Gesellschaft

770.000 Unterschriften für „Belgien: Stoppt das nächste Tschernobyl!“

Anti-Atom-Aktivisten mit Gasmasken und Plakaten in Brüssel Anfang des Jahres 2016 anlässlich eines Treffens zwischen Belgiens Innenminister Jan Jambon und der deutschen Umweltministerin Barbara Hendricks. Beide unterzeichneten am Montag ein Atom-Abkommen zwischen beiden Ländern. Foto: Belga

Eine Petition für die Stilllegung der umstrittenen Atommeiler Tihange 2 und Doel 3 hatte am Montag bereits mehr als 770.000 Unterschriften. Die Aktion läuft unter dem Slogan „Belgien: Stoppt das nächste Tschernobyl!“

Die Petition auf der Internetplattform AVAAZ.org ist gerichtet an die belgische Regierung, die deutsche Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) und alle betroffenen Regierungen in der EU. Sie hat folgenden Wortlaut:

„Als besorgte europäische Bürger, fordern wir Sie auf, umgehend alle notwendigen Schritte einzuleiten, um eine grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung aller belgischen Reaktoren unter der europäischen UVP-Richtlinie und der Espoo-Konvention der Vereinten Nationen durchzuführen. Bis diese ausschlaggebende Maßnahme erfolgt ist, sollten die Reaktoren in Doel und Tihange, die wegen zahlreicher Lecks, Risse und sogar Sabotageversuchen Anlass zu Sicherheitsbedenken geben, geschlossen werden. Die öffentliche Sicherheit hat erste Priorität.“ (Link zur Petition am Ende des Artikels).

Ein Plakat bei einer Protestaktion im Dezember 2015 in Aachen: "Tihange - da ist doch alles morsch!!". Foto: OD

„Tihange – da ist doch alles morsch!“: Ein Plakat bei einer Protestaktion im Dezember 2015 in Aachen. Foto: OD

Auf die Petition wurde am Montag anlässlich des Treffens zwischen Belgiens Innenminister Jan Jambon (N-VA) und der deutschen Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hingewiesen. Vor dem Gebäude des Innenministeriums in Brüssel, wo das belgisch-deutsche Ministertreffen stattfand, demonstrierten Kernkraftgegner mit Gasmasken und Plakaten.

Belgien und Deutschland wollten bei Fragen der Sicherheit von Atomkraftwerken künftig enger zusammenarbeiten, hieß es nach der Unterredung zwischen Jambon und Hendricks. Ziel sei ein Abkommen für eine ständige und verlässliche Zusammenarbeit. „Wir werden auch gegenseitige Inspektionen in den Kraftwerken durchführen“, gab Hendricks bekannt.

Hintergrund der bilateralen Gespräche in Brüssel waren Pannen in den grenznahen belgischen Atomkraftwerken Tihange 2 und Doel 3. Innenminister Jambon sagte, die Reaktoren wären nicht in Betrieb genommen worden, wenn sie nicht sicher wären.

Klage mit Erfolgschancen

Der WDR meldete unterdessen, Fachanwälte wären zu der Überzeugung gelangt, dass die von der Städteregion Aachen angekündigte Klage gegen den Pannenreaktor Tihange 2 Chancen auf Erfolg habe. Geklagt werden soll vor zwei belgischen Gerichten – einmal gegen die Wiederaufnahme des Betriebs von Tihange 2, und außerdem geht es um die Prüfung, ob Sicherheitsstandards ausreichend eingehalten wurden.

Die Anwälte beziehen sich bei ihrer Klageabsicht nach Angaben des WDR auf Artikel 37 des Vertrags zur Gründung der Europäischen Atomgemeinschaft. Darin heißt es:

„Jeder Mitgliedstaat ist verpflichtet, der Kommission über jeden Plan zur Ableitung radioaktiver Stoffe aller Art die allgemeinen Angaben zu übermitteln, auf Grund deren festgestellt werden kann, ob die Durchführung dieses Plans eine radioaktive Verseuchung des Wassers, des Bodens oder des Luftraums eines anderen Mitgliedstaates verursachen kann.“ (cre/lesoir.be/dpa/wdr.de)

Hier gelangt man zur PETITION „Belgien: Stoppt das nächste Tschernobyl!“

44 Antworten auf “770.000 Unterschriften für „Belgien: Stoppt das nächste Tschernobyl!“”


  1. Der WDR meldete am Montag, Fachanwälte wären zu der Überzeugung gelangt, dass die von der Städteregion Aachen angekündigte Klage gegen den Pannenreaktor Tihange 2 Chancen auf Erfolg habe.
    ….
    Guter Witz, „Fachanwälte“ würden auch noch einer Klage gegen einen Toten eine Chance auf Erfolg erteilen; Sie leben ja davon dass möglichst viel geklagt wird….

