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Grausiger Fund: Polizei konzentriert sich bei Leichen-Identifizierung auf Vietnam

23.10.2019, Großbritannien, Grays: Ein Polizeiauto eskortiert den Lkw, in dem 39 Leichen gefunden worden waren, beim Verlassen des Waterglade Industrieparks. Foto: Aaron Chown/PA Wire/dpa

AKTUALISIERT – 39 Menschen lagen tot in einem Lastwagen – wer sie sind, weiß auch Tage nach dem Fund noch niemand genau. Immer mehr deutet auf Vietnahm als Herkunftsland der Menschen. Angehörige tun sich schwer, mit der Polizei in Kontakt zu treten.

Bei der Aufklärung des Todes von 39 Menschen in einem Lkw-Anhänger konzentriert sich die britische Polizei nun auf das Herkunftsland Vietnam. Dies sagte am Samstag Martin Passmore von der Polizei Essex, zuständig für die Identifizierung der Opfer. Andere Herkunftsländer kämen jedoch weiter auch in Frage. Die Polizei hatte zunächst erklärt, es handele sich bei den Toten um Chinesen.

Unterdessen wurde ein Mann in Irland festgenommen, der in Verbindung mit dem Verbrechen stehen könnte. Der Mann sei wegen einer anderen mutmaßlichen Straftat gesucht worden, die Polizei in Essex habe jedoch Interesse bekundet, ihn zu befragen, teilte die irische Polizei in Dublin mit.

23.10.2019, Großbritannien, Grays: Ein Zelt der Spurensicherung steht vor einem LKW-Container, in dem 39 Leichen gefunden worden sind. Foto: Alastair Grant/AP/dpa

Zuvor waren schon drei weitere Männer und eine Frau festgenommen worden, darunter auch der Fahrer des Lastwagens. Gegen den 25 Jahre alten Fahrer aus Nordirland wurde am Samstag Anklage erhoben, unter anderem wegen Totschlags in 39 Fällen, sowie Beteiligung an Menschenhandel und Geldwäsche. Er muss am Montag erstmals vor Gericht erscheinen.

Bei der Identifizierung der Leichen ist laut Polizei eines der Probleme, dass möglicherweise Verwandte der Opfer selbst illegal in Großbritannien leben und Angst haben, sich bei der Polizei zu melden. Passmore sicherte deshalb zu, seine Behörde werde niemanden verfolgen, der sich in dem Fall an die Polizei wende. In den vergangenen Tagen hatten sich Angehörige mit teils schockierenden Schilderungen an britische Medien gewandt.

Die Zugmaschine war aus Irland gekommen, der Auflieger kam über den belgischen Hafen Zeebrugge nach England – per Schiff wurde er von Belgien in den Hafen Purfleet gebracht. Auch Tage nach dem grausigen Fund in der Nacht zum Mittwoch war unklar, wann und wo die Menschen in den Lkw gelangten. Möglicherweise sind die Menschen erfroren, da der große Lkw-Sattelauflieger zur Kühlung geeignet ist. Offiziell bestätigt wurde die Todesursache zunächst nicht.

Von Frankreich aus über Belgien nach Großbritannien?

Inzwischen seien alle Leichen aus dem Lkw in die Gerichtsmedizin gebracht worden, sagte Passmore. Anschließend sollen an den Leichen gefundene Besonderheiten mit den Informationen abgeglichen werden. Er habe sich auch mit dem vietnamesischen Botschafter getroffen, um die Zusammenarbeit mit den Behörden in dessen Land zu vertiefen. „Wir alle wollen vor allem das Eine: Dass die Toten identifiziert und zu ihren Angehörigen gebracht werden.“

24.10.2019, Großbritannien, Grays: Blumensträuße liegen am Waterglade Industriepark, wo 39 Leichen in einem Lastwagenanhänger gefunden wurden. Foto: Stefan Rousseau/PA Wire/dpa

Am Freitag hatten sich mehrere vietnamesische Familien bei der BBC gemeldet, die Angehörige unter den Toten befürchten. Am Samstag sagte ein 57-Jähriger Vietnamese der Deutschen Presse-Agentur, sein Sohn sei 2017 nach Frankreich ausgewandert und habe ihn informiert, dass er als Teil einer Gruppe nach Großbritannien geschmuggelt werden solle.

Der Vater sagte, er habe einen Anruf bekommen und sei über die Todesfälle informiert worden. Er sei aber nicht sicher gewesen, wer der Anrufer überhaupt war und ob es sich um einen Schleuser gehandelt habe. Er habe nun kaum noch Hoffnung, dass sein Sohn am Leben sei. „Ich bin sicher, dass er tot ist, aber ich versuche, das eine Prozent an Hoffnung zu behalten, dass er noch lebt“, sagte der Mann über seinen Sohn.

In sozialen Medien kursierten zahlreiche Informationen darüber, wie sich die Tragödie zugetragen haben könnte. Unter anderem hieß es, der Lastwagen mit den 39 Menschen sei von Frankreich aus über Belgien nach Großbritannien gelangt. Diese Informationen waren aber zunächst nicht zu verifizieren.

Die Leichen waren in der Nacht zum Mittwoch im Laderaum des Lastwagens im Ort Grays entdeckt worden. Die Umstände deuten stark darauf hin, dass es sich bei den Opfern um ins Land geschleuste Migranten handelt. (dpa)

30 Antworten auf “Grausiger Fund: Polizei konzentriert sich bei Leichen-Identifizierung auf Vietnam”

  1. Truckerbill

    So lange es „reiche und arme“ Staaten gibt wird es immer wieder zu solchen Problemen kommen.
    Jedoch gibt es das ältetse Buch der Geschichte in dem schon von Flucht und Vertreibung die Rede ist.
    Von daher ist dies nicht ein politisches Problem, sondern ein menschliches.
    Auch aus der Geschichte haben wir nichts gelernt da es immer noch Kriege gibt.
    Doch es wird hingenommen, da einige davon profit haben

    • Für immer und ewig

      Es wird immer reiche und arme Staaten geben. Anders geht es nicht. Der Traum einer „gerechten“ Welt ist und wird immer ein Traum bleiben. Oder eher ein Alptraum, so wie sich die Dinge hier entwickeln.

  2. Walter Keutgen

    Natürlich spielt der Brexit eine Rolle. Derzeit werden Lastwagenladungen nur stichprobenweise kontrolliert, die Fahrer wohl, weil Großbritannien kein Schengenland ist, aber auch nicht an der Grenze zwischen Irland und Nordirland. Nach dem Brexit werden die Ladungen verzollt, außer vielleicht zwischen Irland und Nordirland. Übrigens, in Calais überprüft die französische Polizei die Lastwagen mit CO2-Messgeräten.

  3. Innenentriegelung

    Warum gibt es kein Gesetz, dass solche Container mit einer Innenentriegelung versehen sein MÜSSEN?! Gleiches gilt auch für Kühl- oder auch sonstige Räume in denen versehentlich jemand eingeschlossen werden könnte.

  4. EU-Kritiker

    Wenn der Brexit dann (hoffentlich) kommt, wird es mit diesen“ LKW-Immigranten“ wohl vorbei sein. Dann kontrollieren die britischen Behörden selbst alles und gründlich, was auf die Insel will. Eine unerlaubte und unkontrollierte Einreise wird es dann wohl kaum noch geben, ( bestimmt in LKW’s) im Gegensatz zu den EU-Ländern, wo Tor und Tür für jeden ( Schwerverbrecher inklusive Terroristen) offen stehen; nicht zuletzt dank der DüKaZ.

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