Politik

Diskussion über kostenlose Menstruationsprodukte in den Schulen der DG: Ecolo bedauert „verpasste Chance“

Die Ecolo-Abgeordnete Inga Voss. Foto: OD

AKTUALISIERT – Die Diskussion über die Anfang Februar von Ministerin Lydia Klinkenberg (ProDG) gemachte Ankündigung, den Schulen der DG kostenlose Damenhygiene-Spender zur Verfügung zu stellen, geht weiter. Nachdem Klinkenberg zu den Vorwürfen Stellung bezogen hat, übt jetzt die Ecolo-Fraktion Kritik und spricht von einer „verpassten Chance“.

In Augen der Ecolo-Fraktion wurde eine Chance verpasst, das Thema Menstruationsprodukte ganzheitlich und tatsächlich nachhaltig anzugehen, so die Abgeordnete Inga Voss in einer Stellungnahme.

Für die Ecolo-Fraktion sei wichtig, dass Tampons und Binden nicht einfach nur zur Verfügung gestellt, sondern mit einer Aufklärungskampagne verbunden werden. Spender aufzustellen, die sich nur auf Wegwerfprodukte beschränken, reiche nicht aus und sensibilisiere nicht weit genug. Das Problem sei nämlich nicht allein der Zugang zu den Menstruationsprodukten, sondern auch die enorme Umweltbelastung, den sie vor allem in Produktion und Entsorgung darstellen.

Damen-Hygienespender der Firma Periodically. Foto: Twitter / Periodically

„Zu wenige kennen die Alternativen und wissen, was es überhaupt auf dem Markt gibt“, so Inga Voss. „Frauen müssen aufgeklärt werden und an Mehrwegprodukte herangeführt werden. Sie bringen nämlich ausschließlich Vorteile mit sich: sie sind gesünder, umweltfreundlicher und auf lange Sicht sehr viel günstiger als Einwegtampons und -binden. Die Hemmschwelle, etwas Neues auszuprobieren ist aber leider oft erstaunlich hoch, wenn man nicht genau weiß, was es gibt und wie leicht die Handhabe eigentlich ist.“

Darüber hinaus kritisiert die Ecolo-Fraktion, dass bei der Zurverfügungstellung nur das Gemeinschaftsunterrichtswesen der DG sowie die AHS und das ZAWM berücksichtigt wurden. Das freie subventionierte Unterrichtswesen und das offiziell subventionierte Unterrichtswesen bleiben somit außen vor.

„Den Fokus hier nur auf bestimmte Träger zu setzen, finden wir äußerst bedauerlich und unverständlich“, so Inga Voss. „Dies kommt der ursprünglichen Idee, nämlich einen Zugang für alle zu ermöglichen, leider noch nicht nach. Die Bereitstellung von Menstruationsprodukten in Schulen, zusammen mit der entsprechenden Aufklärung über ökologisch verträglichere Produkte, verfolgt gleichzeitig gesundheitspolitische und soziale Zielsetzungen. Hierbei Unterschiede zwischen den Schulträgern zu machen, ist kleinlich und am Ziel vorbei“, schließt Inga Voss.

Ministerin Lydia Klinkenberg (ProDG) reagiert auf Vorwürfe

DG-Ministerin Lydia Klinkenberg (ProDG) hat kein Verständnis dafür, dass ihre Ankündigung von Anfang Februar an, den Gemeinschaftsschulen kostenlose Damenhygiene-Spender zur Verfügung zu stellen, eine öffentliche Debatte ausgelöst hat.

Mit den Spendern sollen die Einrichtungen, in denen die DG Schulträger ist, also was man allgemein als Gemeinschaftsunterrichtswesen bezeichnet, sowie die Autonome Hochschule Ostbelgien und Zentren für Aus- und Weiterbildung im Mittelstand ausgestattet werden. Das wiederum ist dort, wo die DG nicht Schulträger ist, auf Kritik gedtoßen.

