Gesellschaft

Papst empfiehlt in Ukraine-Krieg „weiße Fahne“ und erntet Kritik

06.03.2024, Vatikan, Vatikanstadt: Papst Franziskus kommt zu seiner wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz. Foto: Gregorio Borgia/AP/dpa

Papst Franziskus hat mit Blick auf den schon mehr als zwei Jahren Krieg in der Ukraine zu Verhandlungen aufgerufen. Während Moskau Bereitschaft signalisiert, hagelt es in der Ukraine und in zahlreichen Ländern Kritik am Vorstoß des Oberhaupts der katholischen Kirche.

„Wenn man sieht, dass man besiegt ist, dass es nicht gut läuft, muss man den Mut haben, zu verhandeln“, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche in einem am Wochenende vorab veröffentlichen Interview des Schweizer Fernsehens. Ohne eine der beiden Konfliktparteien Russland oder Ukraine direkt beim Namen zu nennen, fügte er hinzu: „Schämen Sie sich nicht, zu verhandeln, bevor es noch schlimmer wird.“ An anderer Stelle in dem Interview sagte er: „Verhandlungen sind niemals eine Kapitulation.“

Der Pontifex verwies auf Vermittlungsangebote verschiedener Seiten, beispielsweise der Türkei. Auch der Vatikan selbst versucht praktisch seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf das Nachbarland im Februar 2022, zwischen Moskau und Kiew zu vermitteln – bislang ohne Erfolg.

10.03.2024, Vatikan, Vatikanstadt: Papst Franziskus liest während des Angelus-Mittagsgebets aus seinem Fenster mit Blick auf den Petersplatz seine Botschaft vor. Foto: Alessandra Tarantino/AP/dpa

Papst-Sprecher Matteo Bruni widersprach Darstellungen, der Papst habe die Ukraine in dem Interview zur Kapitulation aufgefordert. Das Gespräch wurde nach Angaben des öffentlich-rechtlichen Senders RSI bereits Anfang Februar geführt.

Darin wird Franziskus auch nach Forderungen aus der Ukraine nach „Mut zur Kapitulation, zur weißen Fahne“ gefragt, was andere als Legitimation der stärkeren Seite sähen. Darauf antwortet der Papst allgemein: „Das ist eine Frage der Sichtweise. Aber ich denke, dass derjenige stärker ist, der die Situation erkennt, der an das Volk denkt, der den Mut der weißen Fahne hat, zu verhandeln.“

In der Ukraine wurde der Begriff der „weißen Fahne“, den der Papst gebrauchte, als Aufforderung zur Kapitulation verstanden und löste erboste Reaktionen aus. „Es erscheint merkwürdig, dass der Papst nicht zur Verteidigung der Ukraine aufruft, nicht Russland als Aggressor verurteilt, der Zehntausende Menschen tötet“, schrieb der frühere Abgeordnete und Vizeinnenminister Anton Heraschtschenko im Netzwerk X (früher Twitter).

Der ehemalige ukrainische Botschafter in Österreich, Olexander Scherba, nannte den Papst mit einem Bibelwort einen „Kleingläubigen“. Offizielle Kiewer Stellen äußerten sich nicht. Die Ukraine lehnt Verhandlungen ab, solange Russland die besetzten Gebiete nicht wieder freigibt. Schon aus früheren Papstäußerungen haben die Ukrainer das Gefühl, dass Franziskus mehr Verständnis für Russland aufbringt als für ihr angegriffenes Land.

