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Neuseeland trauert um die Opfer von Christchurch

17.03.2019, Neuseeland, Christchurch: Trauernde bilden einen Kreis im Hagley Park in der Nähe der Al Noor-Moschee. Foto: Kristen Gelineau/AP/dpa

AKTUALISIERT – Ein Land in Trauer: In Neuseeland ist das Entsetzen über den Anschlag von Christchurch immer noch groß. Die Polizei geht bislang von einem Einzeltäter aus. Dem Australier droht lebenslange Haft.

Der Attentäter von Christchurch hat seine rechtsextreme Kampfschrift kurz vor den Anschlägen auch an Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern geschickt.

Die Regierungschefin bestätigte am Sonntag in Wellington, dass neun Minuten vor Beginn der Angriffe auf zwei Moscheen am Freitag eine E-Mail an ihr Büro gegangen sei. Darin seien aber keine Tatorte oder ähnliche Hinweise genannt worden, mit denen die Anschläge noch hätten verhindert werden können.

16.03.2019, USA, Philadelphia: Ein Teilnehmer einer Demonstration für die Opfer der Anschläge in Christchurch und gegen Rassismus trägt ein Transparent mit der Aufschrift „Islamfeindlichkeit = Rassismus“. Foto: Jacqueline Larma/AP/dpa

Die Zahl der Todesopfer stieg inzwischen auf 50. In einer der beiden Moscheen wurde eine Leiche gefunden, die man bislang nicht mitgezählt hatte. Die ersten Toten sollten noch am Sonntag an die Familien übergeben werden. Damit kann dann auch mit den Beerdigungen begonnen werden.

Nach neuseeländischen Medienberichten sind alle Todesopfer Muslime, im Alter von zwei bis 77 Jahren. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es zunächst nicht. Von den mehreren Dutzend Verletzten waren noch mindestens zwei in Lebensgefahr.

Die Polizei geht bislang von einem Einzeltäter aus. Als Hauptverdächtiger gilt ein 28 Jahre alten Australier. Zwar gab es vier weitere Festnahmen, offensichtlich aber ohne Zusammenhang zu dem Verbrechen. Der Todesschütze wurde von zwei Polizeibeamten überwältigt, nachdem er die zweite Moschee verlassen und sich mit seinem Auto davongemacht hatte. Offenbar hatte er weitere Morde geplant. „Er hatte absolut die Absicht, seine Attacke fortzuführen“, sagte Ardern.

Die Regierungschefin trat Spekulationen entgegen, wonach der Verdächtige nicht in Neuseeland, sondern in seiner Heimat Australien vor Gericht gestellt werde. Ardern sagte: „Er wird sich vor dem neuseeländischen Justizsystem für seinen terroristischen Angriff zu verantworten haben.“

Seine 74-seitige Kampfschrift, die er auch ins Internet gestellt hatte, enthält zahlreiche rechtsextreme Parolen. Inzwischen sitzt er in einem Hochsicherheitsgefängnis. Wegen vielfachen Mordes droht ihm lebenslange Haft.

17.03.2019, Australien, Wellington: Jacinda Ardern (M), Premierministerin von Neuseeland, tröstet eine Frau während ihres Besuchs der Kilbirnie-Moschee. Foto: Uncredited/TVNZ/AP/dpa

Zu dem Gerichtstermin wurde der Mann in Handschellen und weißer Häftlingskleidung vorgeführt. Dabei zeigte er das „Okay“-Zeichen in die Kameras, wie es in der englischsprachigen Welt verbreitet ist: Daumen und Zeigefinger zusammengehalten, die anderen Finger abgespreizt.

In der rechtsextremen Szene gilt dies auch als Geste für „White Power“ – die rassistische Idee, dass Menschen weißer Hautfarbe anderen überlegen seien. Sein nächster Termin vor Gericht ist am 5. April. Wann der Prozess beginnt, steht noch nicht fest.

Der Täter erschoss in einer Moschee in der Innenstadt zunächst 42 Menschen, darunter mehrere Kinder. Dann brachte er in einer anderen Moschee acht weitere Menschen um. Mit einer Helmkamera übertrug er die Tat live ins Internet. Insgesamt wurden bei ihm fünf Waffen sichergestellt, halbautomatische Feuerwaffen und Schrotflinten, und auch Sprengstoff. Der Mann wohnte zuletzt in der neuseeländischen Stadt Dunedin. Er hatte seit November 2017 einen Waffenschein und war auch Mitglied in einem Schützenverein.

