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Ryanair wirft 19-jährigen Rollstuhlfahrer aus Aachen aus dem Flugzeug – Vater: „Das Personal war knallhart“

12.09.2018, Nordrhein-Westfalen, Weeze: Flugzeuge der irischen Airline Ryanair stehen auf dem Vorfeld des Flughafens Weeze. Foto: Marcel Kusch/dpa

Das Image des Billigfliegers Ryanair ist sehr schlecht. Beim Kundendienst wurde die irische Gesellschaft in einer britischen Umfrage als die schlechteste Airline bei Kurzstrecken-Flügen bewertet. Jetzt geriet Europas größte Billig-Fluggesellschaft erneut in die Kritik, weil sie einem 19-jährigen Rollstuhlfahrer aus Aachen den Flug nach Spanien verweigerte.

Noel Diaz aus Aachen wollte über Weihnachten und Silvester mit seinem Vater die Familie in Alicante besuchen. Der 19-Jährige sitzt wegen Multipler Sklerose in einem Elektro-Rollstuhl.

Am Flughafen passierten die beiden die Sicherheitskontrolle – ohne Probleme. Als sie angeschnallt im Flugzeug saßen, sollen sie plötzlich aufgefordert worden sein, das Flugzeug zu verlassen. Statt nach Alicante ging es für Vater und Sohn wieder zurück nach Aachen. Nach Angaben des Vaters gab es nicht einmal die 120 Euro für die Flugtickets zurück.

Rollstühle in einer Flughafenhalle. Foto: Shutterstock

Der „Rheinischen Post“ sagte die Fluggesellschaft, dass sie die verursachten Probleme bedauere, die Sicherheit der Passagiere, Mitarbeiter und Flugzeuge hätten jedoch oberste Priorität.

„Alle batteriebetriebenen Rollstühle müssen für die Flugdauer gemäß den Sicherheitsvorschriften deaktiviert und die Batteriespannung abgeschaltet werden“, so Ryanair. Das habe nicht funktioniert und sei der Grund, warum Noel Diaz und sein Vater nicht mitfliegen durften. Ihnen sei eine Umbuchung angeboten worden.

„Das Ryanair-Personal war knallhart, hievte meinen wehrlosen Jungen aus dem Flugzeugsitz, schob ihn aufs Rollfeld“, zitierten Medien den Vater des Jungen. Wie vor jedem Flug mit seinem Sohn habe er den Rollstuhl korrekt angemeldet.

Ryanair auf letztem Platz bei Kundenzufriedenheit

Europas größte Billig-Fluggesellschaft Ryanair ist einer britischen Umfrage zufolge aus Kundensicht die schlechteste Airline bei Kurzstreckenflügen.

Passagiere aus Großbritannien waren unter anderem mit dem Boarding, Sitzkomfort sowie Essens- und Getränkeangebot unzufrieden. Damit ist die irische Gesellschaft das sechste Jahr in Folge Schlusslicht in der Befragung der Verbraucherorganisation „Which?“.

Ryanair-Chef Michael O’Leary posiert am Flughafen Leipzig/Halle. Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Viele der 7.901 Fluggäste gaben an, sie „würden nie wieder mit Ryanair fliegen“. Passagiere waren auch wegen der vielen abgesagten Flüge, Verspätungen und geänderten Gepäckregeln verärgert. Eine Ryanair-Sprecherin kritisierte die Umfrage als „total unrepräsentativ“, weil die Preise nicht berücksichtigt worden seien.

Der Billigflieger, der sich lange Zeit gegen Gewerkschaften gesperrt hatte, wurde 2018 von Streikwellen in Europa getroffen. Flugausfälle waren die Folge, das Passagierwachstum fiel geringer aus als erhofft.

Schlecht schnitten in der Umfrage zu den Kurzstreckenflügen aus dem Vereinigten Königreich auch die britische Chartergesellschaft Thomas Cook Airlines und die ungarische Billig-Airline Wizz Air ab. Die beste Bewertung bekam die kleine Regional-Fluggesellschaft Aurigny (Kanalinsel Guernsey), gleich dahinter folgte Swiss Airlines. (dpa/cre)

7 Antworten auf “Ryanair wirft 19-jährigen Rollstuhlfahrer aus Aachen aus dem Flugzeug – Vater: „Das Personal war knallhart“”

