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Ribérys Goldsteak löst Debatte um Protz-Profis aus: Reine Privatsache oder einfach nur dekadent?

22.08.2016, Bayern, Ingolstadt: Bundesligaspieler Franck Ribéry vom FC Bayern München steht neben seinem neuen Wagen. Die Spieler des FC Bayern München haben an der Firmenzentrale ihre neuen Dienstwagen von ihrem Hauptsponsor AUDI in Empfang genommen. Foto: Peter Kneffel/dpa

Fußball-Lebemann George Best hatte es so formuliert: „Ich habe viel Geld für Alkohol, Frauen und schnelle Autos ausgegeben, den Rest habe ich einfach verprasst.“ Nach dem Fall Franck Ribéry (siehe Artikel an anderer Stelle) stellt sich die Frage: Wie viel Protz verträgt der Profifußball?

Der Tanz ums goldene Steak. Das Gehabe von Franck Ribéry hat eine heftige Diskussion weit über den Fußball hinaus ausgelöst. Der Eindruck ist nicht von der Hand zu weisen: So mancher hoch bezahlte Star weiß anscheinend gar nicht mehr, wohin mit der ganzen Kohle.

Aber ist das nicht Privatsache, für was die Sport-Millionäre Geld ausgeben? Und was, wenn sie gleichzeitig für soziale Zwecke spenden? Muss die Angeberei bei Goldkettchen aufhören? Und warum sehen die Vereine das Protz-Gehabe ihrer Angestellten nicht gerne – dabei sind sie es, die die Stars mit Geld zuschütten?

12.04.2017, Nordrhein-Westfalen, Dortmund: Fans halten am 12.04.2017 vor dem Trainingsgelände von Borussia Dortmund in Dortmund (Nordrhein-Westfalen) Schilder mit der Aufschrift „You’ll never walk alone“, als BVB-Spieler Pierre-Emerick Aubameyang mit seinem Lamborghini vorbeifährt. Foto: Marius Becker/dpa

Meine Jacht, mein Model, mein Sportwagen. In den sozialen Medien posten Weltstars wie Cristiano Ronaldo schmucke Fotos aus ihrer Welt, die so gar nichts mit jener des Durchschnittspublikums in den Stadien zu tun hat. Für die ist oft das neueste Bayern-Trikot für knappe 90 Euro schon Luxus. Was ist da der Maßstab?

In der Regel ernten die Profis eher Bewunderung statt Kritik, wenn sie wie Bayern-Spieler Kingsley Coman vor einem Flitzer mit Flügeltüren posen. Oder sich wie sein Kollege Jérôme Boateng nach Medienberichten einen Lamborghini gönnen, sich wie der Ex-Dortmunder Pierre-Emerick Aubameyang ein ähnliches Geschoss gar vergolden lassen. Oder wie der Brasilianer Neymar für ein Foto lässig auf einem sündteuren Ferrari 458 Spider hocken.

Gerade bei jungen Spielern gehe es häufig nur um die Profilierung über Statussymbole, sagte kürzlich der frühere Bundesliga-Profi Jan Rosenthal in einem Interview dem „Sportbuzzer“. „Mal eine Uhr, mal ein Auto, oder die neuen teuren Klamotten. Man bedient das Image des Profis, weil genau diese Dinge Gesprächsthema in der Kabine sind“, sagte Rosenthal.

Wachsfigur des legendären George Best (1946-2005), Stürmeridol von Manchester United: „…den Rest habe ich einfach verprasst“. Foto: Shutterstock

Der beim DFB in Ungnade gefallene Weltmeister Mesut Özil öffnete bei „Hypebeast“ sogar schon mal die Türen zu seinem Anwesen in London, um alles zu zeigen: Ankleidezimmer, Kino- und Playstation-Saal, Fuhrpark. Eljero Elia hatte sich zu seiner Bremer Zeit mal einen Fernseher für 35.000 Euro geleistet. Boateng fand auch nichts dabei, seine Sneakers-Sammlung – angeblich 600 Paare – öffentlich zu präsentieren: „Ja, das ist wirklich krass. Meine Mutter meint immer, ob ich nicht einen Schuhladen aufmachen möchte. Die sind auf zwei Räume verteilt, hab halt früh angefangen…“

Für die luxuriöse Exzentrik und Eitelkeit gibt es sogar eine eigene Facebook-Seite: „Fußballer, die den Swag aufdrehen.“ Neu ist das Thema aber nicht. Die nordirische Fußball-Legende George Best hatte es einst so formuliert: „Ich habe viel Geld für Alkohol, Frauen und schnelle Autos ausgegeben, den Rest habe ich einfach verprasst.“

Und nun Ribéry: Zelebriert in seinem Urlaub im Emirat Dubai ein Mahl mit einem mit Blattgold überzogenen Steak und einem überdrehten Schickimicki-Koch und wird dafür heftig kritisiert – auch aus seiner französischen Heimat, wo seit Wochen die „Gelbwesten“ auch gegen steigende Lebenshaltungskosten protestieren. Ribéry aber schluckt die Attacken nicht. Für seine Hasstirade („Lass uns beginnen mit den Neidern, den Hassern, die sicher durch ein löchriges Kondom entstanden sind“) brummte ihm der FC Bayern eine hohe Geldstrafe auf.

