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Die TOPS und FLOPS bei den Roten Teufeln knapp zwei Monate vor dem ersten Spiel bei der WM 2022 in Katar

25.09.2022, Niederlande, Amsterdam: Die belgischen Spieler gehen nach der Niederlage vom Platz. Foto: Bruno Fahy/BELGA/dpa

Die Nations League ist für die belgische Nationalelf nicht so verlaufen, wie sich Coach Roberto Martinez dies wohl erhofft hatte, auch wenn die Roten Teufel im Gegensatz zu anderen großen Teams wie England oder Frankreich mit dem Abstieg in die B-Liga nichts zu tun hatten. Welches sind die positiven und negativen Erkenntnisse aus belgischer Sicht knapp zwei Monate vor dem WM-Start?

Wenn man es unbedingt positiv sehen will, kann man nach der 0:1-Niederlage am Sonntag in Amsterdam gegen die Niederlande (siehe Spielbericht weiter unten) und nach der Gruppenphase der Nations League ein paar Schlussfolgerungen ziehen, die Mut machen knapp zwei Monate vor dem ersten Gruppenspiel der WM in Katar am 23. November gegen Kanada – oder auch nicht. Hier sind die TOPS und die FLOPS.

Die TOPS

+ Die Roten Teufel haben nur die zwei Spiele gegen die Niederlande verloren und hatten mit dem Abstieg in die B-Liga nichts zu tun. Das können die Engländer, die tatsächlich absteigen, und die Franzosen, die ohne die Hilfe der Kroaten ebenfalls das nächste Mal in der B-Liga spielen müssten, nicht behaupten.

25.09.2022, Niederlande, Amsterdam: Der belgische Torhüter Thibaut Courtois reagiert während der Partie. Foto: Laurie Dieffembacq/BELGA/dpa

+ Es ist besser, dass Belgien jetzt verliert als bei der WM in Katar, wenn es um wirklich etwas geht.

+ Die erste Halbzeit gegen Wales war in Ordnung. Da hat man phasenweise die Roten Teufel gesehen, die lange Zeit Nummer eins der Weltrangliste der FIFA waren.

+ Kevin De Bruyne gegen Wales (Tor und Assist) und Thibaut Courtois gegen die Niederlande (verhinderte in der Schlussphase eine höhere Niederlage) haben ihre große Klasse bewiesen. Man kann nur hoffen, dass sie bis zur WM und natürlich erst recht während des Turniers nicht ausfallen.

+ Axel Witsel hat fast wieder seine Bestform erreicht. Der Wechsel von Borussia Dortmund zu Atlético Madrid hat dem 33-Jährigen gut getan, zumal er in Spanien derzeit beweist, dass er gegebenenfalls auch als Zentralverteidiger eingesetzt werden kann.

25.09.2022, Niederlande, Amsterdam: Die Belgier Toby Alderweireld (l) und Amadou Onana reagieren während der Partie. Foto: Laurie Dieffembacq/BELGA/dpa

+ Amadou Onana hat sich im Spiel in Amsterdam für einen Platz in der Startelf bei der WM empfohlen. Der erst 21-jährige Spieler des FC Everton ist ein echter Konkurrent für den momentan formschwachen Youri Tielemans geworden, auf jeden Fall eine zumindest  gleichwertige Alternative.

+ In Amsterdam kam Belgien durchaus zu Torchancen, die, wenn sie verwertet worden wären, dem Spiel eine ganz andere Richtung gegeben hätten.

+ Es war nur eine Szene, aber der Fallrückzieher von Dodi Lukebakio gegen das Lattenkreuz (Foto im Spielbericht und VIDEO weiter unten) war die mit Abstand beste Aktion der Belgier im Spiel im Johan-Cruyff-Stadion. Es hätte sogar das „Tor des Jahres“ werden können. In jedem Fall empfahl sich der Spieler von Hertha BSC Berlin mit dieser Aktion für einen Platz im WM-Kader.

Die FLOPS

Jetzt aber zu den Schwächen, Unzulänglichkeiten und Gefahren im Spiel der Belgier nach den beiden Partien gegen Wales und in den Niederlanden.

– Nach Jahren der Dominanz im Vergleich mit den Niederlanden sind die Belgier jetzt im Duell der Flachländer wieder der Underdog. Gegen Oranje haben die Roten Teufel zwei Mal verloren, beim 1:4 im Hinspiel in Brüssel war der Unterschied sogar noch viel größer als beim 0:1 in Amsterdam.

