKW kaufen, der Tod steckt dort in jeder Möhre…
    Vergessen im grünen Universum ist die Ehec Epidemie von 2011 (53 Tote). Viele der Erkrankten hatten rohe Sprossen verzehrt, und die stammten allesamt von einem kleinen Gartenbaubetrieb im niedersächsischen Bienenbüttel. Der Biohof hatte Sprossen aus ägyptischen Bockshornkleesamen gezogen und verkauft – und soll damit den Ehec-Keim verbreitet haben.
    Also ich esse dann doch lieber das Gemüse vom KKW, da sind die Keime wenigstens alle tot – und nicht die Kunden, wie beim Deutschen Biohof….

  3. Eastwind

    Ist schon peinlich, dass in Ostbelgien eigentlich nur Ecolo Widerstand leistet gegen Tihange und Doel. Die einzige DG-Abgeordnete in der Kammer stimmt sogar für die Laufzeitverlängerung. Ohne die Proteste in Aachen würde sich hier gar nichts tun. Dabei wäre Ostbelgien noch vor Aachen verseucht bei einem Super-GAU.

  4. Guido Scholzen

    Ich kann es gut verstehen, dass Leute gegen die Kernkraft auf die Straße gehen und protestieren.
    Aber wenn dann gesagt wird, dass wir diese Kernkraft durch alternative Energien ersetzen können, da zeigt sich wirklich die Unwissenheit dieser Menge.
    Man sollte Volksbefragungen machen für oder gegen Kernkraft.
    Aber dann sollte man auch Volksbefragungen für oder gegen alternative Energien machen.
    Aber dafür braucht das Wählvolk zuerst mal richtige Infos. Und die findet man bei der Mainstream-Presse leider nur vereinzelt.

    Zitat aus dem Text: „Eine sofortige Abschaltung der AKWs sei möglich, sagte der Abgeordnete Oliver Krischer. Wenn weiter Kernenergie produziert werde, dann nur deshalb, weil mächtige Großkonzerne daran ein Interesse hätten.“
    Nein. Die Kernkraft existiert auch in Zeiten der „Energiewende“, weil es „Hintergrund-Karftwerke“ geben muss, die den Strom liefern, wenn Wind+Sonne nicht ausreichend vorhanden sind, also jeden Tag. Die Energiewende in Verbindung mit dem Atomausstieg in D-Land hat gezeigt, dass dadurch der Anteil an Kohle-Strom vergrößert wird. Und warum? Weil AE/EE ineffektiv, teuer und nutzlos sind.

    Diese Kundgebung in Aachen war nur eine Propaganda-Veranstaltung. Noch ein Sargnagel mehr für den Industriestandort Deutschland.

    • Ach Herr Scholzen eine Volksbefragung. 17 Birnen kosten 6,50 €; wie viel kosten 3 Birnen. Wie groß schätzen Sie denn den Anteil der Befragten die da die richtige Antwort hinschreiben können? Ich schätze keine 50%…. In Belgien gibt es vielleicht 100 Leute die wissen was Sievert (Sv) bedeutet und die das richtig einschätzen können. Und dann kommt die von den grünen Rattenfängern aufgestachelte politisch relevante Mehrheit mit den gelben Regenschirmen und Sie stehen mit Ihren Argumenten alleine im Wind.
      Ich kenne Leute die täglich eine Schachtel Zigaretten rauchen, sich aber vor den „Handystrahlen“ fürchten…..

      • Mischutka

        @ Dax :
        ….dann darf ich noch hinzufügen : da gibt es noch eine (junge) Frau, die „immer alles“ gegen die Luftverschmutzung bei jedem predigt und sogar Nachbarn anschnauzt, wenn die nur ein paar Würstchen grillen. Aber selbst fährt die täglich ca. 1 Km (um den Block herum und zurück) um frische Brötchen zu kaufen – mit einem größeren Auto. Dabei ist das Geschäft vom Bäcker nur ca.150 METER von ihrer Wohnung entfernt …..
        MfG.

      • Guido Scholzen

        Bei den meisten Volksentscheiden wissen viele Menschen nicht 100%ig bescheid. Trotzdem kommen Entscheidungen zustande, die dann die Politiker in die Realität umsetzen (müssen).
        Jeder Mensch entscheidet anders aus anderen Gründen im selben Thema.
        In einem stimme ich Ihnen zu:
        Die Presse kann man als vielfältige Info-Börse vergessen. Man muss sich individuell informieren.