  2. Johann Klos

    Werter Dax,

    Ihr kurzärmliger Komentar spricht ja für sich. Glauben Sie mir, die Kanzlei welche die Städteregion Aachen und Anhang vertritt weiß wovon Sie spricht. Im Übrigen: es gibt weltweit nichts kostengünstigeres wie der Zukauf von Fachwissen und deren Vertreter.

  3. Pressekonfekt

    Sehr kurios das unsere so glorreiche DG Regierung sich absolut nicht meldet in der Sache!
    Sicher zu viel Arbeit, zu viele Neujahrsempfänge, oder etwa Bammel für die nächsten Bittgänge nach Brüssel!?

    • Nicht alles glauben was das Deutsche Fernsehen so verbreitet. Im offiziellen Bericht steht dazu:

      Concerning the SIA analysis with 2012 methodology and input parameters but applied with the 2014
      cartography, the SCP Review Team underlines the fact
      that the structural integrity is still
      demonstrated for a SI water temperature of 7 °C. Thus, in addition to the demonstration that
      structural integrity has always been guaranteed, the modification aiming to bring this temperature at
      more than 40 °C for Doel 3 introduces a large margin for the flakes close to the inner surface of the
      vessel.
      …..
      Es handelt sich also um eine zusätzlich Sicherheitsmaßnahme, unter der Annahme dass der Druckkörper auch bei einer Kühlwassertemperatur von 7°C als sicher angesehen wird.
      http://www.fanc.fgov.be/GED/00000000/4000/4025.pdf

  4. Atompilz

    Das Problem ist, dass man sich auf deutscher Seite sooooooo weit aus dem Fenster gelehnt hat, dass man jetzt unbedingt einen Grund finden muss um recht zu kriegen.

    Hörte es vorhin im Radio : Kühlwasser das schon fast…wohlgemerkt FAST auf eine Temperatur erhitzt wird, dass es nicht mehr als Kühlwasser… im Notfall, FALLS das Notfallsystem nicht funktioniert, also dann fast zu warm ist um zu kühlen. Also, fast ungefähr und nur Doel…

    Die Risse sind jetzt nicht mehr akut, da von Atombehörde und EU als Blödsinn abgeschmettert. Jetzt ist es Fast das Kühlwasser.

    Einfach nur lächerlich.

    • Kerstges Angela

      Genau DAS stört mich auch extrem! Ich stelle mir vor, z;B. wäre Belgien nun halt grösser als es jetzt ist, die Deutschen würden umgekehrt bestimmte Atommailer befürworten fuer ihr Land, wir B’s motzten dagegen, was dann?

      • Wirklich toll der Satzbau! Da muss man ja zwei bis dreimal nachlesen, um zu verstehen, was sie mitteilen möchten. Bei den Deutschen sind es doch immer die anderen, hat man ja damals schön bei der EHEC Epidemie gesehen.

        • Atompilz

          „Wirklich toll der Satzbau“

          Ja, tut mir leid.
          Das liegt aber an dem Kühlwasser in Doel. Was noch keiner weiß ist, dass das Wasser da so warm ist, dass es permanent als Dampf aus den Microrissen austritt und bereits jetzt alles verstrahlt.
          Mich hat es bereits erwischt. Bin total verstrahlt.Da kommt dann mal so ein Satzbau zusammen.
          Hoffentlich wächst mir nicht auch noch eine rote Nase über Karneval.

          Tut mir auch leid, dass ich den Schwachsinn nicht ernstnehmen kann. Mir ist bewusst, dass sich viele Menschen echte Sorgen machen.
          Ich hatte letzte Woche den „Super Sonntag“, der in ganzen Kreis Aachen Sonntags an alle Haushalte verteilt wird, (bei uns derWochenspiegel/Kurierjournal), in den Fingern.
          Eine ganze Doppelseite Doel/Tihange explodiert „übermorgen“, wie schützen Sie sich mit Jod. Zusätzlich weiter hinten, nochmal ’ne halbe Seite.
          Das ist Panikmache par excellence.

