Gesellschaft

Straßenkarneval in der flämischen Stadt Aalst ist nach Antisemitismusvorwürfen kein Weltkulturerbe mehr

Karnevalsumzug in Aalst 2019. Foto: Shutterstock

Wegen Antisemitismus-Vorwürfen verliert der traditionsreiche Straßenkarneval in der flämischen Stadt Aalst seinen Status als Welt-Kulturerbe.

Das zuständige Unesco-Gremium strich die rund 600 Jahre alte Tradition der flämischen Stadt am Freitag von der Liste, wie die Unesco mitteilte.

Die Organisation begründete dies mit wiederkehrenden rassistischen und judenfeindlichen Darstellungen, die mit ihren Grundwerten unvereinbar seien. Die Unesco stehe zu ihren Gründungswerten wie Würde, Gleichheit und gegenseitigen Respekt und verurteile jede Form von Rassismus, Antisemitismus und Xenophobie.

Dieser Paradewagen der Karnevalsgruppe „Vismooil’n“ im Karnevalsumzug von Aalst am 3. März 2019 zeigt großnasige Juden auf Geldsäcken. Foto: Shutterstock

Der Aalster Karneval war 2010 auf die Liste immateriellen Weltkulturerbes aufgenommen worden. Seitdem wurde die Stadt immer wieder für Karnevalsdarstellungen kritisiert – etwa von der EU-Kommission und der US-Menschenrechtsorganisation Simon-Wiesenthal-Zentrum.

In diesem Jahr wurden beim Straßenkarneval in Aalst auf einem Paradewagen Karnevalsgruppe „Vismooil’n“ riesige, auf Geldsäcken sitzende Figuren mit Schläfenlocken und Hakennasen gezeigt (siehe Foto anbei), die judenfeindlichen Klischees entsprachen.

Der Jüdische Welt-Kongress begrüßte die Unesco-Entscheidung. „Im 21. Jahrhundert gibt es keinen Platz für diese Art hasserfüllter Symbolik“, sagte Präsident Ronald S. Lauder.

Der Bürgermeister von Aalst, Christoph D’Haese, beteuerte hingegen in belgischen Medien: „Wir sind keine Antisemiten oder Rassisten.“ In der Zeitung „De Standaard“ kritisierte er sogar die Einschränkung der Satirefreiheit. Irgendwann werde sonst bestimmt, worüber gelacht werde und worüber nicht, so der Bürgermeister. Aalst werde immer „die Hauptstadt des Spotts und der Satire“ sein. Die Stadtverwaltung erklärte, es gehöre zum „Ritual der Grenzüberschreitung“ beim Aalster Karneval, dass über alles gelacht werden dürfe. (dpa/faz.net/cre)

30 Antworten auf “Straßenkarneval in der flämischen Stadt Aalst ist nach Antisemitismusvorwürfen kein Weltkulturerbe mehr”

  1. karlh1berens

    Im Großen und Ganzen habe ich die (auch persönliche) Erfahrung gemacht, dass die Flamen über die letzten 35 – 40 Jahre rassistischer geworden sind – besonders auch gegenüber den anderen Sprachgemeinschaften in Belgien.
    Diese Entwicklung gab’s so nicht bei den (deutschsprachigen) Wallonen, aber wenn die Flamen unbedingt wollen – bitteschön

    ( ͡° ͜ʖ ͡°)

    • Piersoul Rudi

      Lieber Herr karlh1berens (14/12/2019 12:01)
      Haben Sie(und viele andere Wallonen/Deutschsprachigen) sich schon mal die Frage gestellt wie es soweit kommen konnte???
      Nicht schwer zu beantworten…nur ein wenig durch die Gegend schauen und gut ist.
      Wer will denn „partou“ nur seine eigene Sprache sprechen???
      Wer akzeptiert keinen (guten) Rat anderer???
      Wer meint „überall“ dass seine Meinung(Und nur seine) „über alles Vorrang hat???
      Wer ist am meisten „Intolerant“ gegenüber Anderen???
      Es mag sein das Sie andere Meinung sind, aber ich habe 35 Jahre mit Wallonen, egal aus welche Gegend, gearbeitet…als Flame…
      Wenn mann allerdings der „Gegner“ nicht verstehen will…
      Übrigens, sollte die Wallonie mal keine Flämische Subventionen mehr „genießen“…
      Es gehört schon eine gute portion Arroganz dazu seinen(teil) Finanzierer als Rassisten zu beschimpfen., aber trotzdem jedes Jahr die Hände aufzuhalten…
      Aber Hauptsache die NVA ist an allem Schuld…
      Eigentlich könnte man die Wallonie mit GB, D, F gleiche stellen…da zählt auch nur deren Sprache…alle Anderen sind Minderwertig…
      MfG.

      • karlh1berens

        Sehr geehrter Herr Piersoul,
        ich beziehe alles auf mich, deshalb – und das ist jetzt kein Witz : Ich beherrsche das Französische nun mal besser als das Niederländische. Vor 35 Jahren konnte ich noch in Ostende, Löwen, Antwerpen, Brüssel auf französisch nach dem Weg fragen und bekam eine Antwort auf französisch, manchmal sogar auf deutsch – undenkbar heute.
        Das war meine Feststellung, Aussage; nicht mehr, nicht weniger.

