Meinung

Mit Söder kann die Union genauso verlieren wie 1980 mit Strauß und 2002 mit Stoiber [Kommentar]

Markus Söder (l, CSU), Ministerpräsident von Bayern und CSU-Vorsitzender, und Armin Laschet (CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen und CDU-Vorsitzender, nach der Sitzung der CDU/CSU Fraktion im Bundestag. Foto: Michael Kappeler/dpa

Wer wird Kanzlerkandidat der Union bei der Bundestags-Wahl im September? Laut Umfragen müsste es CSU-Chef Markus Söder werden, aber Umfragen im Frühjahr taugen nicht viel, wenn im Herbst gewählt wird. Sollte nicht auch mal Martin Schulz für die SPD Kanzler werden, weil er in den Umfragen ganz weit vorne lag – für einen kurzen Moment?

Wenn alles normal laufen würde und sich bei CDU und CSU alle an die üblichen Regularien halten würden, müsste Armin Laschet der Kanzlerkandidat der Union werden.

Schon als Laschet zum Vorsitzenden der CDU gewählt wurde, war dies eine Vorentscheidung. Als sich dann am letzten Montag sowohl das Präsidium als auch der Vorstand der CDU klipp und klar für den Mann aus Aachen aussprachen, hätte Söder das auch so akzeptieren müssen.

Eine Briefmarke mit dem Konterfei des ehemaligen bayrischen Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden Franz-Josef Strauß. Foto: Shutterstock

Hat er aber nicht. Der bayrische Ministerpräsident nutzte eine Sitzung der Fraktion von CDU/CSU, in der eigentlich über das neue Infektionsschutzgesetz diskutiert werden sollte, um seinen Kontrahenten Laschet zu überrumpeln, beflügelt von stets zweifelhaften Meinungsumfragen, die eh nur eine Momentaufnahme sind und somit ein Verfallsdatum haben, das allenfalls bis Pfingsten hält, auf keinen Fall bis September.

Geschickt nutzte Söder die bei einigen CDU-Abgeordneten aufkommende Panik, um einen Teil der großen Schwesterpartei für sich und seine Zwecke zu gewinnen.

Günstige Umfragen hatten auch vor der Bundestagswahl 1980 dazu geführt, dass CSU-Chef Franz-Josef Strauß Kanzlerkandidat der Union wurde, obwohl sich die CDU-Gremien damals für den niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht ausgesprochen hatten. CDU-Chef Helmut Kohl hatte zuvor zu Gunsten von Albrecht verzichtet. Bei der eigentlichen Wahl aber hatte Strauß gegen Helmut Schmidt keine Chance.

16.12.2004, Berlin: Edmund Stoiber von der CSU war 2002 Kanzlerkandidat der Union. Foto: Shutterstock

Auch mit Edmund Stoiber wurde 2002 einer aus den Reihen der CSU Kanzlerkandidat, nachdem Angela Merkel im Januar 2002 ihren Anspruch auf die Kandidatur aufgegeben hatte. Obwohl die Union lange Zeit in den Umfragen vor Rot-Grün gelegen hatte, wurde ihr Kandidat Stoiber trotz Gewinne nicht Kanzler. Gerhard Schröder (SPD) blieb im Amt.

Ähnlich könnte es Markus Söder ergehen, sollte dieser sich gegen Armin Laschet durchsetzen. Dabei ist nicht ausgeschlossen, dass mit Laschet der Union im Herbst genau das gelingt, was einige in ihren Reihen heute nur Söder zutrauen.

Machtmenschen wie Söder können sich bundesweit nicht durchsetzen. Ihr Führungsstil, der fast an Arroganz grenzt, mag zwar nach einem Jahr Corona-Krise gefragt sein. Um aber die größte Wirtschaftsmacht Europas auf Dauer zu führen, bedarf es noch anderer Fähigkeiten. Und von denen hat Laschet wahrscheinlich mehr als Söder.

Ganz abgesehen davon: Wer sagt uns eigentlich, dass der Kanzlerkandidat der Union, egal ob er Laschet oder Söder heißt, tatsächlich auch Kanzler wird?

