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Absturz eines Traditionsvereins: Regionalligist Alemannia Aachen beantragt zum zweiten Mal Insolvenz

Aachener Fans feiern ihre Alemannia am 26.07.2013 im Südstadion in Köln nach einem Auswärtssieg bei Fortuna Köln. Foto: picture-alliance/dpa

Vor 10 Jahren, in der Saison 2006-2007, spielte Alemannia Aachen noch in der Bundesliga. Heute belegt der Traditionsverein nur Platz 4 in der Regionalliga West. Schlimmer noch: Die Alemannia muss zum zweiten Mal Insolvenz beantragen.

Wie die Aachener Zeitung am Dienstag berichtete, war die Lage aussichtslos. Die erneute Insolvenz von Alemannia Aachen habe sich nicht mehr abwenden lassen.

In den letzten Tagen hatten die Verantwortlichen intensiv versucht, die Deckungslücke im aktuellen Etat von einigen hunderttausend Euro zu schließen. Dies ist ihnen aber nicht gelungen. Dem derzeitigen Tabellenvierten der Regionalliga West, der am Sonntag semsationell bei Spitzenreiter Viktoria Köln gewann, droht jetzt der Abzug von neun Punkten.

Am Dienstagnachmittag veröffentlichte der Verein folgende Pressemitteilung:

Der Aachener Tivoli, Heimstätte von Regionalligist Alemannia Aachen. Foto: alemannia-aachen.de

Schweren Herzens haben sich Geschäftsführung und Aufsichtsrat der Alemannia Aachen GmbH aufgrund der zu beachtenden rechtlichen Vorschriften entschlossen, am heutigen Tag Insolvenzantrag beim Amtsgericht Aachen einzureichen. Der Antrag wurde wegen drohender Zahlungsunfähigkeit gestellt.

Dieser Schritt war erforderlich geworden, nachdem trotz intensivster Bemühungen unter anderem die Verhandlungen mit einer Investorengruppe bis in die vergangene Woche ohne Erfolg geblieben waren. Die Option, gemeinsam mit einem starken Investor eine Rückkehr in den Profifußball anzustreben, scheiterte trotz guter sportlicher Leistung nicht zuletzt an der nach wie vor ablehnenden Haltung großer Teile von Fangruppierungen sowie an Rechtsunsicherheit infolge des zuletzt vom BFH erlassenen Beschlusses zur möglichen Besteuerung von Sanierungsgewinnen.

Während der Saisonvorbereitung im Juli 2016 bestritt Alemannia Aachen ein Freundschaftsspiel im Eupener Kehrweg-Stadion. Das Bild zeigt die beiden Kapitäne Timo Staffeldt (Aachen, links) und Luis Garcia (Eupen, rechts) bei der Seitenwahl. Foto: OD

Der TSV Alemannia Aachen e.V. ist durch den Insolvenzantrag nicht betroffen. Gleichzeitig erklärt der Aufsichtsrat der Alemannia Aachen GmbH gemeinschaftlich seinen Rücktritt.

Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Christian Steinborn: „Wir bedauern zutiefst, dass diese Maßnahmen trotz des unermüdlichen Einsatzes von Mitarbeitern und der Unterstützung unserer Sponsoren, denen wir zu Dank verpflichtet sind, alternativlos geworden sind. Der Insolvenzantrag ist ein für alle sehr schwerer Schritt, stellt aber in der schwierigen Gesamtsituation die einzige Handlungsalternative dar. Wir werden auch nach dem Rücktritt die dann neuen Verantwortlichen nach besten Kräften unterstützen, um diesem einzigartigen Klub doch noch eine wirtschaftliche Perspektive zu ermöglichen.“

Es wird erwartet, dass das Gericht die ersten Weichen zur Aufrechterhaltung des Spielbetriebs stellen und einen vorläufigen Insolvenzverwalter ernennen wird.