10.10.2023, Rumänien, Bukarest: Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine. Foto: Andreea Alexandru/AP/dpa

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den umstrittenen Appell von Papst Franziskus zu Friedensverhandlungen mit Russland scharf zurückgewiesen. „Als das russische Böse am 24. Februar (2022) diesen Krieg begann, standen alle Ukrainer auf, um sich zu verteidigen. Christen, Muslime, Juden – alle“, so Selenskyj, er danke jedem ukrainischen Geistlichen, der in der Armee, in den Verteidigungsstreitkräften ist. Sie stünden an der vordersten Front, sie schützten das Leben und die Menschlichkeit, sie unterstützten mit Gebeten, Gesprächen und Taten. „Das ist es, was die Kirche ist – bei den Menschen.“

Auch Deutschlands Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Äußerung von Papst Franziskus zum Hissen der „weißen Flagge“ im Ukraine-Krieg zurückgewiesen. „Wie Sie sich vorstellen können, ist der Bundeskanzler in dieser Frage nicht der Meinung des Papstes“, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Montag in Berlin. „Richtig ist, dass die Ukraine sich gegen einen Aggressor wehrt.“ Sie bekomme auch viel internationale Unterstützung, um sich gegen den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg verteidigen zu können.

In Polen kritisierte Außenminister Radoslaw Sikorski den Aufruf. „Wie wäre es, wenn man zum Ausgleich (Russlands Präsident Wladimir) Putin ermutigt, den Mut zu haben, seine Armee aus der Ukraine abzuziehen? Dann würde sofort Frieden einkehren, ohne dass Verhandlungen nötig wären“, schrieb Sikorski auf X. Polen ist einer der engagiertesten politischen und militärischen Unterstützer der Ukraine. (dpa)

Zum Thema siehe auch diesen satirischen Beitrag:

67 Antworten auf “Papst empfiehlt in Ukraine-Krieg „weiße Fahne“ und erntet Kritik”

  1. Der Papst spricht nur aus was eigentlich alle wissen, die Ukraine kann diesen Konflikt militärisch nicht gewinnen und wird einen Vertragsfrieden akzeptieren müssen. Ich denke der Westen hat den Papst vorgeschickt um nicht selbst das Gesicht zu verlieren, der „Stellvertreter Gottes auf Erden“ sagt so etwas nicht aus einer Laune heraus, das ist ein geplantes Vorgehen. Nur der Papst kann sagen was alle denken und wissen….

    • Unlogisch

      ich habe diesen Stellvertreter Gottes auf Erden nicht gewählt. Ich hatte auch nicht die Möglichkeit die Leute zu wählen, die ihn erwählt haben.
      Dieser Mann hat also in meinen Augen keine Legitimation um solch einen hohen Posten zu bekleiden.

      • Katholik

        Er ist von katholischen Kardinälen nach den Regeln der katholischen Kirche gewählt worden und besitzt daher sehr wohl die Legitimation für ein so hohes Amt.
        Seine Meinung bezüglich der Ukraine teile ich voll und ganz.

        • Unllogisch

          Biden oder Trump werde ich nicht wählen,aber die halten sich ja auch nicht für den Stellvertreter Gottes.
          Auch wenn der Papst von den roten Würdenträgern gewählt wurden kann er dadurch keine Legitimatiion haben.
          Diese völlig weltfremden Fürsten wählen sowieso nur einen zum Chef, der die verkrusten Regeln der Kiche nicht allzuviel aufbricht.
          Diese Ansicht zum Krieg in der Ukraine teile ich genauso wenig wie seinerzeit die Ansichten eines Pius XII, der sein Vorgänger war und der zur NS-Zeit sich nicht mit Ruhm bekleckert hat. Der war auch ein „ legitimer „ Herscher.

  2. Unlogisch

    Ach lasst den armen alten Mann doch in Ruhe. Der hat genug Stress, wenn er für seine vielen Mitarbeiter mit den den roten Soutanen neue goldene Pantoffel aussuchen muss.
    Da hilft auch das Beten für ihn in der Sankt Vither Pfarrkirche nichts. Auch die Hälfte des Geldes aus dem Klingelbeutel, das zum Vatikan geschickt wird ist kaum eine Hilfe. Das reicht allenfalls um neue Politur zu kaufen mit der die großen goldenen Kelche geputzt werden müssen.
    Auch den Vorstoß des Synodaler Weges abzulehnen war für den Papst äußerst anstrengend. Wäre ja noch schöner wenn die Frauen in Zukunft mehr bekämen als die Erlaubnis Nonne zu werden.
    Dann noch die Sorge, dass die Verschlussakten zur NS Zeit alle öffentlich würden. Denn schließlich war sein Vorgänger Pius XII genau so unfehlbar wie heute Franziskus.

