Gesellschaft

Seitensprung mit Folgen: Belgiens Ex-König Albert II. erkennt Delphine Boël als uneheliche Tochter an

Bild links - Belgiens ehemaliger König Albert II. Bild rechts - 13.12.2019, Belgien, Brüssel: Delphine Boël, Künstlerin aus Belgien, nimmt an einer Verhandlung vor dem Kassationshof teil. Fotos: Laurie Dieffembacq/BELGA/dpa - Dirk Waem/BELGA/dpa

AKTUALISIERT – Es ist die erwartete Sensation: Belgiens Ex-König Albert II. erkennt seine uneheliche Tochter Delphine Boël an. In einem jahrelangen Rechtsstreit hat die Künstlerin den 85-Jährigen zum Eingeständnis seines folgenreichen Seitensprungs gezwungen.

Am Ende war die Wissenschaft stärker als der alte Monarch: Ein Erbgut-Test hat Belgiens Ex-König Albert II. als untreuen Ehemann überführt. Unter der Last der Beweise räumte der heute 85-Jährige seine Vaterschaft an Delphine Boël ein, einer Künstlerin, die seit Jahren für ihre Anerkennung als Königstochter kämpfte. „51 Jahre zu spät“, wie die flämische Zeitung „Het Laatste Nieuws“ am Dienstag titelte.

„Party-Prinzessin“ Paola mit „Frauenheld“ Prinz Albert auf einem undatierten Archivbild aus den „wilden Jahren“. Foto: dpa

Die 1960er – das waren auch für Prinz Albert, den Bruder des damaligen Königs Baudouin, die wilden Jahre. Er galt als Frauenheld, hatte die italienische Adelige Paola Ruffo di Calabria geheiratet. Die schöne Paola hatte den Ruf einer unzähmbaren Party-Prinzessin. Und Prinz Albert nutzte mit seinem Porsche wohl den diskret verborgenen Parkplatz der Baronin Sybille de Sélys Longchamps, die am 22. Februar 1968 ein Mädchen auf die Welt brachte: Delphine.

Lang habe sie ein gutes Verhältnis zu ihrem leiblichen Vater gehabt, erzählte die Künstlerin vor Jahren in einem Interview. Doch anerkennen wollte der inzwischen abgedankte Vater des heutigen Königs Philippe die Tochter nicht.

Deshalb ging Delphine Boël an die Öffentlichkeit, bemühte die Gerichte. Die drohten dem Ex-König sogar ein Zwangsgeld von 5.000 Euro pro Tag an, wenn er sich einem DNA-Test weiter verweigere. Albert II. unterzog sich letztlich dem Test, wollte dessen Ergebnis aber nicht veröffentlicht sehen, obwohl er darauf beharrte, dass er nicht Delphines Vater sei.

König Albert mit Königin Paola am 18. Juli 2013 bei ihrem Besuch in Eupen. Foto: Gerd Comouth

Da hatte sich die belgische Öffentlichkeit längst eine Meinung über den Fall gebildet – allein die physische Ähnlichkeit von Vater und Tochter wirkt auf vielen Fotos frappierend.

Schon eine Biografie über Königin Paola erwähnte Ende der 1990er Jahre eine uneheliche Tochter Alberts. Der König äußerte sich nur indirekt und sagte in seiner traditionellen Weihnachtsansprache, seine Ehe habe „glückliche Phasen, vor mehr als dreißig Jahren aber auch die Krise“ gekannt. Viele verstanden das als Eingeständnis der Affäre.

Erst diese Woche aber ließ Albert seinen Anwalt Alain Berenboom mitteilen, der Gentest habe die Vaterschaft nachgewiesen. Begleitet war dieses Eingeständnis von der Erklärung, Albert sei seit Boëls Geburt 1968 an keinerlei Entscheidung bezüglich ihrer Familie oder Erziehung beteiligt gewesen. Vielmehr habe er immer die Beziehung der Frau zu deren rechtlichem Vater respektiert. 40 Jahre später habe Boël ihre rechtliche und emotionale Beziehung zu ihrem Vater abgebrochen und „die Familie gewechselt“, zitierte der Sender RTBF aus der Erklärung des Anwalts.

Im April 2008 erschien Delphine Boëls Autobiographie „Couper le cordon“ (Die Nabelschnur zerschneiden). Darin schreibt sie, sie halte sich für das Kind Alberts. Foto: dpa

Tatsächlich kommen uneheliche Kinder in den besten Familien vor. So erkannte Fürst Albert II. von Monaco 2005 seinen unehelichen Sohn Alexandre und ein Jahr später auch die Amerikanerin Jazmin Grace als uneheliche Tochter an – Monacos Thronfolge berücksichtigt allerdings nur ehelich geborene Kinder.

