Gesellschaft

Das Ansehen der Journalisten war noch nie so schlecht wie heute – nur das der Politiker ist noch schlechter

Pressekonferenz am 14. September 2018 am Sitz des Ministerpräsidenten der DG in Eupen mit den Ministern von DG und Wallonischer Region. Foto: Gerd Comouth

Ob in Frankreich, Deutschland oder Belgien: Überall stehen die Medien in der Kritik. Der Journalismus hat viel von seinem früheren Ansehen eingebüßt. Das haben sich die Medien größtenteils selbst zuzuschreiben.

Laut einer in diesen „Gelbwesten“-Wochen in Frankreich veröffentlichten Umfrage genießen bei unseren südlichen Nachbarn nur die Politiker einen noch schlechteren Ruf als die Journalisten. Nur 9 Prozent der Befragten gaben an, noch Vertrauen in die Politik und die Parteien zu haben. Die Medien folgen mit 23 Prozent.

Auch in Deutschland ist das Image der Medien ziemlich schlecht, insbesondere nach dem jüngsten „Spiegel“-Skandal.

Claas-Hendrik Relotius ist ein deutscher Journalist, der für seine Reportagen vielfach ausgezeichnet wurde. Am 19. Dezember 2018 machte sein damaliger Arbeitgeber „Der Spiegel“ öffentlich, dass viele der von Relotius im Magazin veröffentlichten Reportagen ganz oder teilweise erfunden waren.

Reporterin mit Kameramann bei einem Interview. Foto: Shutterstock

In einem an diesem Montag veröffentlichten Interview der Deutschen Presse-Agentur (dpa) schlägt Springer-Chef Mathias Döpfner in seiner Eigenschaft als Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) Alarm. Das Grundvertrauen in die Medien sei erschüttert, so Döpfner.

Printmedien in Deutschland müssen sich nach den Worten des Präsidenten der Zeitungsverleger einer „wachsenden Entfremdung zwischen Lesern und Redaktionen“ stellen. Nicht die Digitalisierung sei das Problem von Zeitungen und Zeitschriften, sondern eine sich seit Jahren hinziehende intellektuelle und inhaltliche Krise des Journalismus, so Döpfner.

Selbstzufriedenheit und Überheblichkeit

Die Branche müsse mit einer „Lebenslüge“ aufräumen, sagte Döpfner. „Dass die vielbeschworene Zeitungskrise durch technologischen Wandel verursacht ist. Das stimmt nicht, das ist ein Alibi.“ Vielerorts hätten sich „Selbstzufriedenheit und Überheblichkeit“ breitgemacht.

Scharfe Kritik am Zustand der Presse: Mathias Döpfner, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) und Vorstandsvorsitzender von Axel Springer. Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa

„Ich will nicht verallgemeinern, das gilt niemals für alle“, sagte der Präsident des BDZV. „Aber leider haben sich entsprechende Geisteshaltungen in ganz verschiedenen Verlagen und Redaktionen eingenistet und dazu geführt, dass es zu einer tiefen Entfremdung zwischen Lesern und den journalistischen Angeboten gekommen ist.“ Das bedeute nicht, den Lesern nach dem Mund zu reden, aber genauer zu wissen, was wen wie interessiere.

Immer wieder die Leser belehren zu wollen, was gut und was schlecht sei, ist laut Döpfner der falsche Weg. Zum Beispiel hält der Springer-Chef die jüngste Twitter-Aktion #Nazisraus in Richtung AfD für „höchst problematisch“.

Der Hashtag sei ein Zeichen für die zunehmende Unfähigkeit, durch Argumente eine Partei zu entzaubern, die außer Zorn und Ressentiment nicht viel zu bieten habe. „Journalisten sollten dafür besonders sensibilisiert sein“, betonte Döpfner. Solche Statements förderten ein intolerantes Meinungsklima und eine intellektuelle Unfähigkeit, mit anderen Meinungen und unterschiedlichen Auffassungen weltoffen und zivilisiert umzugehen. (dpa/cre)

22 Antworten auf “Das Ansehen der Journalisten war noch nie so schlecht wie heute – nur das der Politiker ist noch schlechter”

  1. Bei dem Klimawahn und der Energiewende muss man schon ein gewisses Maß an Kompetenz in Physik und Technik haben um den Schwindel zu bemerken. Spätestens bei der „Refugees welcome“ Kampagne wurden die Lügen auch für jedermann ruchbar. Seitdem hat sich einiges getan, die Menschen glauben nicht weiter den Relotius-Geschichten und wählen nicht mehr alle brav links/grün. Und je lauter das „Nazi“ Geschrei der beim Lügen ertappten Systemmedien wird, um so mehr wenden die Menschen sich von ihnen ab. Die Europawahl wird spannend….