Diese Mannschaft von Alemannia Aachen (mit dem späteren AS-Torhüter Gerd Prokop und dem belgischen „Enfant terrible“ Roger Claessen) sorgte Ende der 60er Jahre in der Bundesliga für Furore. Sie wurde 1969 sensationell deutscher Vizemeister. Foto: Die Lupe

32 Antworten auf “Absturz eines Traditionsvereins: Regionalligist Alemannia Aachen beantragt zum zweiten Mal Insolvenz”

  1. RundesLeder

    Auch hier wieder: der Fisch stinkt vom Kopfe! Die Augen viel grösser wie der Bauch gehabt. Da wollten sich einige sogenannte Manager und Ex BM sich ein Denkmal setzen!? Gründlich schief gegangen! Und das in einer Stadt von guten 200.000 Einwohnern. Sehr schwache Ideen…

  2. Fussballer

    Wie ist so etwas möglich bei dem Potential, das der Verein mal hatte???? Alemannia Aachen hätte man einen Rang wie der SC Freiburg oder Mainz 05 zugetraut. Da sind unfähige Leute am Werk gewesen. Wie kann man in 10 Jahren einen Verein wie Alemannia Aachen so herunterwirtschaften?

  3. GerdLiebertz

    Sind wir mal ehrlich. Wäre vor einigen Jahren nicht ein Investor eingesprungen, wäre der AS Eupen das gleiche passiert. Von daher sollte man vorsichtig sein mit irgendwelchen Äusserungen.

  4. Der Aachener Absturz ist erst der Anfang . Ein jeder sieht doch wie es auch bei uns in Ostbelgien vonstatten geht mit der finanziellen Lage . Nehmen sie nur die Autowerkstätten in Betracht , oder die Gastronomiebranche , all diesen steht das Wasser bis zum Hals . Noch vor kurzem erklärte mir ein Autowerkstattbesitzer , das in den kommenden beiden Jahren die Hälfte dieser Garagen notgedrungen schliessen müssten . Nehmen sie nur mal die Hotelbranche in Betracht , in den letzten Monaten lassen alle Buchungen zu wünschen übrig , trotz grosser Renovierungen und Werbung . Betrachten sie nur mal alle diese Zeitgenossen welche alle paar Monaten mit ihren Hintern in einem Jet hängen , um sich in den Südlichen Gefieldern die Sonne über ihren Speck brennen zu lassen , ja bei all diesen Angebern ist absolut kein Geschäft mit zu machen , weil sie vorne und hinten bei sind .

      • Ganz einfach ,weil jeder Scherenschleifer seine Karosse im Internet erwirbt , weil diese dort zu unschlagbaren Preisen zu ergattern sind . Die Reparaturen lässt man einfach von schwartzarbeitenden Mechaniker ausführen , denn diese sind froh um sich diese Groschen nebenbei zu holen .

  5. Raerener

    Hallo Rosalio!
    Davon weiss unsere Politik sicher noch nichts?! Heute Morgen noch viel löbliches vom Arbeitsamt Direktor! Und unsere Touristik Branche redet sich den Mund fast warm mit Lob und Erfolgen!?
    Wo ist denn nun die Wirklichkeit!?
    Ich glaube die meisten sehen vor lauter Selbstlob und Protektion das effektive und gegebene gar nicht!?

    • Pensionierter Bauer

      Die Wahrheit ist dort, wo sie auch bei den Bauern ist. Es wird geklagt und nochmals geklagt und dann sieht man die neuesten Traktoren und Maschienen. Ab und zu übertreibst mal wieder einer und geht ganz einfach Pleite. Auch ich hab heute Morgen den Nelles im BRF gehört. Zufälligerweise war zu diesem Zeitpunkt jemand bei mir der seit einigen Wochen arbeitslos ist. Er staunte nicht schlecht als der Nelles von Vermittlungsquote sprach. Er berichtete mir, dass das Arbeitsamt nur verlangt und zur Vermittlung auf Leiharbeitsvermittler
      verweißt.

  6. ja und? dann finden sie halt auch zum dritten Mal einen Sponsor.
    Immer das gleiche. Es wird alles kaputt gemanaged, der Manager schmeisst das handtuch, und der nächste kann die Kohle mit vollen händen ausgeben, solang sein gehalt oben mitspielt.

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