25.09.2022, Niederlande, Amsterdam: Der Niederländer Virgil van Dijk (l) erzielt das Tor zum 1:0-Endstand. Foto: Peter Dejong/AP/dpa

– Die Abwehr bleibt das Sorgenkind. Toby Alderweireld und Jan Vertonghen spielen zu behäbig, sie sind zu langsam. Der junge Anderlechter Zeno Debast wird von Nationalcoach Roberto Martinez stark geredet, ebenso von einem Teil der frankophonen Medien, aber er war mitschuld am Gegentreffer gegen Wales und auch am Treffer von Virgil van Dijk in Amsterdam. Es wäre besser, den erst 18-jährigen Abwehrspieler in der U21-Auswahl noch etwas reifen zu lassen.

– Trainer Roberto Martinez agierte in Amsterdam nur von der Tribüne aus, aber es besteht kein Zweifel daran, dass er vorher über Aufstellung und Taktik entschieden hat, so als hätte nicht Thierry Henry, sondern er selbst am Spielfeldrand gestanden. Und in Sachen Taktik hat sich Martinez von Oranje-Coach Louis van Gaal vorführen lassen, der Kevin De Bruyne und Eden Hazard in Manndeckung nahm und dadurch zwei wichtige Anspielstationen im Spiel der Belgier ausschaltete.

– Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass Kapitän Eden Hazard mangels Spielpraxis bei Real Madrid eher ein Klotz am Bein als ein Vorteil ist. Die Torchance in der 4. Minute hätte sich der Eden Hazard von Chelsea nicht entgehen lassen. Auch sonst wurde er von seinem Bewacher Jurrien Timber weitgehend ausgeschaltet. Wenn Hazard in Madrid von seinem Trainer Carlo Ancelotti nicht mehr Spielzeiten bekommt als zuletzt, muss sich Martinez ernsthaft um eine Alternative bemühen (Leandro Trossard, Yannick Carrasco, Jérémy Doku oder Charles De Ketelaere).

25.09.2022, Niederlande, Amsterdam: Belgiens Michy Batshuayi (M) in Aktion. Foto: Bruno Fahy/BELGA/dpa

– Die beiden Spiele haben gezeigt, dass es im Sturmzentrum zu Romelu Lukaku keine gleichwertige Alternative gibt. Insofern muss man hoffen, dass „Big Rom“ bei Inter Mailand so schnell wie möglich wieder zu seiner Bestform von vor dem Wechsel zum FC Chelsea zurückfindet. Michy Batshuayi konnte nur in der ersten Halbzeit gegen Wales einigermaßen überzeugen, nicht aber in Amsterdam. Deshalb verwundert, dass Coach Martinez ihn nicht durch Loïs Openda ersetzt hat.

– Was Martinez betrifft, so wird man das Gefühl nicht los, dass es dem Spanier ähnlich ergehen könnte wie dem ehemaligen deutschen Bundestrainer Joachim Löw. Nachher ist man zwar immer schlauer, aber es könnte gut sein, dass die WM in Katar für Martinez das Turnier zu viel ist, so wie es für Löw besser gewesen wäre, wenn der DFB sich schon vor der EM 2020 von ihm getrennt hätte. (dpa)

Nachfolgend im VIDEO der spektakuläre Fallrückzieher von Dodi Lukebakio:

0:1-Niederlage der Roten Teufel in Amsterdam stimmt im Hinblick auf die WM nicht unbedingt sehr zuversichtlich

Die belgische Fußball-Nationalelf hat ihr letztes Gruppenspiel in der Nations League verloren. Die Roten Teufel unterlagen in der Johan-Cruyff-Arena von Amsterdam den Niederlanden 0:1. Die Belgier machten zu wenig aus ihren Torchancen.

Im Nachbarschaftsduell mit den Niederlanden wurden die Roten Teufel von Assistenzcoach Thierry Henry betreut. Der ehemalige Weltmeister aus Frankreich vertrat Cheftrainer Roberto Martinez, der nach seinem Platzverweis am Donnerstag in der Nachspielzeit beim 2:1 über Wales in Brüssel gesperrt war.

Für Henry, der im vergangenen Jahr als Assistent zu den Roten Teufeln zurückgekehrt war, war es das erste Länderspiel mit Belgien als verantwortlicher Coach.