    • Bergerbock

      Dax
      Du schreibst mal wieder einen Stuss. Wer wählt den brav links? Wie sahen denn die letzten Regierungen aus? Sie machen ja die Opposition verantwortlich. So ein Schwachsinn. Hören Sie sich eigentlich mal selber zu beim schwafeln.

  2. Die Journalisten sind Teil des Systems und verhalten sich auch dementsprechend. Sie müssen sich aber auch so verhalten, denn gerade in Belgien wird die Presse finanziell von der öffentlichen Hand unterstützt, sie ist also allein schon deshalb Teil des Systems.

  3. In dem Zusammenhang:
    https://www.welt.de/kultur/medien/article187009630/Mathias-Doepfner-Luftgewehr-der-Fantasie.html

    Das Problem dieser „Spiegel“-Affäre liegt tiefer. Man sitzt auf dem hohen Ross und beschreibt in schöner, fast literarischer Sprache die Welt, wie sie sein soll. Haltung ist oft wichtiger als Handwerk, Weltanschauung wichtiger als Anschauung. In einem solchen Klima gedeiht Erfindung. Relotius hatte ja Vorboten. Wir erinnern uns an den Reporter, der Seehofers Modelleisenbahn anschaulich beschrieb, ohne in dem Keller gewesen zu sein, in dem Seehofer sie aufgebaut haben soll. Relotius verstand immer besser, welchen Sound man liefern musste, um Ressortleiter und Jurys von Journalisten-Preisen zu bedienen. Erfindung war da am Ende effizienter als Recherche. Und das interessiert die Bürger im höchsten Maße. Weil es Grundvertrauen erschüttert. Und zum Teil berechtigte Kritik an unserer Branche bestätigt. Aber: Wenn das jetzt ordentlich aufgeklärt wird, Konsequenzen jenseits der Bauernopfer gezogen werden und die Menschen nicht das Gefühl haben, dass es hier falsche Branchensolidarität gibt, dann birgt das Ganze auch eine große Chance zur Katharsis. Der Fall geht die gesamte Medienbranche an, nicht nur eine Zeitschrift.
    …..

  4. schlechtmensch

    In den öffentlichen medien wurde schon immer gelogen und manipuliert das es kracht. Nur fiel das damals nicht auf. Da gab es nur ard zdf und die Bildzeitung. Durch das Internet und die Verbreitung von Videos und Nachrichten durch die sozialen Medien merken immer mehr Menschen dass sie verarscht werden. Der Politik bleibt nur entweder die Internet-Zensur oder endlich wach werden und Politik im Sinne der breiten Masse der Bevölkerung zu machen und für soziale Gerechtigkeit zu sorgen.

    • Durch das Internet und die Verbreitung von Videos und Nachrichten durch die sozialen Medien merken immer mehr Menschen dass sie verarscht werden.

      @ schlechtmensch

      Durch das Internet und die Verbreitung von Videos und Nachrichten durch die sozialen Medien werden immer mehr Menschen verarscht. Wenn dann die „Meldungen“ auch noch zum eigenen Weltbild passen werden sie geglaubt, geliket und geteilt. Wenn nicht werden sie einfach als Fake diffamiert.

      • Alfons van Compernolle

        Ich kann Ihnen nur beipflichten. Der Kastenblick und sich ein leider sehr schnell verbreitender Neo-Nationalismus tut sein uebriges dazu ! Das wir alle aber nur simple Menschen sind, die doch
        miteinander klar kommen muessen / sollten , anstatt auf die leider immer noch vorhandene
        „Volksgruppenzugehoerigkeit“ , welche doch schon lange ueberwunden sein sollte, zu achten,
        geht dabei langsam unter !! Aber zum x-mal, es sind nicht die gewoehnlichen Buerger, die diese provokanten uns trennenden „Gedankengaenge“ erzeugen, es sind die selbstherrlichen
        sogenannten Volksvertreter aus jeden politischen Lager , diese uns verkaspern um ihre eigene Position bzw Bedeutung zu verewigen versuchen.
        Hier darf dann auch gefragt werden ob wir nicht auch eine gewisse Mitschuld & Verantwortung
        haben , weil wir viel zu brav geworden sind ??