Wenn sich CDU und CSU weiter selbst zerfleischen, können beide im September heilfroh sein, wenn sie nach der Bundestagswahl im September überhaupt noch an der Macht beteiligt sind – als Juniorpartner der Grünen… GERARD CREMER

Zum Thema siehe auch folgende Artikel auf OD:

 

52 Antworten auf “Mit Söder kann die Union genauso verlieren wie 1980 mit Strauß und 2002 mit Stoiber [Kommentar]”

  1. Ich hätte Laschet für deutlich „menschlicher“ gehalten und die Union hätte ich eh gewählt aber da ich Belgier bin stellt sich die Frage nicht. Eines meiner Kinder hat sich für den deutschen Pass entschieden und wird wohl dann grün wählen und wer weiß, die Chancen für eine grüne Kanzlerschaft stehen ganz gut.

  2. Grünes Schland

    Es geht doch genau darum, daß die „Union“ verliert. Sie muß den wahnsinnigen „Grünen“ den ersten Platz überlassen. Seit Jahren wird darauf hinaus gearbeitet, im Nachbarland, das einmal „Deutschland“ hieß und das auch gewisse Qualitäten hatte. Diese reiche Land ist so arm…selig geworden, es tut einfach weh so etwas zu erleben.

  3. Walter Keutgen

    Gerard Cremer, Srauß war schon Bundesminister gewesen und polarisierte gewaltig, ja Adenauer hatte ihn sogar herausgeschmissen. Auf Französisch „le taureau de Bavière“. Stoiber war wohl ein Kandidat, mit dem die CDU/CSU auf Wählerverdruss spekulierte. Schröder hat versucht, diesen mit Hartz-IV abzuwenden, hat es aber nicht geschafft. Söder und Laschet haben beide keine ganze Legislatur in Ihren Ländern hinter sich. Laschet eine halbe und Söder zwei halbe. Außerdem war er mehrmals bayerischer Minister. Mehr Regierungserfahrung hat er also ohne Zweifel.

  4. Falls die Union verliert, wird wohl eine Mehrheit der Meinung gewesen sein, dass es zur Zeit dort keinen fähigen Nachfolger für Angela Merkel gibt – oder das grüne Gedanken gar nicht so abwegig sind.
    Grün ist in, vom Urlaubsort bis zum Impfpass.
    Aber vielleicht heisst ja bald das neue Traumpaar Le Pöder…

    • Und wenn es denn wegen der Wahlentscheidung vieler Menschen zu einer grünen Regierung oder Mit-Regierung kommt, werden die AfD-, Trump-, Orban- usw.-Anhänger aus diesem Forum, die zum Teil schon aus dem schönen Belgien, wo noch alles seine gottgefügte Ordnung hat, zum Demonstrieren extra nach Deutschland gereist sind, zum Sturm auf den Bundestag aufrufen? Oder dann doch wieder zum Einkaufen in dieses dann furchtbare grüne, verelendete Land fahren, wo die ziegenwollesockenstrickenden Menschen in Höhlen und auf Bäumen hausen, beleuchtet von Petroleumfunzeln oder spinnerten solarzellen- und akkugespeisten neumodischen LED-Strahlern, wo es keine Freiheit und keine Industrie mehr gibt wie jetzt schon in Baden-Württemberg, geknechtet von einer mit hoher Wahrscheinlichkeit grün-schwarzen Regierung? Und alle müssen Fahrrad fahren, Autos werden verboten, so wie auch jetzt schon in Baden-Württemberg. Oh, all Ihr Götter, der Untergang des Abendlandes im Nachbarland ist gewiss! Furchtbar! Alle anständigen Deutschen, die noch traditionsbewusst sind und alles lassen wollen wie es schon immer war, werden massenhaft auswandern. Wahrscheinlich nach Ostbelgien. Also Leute, macht Euch auf Flüchtlingsströme gefasst, richtet die Flüchtlingsunterkünfte her, ab September müssen sie fertig sein.

  5. Ostbelgien Direkt

    Fr, 16.04.2021, 15:49

    Schäuble will Laschet als Kanzlerkandidaten und kritisiert Söder

    Berlin (dpa) – Der deutsche Bundestagspräsident und CDU-Veteran Wolfgang Schäuble ist gegen eine Kanzlerkandidatur von CSU-Chef Markus Söder.

    «Ich bin für Herrn Laschet», sagte Schäuble im SWR. Für die Entscheidung, wer Kanzlerkandidat der Union werde, könnten nicht Meinungsumfragen ausschlaggebend sein. Schäuble warnte davor, die CDU weiter zu schwächen. Die Union könne «ohne eine starke vitale CDU schlecht Wahlen gewinnen», sagte das CDU-Präsidiumsmitglied. Die Volkspartei Union bedürfe der Einigkeit von CDU und CSU.