    • Hugo Boss

      Ach ja, die Menge ist wieder mal unwissend, und hat nicht die nötigen Infos, aber der Professor Doktor Scholzen hat’s mal wieder drauf! Als Sägereiarbeitsfachkraft gehört er zumindest in die Chefetage.

    • systray0

      Wieso nicht?
      PV + Power to Gas (für den Fall, dass die Sonne nicht scheint und weiterhin Strom gebraucht wird). Halte ich zumindest für relativ unbedenklich. Der Strom wird nicht billig sein, aber warum das nicht funktionieren soll, muss jemand noch erklären. Schließlich gibt es existierende Anlagen die auch funktionieren.
      Bis zu diesen 100% ist zwar ein weiter Weg, aber unmöglich ist es nicht. Das hat Portugal bereits bewiesen. Ich bin bei Ihnen wenn gesagt wird, dass das Unterfangen nicht ganz so billig ist. Das ist aber die Kernenergie ohnehin auch nicht.

  5. Es reicht!

    Das die Kernkraftreaktoren im Falle von Sicherheitsbedenken abgeschaltet gehören ist doch eigentlich selbstverständlich. Schliesslich bekomme ich ja auch bei der Autokontrolle eine rote Karte und werde aus dem Verkehr gezogen wenn die Abgaswerte nicht stimmen. Wenn es ohne Atomkraft jedoch nicht geht dann wäre das einfachste doch direkt auf dem Atolkraftgelände in Tihange einen neuen Reaktor der die neusten Sicherheitsstandards erfüllt neu bauen. Das die Stadt Eupen unter Mitregierung der Grünen einen Windpark nicht genehmigt hat und somit den Ausbau alternativer Energien nicht zulässt finde ich jedoch ein Skandal. Komischerweise findet man auf deutscher Seite der Grenze hunderte Windräder. Werde das Gefühl nicht los das die bei der Energiewende uns meilenweit voraus sind.

    • Der Grenzgänger

      Natürlich sieht man da den Mentalitätsunterschied! In Deutschland lernt man aus der Vergangenheit während man sich in Belgien an die goldene Vergangenheit klammert. Die Diskussion um die Atomkraftwerke ist ein Witz. Jeder, der behauptet, dass diese sicher sind, redet einfach Blödsinn. Egal ob in Deutschland oder Belgien, oder sonst wo. Wer da anders denkt sollte sich einfach mal ein Foto von den belgischen Reaktoren anschauen: Ein 40 Jahre alter Flickenteppich! Da finde ich das schon genannte Autobeispiel ganz passend.

      Leider haben es die Belgier nicht geschafft, auf den Zug der Energiewende mit aufzuspringen. Wer keine Lust auf Windräder im Umkreis von 5 km hat, der muss damit leben können, eines Tages seine verstrahlte Heimat verlassen zu müssen, eine wesentlich höhere Wahrscheinlichkeit für Krebs bei sich und seinen Kindern, und Missbildungen in zukünftigen Generationen in Kauf zu nehmen.
      Und deswegen finde ich es richtig, dass immer mehr Leute ihren Unmut zum Ausdruck bringen – gerade in Grenzgebieten, da Länder wie die Niederlande oder eben Deutschland in Mitleidenschaft gezogen werden. Die völkerrechtlichen Folgen für Belgien wären verheerend! Der Fall ist zwar so noch nie eingetreten – allerdings kann sich jeder ausmalen was im Fall der Fälle alles passieren könnte!

      Deswegen sollten die ganzen Hobbywissenschaftler und „Patrioten“ hier einfach mal drüber nachdenken, worüber sie hier reden. Über Unterschiede von „den Deutschen“ zu uns, „den Belgiern“. Schwachsinn! Wenn es irgendwann mal zum GAU kommen sollte, wird’s auch keinen mehr interessieren, egal auf welcher Seite es knallt. Dann ist man froh, wenn man weg kann. Zur Erinnerung: Der 60 KM Radius um Tihange verläuft durch Raeren. Da ist man als Eupener froh, wenn man ins ach so verhasste Deutschland fliehen kann. Anderswo genauso! Also packt euren nationalen Blödsinn ein und denkt rationaler über die Thematik nach. Man muss Gefahr gegenüber Nutzen abwägen, eine Sache der Risikobereitschaft ;-)

      • Was für ein Unsinn.
        Würde man in Deutschland mehr aus der Vergangenheit lernen, würde man nicht mittlerweile die „Energiewende“ ausbremsen und schön immer wieder die falschen Leute daran bezahlen lassen.
        Macht mir Magenschmerzen wenn jemand anderen Nationalismus vorwirft, aber gleichzeitig etwas von „verschiedenen Mentalitäten“ ins Spiel bringt.