      • schlechtmensch

        Nicht alle Videos und Nachrichten sind automatisch fake nur weil sie im Internet stehen. Videos sind schwerer zu fälschen. Man muss sich breit gefächert informieren und sich sein eigenes Bild machen. Ich beziehe meine Infos auch nicht nur von Pi News oder RT Deutsch falls sie das meinen.

    • Alfons van Compernolle

      Es kann wohl sein, dass das Belgische Sozialsystem nicht unbedingt in allen Bereichen sozial ist und Fehler aufweist , aber es ist um Klassen besser / sozialer als das Deutsche Sozialsystem.
      Welcher Rentner bekommt in Deutschland von der Deutschen Rente Urlaubsgeld ??? Keiner !
      Welcher Rentner mit geringer Rente in Deutschland erhaelt eine Einkommensgarantie fuer Aeltere
      in Hoehe v. monatlich 978.- Euro pro Person ??? Keiner !! Welcher Sozialhilfebezieher in Deutschland
      erhaelt eine Sozialhilfe in Hoehe von 978.- Euro ( alleine wohnend) plus Mietzuschuss plus soziale Atteste zum Bezug Sozialtarif fuer Gas / Strom / Wasser / Muellabfuehr , keiner !!
      In Vlaanderen betraegt die Sozialhilfe fuer alleine wohnende 978.- Euro , fuer ein Ehepaar 1398 Euro
      plus Mietzuschuss / Sozialtarif EGW -Muell / einmalig Einrichtungspraemie 800e durch die vlaamse gemeenschap ! Welcher Arbeitnehmer erhaelt 152 % seines Nettolohns als Urlaubsgeld in Deutschland ??? Keiner !!! usw usw usw !!! Ich weiss nicht wie es in der DG und in der Wallonie geregelt ist, aber Vlaanderen und sein Sozialsystem sind um Klassen besser & gerechter als das
      was man in Deutschland als sozialgerecht ansieht !!
      Uns geht es in Belgien doch „recht gut“ , wenn auch unser Sozialsystem den einen oder anderen
      Fehler und Missstand aufzeigt !!

  5. Da gibt es einen ZDF Moderator, Klaus Kleber, der gerne Beiträge zur menschengemachten Klimakatastrophe erstellt und , wie praktisch, ein Buch genau darüber geschrieben hat. Auch wenn er in der „heute-show“, die er moderiert, (noch) nicht direkt für sein Buch wirbt, ist es doch unerträglich dass er quasi durch die Themanwahl und deren Darstellung sein Buch bewirbt. Auch hier ein Lehrstück über den Weltanschauungsjournalismus der wie (grüner) Schleim die Gesellschaft überzieht….

    • @ Dax

      Heute Show = Oliver Welke = Satire
      Klaus Kleber = Heute Journal = Wiedergabe von Nachrichten in Form eines Magazines.
      In beiden Fällen ist eine eigene Meinung nicht verboten. In Nachrichtenmagazinen werden die Themen allerdings nicht durch den Moderator ausgewählt sondern durch eine Redaktion.

      • Dow Jones

        Doch, bei einer NACHRICHTENSENDUNG ist die eigene MEINUNG (des Moderators, der Redaktion,…) VERBOTEN!
        Sonst wäre es ja eine MEINUNGSSENDUNG, so wie die „Meinungsblogs“ über die Sie sich immer beschweren!

        Und…

        Heute Show = Oliver Welke = Satire (und dabei trotzdem noch informativer als das Heute Journal)
        Klaus Kleber = Heute Journal = Wiedergabe von INTERESSEN der Atlantik Brücke

        https://de.wikipedia.org/wiki/Atlantik-Br%C3%BCcke

      • Den Wortwitz nicht verstanden….
        Aus Wiki:
        Anführungszeichen können außerdem verwendet werden, um Wörter, Wortgruppen und Teile eines Textes oder Wortes hervorzuheben, zu denen man Stellung nehmen möchte, über die man eine Aussage machen will oder von deren Verwendung man sich – etwa ironisch oder durch die Unterlegung eines anderen Sinns – distanzieren möchte.

  6. Traurigaberwahr

    @EdiG
    In beiden Fällen ist eine eigene Meinung nicht verboten solange die Meinung den Mainstreammedien auch passt.
    Natürlich, die Mainstreammedien würden niemals lügen oder etwas aulassen. Und alle Informationen die man außerhalb dieses Mediums bekommt sind erstunken und erlogen.

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