Kultur

Asterix trifft Generation Greta: Teenie-Mädchen setzt Gallier unter Strom – „Die Tochter des Vercingetorix“

13.12.2019, Frankreich, Vanves: Auf einer Videoleinwand wird das nächste Astrix-Heft "La fille de Vercingetorix" im Verlagshaus Hachette Livre in der Nähe von Paris vorgestellt. Foto: Sabine Glaubitz/dpa

„Dong!“ – „Paff!“ – „Pock!“ Der neue „Asterix“ ist raus. Caesar zettelt mal wieder eine Intrige an. Und Obelix muss sich kritische Sprüche von jungen Umweltschützern gefallen lassen, wohin sein Appetit auf Schwarzkittel noch führen wird.

Die Niederlage von Alesia im Jahr 50 vor Christi war bis jetzt das große Tabu in den Abenteuern des Comic-Helden Asterix. „Alesia? Ich kenne kein Alesia! Ich weiß nicht, wo Alesia liegt! Niemand weiß, wo Alesia liegt“ – mehr hatte Dorfchef Majestix über das gallische Trauma bislang nicht zu sagen.

Im neuen Band „Die Tochter des Vercingetorix“ erfahren wir erstmals mehr über den legendären Arverner-Häuptling, der Caesar seine Waffen so schroff vor die Füße warf, dass der Kaiser vor Schmerzen nur so jaulte.

Das Cover des neuen Asterix-Comics „Die Tochter des Vercingetorix“. Foto: Egmont Ehapa Verlag/Asterix,Obelix,Idefix ©2019 Les Éditions Albert René/dpa

Vercingetorix, eine historisch verbürgte Figur, hatte sich bei der Schlacht in Burgund dem römischen Feldherrn geschlagen geben müssen. Was aber kein Lateinschüler je in Caesars Schinken „Der Gallische Krieg“ zu lesen bekam: Der Arverner-Fürst soll eine Tochter gehabt haben. Jedenfalls haben die „Asterix“-Macher Jean-Yves Ferri (Text) und Didier Conrad (Zeichnungen) das für das 38. Abenteuer ausgeheckt. Das Heft ist seit Donnerstag im Handel.

Adrenaline – optisch eine wilde Mischung irgendwo zwischen Klimaschützerin Greta Thunberg, Vampirjägerin Buffy und Sängerin Ariana Grande – ist ebenso hübsch wie trotzig. Caesar will das rothaarige Teenagermädchen entführen und zur Römerin umerziehen lassen. Doch der römische Kaiser hat die Rechnung ohne die tapferen Gallier gemacht.

Obelix muss sich unterdessen kritische Sprüche von der Dorfjugend gefallen lassen, die sich Sorgen um die Umwelt macht, besonders um die Zukunft der überjagten Wildschweine. „Hinkelstein und Zaubertrank sind die Stützen des Wildschweinesystems“, rüpelt ihm Selfix, der Sohn des Dorfschmieds entgegen. Und als der Fischhändlersohn Aspix Andeutungen über den möglichen Zusammenhang von Zaubertrank und Fettleibigkeit macht, ist beim gutmütigen Dickerchen endgültig Schluss mit lustig.

Neuer Band gehört in jede anständige Asterix-Sammlung

Ferri und Conrad traten vor genau sechs Jahren mit „Asterix bei den Pikten“ das schwere Erbe des „Asterix“-Erfinders Albert Uderzo an. Und gerade was die Zeichnungen angeht, muss man als Fan einfach tiefen Respekt zollen. Didier Conrad scheut nicht mehr vor großen Gruppenszenen zurück. Sein Trick, namenlose Nebenfiguren aus alten Asterix-Abenteuern in neuen Rollen zu recyceln, geht ihm immer flüssiger von der Hand und erleichtert Fans der Klassiker aus den 1960er und 1970er Jahren die Umgewöhnung. Die Hauptfiguren entsprechen haargenau dem späten Stil von Albert Uderzo.