    Die Devise lautet auch die zweite Backe hin zu halten selbt dann wenn die Erste von einer russischen Granate zerfetzt wurde.

    • Politikus

      „Sollte der Verfassungsschutz da nicht mal genauer hinschauen……..? Der Vatikan gilt ab jetzt gesichert Rechts!“

      Hallo Alibaba,
      Wenn Sie hier den deutschen“ Verfassungs-Sch(m)utz “ meinen, wird der nicht viel ausrichten können, denn der steht bekanntlich unter dem Pantoffel des (jeweiligen) Innenministeriums und muss derzeit also nach der Nase der Frau Faeser tanzen. Also die Frau, Sie erinnern sich vielleicht noch, welche bei der WM einsam und allein mit ihrer „bunten Binde“ bei einem Spiel der D-Nationalmannschaft, auf der Tribüne saß und sich zum allgemeinen Gespött machte. Wie gesagt, im Auftrag der linken Faeser hat dieser Verfassungs-„Schutz“ sich um die AFD zu kümmern…. Der Papst, bzw. der Vatikan bleibt da mal außen vor.

  3. Guido Scholzen

    Warum keine Verhandlungen?
    Und wenn diese nur dazu dienen könnten, Putins Absichten noch mehr zu demaskieren, wie es in dem Interview mit Tucker Carlson geschehen, sogar das würde nützen.
    Der israelische General Moshe Dayan sagte am Ende seiner Militärlaufbahn: „Wenn du wirklich Frieden willst, dann musst du nicht mit deinen Freunden reden, sondern mit deinen Feinden.“

  4. Die Medien als Sprachrohr der Politik schwenken ja schon um:
    https://www.welt.de/politik/ausland/article250513994/Versorgung-in-Russland-Hier-sagen-viele-Schaut-euch-an-eure-ganzen-tollen-Sanktionen-und-Moskau-boomt.html
    ….
    Die Sanktionen des Westens sollten Russland in die Knie zwingen – doch zwei Jahre nach Kriegsbeginn läuft die Wirtschaft auf Hochtouren. Das liegt auch an einer globalen Machtverschiebung, bei der Deutschland und der Westen verlieren. Fehlende Produkte werden auf anderen Wegen beschafft.
    …..
    ///////
    Dumm gelaufen, man hätte es aber vorher wissen können. Es ist wie mit dem „green deal“ der EU, alle wissen das ist nur Bull💩 aber wer traut sich die Wahrheit zu sagen? Die EU ist in ihrer jetzigen Form am Ende, der Ukraine-Krieg zeigt es deutlich.

        • Guido Scholzen

          🙄🤨
          Jetzt platzt mir aber langsam der Kragen mit deinem Stuss.
          In was für einer bescheuerten Fantasiewelt wohnst du eigentlich bezüglich Russland?