    Schäuble attackierte zugleich auch Söder für dessen Kritik am Votum der CDU-Spitzengremien für Laschet, dies sei «nicht zu ertragen». Söder hatte am Montag nach der Empfehlung von CDU-Präsidium und Vorstand gesagt, das spiegele nicht die ganze Breite der Partei wider und sei letztlich ein Beschluss in Hinterzimmern.

    Eine Abstimmung in der CDU/CSU-Fraktion lehnte Schäuble erneut ab. Es sei nicht ihre Sache, darüber zu bestimmen, wer nach der Wahl Kanzler werden könnte. In der Fraktion laufen derzeit Bestrebungen, nächste Woche über die K-Frage zu entscheiden, sollten sich die Kontrahenten bis dahin nicht geeinigt haben.

    Schäuble (78) ist der Grandseigneur der deutschen Christdemokratie. Er gehört dem Bundestag seit 1972 an und war in seiner langen Karriere unter anderem schon Kanzleramts-, Innen- und Finanzminister sowie Chef der CDU und der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. 1991 hatte er mit einer Rede im Bundestag nach weit verbreiteter Auffassung den Ausschlag dafür gegeben, dass es eine knappe Mehrheit im Parlament für den Umzug der Regierung von Bonn nach Berlin gab.

  6. De Fränz

    Herr Schröder ich bin ehrlich überrascht über Ihren journalistischen Sachverstand . Ich zitiere mal aus ihrem Bericht ( Um aber die grösste Wirtschaftsmacht Europas auf Dauer zu führen bedarf es noch ander Fähigkeiten und von denen hat Laschet wahrscheinlich mehr als Söder ) . In NRW sind laut Umfragen von Infratest nur noch26 Prozentmit der Arbeit von Armin Laschet zufrieden . 69 Prozent sind sogar mit ihm unzufrieden, und das nach 3 Jahren politischer Führung als Ministerpräsident . 49 Prozent halten in NRW Söder als einen besseren Kanzlerkandidaten als Ihren Ministerpräsident Laschet . Gerade mal 24 % halten Laschet als Kanzlerkandidat geeignet . Es ist schon interressant zu sehen wie verschiedene Journalisten sich kaufen lassen um die Bevölkerung zu manipulieren .Und wenn ich ehrlich sein soll erstaunt es mich nicht sonderbar das Sie sich dazu gebrauchen lassen die deutschstämmigen Wähler in Ostbelgien mit solchen Kommentaren zu impfen .

    • Ostbelgien Direkt

      @De Fränz: Sie scheinen „Ostbelgien Direkt“ noch nicht allzu lange zu kennen. Dem Medium kann man ja vieles vorwerfen, aber bestimmt nicht, dass es sich kaufen lässt. Und einen Schröder gibt es zwar, aber nicht hier. 😄😄😄 Gruß

    • Dies belegt lediglich die Neigung des Volkes bei Befragungen Rattenfängern zu folgen. Söder hat ein funktionierendes Bundesland geerbt und beim Thema Corona nichts geleistet ausser Sprüche zu klopfen.

          • Walter Keutgen

            Der., nö, ich brauch mich nicht zu beschränken, denn Sie haben das Wort Rattenfänger benutzt, nicht ich. Das Wort Rattenfänger wird immer öfter benutzt, ohne sich seiner Reichweite, bewusst zu sein. Das habe ich hier angedeutet, indem ich das zusammengesetzte Wort zerlegt habe. Söder hast seit 2008 durchlaufend bayerische Ministerämter bekleidet. Alibaba hat 17/04/2021 19:37 eine höflichere Sichtweise auf das Volk geäußert.

          • @Der.: Bayern gehört zu den reichsten Bundesländern. Soviel kann Söder also nicht falsch gemacht haben. Aber ich kann mir schon denken, weshalb Sie ihn nicht mögen. Weil er mal das Wort Asyltourismus erwähnte.

        • @Walter Keutgen
          Darf ich für Der. antworten? Ja, in deren Augen auf jedenfall. Das Volk sind die Ratten. Besser kann man es bald nicht beschreiben. Wahlvieh wäre die noch bessere Beschreibung.