  1. Der konkrete Vorfall ist also den Flugsicherheitsbestimmungen geschuldet. Diese sind nicht das Produkt Ryanairs; die haben diese lediglich umzusetzen (wie jede andere Airline auch). Eine Umbuchung wurde angeboten; gemäss Text des Artikels ist anzuzweifeln, ob sich das auch auf den begleitenden Vater erstreckte.
    Das Geschäftsmodell Ryainairs beruht auf einer einheitlichen Flotte (geringe Wartungskosten), hoher Auslastung, nicht zwingend hoch bezahltem Personal, Standorten auf günstigeren Flughäfen und auf einem Pay-per-Service-Ansatz. In letzter Zeit kommen noch Zusatzangebote für Mietwagen und Hotels (ähnlich wie Bookin oder Trivago hinzu).
    Der Verbraucher erfreut sich dann an Flugtickets ab 25 – 150 Euro pro Flug (letztere wenn man wirklich 2 Tage vorher bucht). „Reguläre“ Airlines rufen auf gleichen Strecken Preise zwischen 150 – 400 Euro auf, auch diese pro Flug, und wir reden hier nicht von Premium Economy, Business oder Flex-Angeboten. Der Unterschied liegt dann im Service, sagt man.
    Wenn man bei Ryanair sein 50 Euro Basis Ticket um Gepäck aufgewertet hat landet man bei 85 Euro. Freie Sitzplatzwahl ist bei allen zahlungspflichtig. Priority bei Kontrolle und Einsteigen gibt‘s bei Ryainair für weitere 15 Euro, bei den anderen nur ab Premium Economy oder Vielflieger.
    Bleibt als Unterschied die Verpflegung an Bord. Das kulinarische Angebot bei den „Regulären“ hat sich in den letzten 15 Jahren drastisch zurückentwickelt. Bei Ryanair kommt man mit 20 Euro aber gemächlich durch ein Zweistundenflug, Kampftrinker müssen vielleicht weitere 12 drauflegen.
    Der Preisunterschied zu den „Regulären“ beträgt dann 150 Euro pro Flug. Wie wäre die Reaktion, wenn der Lieblingsitaliener dieses Budget veranschlagen würde (pro Person wohl gemerkt).

    Es bleibt also eine Abwägung des Passagiers, ob er die Sache selber in die Hand nimmt (Buchen der Dienstleistungen) oder den vermeintlichen Komfort der „Regulären“ geniesst. Das „unterbezahlte“ Personal bei Ryan ist keinesfalls unfreundlicher, Ryanflieger fallen nicht öfter runter und haben auch nicht mehr Verspätungen. Bei letzteren haben andere Airlines mehr Umbuchungsmöglichkeiten. Auch bieten diese meist mehr Flüge pro Tag an (interessiert Geschäftsreisende), für den Preisunterschied kann man sich auch ein Hotel gönnen.

    Nach 800 Flugstrecken in den letzten 15 Jahren heisst das für mich:
    – interkontinental am liebsten nicht unter Premiumeconomy
    – sofern mit dem Zeitplan vereinbar ist Ryan eine Alternative
    – 150 Euro pro Strecke sind für jedermann Geld
    – wenn ich gut essen möchte gehe ich ins Restaurant.
    (Selbst erlebte) Horrorstories bei den „Regulären“ kann ich 5-6h erzählen ohne mich zu wiederholen.

  2. Kristallkugel

    @ Alle OD Leser, möchte ich zuerst ein Gutes, Erfolgreiches und Gesundes
    Neus Jahr wünschen.
    Zum Thema Ryanair, könnte man wahrscheinlich eine Enzyklopädie schreiben. Sogar ich bin, bei meinem einzigen Flug mit dieser Gesellschaft in Streit geraten und es ging so weit, bis das Check-in Personal die Polizei rufen wollte.
    Jedoch in diesem Fall ist Ryanair im Recht. (Unbeachtet der Art und Weise, wie die zwei Passagiere behandelt worden sind).
    1. Die „Flughafensecurity“ hat ihre Regeln und sind keine Kopie der Fluggesellschaften.
    2. Die Regelung auf der Webseite von Ryanair steht klar und deutlich:
    „Passagiere mit eingeschränkter Mobilität, die mit einem elektrischen Rollstuhl reisen, müssen uns mindestens 48 Stunden vor ihrer Reise über das Gewicht sowie Minimum Gröβe des Rollstuhls informieren. Passagiere werden also gebeten, die Bedienungsanleitung des Rollstuhls mit zum Flughafen zu bringen.

    Aus Sicherheitsgründen müssen Elektrorollstühle / Elektroroller folgende Voraussetzungen für die Beförderung erfüllen:

    Batterien müssen entnommen und offene Anschlüsse vor Kurzschlüssen geschützt werden, damit der Rollstuhl bzw. die Mobilitätshilfe nicht versehentlich aktiviert wird. Bitte entfernen Sie den Schlüssel, deaktivieren Sie den Joystick oder Isolierungsschalter oder -knöpfe und andere Isolierungsmechanismen (wie den Anderson Anschluss-Stecker oder Airsafe-Stecker).“
    https://www.ryanair.com/de/de/nutzliche-infos/service-center/haufige-fragen/Besondere-hilfeleistungen/Kann-ich-meinen-eigenen-rollstuhl-elektrorollstuhl-mitbringen

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