          Ich kenne viele menschen aus der GUS, war selber in jungen Jahren mehrmals in Russland in Urlaub. kyrillisch lesen und schreiben ist eine Leidenschaft geworden.
          Die 1990er Jahre waren grausam für Iwan-Olga-Normal-Russen, die Zeit der ‚Smuta‘.(ein Wort, das einen Zustand zwischen Chaos und Verwirrung beschreibt).
          Aber alles besserte sich ab 1998/1999. Was fehlte war nur noch ein geeigneter Mann im Kreml, der für STABILITÄT sorgte. Jelzin war ein Säufer, der sein Pulver verschossen hatte, und der wusste das, aber er war so klug und machte Putin zu seinem Zarewitsch.
          das Ergebnis war, dass Putin zuerst die Oligarchen unter seine Fittiche nahm: die konnten jetzt nicht mehr machen, was sie wollten. in einer rede sagte Putin „Ab jetzt werdet ihr nur noch Steuern bezahlen wie jeder andere auch, und mehr nicht“. Die Korruption nahm er auch in den Griff, aber total anders als gedacht: anstatt dass irgendjemand irgendwo geschmiert wurde, besetze er ‚Schmierpositionen‘ mit seinen Leuten. Korruption gab es weiterhin genug, aber es floss alles in die Hände des System Putin. Ein Russe nannte dies mir mal gegenüber ‚Putin hat die Korruption kanalisiert‘. Aus dem Grund nannte Nawalny das putinische Russland einen ‚Mafia-Staat‘.
          Als es den Russen in den 2000er Jahren wirklich besser ging, da brauchte Putin keine Wahlen zu manipulieren, er und sein gefolge bekamen 50%-70%, und die meisten waren zufrieden. ab den 2000er Jahren war es auch ganz normal für eine russische Familie in Urlaub zu fahren. Eine Datscha für die Selbstversorgung war in Sowjet-Zeiten von Nöten wegen der Mangelversorgung, bei Putin hingegen war eine Datscha der russische Schrebergarten für die freie Zeit, Essen gab es genug im Supermarkt. Als ich vor über 20 Jahren in diesem stabilen Zeiten in Russland war, da ging ich mal abends durch Sankt Petersburg spazieren, kaufte mir hier was und dort ein wenig auf einem Markt. das Rubel-geld war stabil, es gab genug zu kaufen, die Leute waren freundlich (nicht verbittert wie im Sowjetmangelzustand), die jungen Leute waren modern angezogen und hörten internationale Musik wie überall auch in Europa, es machte einfach Lust in Russland zu sein, und die Menschen dort wollten endlich LEBEN.

          Russland ist noch immer ein Schwellenland (mit Atombombe), gehört nicht zur 1. Welt, das ist mir schon klar, aber es sollte realistisch geurteilt werden: mit Sanktionen kann Russland technologisch blockiert werden, doch ansonsten…nein, Russland hat alle Rohstoffe, die es braucht. Aber Putin war zu lange im Kreml.

  5. Der aus dem Süden

    Der Papst hat Recht. Die offiziellen Medien vertreten schon lange nicht mehr die Meinung des Volkes. Warum spricht der Papst eigentlich nicht über Palästina deutliche Worte? Fehlt der Mut?

        • Maria Heidelberg

          „Enzyklika sind hochrangige weltkirchliche Rundschreiben, mit denen die Päpste seit Ende des 19. Jh. zu den sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Transformationsprozessen der modernen Gesellschaft Position beziehen.“ Quelle: Wikipedia

          @Willi, die soziale Enzyklika ist die Beschreibung und Erklärung dafür, wie du, als Diener, der Diener Gottes Medien zu konsumieren hast. Das ist DEINE Pflicht, als anständiger Katholik, dass Du weißt, wie das geht. Ich mach mich keineswegs wichtig, sondern verkünde lediglich die päpstlichen Evangelien. 😉 Das ist MEINE Pflicht.

          Bist Du schon transformiert, oder arbeitest Du noch dran? 🙃

    • Sagen Sie mal, was sind eigentlich „offizielle Medien“? Alle Journalisten Westeuropas, vom Spiegel bis Le Monde, vom Grenz Echo bis Osservatore Romano, alle gebrainwasht, gekauft, korrupt und instruiert von, je von wem wohl? Das muss wohl ein mächtige Institution sein. Wieviele hauptberufliche Journalisten kennen Sie eigentlich persönlich? Sprechen Sie mal mit diesen Leuten, wie sie arbeiten, woher sie ihre Informationen beziehen und wie sie diese abgleichen. Sie werden erstaunt sein. Jedenfalls eine Million mal glaubwürdiger als irgendwelche Schwurbler, selbsernannte Doktoren und „Journalisten“ auf youtube oder Tiktok. Achtung. Mit dem hohen Gut der Demokratie und der Pressefreiheit spielt man nicht !