Und nach dem Tod des niederländischen Prinzen Bernhard 2004 veröffentlichte die Zeitung „Volkskrant“ ein Interview, in dem Bernhard zwei uneheliche Töchter zugab. Die Französin Alexia und die Amerikanerin Alicia seien Halbschwestern von Königin Beatrix, sagte der Prinz demnach.

Für Europas Adelshäuser sind solche Geständnisse noch immer peinlich. Aber das Mittelalter, als Herrscher manchen Überlieferungen zufolge bei jungen Bräuten ein Recht der ersten Nacht geltend machten, ist vorbei. Auch uneheliche Kinder fordern die Verantwortung ihrer Väter ein. Und selbst wenn ein König sich weigert, helfen – wie in der „Affäre Delphine“ – die Justiz und die moderne Wissenschaft. (dpa)

Zum Thema siehe auch folgenden Beitrag in der OD-Rubrik ALLES NUR SATIRE:

41 Antworten auf “Seitensprung mit Folgen: Belgiens Ex-König Albert II. erkennt Delphine Boël als uneheliche Tochter an”

  1. Boah nee...

    „Nach Beweis durch DNA-Test: Ex-König Albert II. räumt an, der biologische Vater von Delphine Boël zu sein“
    Sehr traurig, dass dafür erst ein handfester Beweis herhalten musste! Was für ein Charakter, pfui! Und so ein Kerl war mal König von Belgien! Seine eigene Tochter verleugnen, bis zum gehtnichtmehr! Pfui!

  2. Mithörer

    @karlh1berens
    Diese „Sicherheit“ wollte der ehemalige Monarch überhaupt nicht haben. Der hat sich ja mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die Wahrheit sprich letzte „Sicherheit“ gewehrt. Und jetzt tut er es ab, als ob es ihm sowas von „schnuppe“ sei. Wenn man es sich mal so durch den Kopf gehen lässt, ein richtiges Ekelpaket. Und so etwas war mal „König der „Belgier“.

    • karlh1berens

      @ Boah nee… 27/01/2020 21:47

      Die Wahrscheinlichkeit, dass ich leibliche Kinder habe, ist recht klein und wirkt – angesichts der Zustände in meiner Umgebung – auch recht beruhigend.

      Aber mal anders herum gefragt : Wie würden Sie reagieren wenn eines Ihrer „rechtlichen“ Kinder Ihre wirkliche Vaterschaft anzweifeln würde – mit welchen „Hintergrundgedanken“ auch immer ?
      Immerhin fühlte Delphine sich 44 Jahre als Tochter eines gewissen Herrn Boels.

      • Alfons van Compernolle

        Wie soll ich dann reagieren , wenn einer meiner vier Kinder auf die Idee kommt, ich koennte nicht der Papa sein. Sollen sie dann ihren Vaterschaftstest machen, die Chance, dass ich nicht ihr Vater bin ist sehr sehr sehr klein. Aber , ich kenne auch keinen Unterschied zwischen ehelichen und unehelichen Kindern, es sind in beiden Faellen meine / unsere Kinder fuer diese ich Verantwortung trage. Was Albert II jahre lang gemacht hat , sehe ich als charakterlos an !
        Dieses hat aber nichts mit meinem „Respekt und Wertschaetzung“ mit und fuer unserem heutigen Koenig zu tun.

  3. Der Jurist

    Erste Lektion aller Juristen :
    Gib nur das zu was du absolut nicht mehr widerlegen kannst.
    Peinlich.
    Es gibt Millionen Menschen die Väter oder Mütter unehelicher Kinder sind, Unterhalt zahlen, und zu ihrem Seitensprung stehen.
    Ich schäme mich als belgischer Familienvater für diesen Pausenclown der seine Tochter verleugnet. Er hätte seit Jahren Größe beweisen, und zu seiner Tochter stehen können.

  4. Josef Botterblom

    Was solls Herr Keutgen, es kommt auf die Eine auch nicht mehr an!
    Es sind ja hier nur einige wenige „Hoheiten“ aus dem Königshause!?
    Aber wohl viele Hunderte mehr aus der Politik! Zumal diese Leute wissen wie das geht um sich die Taschen zu füllen!?

  5. Traurig ein König zu sein!

    Eigentlich hätte sich der König den ganzen Zirkus sparen können. Man sollte zu den Dingen stehen, die man im Leben gemacht hat. Die Ähnlichkeit war ziemlich gross. Einfach nur armselig, von einem Vater, der sich nicht zu seinem eigenen Kind bekennt.

  6. Leo Keutgen

    @blabla?
    @Mithörer
    1. Delphine ist nun sehrwohl Mitglied der Königlichen Familie.
    2. Jene hat nun Anrecht auf die gleichen Dotationen wie Prinz Laurent
    (etwa 300.000€/Jahr)
    3. Dieses Recht kann sie mit Sicherheit rückwirkend geltent machen, was dann 10-20 Mio. wären.
    4. Ja dies bezahlt nicht Albert II, sondern WIR ?
    5. Ob Delphine dies einklagt … Weiss man nicht.