13.12.2019, Frankreich, Vanves: Didier Conrad (l), Zeichner der Asterix- und Obelix-Figuren, und Jean-Yves Ferri, Texter, bei der Vorstellung des nächsten Astrix-Hefts im Verlagshaus Hachette Livre in der Nähe von Paris. Foto: Sabine Glaubitz/dpa

Das Echo auf das neue Duo ist bisher überwiegend positiv. Skeptiker hatten sich hingegen zuletzt auf Texter Jean-Yves Ferri eingeschossen und ihm schwache Storylines vorgeworfen. Wirklich gerecht ist diese Kritik nicht. „Die Tochter des Vercingetorix“ zum Beispiel kann sich mit einigen Klassikern der Reihe messen.

Was aber schmerzlich fehlt, ist die geniale Anarchie, für die der 1977 gestorbene „Asterix“-Texter René Goscinny verantwortlich gezeichnet hatte. Er erfand zum Beispiel 1964 die Figur des Phöniziers Epidemais. Der sympathisch-schmierige Kaufmann bezeichnet die Rudersklaven seiner Galeere als Gesellschafter, die einen Vertrag unterschrieben haben, ohne ihn richtig durchzulesen.

Neue solcher Gags auf Augenhöhe mit Franz Kafka darf man nicht mehr erwarten. Epidemais grüßt in einer Szene des aktuellen Abenteuers buchstäblich nur noch aus der Ferne. Dennoch gehört der neue Band in jede anständige Asterix-Sammlung. (dpa)

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Das Duo Ferri und Conrad hat im Jahr 2011 die Nachfolge von Albert Uderzo angetreten. Er hatte die Figuren Asterix und Obelix 1959 gemeinsam mit dem Autor René Goscinny geschaffen. Nach dessen überraschendem Tod im Jahr 1977 machte Uderzo zunächst allein weiter. „Die Tochter des Vercingetorix“ ist der vierte Band von Ferri und Conrad und wird international mit 5 Millionen Exemplaren starten.

21 Antworten auf “Asterix trifft Generation Greta: Teenie-Mädchen setzt Gallier unter Strom – „Die Tochter des Vercingetorix“”

  1. Peer van Daalen

    „Dennoch gehört der neue Band in jede anständige Asterix-Sammlung.“

    Nein! Tut er nicht!!!

    Dieses billige schleimige anbiedern an die Generation der Dummköpfe, die keine analoge Uhr mehr lesen können und – wenn überhaupt – in whatsApp-verseuchten unleserlichen Hieroglyphen kritzeln, ist einfach nur peinlich.

    Diese größtenteils intellektuell degenerierte Jugend von heute verschwendet Ressourcen wie keine andere jemals vor ihr, erhebt aber den Anspruch der moralischen Überlegenheit.

    Und die Macher von A&O machen des schnöden Mammons wegen einen lächerlichen Kotau vor dieser Klima-Sekte.

    • Vereidiger

      Nana, jetzt schalten Sie mal ’nen Gang runter. Haben Sie das neue Buch überhaupt schon in der Hand gehalten und sich darin eingelesen?
      Ich freue mich jedenfalls, den neuen Band bald in Händen halten und in ein neues Abenteuer von Asterix & Obelix eintauchen zu können, das perfekt gezeichnet und voller feinsinniger Andeutungen ist.

      • Peer van Daalen

        Liegt in der Mayerschen Buchhandlung rum und fast nur die Generation 45+ delektiert sich dran ab.

        Peinlich sowieso schon mal und die jungen Smombies latschen da eh nur ferngesteuert umher …

        Gott sei Dank hat Hergé testamentarisch verfügt, daß nach seinem Ableben niemand nach ihm Tim und Struppi weiterführen sollte. Clever der Mann …

    • @Peer
      So nach und nach stellt sich die Frage, ob Sie sich aufgrund eines hohen Alters schon jenseits von Gut und Böse befinden oder aufgrund eines nicht so hohen Alters nicht daran gewöhnen können, dass neue Generationen heranwachsen, andere Ansichten haben und Sie somit nicht mehr der Nabel der Welt sind.

  2. Zaungast

    Peer Van Daelen, ein verbitterter alter Mann, der wahrscheinlich weder Vater noch Großvater ist und dem der Schaum regelrecht vor dem Mund steht.

