Das Raerener Metallunternehmen Hydro Aluminium hat am Montag umfassende Umstrukturierungsmaßnahmen angekündigt. 15 Prozent der Belegschaft (zwischen 30 und 36 Personen) sollen entlassen werden.
Dies kündigte die Christliche Gewerkschaft am Montag an. Das Unternehmen habe wirtschaftliche Gründe angegeben, hieß es. Hoher Preisdruck und eine schlechte Auftragslage seien die Hauptfaktoren.
„Die CSC wird alles Erdenkliche tun und um jeden Arbeitsplatz kämpfen“, teilte die Gewerkschaft mit. „Wir wissen momentan auch nicht viel mehr als das, was die Direktion unseren Vertretern mitgeteilt hat“, erklärte am Montagnachmittag Alain Thaeter, Gewerkschaftsdelegierter ACV-CSC Metea, gegenüber „Ostbelgien Direkt“.
„Renault-Prozedur“ findet Anwendung
Laut Alain Thaeter findet im vorliegenden Fall die so genannte „Renault-Prozedur“ Anwendung. Bei einer kollektiven Entlassung, die mindestens zehn Prozent der Belegschaft betrifft, muss demnach eine ganz bestimmte Prozedur eingehalten werden. Bei Hydro Aluminium in Raeren sind nach offiziellen Angaben des Unternehmens 240 Personen beschäftigt (umgerechnet 200 Vollzeitstellen).
Der Betriebsrat und die Gewerkschaften können im Rahmen dieser „Renault-Prozedur“ Erkundigungen einholen und prüfen, ob vonseiten der Direktion alle Möglichkeiten ausgeschöpft wurden, um Entlassungen in einer solchen Größenordnung zu verhindern.
Erst danach wird über einen Sozialplan verhandelt. „Aber so weit sind wir noch nicht“, meinte Thaeter, der trotz allem noch Hoffnung hat, dass die negativen Folgen für die Belegschaft von Hydro zumindest abgefedert werden können: „Weil dies für mich nicht das erste Mal ist, dass die ‚Renault-Prozedur‘ Anwendung findet, kann ich aus Erfahrung sagen, dass die Zahl der geplanten Entlassungen anfangs meistens sehr hoch angesetzt ist.“
2008-2009 von Gewinn- in Verlustzone
Im späteren Nachmittag hatte „Ostbelgien Direkt“ auch Gelegenheit, mit Hydro-Pressesprecher Dirk Vandriessche Kontakt aufzunehmen. Zu den Ursachen sagte Vandriessche: „2009 hat die Wirtschaftskrise bei Hydro voll zugeschlagen. Die Auftragslage hat sich damals stark verschlechtert. Von 2008 auf 2009 schlitterte das Unternehmen von der Gewinn- in die Verlustzone. In den darauf folgenden Jahren 2010 und 2011 hat sich die Situation leicht verbessert, doch 2012 ging der Trend wieder nach unten.“
Laut Vandriessche ist auch für die nächsten Jahre keine deutliche Besserung in Sicht, was die Auftragslage betrifft: „Seit der Krise von 2009 ist man aus diesem Tal nicht mehr herausgekommen“, so der Hydro-Pressesprecher: „Der Markt schwächelt. Hydro Raeren beliefert eigentlich die Märkte in den Benelux-Ländern und in Westdeutschland. Das Problem liegt vor allem in den Niederlanden, wo die Nachfrage aufgrund von Schwierigkeiten im dortigen Bausektor rapide gesunken ist. Belgien und Westdeutschland können sich noch einigermaßen behaupten.“
Preiskampf auf den internationalen Märkten
Ein zweiter Grund ist laut Vandriessche, dass das Werk von Hydro Aluminium Raeren mit dem Nachteil zu kämpfen hat, dass es sich in Belgien befindet, wo die Produktionskosten bedeutend höher sind als in den Niederlanden oder in pDeutschland, wo die direkten Konkurrenten angesiedelt sind. Diese könnten dank ihres Standortvorteils bessere Preise anbieten, so Vandriessche. Darüber hinaus habe sich der Preiskampf auf den internationalen Märkten durch neue Konkurrenten in der Türkei und Osteuropa zusätzlich verschärft.
In Raeren, wo künftig statt in vier nur noch in drei Schichten gearbeitet werden soll, werden im Rahmen des so genannten „Extrusion-Verfahrens“ lange Aluminiumprofile hergestellt, die nachher weiterverarbeitet werden, beispielsweise für Gewächshäuser, Fensterrahmen und Teile der Automobilindustrie. (cre)
Wieso kommt jetzt kein empörender Aufschrei wie bei den Entlassungen im BRF? Wo ist da der Unterschied? Für die Entlassenen ist es genau dasselbe (ich spreche auch Erfahrung, wie das ist, wenn man entlassen wird…).