            • @Logisch
              Auf keinen Fall würde ich die AFD wählen, wenn ich Deutscher wäre. Ich habe hier schon mal erklärt ob Blau, Rot, Grün oder Gelb, sie wählen immer den selben, und zwar die Hochfinanz und Konzerne. Ich wähle gar nicht, weil es keine Rolle spielt, wen ich wähle. Mir ist es egal ob Baerbock, Söder oder Laschet oder sonst wer. Das sollte es Ihnen auch sein.
              AFD ist eine Scheinopposition, die genauso wie die jetzigen, der Hochfinanz und Konzerne dienen. A propos genau das selbe gilt für die Querdenker, bevor sie mich in dieser Klicheeschublade stecken wollen.
              Irgendwann, wenn Gott will, werden sie es auch kapieren, denn die wollen auch Ihren Ar**ch.
              Man kann aber an Ihren Kommentaren deutlich erkennen, das auch Sie, Ihre Fachkompetenzen in Virologie, Epidemiologie und Politikwissenschaft bei Lanz, Maichberger und co angeignet haben. Gratulation, da kann Unsereiner leider nicht mithalten.
              Ich gebe Ihnen mal eine kleine Metapha mit damit sie vielleicht besser verstehen was ich meine:
              Ich bin vom Tellerwäscher zum Manager in einem Chemiekonzern aufgestiegen. Ich hab das nicht geschafft weil ich studiert habe. Ja, ich hab noch nicht mal Abitur. Jeder sagt, in der heutigen Zeit sei das unmöglich, aber es geht. Wie gesagt es liegt nicht an meinen schulischen Kompetenzen, sondern durch Willenskraft. Ich bin zurückblickend über Leichen gegangen. Ich musste lernen in meinem Beruf skrupellos zu werden. So hab ich es gemacht.
              Ich könnte wenn ich wöllte noch mehr verdienen, noch mächtiger in meinem Konzern werden. Ich müßte dann aber noch skrupelloser werden, will ich aber nicht. Es reicht mehr brauche ich nicht.
              Was glauben Sie, wie man es schafft ein Topjob in der Politik zu erringen?

              • Corona2019

                @ – alibaba

                Glückwunsch

                Ein Skrupelloser Mensch der über Leichen geht .
                Das erklärt einiges .

                Auf solche Leute kann die Welt verzichten ,
                denn dadurch ist Sie noch nie besser geworden .

  7. besserwisser

    mal sehen was aus Deutschland wird? Eine Zukunft mit den Grünen sehe ich in weiter Ferne.
    Bleiben die Deutschen ins gleiche Schiff werden die Wellen sich beruhigen und mit Erfahrung das rettende Ufer erreichen. In dieser Coronazeit muss man sich nicht auf Abenteuerer und Träumer einlassen.

    • Wenn sich der grüne Einfluss auf die deutsche und europäische Politik auf ein grünes Gewissen beschränken würde – das geht auch ohne grüne Kanzlerschaft oder grünen Koalitionspartner – reicht das für meine Bedürfnisse.

  8. Hans Eichelberg

    Gründung eines CDU-Landesverbandes im CSU-Land Bayern, Drohung mit der Atom-Bombe?

    „Wenn Söder die Kanzlerkandidatur erzwingen will, wenn er die CDU zerstören will, dann darf die Gründung der CDU in Bayern kein Tabu mehr sein“, sagte Radtke dem ZDF-Hauptstadtstudio am Samstag.
    Der 41-jährige Europaparlamentarier aus Bochum ist stellvertretender Bundesvorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) und Mitglied im nordrhein-westfälischen CDU-Landesvorstand, dem auch Laschet angehört.“

  9. Krisenmanagement

    Keiner dieser Kandidaten sollte Kanzler werden. Nur Söder wird wahrscheinlich Kanzlerkandidat werden. Wenn er dann wirklich gewählt wird. Kommt es zur Trump Politik in der ganzen Bundesrepublik. Germany first. die Nachbarländer werden das Nachsehen haben. Die EU würde noch mehr auseinander brechen.

  10. Kritiker

    Armin Laschet, der joviale und moderate Mann aus Aachen, soll Kanzler werden. Die Fußstapfen der Angela Merkel sind zwar recht groß, aber Laschet wird da hineinwachsen. Ohnehin ist Armin Laschet ein souveräner Landesvater in NRW – immerhin das größte Bundesland mit fast 18 Millionen Einwohnern.

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