    Ich glaube dem König kann es egal sein ob sie offiziell seine Tochter ist oder nicht …
    Man darf sich viel mehr fragen, ob er diesen Kampf nicht im Interesse Belgiens hat führen „müssen“.

  7. peter Müller

    Was regt ihr euch so auf.Jeden dritten Mann kann es passieren, dass es einmal an der Türe klingelt, und ein neues Familienmitglied steht vor der Tür. Wenn man im Bekanntenkreis so hört was heute abgeht.

  8. borderside7

    Eine erbärmliche Figur dieser Albert II. Als Antiroyalist halte ich nichts aber auch nichts von Königen und Adel. Diese Figuren sind seit ewigen Zeiten nur die Schmarotzer der Völker und Ausbeuter. Wenn dieser Typ Character und Rückgrat hätte, hätte er direkt zu seiner unehelichen Tochter gestanden. Ich hoffe nur, daß die Tochter auf Ihrer Dotation besteht und er persönlich zur Rechenschaft gezogen wird. Da er die Dame ja verleugnete muß er für seinen Seitensprung selbst aufkommen und nicht der Steuerzahler. Als Republikaner bin ich dafür, diese Schmarotzerbande zu entfernen und in Belgien die Republik einzuführen.

      • borderside7

        Das sehe ich differenzierter. Die Politiker sind demokratisch gewählt, außer der Bande der EU – Kommissare, welche bestimmt werden im Kungeleisystem.
        Die Einkommen der Berufspolitiker sind definitiv zu hoch mit all den Zusatzeinkommen im Pöstchensumpf. Ich fordere in unserer Bewegung, daß die Einkünfte der Politiker genauso mit Lohn-/ Einkommensteuer und Sozialversicherung belegt werden, wie bei jedem normalen Bürger auch. Dazu kann jeder Politiker nur für maximal 2 Legislaturperioden gewählte werden. Danach muß er wiederum 2 Legislaturperioden aussetzen. Nur so kann die Vielfältigkeit entstehen, welche die Demokratie benötigt.

        • Erste Annäherungsversuche? :)

          Dann verstehen Sie vielleicht auch was wir von der Schmarotzerbande halten, oder?
          Die demokratisch auch äußerst dürftig legitimiert ist!
          Ores, Idelux, Spaque, Vivias, Intradel, Fortis, Tecteo, AIVE, ALG, XXY und XXZ x 100!

          Wie sind die Mitglieder dieser Fachleute in den Verwaltungsräten eigentlich demokratisch legitimiert?

  9. Einstein

    Früher gab es doch hierzulande (auch in der DG) solche „dynastische Vereinigungen“,
    in welchen man sich zur Huldigung von König samt Anhang traf.
    Gibt es die noch? Oder sind diese mit ihren Altherren-Mitgliedern zusammen verstorben.
    Falls doch, was sagen die denn wohl dazu?
    Insbesondere bei den letzten echten königstreuen Ostbelgiern?
    Schade, schade, ein Leben lang der falschen heiligen Kuh hinterhergelaufen…

    Aber was sage ich da, es betrifft uns Belgier tatsächlich doch alle:
    Da mussten wir jahrelang in Schule, Rathaus und Schützenhalle zu dem Abbild eines Herren hinaufblicken dessen Integrität unter derer eines Bonobo-Affen unzusiedeln ist.
    Aber klar, der hat das Land echt zusammengehalten…

  10. Marina K.

    Ja, er hat sich nicht mit Ruhm bekleckert. Allerdings denke ich, dass er seine Vaterschaft immer geleugnet hat, um eben solchen Posts wie das eines @ EInstein , zu umgehen.
    Tja, wenn es so ist, gibt ihm dieses Forum hier Recht.

    • Einstein

      Oh ja, Marina K.!
      Seine Majestät wusste in seiner unermesslichen Weisheit schon längst, dass ein Schelm wie ich irgendwann so etwas Böses schreiben würde.
      Und da hat er sich gedacht: Dann belüge ich doch lieber mal alle meine lieben Untertanen bis sich die Balken biegen und stehe nicht zu meinen Verpflichtungen für meine Nachkommen zu sorgen.
      Der Pöbel ist doch sowieso zu blöd, die Wahrheit herauszufinden.
      Und wenn er diese dann doch herausfinden, dann gibt es immer noch genug Königstreue, die irgendeine noch so absurde Begründung für sein Fehlverhalten finden,
      z.B. dass er böse Posts umgehen wollte…
      Aufwachen, Marina!

  11. Marina K.

    Wissen Sie, EInstein…. eigentlich geht es keinen etwas an, ausser der Ehefrau.
    Was Sie so von sich geben, mit diesem Pseudonym, macht dem eigentlichen Eigentümer des Namens, seine viel gepriesene Intelligenz streitig!
    Schönen Abend noch

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