  6. Die hier von einem gegen Russland „nicht zu gewinnenden Krieg“ schwafeln und ein weisse Fahne der Ukraine fordern wissen augenscheinlich nicht wovon sie reden.
    Russland muss nicht „verlieren“, die Ukraine muss nicht „gewinnen“. Russland hat die Ukraine überfallen, die Ukraine verteidigt sich nur, sie hat weder vor Putin zu töten noch Moskau zu besetzen.
    Bisher gelingt der Ukraine ihre Verteidigung sehr gut und das wird wohl auch noch einige Zeit so weitergehen, ganz einfach weil die Ukraine keine Wahl hat. Es geht den Ukrainern um ihr Land, ihre Häuser, ihre Frauen, ihre Kinder, ihr Leben.
    Die Ukrainer wissen als Osteuropäisches Volk sehr gut wie es ihnen unter Russland ergehen würde und können und werden das nie akzeptieren, ebensowenig wie andere osteuropäische Völker, die wissen wovon sie reden wenn es um Russland geht.
    Und wer glaubt dieser Krieg gehe spurlos an Russland vorüber glaubt wohl auch die Erde sei eine Scheibe.

    • Der aus dem Süden

      Sie haben im Prinzip Recht, aber der Ukraine werden die Soldaten ausgehen. Schon jetzt finden sie nicht genügend Soldaten. Muss erst eine ganze Generation verschwinden bevor der Krieg zu Ende ist?
      Für mich die einzige Alternative: Tyrannenmord.

      • Auch das ist nicht richtig. Wenn Sie sich ansehen wer bisher auf ukrainischer Seite kämpft werden Sie schnell feststellen das die Ukraine in Sachen Rekrutierung noch viel Luft nach oben hat. Es ist nicht weil Männer eines gewissen Alters eine Ausreisesperre haben das sie deshalb eingezogen wurden.

  7. Guido Scholzen

    Nun bin ich nicht unbedingt ein Befürworter des katholischen Systems, aber hier muss ich dem Papst in seinen Äusserungen Recht geben. Der Papst kann nicht anders, als so zu argumentiueren, wie er getan hat.
    „Frieden und Krieg“ aus Sicht der katholischen Kirche.
    Katholischer Katechismus, Frage/Antwort Nr. 480 bis 486 (Sätze 2302 bis 2317)

    ======================================
    480. Was fordert der Herr von jeder Person im Blick auf den Frieden?
    2302-2303 (2330)
    Der Herr, der jene selig preist, „die Frieden stiften“ (Mt 5, 9), fordert den Frieden des Herzens. Als unsittlich verurteilt er den Zorn, der das Verlangen nach Rache für ein erfahrenes Übel ist, sowie den Hass, der dem Nächsten absichtlich Böses wünscht. Wenn man diesen Haltungen willentlich und in Dingen von großer Bedeutung zustimmt, sind es schwere Sünden gegen die Liebe.

    481. Was ist der Friede in der Welt?
    2304-2305
    Der Friede in der Welt, der für die Achtung und die Entfaltung des menschlichen Lebens erforderlich ist, besteht nicht einfach darin, dass kein Krieg ist oder ein Gleichgewicht der einander entgegengesetzten Kräfte herrscht. Der Friede ist die „Ruhe der Ordnung“ (hl. Augustinus), „das Werk der Gerechtigkeit“ (Jes 32, 17) und die Wirkung der Liebe. Der irdische Friede ist Abbild und Frucht des Friedens Christi.