    • Herbert G.

      ….oder wie Grönemeyer brüllte: „Keinen Millimeter nach räääächts“.
      Ich finde, auch unsere jüdischen Mitbürger sollten schon mal auf die Schippe genommen werden, genau wie Behinderte, Schwarze, Christen, Schwule oder Muslime Man darf fast über alles und jeden Witze machen; gerade das Ausklammern wäre diskriminierend!

  2. peter Müller

    — Piersoul Rudi

    14/12/2019 12:52
    Lieber Herr Piersoul
    Eigentlich könnte man die Wallonie mit GB, D, F gleiche stellen…da zählt auch nur deren Sprache…alle Anderen sind Minderwertig…

    Woher nehmen Sie diese Kenntnis. Sie sollten den Mund nicht so voll nehmen. Wir haben das Glück, dass wir hier zweisprachig aufgewachsen sind. Und wem haben wir das zu verdanken, dass wir Deutsch sprechen?. Wenn wir nur drei Strassen weiter geboren wären, z. b. Baelen oder Welkenraedt, würden wir auch nix anderes, als nur Französich sprechen.

    • Wir sind also hier zweisprachig aufgewachsen? Wäre deutsche Muttersprache mit etwas ausgeprägterem Französischunterricht nicht angemessener. Zweisprachig sollte man in Belgien geographisch eher in Brüssel finden; darüber hinaus in einzelnen Familien.

    • Piersoul Rudi

      Lieber Herr peter Müller(14/12/2019 13:59);

      Woher mein Kenntnisse???
      Steht geschrieben…35 Jahre mit Wallonen gearbeitet!!!!!
      Zum Thema „Mund zu voll nehmen“…
      FAKT Heute im „Smatch“ zu Eupen.
      Ich fragte eine Verkäuferin in Deutsche Sprache….
      Die junge Frau(Ung.20J) antworte mir in Französisch; „Sie könne kein deutsch und wir wären in der Wallonie und daher müsste man französisch sprechen“…
      Eine (Traurige)Tatsache…
      Reden sie mal weiter von „Glück in 2 Sprachen aufgewachsen“…usw…
      Wer nicht wil…der will nicht…
      Und dann staunen das Flandern „unabhängig“ sein will!!!!!!

  3. Marcel Scholzen eimerscheid

    In Anbetracht der Millionen Shoah Opfer haette dieser Karnevalswagen nicht teilnehmen duerfen. Antisémitismus ist nicht akzeptabel. Selbst die NVA lehnt Antisemitismus ab.

    Aber Antisémitismus darf man nicht gleichsetzen mit Kritik an der Politik Israels. Man soll durchaus die Politik des Staates Israël kritisieren zB den Siedlungsbau oder die Behandlung der Palaestinenser in den besetzten Gebieten oder die Diskriminierung der Beta Israel (Juden aus Aethiopien).

  4. alter Eupener

    Bald ist alles Verboten !
    Früher war es so das der Nikolaus mit dem „schwarzen Mann“ kam, die Kinder sich über „Negerküsse“ freuten und wir einen leckeren Schweinebraten mit „Zigeunersoße“ verspeisten.
    Demnächst dürfen wir bestimmt kein „braunes“ Leffe mehr trinken und keine „schwarze“ Schokolade mehr essen……………

  5. Dann wird die UNESCO das sicher auch in anderen Ländern so machen, oder? Oder wird nur hier ein harmlose Tradition ausgeschlossen weil ein Wagen nicht ‚passt‘? Und es wurden schon viele Leute im Karneval vor den Kopf gestoßen. Es müssten ja Länder gänzlich ausgeschlossen werden, wenn alle so pingelig wären. Die Welt wird sich weiter drehen, auch ohne die UNESCO! Dieser Karneval wird das auch noch überleben.

  6. Peter Müller

    lieber Herr — Piersoul Rudi. Das wollte ich ja damit sagen. Wäre unser Nachbar solange in Verviers gewesen, wie bei uns, würden viele auch noch Deutsch sprechen. Unsere Eltern haben nicht gefragt Deutsch zu lernen, Sie mussten es. Was uns natürlich heute zugute kommt. Das Schönste Beispiel ist die Gemeinde Plombieres , Vor 30 Jahre sprach noch fast jeder Deutsch in dem Gebiet, heute spricht die Jugend nur noch Französich, Leider wollte die Gemeinde das so. So werden Sie in Kelmis an der Kasse auch zum Teil in Französich angesprochen., wenn die Verkäuferin aus der Gemeinde Plombieres kommt.

  7. Also ich habe Tränen gelacht, verstehe es auch immer noch nicht, warum man sich über bestimmte Dinge ausgiebig lustig machen kann (z.B. Trump, Merkel, Macron, Greta, etc.), aber bloß nicht über Juden. Ernsthaft?! Wo geht das noch hin? Muss jeder Witz auf politische Korrektheit geprüft werden?

    Ich bin fassungslos, was aus unserer Welt geworden ist…

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