25.09.2022, Niederlande, Amsterdam: Der Belgier Jan Vertonghen (l) und der Niederländer Davy Klaassen kämpfen um den Ball. Foto: Laurie Dieffembacq/BELGA/dpa

Im Vergleich zum Spiel gegen Wales gab es zwei Änderungen: Timothy Castagne ersetzte Yannick Carrasco auf der linken Seite. Amadou Onana nahm den Platz von Youri Tielemans ein. Hingegen bekam Zeno Debast eine neue Chance in der Abwehr.

Die belgische Startelf: Courtois – Debast, Alderweireld, Vertonghen – Meunier, Witsel, Onana, Castagne – De Bruyne, Eden Hazard – Batshuayi.

Bei den Niederlanden fehlten u.a. Memphis Depay und Frenkie de Jong. Belgien musste mit mindestens drei Toren Unterschied gewinnen, um Gruppensieger zu werden und das „Final 4“ der Nations League zu erreichen. Das war zuletzt …1961 gelungen.

Interessanter Spielzug in der 4. Minute: Onana setzte sich am linken Flügel durch, flankte nach innen, doch Hazard jagte den Ball weit übers Tor. Kurz danach sah Castagne nach einem taktischen Foul die Gelbe Karte.

Neue Torchance für Belgien in der 14. Minute: Batshuayi schoss nach Vorlage von De Bruyne direkt auf Torhüter Pasveer.

Die erste Chance der Niederländer hatte Antwerp-Stürmer Janssen, doch der Ball ging neben das Tor von Courtois.

25.09.2022, Niederlande, Amsterdam: Dem belgischen Spieler Dodi Lukebaklo (M) wäre mit diesem spektakulären Fallrückzieher fast der Ausgleich zum 1:1 gelungen. Foto: Peter Dejong/AP/dpa

Im Spiel der Belgier war wenig Tempo. Die Holländer mussten schon nach einer halben Stunde wechseln: Für den verletzten Berghuis kam Gakpo.

In der Folge sorgte Belgien zwei Mal für Gefahr – erst durch Witsel, der nach einer Vorlage von De Bruyne einen Tick zu spät kam, und dann durch Castagne, der verzog. In der 37. Minute kam Onana ebenfalls zum Schuss, der Ball ging aber direkt auf Pasveer. 0:0 zur Pause nach einer von Taktik geprägten ersten Halbzeit.

Zwei Wechsel auf belgischer Seite nach dem Seitenwechsel: De Ketelaere kam für Batshuayi und Carrasco für Meunier. Castagne wich auf die rechte Seite aus.

Die erste Möglichkeit im zweiten Durchgang haben die Gastgeber durch den eingewechselten Taylor nach einem weiten Pass von Abwegrspieler van Dijk.

Die bis dahin größte Chance hatte Onana nach einem Musterpass von De Bruyne, aber Pasveer parierte.

In der 72. Minute fiel das 1:0 für Oranje durch Van Dijk. Wie schon beim Gegentor von Wales am Donnerstag unterlief Debast wieder den Ball, den sein Gegenspieler im Rücken ins Tor köpfte. Hinzu kam, dass Klaassen Courtois am Hinauslaufen zu hindern.

25.09.2022, Niederlande, Amsterdam: Belgiens Kevin De Bruyne (M) in Aktion. Foto: Bruno Fahy/BELGA/dpa

Im Gegensatz zu den Niederländern machte Belgien aus seinen Möglichkeiten zu wenig, so auch Castagne, dessen Schuss am langen Pfosten vorbeiging.

Die Niederländer waren fast nur noch auf Konter aus. In der Schlussphase konnte sich Belgien bei Courtois bedanken, der mehrmals eine höhere Niederlage verhinderte und bewies, dass er zusammen mit De Bruyne und Lukaku unverzichtbar ist.

Um ein Haar hätte der eingewechselte Lukebakio mit einem spektakulären Fallrückzieher nach einer Flanke von Trossard noch das 1:1 erzielt, doch knallte der Ball gegen das Lattenkreuz.

Es blieb beim 1:0 für die Niederländer, die damit die beiden Spiele gegen Belgien gewonnen haben und verdient Gruppensieger sind.

Die Niederlage der Roten Teufel stimmt nicht unbedingt zuversichtlich im Hinblick auf die WM in knapp zwei Monaten. Andererseits stellt man fest, dass andere WM-Teilnehmer ebenfalls große Probleme haben.