    482. Was ist für den Frieden in der Welt erforderlich?
    2304-2306
    Für den Frieden in der Welt ist erforderlich, dass die persönlichen Güter angemessen verteilt und gesichert sind, die Menschen frei miteinander verkehren können, die Würde der Personen und der Völker geachtet und die Gerechtigkeit und Brüderlichkeit unter den Menschen gepflegt werden.

    483. Wann ist der Einsatz militärischer Gewalt sittlich gestattet?
    2307-2309
    Der Einsatz militärischer Gewalt ist sittlich gerechtfertigt, wenn die folgenden Bedingungen gleichzeitig gegeben sind: die Sicherheit, dass der erlittene Schaden dauerhaft und schwerwiegend ist; die Wirkungslosigkeit aller friedlichen Alternativen; ernsthafte Aussichten auf Erfolg; die Vermeidung von schlimmeren Schäden, auch in Anbetracht der Zerstörungskraft der modernen Waffen.

    484. Wem obliegt im Fall der Kriegsgefahr die strenge Beurteilung dieser Bedingungen?
    2309-2311
    Sie kommt dem klugen Ermessen der Regierenden zu. Diese haben auch das Recht, den Bürgern die Pflicht zur nationalen Verteidigung aufzuerlegen. Sie sollen dabei das persönliche Recht jener achten, die den Waffengebrauch aus Gewissensgründen verweigern, aber dann die Pflicht haben, der Gemeinschaft in anderer Form zu dienen.

    485. Was verlangt das sittliche Gesetz im Fall eines Krieges?
    2312-2314 (2328)
    Das sittliche Gesetz bleibt immer gültig, auch im Fall eines Krieges. Es verlangt, dass die Zivilbevölkerung, die verwundeten Soldaten und die Kriegsgefangenen menschlich behandelt werden. Vorsätzliche Handlungen gegen das Völkerrecht und Befehle, solche Handlungen auszuführen, sind Verbrechen, für die blinder Gehorsam kein Entschuldigungsgrund sein kann. Massenvernichtungen sowie die Ausrottung eines Volkes oder einer ethnischen Minderheit sind als schwerste Sünden zu verurteilen. Man ist sittlich verpflichtet, sich Befehlen zu widersetzen, die solche Verbrechen anordnen.

    486. Was ist zu tun, um den Krieg zu vermeiden?
    2315-2317 (2327-2330)
    Wegen der Übel und Ungerechtigkeiten, die jeder Krieg mit sich bringt, muss alles getan werden, was vernünftigerweise möglich ist, um ihn auf jeden Fall zu verhindern. Insbesondere müssen vermieden werden: Anhäufung und Handel von Waffen außerhalb der gesetzlichen Regelungen durch rechtmäßige Gewalten; Ungerechtigkeiten vor allem in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht; ethnische und religiöse Diskriminierungen; Neid, Misstrauen, Stolz und der Geist der Rache. Alles, was unternommen wird, um diese und andere Übel zu beseitigen, trägt zum Aufbau des Friedens und zur Vermeidung des Krieges bei.

    • Auch in einem der Evangelienauszügen, die sonntags in der Messe vorgelesen werden, hat Jesus folgendes „Gleichnis“ erzählt: Einem König, der 200 Soldaten hat wird berichtet, dass ein anderer König mit 500 Soldaten im Anzug ist. … Klug ist, wenn der angegriffene König Leute zum Verhandeln aussendet.

  8. Hans Eichelberg

    „Sahra Wagenknecht gibt Vorschlag von Papst Franziskus ihren Segen“: (DER SPIEGEL)

    Für seine »Weiße Fahne«-Äußerung erhält Papst Franziskus viel Kritik. Nun stellt sich Sahra Wagenknecht demonstrativ auf die Seite des Pontifex, mit bemerkenswerten Aussagen über Russlands militärische Fähigkeiten.

