Gesellschaft

1,1 Millionen Asylanträge in Europa: Die meisten (29%) wollen nach Deutschland – 3% nach Belgien

03.01.2024, Spanien, ---: Mehrere Migranten sitzen in einem Boot im Mittelmeer, während Rettungskräfte versuchen, ihnen zu helfen. Foto: Antonio Sempere/EUROPA PRESS/dpa

Der Umgang mit Asylbewerbern gehört seit langem zu den großen Streitthemen der europäischen Politik. Jetzt gibt es die Gesamtzahl der Anträge fürs vergangene Jahr. Die meisten wollen nach Deutschland.

Die Zahl der Asylbewerber in Europa hat die Marke von einer Million im vergangenen Jahr deutlich überschritten. Die Asylagentur der Europäischen Union mit Sitz auf der Mittelmeerinsel Malta registrierte in den 27 EU-Mitgliedsstaaten sowie in Norwegen und der Schweiz insgesamt 1,14 Millionen Anträge, wie aus dem am Mittwoch in Valletta veröffentlichten Jahresbericht hervorgeht. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies ein Plus von 18 Prozent.

(Zum Vergrößern Grafik anklicken) Quelle: EUAA

Die meisten Antragssteller kamen nach Angaben der Asylagentur abermals aus dem Bürgerkriegsland Syrien, gefolgt von Afghanistan. Gegen Ende des Jahres, nach Beginn des neuen Gaza-Kriegs im Oktober, wollten zunehmend auch Palästinenser nach Europa. Mit Abstand wichtigstes Zielland blieb Deutschland, wo zwischen Januar und Dezember 2023 nach diesen Angaben 334 000 neue Anträge registriert wurden.

Im Jahr zuvor war die Gesamtzahl der Anträge mit 996 000 noch knapp unter der Millionenmarke geblieben. Hingegen wurden in den Jahren 2015 (1,4 Millionen) und 2016 (1,3 Millionen) noch deutlich mehr registriert. Nicht eingerechnet sind mehr als 4,4 Millionen Menschen aus der Ukraine, die infolge des russischen Angriffskriegs Zuflucht in der EU gesucht haben und temporären Schutz bekamen.

In Deutschland gab es im vergangenen Jahr 334.109 Anträge. Damit entfiel auf die Bundesrepublik annähernd ein Drittel (29 Prozent) aller Anträge – so viel wie in den beiden folgenden Ländern Frankreich (167.000) und Spanien (162.000) zusammen. 3 Prozent aller Asylanträge (35.248) wurden in Belgien gestellt.

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Großbritannien, das nicht mehr zur EU gehört, will seine Zahlen erst Ende der Woche bekanntgeben. Pro Kopf gerechnet gingen die meisten Anträge in Zypern ein – ein Antrag auf 78 Einwohner. Zum Vergleich: In Deutschland war es einer auf 252.

Bei den Herkunftsländern lag Syrien (181.000) vorn, wo seit mehr als zehn Jahren Bürgerkrieg herrscht. Im Vergleich zum Vorjahr kamen 38 Prozent mehr. Die Zahl der Anträge von Menschen aus Afghanistan (114.000), wo inzwischen wieder die radikal-islamistischen Taliban an der Macht sind, ging hingegen zurück. Knapp über der Marke von 100.000 lag auch noch die Türkei (101.000). Übers Jahr hinweg wurden auch 11.600 Anträge von Palästinensern registriert – zwei Drittel mehr als im Jahr zuvor.

Im Vergleich zu früheren Jahren wurden von den EU-Staaten deutlich mehr Anträge bewilligt. Die sogenannte Anerkennungsquote lag demnach bei 43 Prozent, so hoch wie seit sieben Jahren nicht mehr. Der Umgang mit Migranten, die nach Europa kommen wollen, gehört seit Jahrzehnten zu den großen Streitthemen der europäischen Politik. Bei Versuchen, das Mittelmeer zu überqueren, kommt es immer wieder zu tödlichen Katastrophen.

Im Dezember beschloss die EU eine weitreichende Reform ihres gemeinsamen Asylsystems mit erheblichen Verschärfungen für illegale Einwanderer. Künftig sollen Menschen, die kaum Chancen auf Anerkennung haben, beschleunigte Verfahren an den EU-Außengrenzen durchlaufen. (dpa/cre)

40 Antworten auf “1,1 Millionen Asylanträge in Europa: Die meisten (29%) wollen nach Deutschland – 3% nach Belgien”

    • Propaganda

      @Dieter Und wenn es Ihnen in Deutschland nicht gefällt oder Sie abgewiesen werden kommen Sie nach Belgien. Die haben schnell raus das sie in Belgien das doppelte an Sozialhilfe bekommen.

