Sechs Tage vor dem Eröffnungsspiel der EM 2024 zwischen Deutschland und Schottland absolviert die belgische Fußball-Nationalmannschaft am heutigen Samstag (20 Uhr / live auf RTBF1 „La Une“ und vtm) ihr letztes Vorbereitungsspiel gegen den Nachbarn Luxemburg.
Es gab mal eine Zeit, da war die Nationalelf des Großherzogtums für die belgische Elf höchstens gut für eine Aufbesserung der Trefferquote. Diese Zeiten sind aber vorbei. Luxemburg kommt seinem großen Traum, erstmals an einer EM oder WM teilzunehmen, näher, nicht zuletzt auch dank guter Ergebnisse in der Nations League, die kleineren Fußballnationen die Qualifikation für die EM erleichtert.
Das Spiel von heute Abend im Brüsseler König-Baudouin-Stadion ist für die Roten Teufel ein guter Test, bevor es am 17. Juni in Frankfurt gegen die Slowakei ernst wird.
Man kann auch davon ausgehen, dass Nationaltrainer Domenico Tedesco gegen Luxemburg mit nur wenigen Ausnahmen von Beginn an die Spieler aufbieten wird, die beim EM-Auftakt zum Zuge kommen werden.
Der Coach der Roten Teufel hat jetzt auch die Torwartfrage geklärt: Obwohl Matz Sels beim Länderspiel in England eine hervorragende Leistung bot, hat sich Tedesco für Koen Casteels als Torhüter Nummer eins entschieden.
Jahrelang war der Schlussmann vom VfL Wolfsburg nur die Nummer drei hinter Thibaut Courtois und Simon Mignolet. Nachdem Mignolet seine Länderspielkarriere beendet und sich Courtois im Streit um die „Kapitänsbinde“ selbst disqualifiziert hat, bekommt der 31-Jährige endlich die große Chance, sein ganzes Können unter Beweis zu stellen.
Philippe Albert, Fußballexperte von RTBF1, Eleven/DAZN und Sudinfo/Le Soir, hätte es lieber gesehen, wenn Tedesco heute gegen Luxemburg Sels noch eine Chance gegeben hätte, allen zu beweisen, dass er es verdient, die Nummer eins im belgischen Tor zu sein.
Auf jeden Fall ist Albert dafür, dass die auch von der Presse nach wie vor befeuerten Diskussionen darüber, ob Tedesco nicht doch Courtois hätte nominieren sollen, zumindest bis zum Ende der EM aufhören.
„Thibaut ist der beste belgische Torwart aller Zeiten und sein Trophäenschrank spricht für ihn, aber er hat sich selbst ins Abseits gestellt, indem er ein Treffen der Nationalmannschaft verließ, das ‚Kapitänsbindengate‘ auf seiner Hochzeit ins Lächerliche zog und Tedesco als Lügner bezeichnete“, schreibt Albert in seiner Kolumne auf Sudinfo.
„In einem anderen Land würde Courtois auf Lebenszeit aus der Nationalmannschaft gestrichen werden, aber in Belgien versucht man weiterhin, ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit erneut ins Gespräch zu bringen und alle paar Tage die Ecken und Kanten abzurunden. Es soll endlich Schluss sein mit dieser Saga, die gleichzeitig eine Mischung aus Dallas, Dynasty und Falcon Crest ist, zumindest bis zum Ende der EM.“ Albert befürchtet, dass Casteels oder Sels beim kleinsten Fehler sofort an den Pranger gestellt und die Torwartdiskussion um Courtois neu entfacht wird.
Auch Romelu Lukaku kritisierte die mediale Berichterstattung zum Fall Courtois, die ihm zufolge nicht unbedingt zu einem erfolgreichen Abschneiden beitragen würde. „Die Medien gießen immer wieder Öl ins Feuer. Irgendwann müssen sie damit aufhören. Gebt den Spielern, die hier sind, einfach Vertrauen, sie haben auch alle gut gearbeitet“, machte Belgiens Rekordtorschütze deutlich.
Weil einige Spieler ihre Verletzung noch nicht auskuriert haben, kann gut sein, dass sie erst im Laufe des Turniers zum Einsatz kommen.
Das gilt beispielsweise für Rekordnationalspieler Jan Vertonghen oder Linksverteidiger Arthur Theate. Youri Tielemans steigt sogar noch später ins Mannschaftstraining ein. Deshalb ist gegen Luxemburg mit folgender Startelf zu rechnen:
Casteels – Meunier, Faes, Vertonghen (oder Witsel), Castagne – Onana, Mangala – De Bruyne – Bakayoko, Lukaku, Carrasco (oder Doku).
Am wichtigsten wird sein, dass sich kein Roter Teufel verletzt. Das gilt insbesondere für Mannschaftskapitän Kevin De Bruyne, aber auch für Lukaku.
Letzterer ist auch deshalb ein Schlüsselspieler, weil Lois Openda bisher in der Nationalmannschaft nicht einmal annähernd so überzeugt hat wie in der Bundesliga im Dress von RB Leipzig, und Tedesco aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen darauf verzichtet hat, Michy Batshuayi als dritten Stürmer zu nominieren, obwohl dies durchaus möglich gewesen wäre, weil das EM-Aufgebot 26 Spieler zählen kann, Tedesco es aber bei 25 belassen hat. (cre)
Warum Tedesco freiwillig auf 1 Spieler verzichtet, bleibt wohl sein alleiniges Geheimnis. Für mich nicht nachvollziehbar!
Wenn ich Trainer wäre, würde ich die Elf, die ich gegen Slowenien im Auge hätte, heute mindestens 60 Minuten spielen lassen. Alles andere ist Zeitverschwendung und hilft nicht, um die notwendigen Automatismen zu finden.
Hätte jetzt nicht gedacht, dass Tedesco hier mitliest…
Blöd, dass Henkel und Kohlfeld hier nie mitgelesen haben
HINWEIS – Belgien-Luxemburg 3:0 – Rote Teufel fit für die EM https://ostbelgiendirekt.be/belgien-fit-fuer-die-em-386947