    Wagenknecht nahm auch Stellung zu Äußerungen von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), der mit Blick auf eine Modernisierung der Bundeswehr gesagt hatte: »Wir müssen kriegstüchtig werden.« Sie finde das nicht, sagte die BSW-Politikerin. »Im Gegenteil, wir müssen alles tun, um zu vermeiden, dass wir in Kriege hineingezogen werden.«

    Ohnehin erwarte sie keine weiteren Aggressionen von den russischen Truppen. »Eine Armee, die erkennbar nicht in der Lage war, Kiew einzunehmen«, sei ihrer Einschätzung nach außerstande, »morgen Polen zu überfallen und übermorgen durch das Brandenburger Tor zu marschieren«. Wagenknecht weiter: »Ich denke, das ist keine Frage des Wollens, sondern eine Frage auch des Könnens.«“

  9. Deutsche stehen hinter Ukraine-Forderung von Papst Franziskus

    „Die absolute Mehrheit von 53 Prozent stimmt nach einer repräsentativen Umfrage von Insa für das Nachrichtenmagazin FOCUS (1000 Befragte am 11. und 12. März 2024) diesem Appell des katholischen Kirchenoberhaupts zu.
    Etwa ein Drittel (34 Prozent) lehnt ihn hingegen (eher) ab.
    Zehn Prozent können und weitere drei Prozent wollen sich dazu nicht äußern.“

    Na, na, die Deutschen sind gar nicht so naiv, wie immer behauptet wird.
    Oder meint man damit immer die deutschen Politiker?

  10. Bernd Loo

    Die weiße Flagge hissen : das ist praktisch eine Kapitulation ! Besonders in diesem Falle würde Putin es so auslegen – das muss auch dem Papst bewusst sein ! Der Papst , der wohl ungewollt in eine sprachliche Falle geraten ist , macht einen doppelten Fehler 1 ) Er stellt einfach die Ukraine als Verlierer da – da frage ich , wo bitte hat Putin denn gewonnen ? Er opfert täglich 1000 Soldaten für die sinnlose Invasion und steuert Russland mehr und mehr in eine Isolation! Der Gedanke für Frieden zu sprechen ist gut – denn jeder würde beidseitig , ernsthafte Verhandlungen begrüßen , doch mit dem Forderung der weißen Fahne hat er leider weit übers Ziel hinaus geschossen ! Putin hätte es als Aufgabe aller Gebiete ausgelegt
    ( die einfach kriegerisch erobert wurden )
    Genau das kommt für weder für die Ukraine noch für alle demokratischen Helfer der Ukraine nicht in Frage ! Verhandeln soll immer noch versucht werden – dazu gehört als erster Schritt der militärische Rückzug der Russen aus der Ukraine ! obschon der Vatikan reagiert hat – dreht der Papst sich weiterhin im Kreis !

  11. Willi Müller

    @ Bernd Loo
    Teile der Ukraine, besonders im Osten haben eine besondere Affinität zu Russland. Ein Abtreten dieser Gebiete, auch leider, wie geschehen, unter Gewaltanwendung, wäre vielleicht eine mögliche Befriedigung des Krieges.

    • Bernd Loo

      Antwort an Willi Müller – Sie denken also die Ukraine soll aufgeben um einer russischen
      Minderheit zu helfen , die ebenfalls dort alles verliert ? Fragt eine Bombe die in Wohngebiete oder Schulen oder Krankenhäuser einschlägt nach , ob dort auch pro russische Menschen sind ? Was bekommt denn ein Russe von Putin wenn er sein Haus verliert oder ein Familienmitglied stirbt – nichts was bekommt ein Flüchtling in Russland – nichts wenn er den Krieg kritisiert 400 Euro wenn er zu putin steht . Natürlich wären friedliche Verhandlungen gut – sobald Russland dazu bereit ist ( Putin wird es nie sein )