„Mit den sozialen Medien ist es nicht so einfach. Die Gesellschaft legt fest, was man darf und was nicht.“ Es werde dort oft gepöbelt und das zum Teil „unter aller Kanone“, sagte Ribérys Mitspieler Thomas Müller. Immer wieder sind Prominente wie der Franzose dann ganz überrascht, wenn sie etwas anderes ernten als ein paar Hunderttausende von Likes.

Ein möglichst schillernder Lifestyle gehört eben dazu in der Selfie-Gesellschaft. Die Grenze zur Dekadenz wird im Fußball so locker überdribbelt wie die Mittellinie. Wo ist die Moral von der Geschichte, wenn ein Nationalkeeper wie Jens Lehmann einst beim VfB Stuttgart einen Helikopter nutzt, um an manchen Tagen nach dem Training schnell zurück an den Starnberger See zu gelangen?

Der FC Bayern hat Ribéry natürlich nicht für seine lukullische Liebhaberei bestraft, sondern für seinen verbalen Ausraster. Aus seiner Vorbildfunktion kann sich der Fußball nicht davonstehlen, zumal Top-Profis mehr verdienen als Politiker oder manche Wirtschaftsbosse und deren Bekanntheitsgrad locker übertreffen.

Die Clubs machen keine Gehälter öffentlich, dafür aber gerne ihr soziales Engagement. Aus einem sozialen Gewissen heraus spenden Profis wie Mats Hummels oder Trainer wie Julian Nagelsmann in der Aktion „Common Goal“ ein Prozent ihres Jahresgehalts für wohltätige Zwecke. Das sind einerseits schon mal sechsstellige Summen. Wären aber umgerechnet bei einem Bürger mit einem Durchschnittsgehalt rund 30 Euro brutto pro Monat.

„Seien wir ehrlich: Das eine Prozent ist für uns alle, die wir in dieser Branche sehr gut verdienen, kein Problem“, sagte Nagelsmann mal. Deshalb reicht es für Protz-Profis auch noch locker für ein bisschen Gold – ob auf dem Lamborghini, den Badarmaturen oder sogar auf einem Stück Fleisch. (dpa)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

37 Antworten auf “Ribérys Goldsteak löst Debatte um Protz-Profis aus: Reine Privatsache oder einfach nur dekadent?”

    • AchGott, voll mit Ihnen einverstanden !!! Alle die hier gegen Ribéry schreiben, die lassen sich selbst nicht in die Brieftasche schauen ….Und den Ausraster kann man ihm verzeihen, er hat sich und seine Familie verteidigt. Bedenke welcher Wortschatz und Quatsch jeden Tag im Fernsehen zu sehen sind. Und das zu Uhrzeiten, da sitzen nur kleine Kinder und grosse Kinder davor.

    • Boah nee...

      „Er hat das Geld ehrlich verdient und kann damit machen, was er will. Es sei ihm gegönnt.“
      Protzig ist protzig. Egal, ob er sein Geld ehrlich verdient hat, oder nicht. Als Fußballer und Bayernfan schätze ich ihn sehr, aber sowas… Da hat er sich vergaloppiert. Wie @och-nee und @Hans unten schon anmerkten, sowas gehört dann nicht auch noch gepostet und ist damit auch nicht mehr privat!

      • Mithörer

        Boah nee…
        Ich gehe auch davon aus, dass er das Geld auf ehrliche Art verdient. Er ist ein sehr guter Fussballspieler, allerdings mit einem ganz miesen Charakter. Sein gelegentliches Auftreten, sowohl ausserhalb als auch auf dem Spielfeld, hinterlässt alles andere als eine Vorbildfunktion.

    • Deuxtrois

      Im Fall von Ribéry mag das auch stimmen. Aber ich halte dagegen und relativiere hier an dieser Stelle: Für jeden liegen die Grenzen in Sachen wie „ehrlich“ eine Arbeit erwirtschaftet wird, ganz woanders.

    • Nordeifeler

      Sie können wirklich mit ihrem Geld machen, was sie wollen. Aber damit bitte nicht an die Öffentlichkeit treten. Ob gewisse Spieler solche Gehälter verdienen, ist eine andere Frage.