Nach den Niederlagen von Deutschland, England und Spanien am vorletzten Spieltag verlor am Sonntag auch Weltmeister Frankreich, der sogar in die B-Liga  abgestiegen wäre, wenn Österreich nicht gegen Kroatien verloren hätte. (cre)

15 Antworten auf “Die TOPS und FLOPS bei den Roten Teufeln knapp zwei Monate vor dem ersten Spiel bei der WM 2022 in Katar”

  1. Belgien ist keine führende Fussballnation mehr. Die haben bei der letzten WM und EM verpasst, einenmöglichen Titel zu holen. Andere Nationen sind in der gleichen Lage, nur haben die noch Qualität in dem, was nachrückt. Das ist bei BE sehr fraglich. Ich denke, wir müssen einsehen und auch akzeptieren, das BE wieder auf seinen ursprünglichen Platz zurückgefallen ist. Freuen uns in Zukunft, wenn wir mal einen Großen besiegen können. Der Rest wird magere Kost sein. WM 2022. Wenn wir ins Avhtelfinale kommen, ist dies schon ein Erfolg. Mehr ist leider nicht mehr drin: Niveau haben nur Courtois und KDB. alles andere ist Flickwerk. Aber, vielleicht überraschen sie ja. Im Fußball ist eben alles möglich, auch für BE. Übrigens: Man hätte bereits bei der Vergabe der WM an Quatar auf die Barrikaden gehen sollen. Ausser ein parr Proteste, da war nix. Und jetzt, wo die Karre verfahren ist, fängt man, zu boykottieren, zu meutern und zu protestieren. Leider zu sopät. Die Spiele laufen ab November und den Quataris ist doch egal, ob in den protestierenden Gegend geschaut wird oder nicht. Sie haben ihre Spiele und pasta.

    • Rundes Leder

      Nobody! Nun mal langsam! Sie sehen dass schon etwas zu trostlos! Bis dahin kann noch einiges passieren. Jedenfalls hatten wir die letzten -+ 10 Jahre unsere helle Freude an den Devils! Es ist logisch, dass jetzt wieder ein Neuaufbau nötig ist. Wo waren die Holländer in der Zeit, nur ein Beispiel von vielen!? Ganz normal, das solch gute Spieler nicht ewig dabei sind, und auch sicher nicht im Handumdrehn zu ersetzen sind. Daher, Geduld und Vertrauen, es kommen auch wieder bessere Zeiten!

  2. Also Openda fehlt es noch an vielen… Geschwindigkeit, dribbelkünste und Statur.
    Bitte nicht mitnehmen.
    Doku ist wieder in Form.
    Eden hat seine Chance verspielt, er hätte wechseln müssen.
    Gehört leider auf die Bank, da Trossard eine ausserst active alternative ist.
    und Kettelaer und Slenaekers gehören in die Startaufstellung … die sind bei Mailand gesetzt.
    vertingen und Aldetweiden haben leider auch nicht mehr die Geschwindigkeit, ab auf die Bank.
    Die haben es 2018 nicht geschafft … dann bestimmt nicht mit Mitte 30.

  3. Ermitler

    Soll das Belgien sein oder eine Sölldner-Mannschaft ,die wirklichen haben hier keinen Platz und das ist sehr traurig .Genau wie bei der AS hier in Eupen daher auch kaum Zuschauer,da ist bei anderen Mannschaften hier in Eupen aber besser bestellt und da man kann seine Kinder mit ruhe hingehen lassen

  4. klägliche Vorstellung, genau wie man das gewohnt ist. Gegen stärkere Mannschaften die gut auf Belgien eingestellt sind ist nichts zu holen. Der Ablauf gleich wie schon bei den letzten Turnieren in entscheidenden Spielen.
    Mit dem Trainer wird das nichts mehr

  5. Peter Müller

    Solche Jungen Leute wie Doku oder andere, sind vielleicht etwas für in 2-3 Jahre. Die müssen Erfahrung sammeln. Man sollte jetzt nach der WM, sofort anfangen, und die Mannschaft bis auf drei vier Leute erneuern.

  6. Piersoul Rudi

    Ach die Beide Hazard’s werden doch noch mit Holzbein und Krücken mitgenommen.
    Demnächst auch noch Chadli weil er gegen Japan…und als Ersatz zu Lukaku schlage ich MBokani vor…der macht sich gerade warm beim SK Beveren…
    Ende Ironie…
    Radikal umändern…voll auf die Jugend, mit einige Erfahrenen die fit sind, und in 5 Jahren sind wir wieder Top…und bereit Preise zu gewinnen…

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