  1. Irgendwie beruhigen ;
    zu erfahren , dass in unserem Nachbarland zuerst der Bürgerkrieg ausbrechen wird.
    Da wird auch die gegen Rechts Propaganda der planschmiede nicht mehr helfen und soll vielleicht in diesem Moment auch nicht mehr helfen.
    Es wird immer undurchsichtiger , was man mit Provokationen und Kriege erreichen möchte.
    Jedenfalls haben wir mehr Zeit , uns darauf vorzubereiten , wenn es im Nachbarland dazu kommt.
    Man könnte ja schon vorausschauend etwas organisieren für die Flüchtlinge aus Übersee, die dann zu Flüchtlingen aus Deutschland bei uns in Belgien werden.
    Verhungern und verdursten lassen, dürfen wir sie schließlich auch nicht.

    • Loo Bernd

      Antwort an ANOROC – solange rechts Extreme Parteien in Deutschland ( AFD ) oder in Belgien
      ( Vlaamsbelang ) nicht regieren – wird es keinen Bürgerkrieg geben ( Sozialer Missbrauch sollte mehr unterbunden werden – bei allen Manschen ) !

      • Loo Bernd 15:22.
        schreibt hier jemand , der ohne sich zu schämen , an denen von mir genannten Provokationen teilnimmt.
        Auch wenn sie nur schriftlichen scheinheiligen Missbrauch betreiben.
        Schließlich geht es sich bei der gesamten Asylpolitik fast nur um Scheinheiligkeit , sind das beste Beispiel , auf welche Art und Weise man diese Scheinheiligkeit durchsetzen möchte.

    • Robin Wood

      @schlechtmensch
      Stimmt, einige Politiker fordern doch, dass noch mehr Fachkräfte einwandern, die (Zitat) „dann die Pensionen zahlen werden“…
      Bei solchen Aussagen gewisser Politiker denke ich, den Fachkräftemangel gibt es in der Politik…

  2. M der Block

    Mich würde noch interessieren wieviel davon Frauen und Kinder sind ?
    ( Siehe Photo im Bericht von Ostbelgiendirekt )
    Schätze mal 10 % bis 20% .
    In den Medien ist bei jedem Bericht immer die Rede von Frauen und Kinder !

  3. in Afrika

    „Was verspricht man den Leuten, daß sie alle hierher wollen ?“

    Einfach, Merkel u Macron haben im afrikanischen Fernsehen (war zu sehen in mehreren Ländern) den Menschen erzählt, sie wären alle willkommen u man würde sich hier um sie „kümmern“. (Heißt Wohnen, Essen, und weitere Zuwendungen ohne Gegenleistung). Weiter ist ein bedeutender Teil diese Menschen schon straffällig in ihren Herkunftsländern geworden, und niemand weint denen eine Träne nach
    Da braucht man sich nicht wundern.

  4. Weltwirtschaftsordnung

    China, Russland, und der Iran sagen verantwortlich für die Flüchtlingsbewegungen ist der Westen selbst da er mit den bekannten Kriegen die er führte im Irak, Syrien und Libyen das Fass der Pandora erst geöffnet hat. Millionen wurden in die Flucht getrieben, ein weiterer Grund ist die westliche Ausbeutung des globalen Südens durch die ungerechtfertigte Wirtschaftspolitik des Westens die den Ländern im Süden sämtliche Entwicklungschancen nimmt. Keiner Wunder das die Staaten der südlichen Halbkugel sich auch nicht gegen Russland stellen mit Sanktionen.

  5. Diese Asylanträger können und wollen auch nicht die fehlende Fachkräfte ersätzen, denn unabhängig von den fehlenden Sprachkenntnisse , kommen die nicht aus „Industriestaaten“ und sind somit dafür ungeeignet. Die fallen sofort den Sozialkassen,in denen sie nie einen Euro eingelassen haben,zu lasten.
    „Wir schaffen das „.Wen meinte die Merkel mit dem wir? Ein Großteil der Bevölkerung ist mit Sicherheit nicht begeistert immer mehr Sozialabgaben zu leisten.
    Die so genannten „Gutmenschen“ sollten sich einige dieser Asylbewerber bei sich an den Tisch holen, dann sind diese schon versorgt. Aber bitte kein Schweinefleisch servieren…..

    • „Fachkräfte“ kommen über völlig andere Wege, werden meistens von einem potentiellen Arbeitgeber eingeladen. Wenn auch diese Prozedur äusserst kompliziert ist und hier der Antrag meistens verweigert wird. Nicht zuletzt, weil der Verantwortliche von der Materie keine Ahnung hat.

    • Gastleser

      Flüchtling und Migrante war mal ein Unterschied…
      Und vielleicht wäre es doch sinnvoll gewesen die Integration zu forcieren;
      Es wird gegessen was auf den Grill kommt, allen! die Hand geben, ein Glas Wein oder Bier zum Essen, etc…
      Alles andere wurde auch vor ein paar Jahren noch in jeder Stadt/Dorf Gemeinschaft erwartet- von jedem.

  6. #realist
    „Diese Asylanträger können und wollen auch nicht die fehlende Fachkräfte ersätzen, …“

    Das stimmt.