          Hoffe der Satzbau war jetzt besser ? Habe mein Gehirn über Nacht mit Jod geflutet.

  5. Eigenartig dass in Deutschland ein sehr hoher Standard bezüglich der AKW gelten soll. Höre aber nie, dass eine tropfender Wasserhahn gefunden wurde oder defekter Lichtschalter entdeckt wurde.
    Es macht mir keiner weis , dass in Deutschland nie eine Kleinigkeit in den AKW gefunden wird oder ist die Kontrolle so oberflächlich und alles wird unter den Tisch gekehrt.

    Belgien sollte in Zukunft nicht mehr jedes Kinkerlitzchen an die große Glocke hängen.

      • Berufsspinner

        Energiepolitik ist Ländersache.
        Diskutiert wurde auf freundschaftlicher Ebene.
        Alle belgischen Argumente wurden von der Atombehörde und EU bestätigt und konnten von deutscher Seite nicht mal widerlegt werden.
        Jetzt wiegelt man das Volk auf und läßt drohend die Muskeln spielen.
        Da erwartet man jetzt Dialogbereitschaft. Auf welcher Basis ?

        • Michael Schmidt

          ach, eine letzte, kurze Recherche. Phobie, alles klar – die vermute ich mal eher bei Ihnen, nachdem Sie hier schon so „einschlägig“ gepostet haben. Sind Sie vielleicht männlich, Dresdener und über 50?

          • Mit dem Geschlecht liegen Sie richtig, der Rest ist falsch. Möglicherweise halten sie Männer generell für rechtspopulistisch.
            Sie spielen sicher auf Islamophobie an, ein Begriff, der von Chomeini geprägt wurde, um den Islam gegen Kritik zu immunisieren und der in den letzten Jahren von nützlichen Idioten dankbar aufgenommen worden ist.
            Islamophobie gibt es aber gar nicht, da die Ablehnung des Islams keine Phobie, also keine Angststörung ist, sondern die einzig vernünftige Reaktion auf diese bösartige Ideologie.
            Andererseits ist die bei Gutmenschen grassierende Islamophilie eindeutig den Paraphilien zuzuordnen, wahrscheinlich bildet sie eine Untergruppe der Nekrophilie.

  6. Belgierin

    Die Deutschen sollen sich mal um ihre eigenen Atomkraftwerke kümmern und um ihre verbuddelten Atommüllfässer auch in der Aachener Gegend !!!, da wird alles still gehalten und wenn was nicht stimmt, kommt es nicht an der Öffentlichkeit, aber Belgien mit Klagen und mit sogenannte Fachanwälte!! drohen, anstatt vor ihrer eigenen Tür zu kehren. Aber für Klagen und Rechtsanwälte einzuschalten dafür sind die Deutschen ja bekannt, kennt man!!

    • Öpen782

      Zur Info: die Atomwolke macht nicht an der Grenze halt wenn Tihange hochgeht.
      Von daher ist das was die Deutschen hier machen sehr wohl vor ihrer eigen Haustüre kehren.
      Das einzige Mittel was da hilft ist nun mal leider Klagen.

      Und ich bin sehr froh dass sie etwas unternehmen, denn in Belgien scheint’s ja keinen zu interessieren.
      Wenn ich schon lese dass der FANC-Chef Jan Bens früher Electrabel-Mitarbeiter war dann weiß man doch schon genug über die Neutralität der Kontrollbehörde.

      Das einzige was hier zählt ist die Gewinnmaximierung bei GDF-Suez! Und die belgische Regierung hält für die Verlängerung der Laufzeit bereitwilig die Hand auf um die maroden Staatsfinanzen aufzubessern.

      Klar das Thema wird in den Medien vielleicht etwas zu hoch gekocht, aber lieber so als alles unter den Teppich kehren. Denn aus reiner Nächstenliebe werden GDF-Suez und die belgische Regierung bestimmt nicht auf ihren Goldesel verzichten.

      • Was ist denn eine „Atomwolke“? Eine Wolke, die aus Atomen besteht? Nun, alle Wolken bestehen aus Atomen.