Als Reaktion auf den brutalsten Anschlag in der jüngeren Geschichte Neuseelands will die Regierung nun die Waffengesetze verschärfen. „Unsere Waffengesetze werden sich ändern“, kündigte Ardern an. In dem Pazifikstaat darf man bislang nach einer Überprüfung durch die Behörden schon mit 16 Jahren Waffen besitzen. Dazu benötigt man einen Waffenschein, muss die Waffen aber nicht alle einzeln anmelden. Neuseeland mit seinen knapp fünf Millionen Einwohnern war bislang von Terrorismus und Amokläufen weitgehend verschont geblieben.

16.03.2019, Neuseeland, Christchurch: Ein Auto, von dem angenommen wird, dass es von dem Verdächtigen bei den Anschlägen in Christchurch benutzt wurde, wird auf einen Abschleppwagen gehoben. Foto: Claire Chambers/Mediary/dpa

Christchurch steht immer noch unter Schock. In der Nähe der Tatorte legten viele Menschen Blumen nieder und zündeten Kerzen an. Insgesamt war es in der Stadt jedoch viel ruhiger als an normalen Wochenenden. Viele Geschäfte blieben geschlossen. Auf einem Spendenkonto für die Hinterbliebenen gingen inzwischen mehrere Millionen Euro ein. Ardern sagte: „Neuseeland ist in Trauer vereint.“

Mit etwa 50.000 Gläubigen – darunter viele Einwanderer aus Staaten wie Pakistan und Bangladesch – sind Muslime in Neuseeland eine Minderheit. Viele der Opfer waren als Einwanderer gekommen. Ihre Familien haben Wurzeln in Ländern wie Pakistan, Bangladesch, Afghanistan, Ägypten, Saudi-Arabien und Indien. Die genaue Herkunft will die Polizei aber erst bekanntgeben, wenn alle Leichen identifiziert sind. (dpa)

41 Antworten auf “Neuseeland trauert um die Opfer von Christchurch”

  1. Das Standbild erinnert an eine Videospiel. Wie war das nochmal mit den aggressiven Kriegs-Videospielen? Ach ja, die wurden alle als harmlos eingestuft. Menschen umbringen, niederschießen, in die Luft sprengen, alles harmlose Unterhaltung. Und nachher will es keiner gewesen sein.

  2. Komisch, man hört gar nichts von den ewigen Hetzern. Weder hier, noch bei der AfD. Da wird der Antiislamismus deutlich. Muslimische Opfer sind kein Bedauern wert, keine Beileidsbekundungen, nichts! Dieses Massaker passt eben nicht in das rechts-versiffte-Bösmenschen-Weltbild.

    • Mithörer

      @AchGott
      Sie zeigen zwar gerne mit dem Finger auf andere. Von ihnen habe ich jedenfalls auch noch keine Beileidsbekundigung dazu gelesen. Vielleicht kehren sie zuerst einmal vor ihrer eigenen Tür.

      • @Werner. „AchGott instrumentalisiert …“
        In unserem liebsten Forum gibt es eine Reihe von Leuten, die vehement jede Straftat, jedes Attentat mit möglichem oder tatsächlichem Einwanderungshintergrund ausweiden um ihre kruden Thesen und billigen Rezepte unter‘s Volk zu bringen.
        Es bleibt noch zu ermitteln, ob der Attentäter von Neuseeland ein Verfechter analoger Thesen oder diesen auf den Leim gegangen ist.
        In der Tat glänzen die üblichen Protagonisten dieses Forums in diesem Fall durch ungewohnte Stille. Da legte AchGott den Finger in die Wunde.

        Ihre Replik, Werner, entspricht in Stil und Inhalt dem Ansatz der von der AfD in den letzten zwei Jahren verfolgten Rhetorik.

            • Werner Radermacher

              Nach dem Massaker von Christchurch in Neuseeland beginnt im fernen Deutschland die Maschinerie der Schuldzuweisungen zu arbeiten. Es geht darum, aus dem feigen Anschlag eines uns allen unbekannten, tausende Kilometer fernen, bisher gleichgültigen Menschen eine Affäre zu machen, die „uns alle betrifft“.
              Die Tat von Christchurch“, schreibt etwa Andreas Ross in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, „ist kein Verbrechen in einem fernen Land, das nichts mit uns zu tun hat: In allen westlichen Gesellschaften gedeiht die Islamfeindlichkeit. Das hat auch viel mit Stimmungsmache von Politikern zu tun.“ Kurz gesagt: Schuld ist nicht ein einzelner, offenbar psychisch gestörter Mensch, sondern der Westen an sich, seine überall gedeihende „Islamfeindlichkeit“. So weit der übliche masochistische Reflex, den wir zur Genüge kennen. Gefährlicher wird es in einem Land, in dem – wie heute in Deutschland – die politische Denunziation eine neue Blütezeit erlebt.

