DSF-Nachfolger Sport1 sendet seit drei Jahrzehnten und ist vor allem für den „Doppelpass“ bekannt. Ohne Geld für teure TV-Rechte muss sich der Sender im Kampf mit den Großen immer wieder neu erfinden.
Der letzte Monat vor dem 30. Geburtstag ist ein besonders guter für Sport1. Wenn bei der Darts-WM die Pfeile fliegen, dann steigen die Zuschauerzahlen.
Der von Werbeeinnahmen lebende Spartensender kann diesen Quotenzuwachs in wirtschaftlich schwierigen Zeiten gut brauchen. „Darts ist ein Riesenerfolg für uns“, sagte der Vorstandsvorsitzende Olaf Schröder der Deutschen Presse-Agentur. Er mahnte aber auch: „Wenn wir Sportarten groß machen, ruft das natürlich auch die Konkurrenz auf den Plan.“
Das frühere Deutsche Sport-Fernsehen ist eine Besonderheit auf dem heimischen TV-Markt. Einerseits ist er mit einem Jahresmarktanteil von 0,6 Prozent, die von der AGF Videoforschung errechnet wurden, ein Fernsehzwerg und liegt nicht einmal in den Top 30. Andererseits kennt ihn jeder Sportfan, ist insbesondere wegen des Talkformats „Doppelpass“ und des vielfältigen Live-Sports bekannt.
Sport1 zeigt aber nur selten besonders begehrten Sport, für Top-Rechte reicht das Budget nicht. In den vergangenen Jahren verlor der TV-Spezialist unter anderem die Europa League der Fußballer, die Handball-Bundesliga und den DFB-Pokal. „Natürlich ist es schade, wenn wir ein Recht verlieren“, erklärte der Sport1-Boss: „Aber dann finden wir eben neue Lösungen.“
Die Konkurrenz ist seit dem Start des Senders vor 30 Jahren nicht weniger geworden. Neben ARD und ZDF sowie den großen Gruppen RTL und ProSiebenSat.1 gibt es seit vielen Jahren auch Sky und Eurosport, die großen US-Unternehmen gehören. Aber zuletzt kamen mit der Telekom, DAZN und Amazon noch weitere Unternehmen dazu, die massiv in Sportrechte investieren. Dazu kommen Plattformen wie Sportdeutschland.tv oder im kommenden Jahr Dyn, das Projekt des ehemaligen DFL-Chefs Christian Seifert.
Es gebe in Deutschland „viele Marktteilnehmer“, sagte DAZN-Chefin Alice Mascia über den immer härteren Wettbewerb: «Jeder will Rechte kaufen, jeder hat sein eigenes Geschäftsmodell.»
Bei Sport1 besteht das Geschäftsmodell darin, immer wieder etwas Neues zu finden, was einer bestimmten Gruppe von Sportfans gefällt. „Unsere Vermarktungskernzielgruppe im Free-TV sind Männer zwischen 14 bis 59 Jahren“, erklärte Schröder. Und in Anlehnung an einen ehemaligen DSF-Werbespruch („Mittendrin statt nur dabei“) formulierte der 51-Jährige die Stellung seines Senders im Markt: „Wir sind mittendrin, der Slogan von früher passt nach wie vor.“
Am 1. Januar 1993 startete der TV-Sender, war lange Teil des später zusammengebrochenen Medien-Imperiums von Leo Kirch und trägt seit der Fusion mit dem gleichnamigen Internetportal im Jahr 2010 den Namen Sport1. Er gehört als Teil der Sport1 Medien AG zu dem an der Börse notierten Medienkonzern Highlight Communications AG aus der Schweiz.
Im Verdrängungswettbewerb muss sich der Sender immer wieder neu erfinden. „Sport1 ist immer gut beraten, flexibel zu sein“, betone Schröder, dessen Unternehmen auch Pay-TV-Sender betreibt: „Das zeichnet uns aus. Das ist auch anstrengend, aber das war es schon immer.“
Dass Sport1 nicht zu den Großen der Branche zählt, hat aus seiner Sicht auch Vorteile: „Man darf hier viel machen und ausprobieren. Das ist Teil unserer DNA, dass man hier eine Chance bekommt.“
Das gilt auch für den Chef selber, der schon im DSF-Gründungsjahr zum Unternehmen stieß. „Das ist hier ein bisschen wie ein Familien-Unternehmen“, sagte Schröder. „Das hat unfassbar viele Vorteile, Erfolg werden hier sehr genossen»“, erklärte er, sagt aber auch: „Niederlagen nimmt man mit ins Bett.“
Zuletzt wurde im Oktober gefeiert, als Sport1 Rechte für die Frauen-Bundesliga ersteigerte und so ab der Saison 2023/24 Live-Spiele an einem neuen Termin übertragen darf. „Mit dem Montagabend sind wir gut ins Ziel gefahren“, sagte Schröder vergnügt. Das lindert ein wenig den Ärger, den Schröder angesichts der Abschaffung des Zweitligaspiels am Montag noch immer verspürt. Immerhin 23 Jahre lang war das ein Highlight des Programms. Ein solches Millionen-Publikum wie bei damaligen Topspielen gibt es nicht, wenn Sport1 im nächsten Jahr wieder Regionalliga-Partien überträgt. (dpa)