        Ist das wieder so ein hochwissenschaftlicher Begriff aus Deutschland wie Hohlerde, Lichtreisen oder Rassenschande?


      • Wenn ich schon lese dass der FANC-Chef Jan Bens früher Electrabel-Mitarbeiter war dann weiß man doch schon genug über die Neutralität der Kontrollbehörde.
        ….
        Ja, stellen Sie sich vor, ein Fachmann wird Behördenleiter. Unfassbar; das können die Ökos besser, so wie Trittin, der einen Landschaftsarchitekten (König) zum Leiter des Bundesamtes für Strahlenschutz machte. Der war zwar eine Lachnummer in Fachkreisen, setzte aber brav alle Vorgaben seines Ministers um….

  7. Vor allem ist die Art und Weise wie die Deutschen Medien die Debatte führen unerträglich arrogant. Vor 3 Jahren wurden durch ein neues Untersuchungsverfahren laminare Wasserstoffeinschlüsse in den Druckkesseln entdeckt. Daraufhin wurden die Anlagen 2 Jahre außer Betrieb genommen und man hat sich intensiv mit Ursachen und Folgen beschäftigt. Eine internationale Expertenkommission hat nun den Weiterbetrieb unter bestimmten Voraussetzungen als unbedenklich attestiert. Daraufhin hat die Belgische Regierung die Anlagen wieder in Betrieb genommen. Das kann man kritisieren, keine Frage, aber nicht so wie es die grün verseuchten Deutschen Medien vorturnen. Zu diesen Untersuchungen gibt es detaillierte Berichte die jeder einsehen kann. In der Berichterstattung hingegen werden diese nirgendwo erwähnt, noch setzt man sich mit deren Ergebnisse auseinander. Statt dessen läuft die Debatte auf dem Niveau von „Schrottreaktore“ und die Aachener drehen am Rädchen und rufen nach Jodtabletten (womit die sich bei der nächsten Notabschaltung aus Panik selbst vergiften…). In Aachen laufen „Experten“ der bekannten NGO’s auf die den tausendfachen Tod durch Tihange propagieren, der WDR verbreitet das Schauermärchen in beispielloser Betroffenheitsrhetorik aber niemand kann (oder will) eine Zahl nennen mit welcher Strahlenbelastung (mSv) Aachen denn überhaupt im schlimmsten Falle zu rechen hätte.
    Fazit: Kampagnenjournalismus statt kritischer Information. Und die DG hängt sich auch noch opportunistisch daran. Ein Trauerspiel….

  8. Auch deutsche AKW betroffen http://www.ingenieur.de/Fachbereiche/Kernenergie/Druckbehaelter-belgischer-Atomkraftwerke-16000-Rissen-uebersaeht
    Der Sender WDR ist vor etwa 3 Wochen wegen offener Zensur und Meinungsmache aufgefallen, hier nachzulessen : Skandal um »Persilschein« des WDR: Journalisten sprechen doch von Zensur und Einflussnahme beim ARD-Sender http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/enthuellungen/markus-maehler/skandal-um-persilschein-des-wdr-journalisten-sprechen-doch-von-zensur-und-einflussnahme-beim-ard-.html AKW, Flüchtlinge, … Die Massenmedien, berichten nur Regierungstreu, sind daher unglaubwürdig. Der BRF und das GE halten sich ebenfalls in diesem „Pro Deutschne“Dunstkreis auf (Zensur, Meinungsmache). Die Klage der Städteregion Aachen wird abgewiesen und das Zurecht! Sollte Aachen erwägen vor den Europäischen Gerichtshof zu ziehen, werden sie gezwungen sein, Vergleichswerte aus Deutschen AKWs. Diese werden die Deutschen AKW Betreiber aber aus dem oben genannten Grund verhindern, da sie genau wissen dass Ihre Anlagen in ähnlichen Zuständen sind. Eigentor für Aachen & NRW!

  9. Hirn Ein

    Die Lage des AKW Tihange ist auch bedenklich. Das Becken um Lüttich ist eine Erdbebenregion. Glaube 1983 war das letzte größere Erdbeben in der Region. Wenns dann mal richtig rappelt, kann das auch nicht förderlich für die Struktur der Druckbehälter sein. Persönlich brauche ich keinen Strom um jeden Preis.

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