              Ross beginnt auch gleich Namen zu nennen, die in Zusammenhang mit dem Massaker genannt werden müssen, allen voran natürlich Donald Trump,

              https://www.achgut.com/artikel/der_masochistische_reflex

              • hier eine intellektuelle Auseinandersetzung mit einer Weltanschauung,

                @ Werner Radermacher

                Halten Sie die Auseinandersetzung wirklich noch für intellektuel?
                Schade das Sie da keine eigenen Gedanken haben und auf einen Hetzblog zurückgreifen müssen.

                • Werner Radermacher

                  Gibt es wirklich Islamfeindlichkeit und woher kommt die denn?

                  Asiaten, Farbige und sonstige Einwanderergruppen haben in Europa kaum Probleme, nur ein teil der Muslime.
                  Keine Einwandergruppe in Europa wird so entgegengekommen wie den Muslimen. Sie können ihre Religion hier frei ausüben und prächtige Moscheen bauen. Das ist auch alles OK, aber gerade diese Gruppe ist immer unzufrieden. Den islamischen Führer geht es nicht um Integration, sondern um Macht. Nicht die Masse der friedlichen Moslems, sondern ihre Führer stellen immer neue Forderungen und wenn sie nicht erfüllt werden, dann sind sie beleidigt – und sprechen von „Islamphopie“.

                  Tatsache ist, dass sie uns ihre Lebensgewohnheiten aufzwingen möchten. Schon seit Jahren dürfen Kinder in gewissen Deutschen Schulen kein Schweinefleisch mehr auf ihr Pausenbrot legen, weil sich Muslime daran stören könnten. Das fördert natürlich die Ablehnung, aber von Islamphopie zu sprechen ist lächerlich. Und die islamischen Führer sollten lieber in ihren eigenen Ländern schauen, denn dort haben „Ungläubige“ kaum Rechte.

                  • Gibt es wirklich Islamfeindlichkeit und woher kommt die denn?

                    @ Werner Radermacher

                    Ja, es gibt Islamfeindlichkeit und die nährt sich aus den gleichen Quellen wiw Antisemitismus und Rassismus.
                    Diese grauenhafte Mischung aus Dünkel und Vorurteilen haben die Welt im letzten Jahrhundert in zwei Große und viele regionale Kriege geführt.
                    > Asiaten, Farbige und sonstige Einwanderergruppen haben in Europa kaum Probleme,

                    Das glauben Sie doch nicht wirklich. Selbst farbige Amerikaner werden auf der Strasse angepöbelt.
                    Leider ist inzwischen alles was anders ist suspekt geworden. Vermutlich würde so manche „Krone der Schöpfung“ erschrecken wenn sie ihr inneres Spiegelbild sehen könnte.

                    • Lügenfresse

                      news…news…news
                      …nahe der tschechischen Hauptstadt Prag wurden heute Mittag 6 Araber verhaftet …
                      (laut mehrerer tschechischer Medien sollen es Türken u. Syrer sein)
                      aus ihren Fahrzeugen mit deutschen Kennzeichen wurden große Mengen Sprengstoff, Maschinenpistolen und große Mengen Munition polizeilich sichergestellt …
                      alle 6 Personen besitzen deutsche Ausweispapiere…
                      (eine aktuelle Meldung der tschechischen Nachrichtenagentur CTK)

          • Aha und jetzt ein Türke?? Was wollen sie uns jetzt mitteilen das sein Angriff auf unschuldige Menschen schlimmer ist als der in Neuseeland, weil er Türke ist!! Ne ne ne was ne arme kranke Welt voller Afd Werners. Das heiraten von Özil ist wichtiger und schafft es in den Top News als 50 Tote im Neuseeland .

    • Der ewige Hetzer bist du!

      AchGott…du bist nicht nur ein Hetzer sondern auch ein Heuchler, denn du stehst zu 100% hinter dieser Liberalen Politik die diese weltweiten Kriege und Misstände provoziert, organisiert, finaziert und weiter schürt, und wodurch dann dieser Rassismus und Hass heraus kommt. Aber bei deiner Kurzsichtigkeit realisierst du dies wahrscheinlich noch nicht einmal, und gehst dann mit voller Überzeugung gegen alle die anders denken als du….Mein herzliches Beileid an all den Betroffenen dieser schrecklichen Tat!

  3. Pensionierter Bauer

    Ich frage mich was in den Köpfen von solch radikalisierten Menschen abgeht. Denn, von gleich welcher Seite diese Taten auch begangen werden, es gibt für solche Morde überhaupt gar keine Rechtfertigung.

    • Zur Radikalisierung trägt auch derjenige bei, der die Klimadiskussion als geistigen Müll bezeichnet und sie mit der Nazi-Ideologie gleich setzt. Beackern sie zunächst einmal ihr eigenes Feld Herr Bauer. Denn dort wächst jede Menge geistiges Unkraut.

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