  1. Polarlicht

    Nun ja, was soll der Mann denn auch sonst machen? Würde sich nur ein einziger Mensch nach Ribery umdrehen, wäre er nicht gerade beim FC Bayern? Vielleicht, um sich zu fragen, wie es zu solch einem Gesicht gekommen ist, der Arne Kerl hat sicher ein sehr kleines Ego, und muß das so kompensieren

  2. Auch wenn die Bayernfan’s es nicht wahrhaben wollen, der Typ ist mit seinen vielen Ausrastern, ob auf dem Spielfeld oder in den Medien, menschlich eine einzige Katastrophe. Der ist einfach nur krank.

  3. Propaganda

    Das Gehalt steht in keinem Verhältnis zu dem was dafür geleistet wird. Ein normaler Arbeitnehmer steht jeden morgen früh auf schuftet die ganze Woche und bekommt wenn er gut bezahlt wird am Monatsende 2000 Euro. Diesen Betrag geben die an einem Abend aus. Einfach nur krank was die verdienen. Solange aber die ganzen sogenanten Fans die Stadien füllen und 50 Euro für den Quatsch ausgeben geht es so weiter. Ribery ist wirklich kein Vorbild mit seinen ganzen Eskapaden. Der Typ ist einfach nur widerlich.

    • @ Propagande

      Erst wenn 50.000 Leute kommen um Ihnen beim Arbeiten zuzusehen und Ihr Arbeitgeber von Ihrer Arbeit im gleichen Maße profitiert wie der FC Bayern von seinen „Superstars“ haben Sie eine realistische Vergleichsebene.
      Profi Fußballer sind Entertainer, wenn Johnny Depp für einen Film Millionengagen kassiert ist das OK, bei einem Sportler scheinbar nicht.

  4. Polarlicht

    @ Propaganda
    Der Typ kann von mir aus verdienen soviel er kann und will! Es geht um das Benehmen von dem Schmok! Der hat sich doch schon so einiges geleistet. Gerade solche Leute sollten auch ne gewisse Vorbildfunktion haben, oder?!
    Aber wie schon gesagt, mit nem Gesicht, dass nur eine Mutter lieben kann, muss man sich halt über Geld definieren…..

  5. Peter Müller

    Von den Paar Zuschauern können die nicht leben. Das Problem sind unsere Kinder, die diese Leute anhimmeln und nur Trikots und Schuhe von Nike/Adidas tragen wollen. Und Opa und Oma bezahlen gerne.

    • @ Peter Müller

      Für die Aufmerksamkeit der paar Zuschauer und der Millionen vor dem Fernseher zahlen die Sponsoren und die Pay-TV Anbieter ( zusammen) Milliarden die dann an die Vereine ausgeschüttet werden.
      Abgesehen davon sind die Einnahmen von Nike, Adidas & Co in Deutschland ein „Fliegenschiss“ im Vergleich zu dem was die NBA Fans in den USA alleine für ihr Schuhwerk berappen.

  6. Heinrich

    Alles Heuchler hier!

    Wieso geht ihr in ein Restaurant? Manche können sich ein Restaurant überhaupt nicht leisten.
    Ein Steak für 30€ mit einer Rotweinflasche für 40€…

    Es gibt halt Schichten…

    Wenn er so viel verdient, wieso sollte er ein Steak für 30€ essen?
    Jeder zahlt das, was er sich leisten kann. Soll er so leben wie wir? Obwohl er 100 Millionen auf dem Konto hat?

    Vor Jahren konnte ich mir auch ein Restaurant nicht leisten… Bin ich jetzt dekadant weil ich es mir manchmal gut gehen lasse? Für arme Menschen ist es auch dekadent wenn wir ins Restaurent gehen. Aber ja, immer schön auf die „Reichen“.

    • Boah nee...

      @Heinrich: Das „sich leisten oder nicht leisten können“ steht ja hier überhaupt nicht zur Debatte. Es geht um das „Zelebrieren“ und das zur Schau stellen. Strunzerei also.
      Schmeckt das Steak vielleicht besser, weil es mit Gold bestreut wurde? Ich wette, dass kratzt er vorher davon!

      • Heinrich

        @Boa nee…: Falls du es nicht weißt, aber dieser Koch zelebriert seine Steaks mit seinen Gästen.

        Und diese Gäste sind nicht nur die Ribérys.
        Das gehört zur Show des Sternekochs. Und da muss man dann jeden Gast in Frage stellen, der diese Zeremonie beiwohnt.

        Danke.

  7. Hop Sing

    Die Welt ist dekadent und erbärmlich sittenlos. Ribery ist die Verkörperung von vielen – zum Teil schlimmeren Grosskotzen. Tausend Menschen verhungern pro Stunde weltweit. Augenscheinlich gibt es keinerlei Gerechtigkeit.

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