      • Bernd Loo, Tatsache ist das Russland und Ukraine schon längst in Frieden leben und wahrscheinlich die nächste Fußball WM gemeinsam organisieren würden, hätte Großbritannien und USA sich nicht eingemischt, und hätten den Friedensvertrag nicht abgelehnt.
        Stände Putin mit den Russen vor meiner Tür bewaffnet bis unter den Zähnen….ich würde ohne zu zögern das weiße Fähnchen hissen….und du? Würdest sicherlich kämpfen….😂🙈Hand in Hand mit Hofreiter und Strack Zimmermann….bis das irgendwann eine Grippeepidemie herrscht…

        • Peter S.

          „Tatsache ist das Russland und Ukraine schon längst in Frieden leben und wahrscheinlich die nächste Fußball WM gemeinsam organisieren würden, hätte Großbritannien und USA sich nicht eingemischt, und hätten den Friedensvertrag nicht abgelehnt.“

          Tatsache ist, dass Sie hier Lügen verbreiten.

          • Tatsache ist, dass durch das Hissen der „weiße Fahne“ am 1. März 2022, viele Tausend Russen und Ukrainer noch am Leben wären.

            Das Mitleid mit denen, die heute noch diese Realität leugnen, ist daher äußerst begrenzt.

            • Peter S.

              Sie wollen doch nur, dass die Russen in der Ukraine ungehindert morden und vergewaltigen können, darum geht es Ihnen.

              Um die gefallenen russischen Soldaten muss es einem nicht leid tun. Die sind selbst dran schuld und können jetzt keinen Schaden mehr anrichten.

              • Hissen der „weißen Fahne“ am 1. März 2022 bedeutet, mehr als 730 Tage Ruhe in der Ukraine und Arbeitslosigkeit für Kriegstreiber und -hetzer.
                Bedeutet natürlich auch, der schlaueste Franzose muss nicht über den Einsatz von französischen Bodentruppen philosophieren und kann die Legion (Légion étrangère) durch den Arc de Triomphe marschieren lassen.

                Ende der Durchsage…

  12. Das ukrainische Militär zieht schon Männer über 50 (55, gestern im dtsch. TV) ein. Denen gehen die Soldaten aus, obwohl nach Meinung Einzelner hier im Forum, täglich 1000 Russen sterben. Sehr viele junge ukrainische Männer sind ins Ausland geflohen, was ich persönlich als vernünftig empfinde. Wer will schon als Bauernopfer für Selensky und Co. sterben.

    • Zahlen zählen Fakten

      So mancher unserer Grpßväter wäre auch lieber stiften gegangen damals.

      Aber wenn es um ukrainische Männern geht, gibt es so einige Stimmen, die die Rückführung der Flüchtlinge fordern, damit sie für uns sterben sollen.

      • ….“damit sie für uns sterben sollen.“

        Warum für uns? Warum nicht für ihre Heimat? Warum nicht für die Ukraine?
        Organisieren diese „Ukrainischen Flüchtlinge“ von Berlin aus, den Häuserkampf in ihrem Heimatland?

        ?????

        • Warum sind die jungen Männer ins Ausland geflohen? Weil es eben nicht nur um ihre Heimat und die Ukraine geht sondern auch für andere Interessen gestorben wird. Dazu wurden hier schon verschiedene Meinungen veröffentlicht. Müssen wir nicht schonwieder durchkauen.

          • #Mungo

            Es ging um,
            ..“die die Rückführung der Flüchtlinge fordern, damit sie für uns sterben sollen.“ (Zahlen zählen Fakten).

            Also fokussieren wir uns auf die Rückführung.
            Deshalb die Frage:
            Warum für uns? Warum nicht für ihre Heimat? Warum nicht für die Ukraine?
            Organisieren diese „Ukrainischen Flüchtlinge“ von Berlin aus, den Häuserkampf in ihrem Heimatland?

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