    Sie wandern in die Sozialsysteme der betroffenen Länder ein, als „ungelernte Fachkräfte…“

  7. Robin Wood

    Auch interessant (für D):
    „12.000 in Griechenland anerkannte Flüchtlinge erhalten in Deutschland erneut Asyl.
    Erst in Griechenland, später in Deutschland: Eine große Zahl von Asylbewerbern, überwiegend aus Syrien und Afghanistan, erhielt 2023 zweimal Asylschutz. Mit der EU-Asylreform könnte die Weiterwanderung einer großen Gruppe von Asylzuwanderern in die Bundesrepublik sogar erleichtert werden.
    In Deutschland haben im vergangenen Jahr 12.300 Migranten einen Schutztitel erhalten, die zuvor bereits nachweislich in Griechenland als Flüchtlinge anerkannt worden waren. Dies erfuhr WELT AM SONNTAG vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF).

    Wichtigster Grund für die seit Jahren verschwindend geringen Rücküberstellungen sind mehrere Verwaltungsgerichtsurteile, die wegen zu geringer Sozialversorgung in Griechenland die Abschiebung als menschenunwürdig beurteilten.“

    • Gesundheit

      Ihr letzter Satz führt mich zu der Überlegung, dass, wenn die soziale Unterstützung in Griechenland zu gering ist für Asylbewerber, sie anscheinend ausreichend ist für die Griechen, die in ihrem Heimatland verblieben sind. Widerspiegelt das das Verständnis der deutschen Willkommensmenschen von Gerechtigkeit und gleicher Behandlung in der EU ?

    • @ – Robin Wood 16:17
      Ich glaube anstelle von Olaf Scholz , hätten unsere Nachbarn auch besser Olaf Schubert gewählt.-)
      Scholz nimmt dann auch zusätzlich , sicher gerne die 2,2 Millionen zukünftigen Flüchtlinge aus dem Gazastreifen auf.
      Schließlich wollte er ja jedem Land den Mund verbieten , die seine Einstellung in Frage gestellt haben , was die Vertreibung durch die Israelis im Gazastreifen betrifft.
      Eigentlich dürfte kein Land in Europa diese Flüchtlinge aufnehmen und sie ohne Umwege zur Privatadresse von Scholz schicken.

    • Robin Wood, die Asylreform sollte dem Asylanten zufallsmäßig (Lotterie) ein Land und einen Ort zuweisen. Dann müssten auch Polen und Ungarn mitmachen. Der Asylant sollte den Ort nicht weiter als sagen wir mal 60 km weit verlassen dürfen.

      2011 ist eine Französin mit Kindern aus Belgien ausgewiesen worden, „weil Ausländer nicht dauerhaft von belgischer Sozialhilfe leben dürfen“.

  8. Quastenflosser

    Vorweg gesagt, mir sind angepasste (!) Migranten sehr willkommen! Letzens jedoch hatte ich eine Art Halluzination auf der Strasse : mir kamen drei junge Mädchen, total in Schwarz eingehüllt, entgegen und ich dachte, hoppla, die sehen aus wie Nonnen des Islamismus, so wie unsere Nonnen früher die katholische Gemeinde nach außen trugen. Ich kenne natürlich die Unterschiede, blablabla. Innerlich musste ich lachen und dachte, echt jetzt? Interessant, wie sich im Islam das Pubertier äußert. Ganz auf westliche Werte mögen sie dann doch nicht verzichten : die Füsse mit schwarzen Schnürstiefeln bestückt , auf’s (schwarze?) Handy starrend und dabei soooo verkleidet rüberkommen. Einfach nur lächerlich! Parallelen zu westlichen Jugendlichen, die es darauf abgelegt haben, ihre Umwelt zu schockieren, nicht ausgeschlossen.

  9. „EU zielt auf Bekämpfung der Schleuserkriminalität (FAZ 17.03.24)

    EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni sowie ihre Kollegen aus Österreich, Griechenland und Belgien, Karl Nehammer, Kyriakos Mitsotakis und Alexander De Croo, wollen am Sonntag in Kairo gemeinsam mit Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi ein milliardenschweres Abkommen unter Dach und Fach bringen, das eine strategische Partnerschaft zum Ziel hat.

    Neben der Reduzierung irregulärer Migration aus Afrika, der Bekämpfung der Schleuserkriminalität, einer besseren Grenzsicherung und Hilfen bei der Versorgung der steigenden Zahl sudanesischer Flüchtlinge in Ägypten geht es nach Ankündigungen mehrerer Regierungschefs um Wirtschaftshilfe, etwa Investitionsprojekte im Energiesektor oder die Förderung von Unternehmen.

    Als Gegenleistung erwartet die EU demnach mehr Anstrengungen der ägyptischen Regierung zur Reduzierung der Migration über das Mittelmeer nach Europa. Dabei hat die EU-Kommission vor allem eine bessere Sicherung der Grenzen zum Sudan und zu Libyen im Blick. Vorbild des Abkommens ist ein ähnlicher Deal, der voriges Jahr mit Tunesien vereinbart wurde.“

    Dass allseits bekannte Organisationen dies kritisieren, auch um die EU-Bürger*innen zu schädigen – gemeint sind hier keine „Volksschädlinge“ – sollte nicht verwundern.

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