    • Genau das muß man ihr vorwerfen. Wo bleibt die Eigeninitiative? Wo bleibt der Mut der Rohstoffverknappung entgegenzuwirken? und nebenbei noch Kriege ums Öl zu verhindern? Eupen versteckt sich hinter irgendwelchen fadenscheinigenGesetzen um seine Ruhe zu haben; besonders vor irgendwelchen Walhorner Bürgern, die glauben das Leid der Welt gepachtet zu haben nur weil sie die Molkerei, die Autobahn und die TGV-Trasse nicht verkraften: ein solches Schicksal teilen ähnlich tausende Dörfer auf der ganzen Welt. Aber den Anblick von Windrädern konnte man denen nicht auch noch zumuten…. oder lag es an der Gefährdung von irgendeiner Sackflügelfledermaus, von der noch nie vorher ein Mensch gehört hat? Eine Stadtregierung mit grüner Beteiligung hatte ich mir anders vorgestellt.

        • Sie sind sicher gesetzestreu bis in die morschen Knochen, Frau Mahlzahn. Neue, innovative Gedanken sind Ihnen wohl fremd oder machen Ihnen Angst: ein Windpark in Eupen; das hat es ja noch nie gegeben! Solche Themen scheitern an Kleingeistern wie Sie es sind. Oder Sie sind Walhorner… Merke:Windräder und Gesetze sind menschengemacht, letztere ändern schonmal…

  6. Legionär

    Beim Tihange – Atom – Stopp- Gesabber verhält es sich ähnlich wie beim Brexit.
    Ist der Austritt erst mal vollzogen, jammern die, die sich heute von scheinbar hippen Angstparolen blenden lassen zuerst über die Konsequenzen.
    Oh, wir haben keinen Strom und das bisschen ist auch noch unbezahlbar für den „Kleinen Mann“. Das ist aber blöd. So war das aber nicht gewollt. Das wussten wir nicht,……..

  7. Angst essen Belgien auf

    Angst hat man hierzulande wohl nur vor einem: das nicht genügend Strom da ist oder das der Strompreis steigt. Wobei ironischerweise Atomstrom unterm Strich die teuerste Art ist, Strom zu produzieren.
    Deutschland wird wohl die Energiewende schaffen – wenn nicht wirtschaftliche Interessen von Großkonzernen dem im Wege stehen und künftige politsiche Maßnahmen die Energiewende verhindern.
    So produziert man 2015 dort einen Rekord-Exportüberschuss von 48 TeraWattstunden (TWh), der zu einem Teil auch nach Belgien geliefert wird. Mit 35% Anteil an der Gesamtstrompruduktion und ca. 230 TWh (Photovoltaik, Wind, Solar, Biomasse, Wasserkraft) liegt man weit vor der Produktion von Atomstrom (87 TWh) – auf den man wohl zur Not jetzt schon komplett verzichten könnte. Und Belgien kann das nicht? Und wenn man jetzt nicht handelt – was ist denn dann 2025? Nie lese ich etwas davon, dass Belgien in alternative Energieformen investiert. Selbst wenn Tihange und Doel gegen meinen Willen nicht abgeschaltet werden und vielleicht sogar mit viel Glück so lange einigermassen störfallfrei laufen – was denn dann? Stellt Electrabel dann fest, dass sie vielleicht auch bis 2035 halten?
    (Zahlen aus https://www.ise.fraunhofer.de/de/aktuelles/meldungen-2016/stromerzeugung-in-deutschland-erneuerbare-energien-erreichten-2015-einen-anteil-von-rund-35-prozent)
    Und ich beziehe meinen Strom übrigens bei http://www.energie2030.be/de/

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