    Die junge Generation ist nicht besser und schlechter als wir es waren. Die technischen Möglichkeiten hat sie doch gleich von wem mit einer Flut von Werbung in die Hand gedrückt bekommen? Richtig, von der Unseren.

    Ich habe das Glück, zahlreiche Enkel im Kindergarten- und Volksschulalter zu haben, und staune immer wieder über die geistige Aufgeschlossenheit dieser Generation, die Herausforderungen meistern muss, von denen wir in dem Alter keine Ahnung hatten.

    • Verbitterter alter Mann

      „Verbitterter alter Mann“, das sagt der Richtige. Denn bei Ihren Ergüssen hegen wir alle die Vermutung, daß Sie zutiefst unglücklich sind, so hasserfüllt schimpfen Sie grundsätzlich über die eigene Kultur und die eigene Geschichte.

    • Peer van Daalen

      Bin 67 Jahre alt.

      Habe zwei Töchter (43 und 17 Jahre alt), zwei Enkelinnen (24 und 22 Jahre alt), einen Enkel (19 Jahre alt) und eine Urenkelin (dreieinhalb Jahre alt).

      Lebe aktuell seit 9 Jahren mit einer 28 Jahre jüngeren Frau zusammen. Wir alle (gemeinsam mit meinen beiden Ex-Frauen sind das beste Team der Welt und alle sind gut drauf.

      Sind am überlegen, ob wir unseren Stamm nochmal um ein weiteres Mitglied vergrößern sollten/könnten.

      Saft und Kohle dafür sind genug vorhanden … :-)))

      Noch Fragen?

      • Ihr Rücken?

        Ja. Was macht Ihr Rücken? Ich meine, wer dann mit knapp 70 auf allen krabbeln muß…
        Also wird der, die, das Kleine mit, sagen wir, 5, einen 73jährigen Vater haben.
        Na dann, viel Spaß, on n’arrête pas le progrès…

        • Peer van Daalen

          Genau in diesem Alter von 73 Jahren ist Mick Jagger im Dezember 2016 zum achten mal Vater geworden. Nun ist er 76 Jahre alt. Die Mutter ist 40 Jahre jünger wie der Vater Sir Michael Philip Jagger.

          Insofern wäre da also noch Luft nach oben bei mir …

      • Aha…gehören Ihre Kinder, Enkel und Urenkel denn auch zu der von Ihnen beschriebenen versifften und verdummten Jugend…der Logik entsprechend müsste das ja der Fall sein…na so ein Vater, Großvater und Urgroßvater wünscht man sich mit Freuden!

  3. derboblo

    Gestern erhalten und gelesen. Ganz gut!
    Bin 65 und kaufe noch immer viele BD’s. Fast nur in Französisch. Die FR Sprache bietet eine besondere Finesse die solche BD’s attraktiver machen.

    • Männerliteratur?

      Da jetzt Schulferien sind, haben wir mehrere Enkel in Verwahrung. Aus Ausgleich zum Herumtoben im Freien dürfen einen Zeichentrickfilm schauen. Gestern war es „Astérix et Cléopatra“. Von vier bis neun Jahren saßen alle hochkonzentriert da und verfolgten die Geschichte, jeder mit seiner altersgemäßen Auffassungsgabe. Abends können die Größeren im Bett vor dem Einschlafen noch einen Comic lesen, bzw. bekommen einen vorgelesen, aus der umfangreichen Sammlung aus den Kindertagen ihrer Eltern: Bob et Bobette, Lucky Luke, Tim und Struppi, Tintin et Milou, Alix, Petzi, Quick et Flupke, Astérix, Les Schroumpfs, querbeet.
      Die Bücher von Hergé eignen sich ganz besonders für kleinere Leser: Klare Linienführung, ein gut lesbares Schriftbild, Detailtreue. Wenn man das alles begleitet und ihnen verschiedene Sachen erklärt, bereichert das enorm ihre Allgemeinbildung. Favorit: Der Schatz Rackhams des Roten.
      Astérix wie auch die Schtroumpfs erschließen sich eigentlich nur so richtig in der französischen Originalfassung.

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