Bildungsministerin Lydia Klinkenberg. Foto: Gerd Comouth

Nach dem Dafürhalten der Regierung liegt die Entscheidung, Spender für Menstruationsprodukte anzuschaffen oder nicht, in der Verantwortung der Schulträger. Die Träger der beiden anderen Schulnetze seien über die Initiative der Regierung, die auf eine Resolution aus dem Parlament zurückzuführen ist, bereits letztes Jahr informiert worden, so die Ministerin.

In einer Versammlung mit dem offiziellen subventionierten Unterrichtswesen (OSU) sei von deren Seite für die Grundschulen kein Bedarf signalisiert worden. Dem freien subventionierten Träger (FSU), der sich interessiert daran zeigte, seine Schulen auszustatten, die Kosten aber nicht selbst tragen wollte, habe man per Brief mitgeteilt, dass die Ausstattung in der Verantwortung des Schulträgers liege. Im Februar seien beide Träger schriftlich über die Auftragsvergabe und Tätigung der Bestellung vom 7. Februar 2022 informiert worden.

Insgesamt erhalten 13 Bildungseinrichtungen Damenhygienespender. Dazu wurden insgesamt 20 Spender angeschafft, 10.000 Binden und 12.000 Tampons. Die Gesamtkosten für diese Anschaffung belaufen sich auf 8.036,60 Euro inklusive MwSt.

Ein Damenhygienespender der Firma Periodically. Foto: Twitter / Periodically

Lydia Klinkenberg erklärt weiter: „Ein Damenhygienespender samt Produkten kostet somit durchschnittlich 400 Euro. Wenn wir davon ausgehen, dass die vier Sekundarschulen des FSU jeweils zwei Spender und die drei Grundschulen einen Spender erhalten, sprechen wir von einem Betrag in Höhe von 4.400 Euro inklusive Produkte. Das ist das angesichts der Funktionssubvention in Höhe von rund 2,3 Mio. Euro, die das Freie Subventionierte Unterrichtswesen (FSU) für das Haushaltsjahr 2022 von Seiten der Regierung erhalten hat, ein sehr überschaubarer Betrag. Daher kann ich die Aussage des freien Trägers, man könne die Anschaffung der Spender höchstwahrscheinlich nicht flächendeckend finanzieren, nicht nachvollziehen.“

„Die Entscheidung, die Spender nicht für das FSU zu finanzieren, wurde nicht zuletzt vor dem Hintergrund der im Jahr 2021 erfolgten Erhöhung der Funktionssubvention von 15 Prozent für die Sekundarschulen des FSU getroffen. Die Funktionssubventionen, die die Schulnetze FSU und GUW erhalten, werden verwendet, um u.a. Schulbücher und Material zu erwerben, das den Schülern kostenlos zur Verfügung gestellt wird, um Gebäude, Räumlichkeiten, Mobiliar und Installationen zu kaufen oder zu mieten, um Kosten für Reparatur- und Unterhaltsarbeiten sowie für die Rückzahlung von Darlehen für Infrastrukturmaßnahmen zu tragen und um Funktions- und Ausstattungskosten zu decken. Dazu gehören auch der Ankauf von Hygieneartikeln wie Seife, Toilettenpapier und Damenhygieneprodukte“, heißt es in der Pressemitteilung der Ministerin.

Foto: Shutterstock

„Wie immer bei allen Ausstattungs- und Ausrüstungsvorhaben können die Schulen des FSU und des OSU in Anwendung des Dekrets vom 18. März 2002 zur Infrastruktur einen Antrag auf Bezuschussung der Anschaffung von Hygienespendern stellen. Der Zuschuss beläuft sich auf maximal 60 Prozent des Ankaufspreises. Die Damenhygieneprodukte werden wie o. e. über die Funktionssubventionen durch die Schulträger finanziert. Das bedeutet, dass die Träger lediglich 40 Prozent des Ankaufpreises der Spender bezahlen müssten. Wir sprechen über weniger als 1.000 Euro Anschaffungskosten zu Lasten des freien Trägers“, stellt Klinkenberg klar.

Der Beschluss, die Spender für die AHS und das ZAWM zu finanzieren, sei darauf zurückzuführen, dass es auf diesen Unterrichtsebenen keinerlei Angebote der drei Schulnetze gibt und die beiden ZAWM und die Autonome Hochschule Ostbelgien somit ein Alleinstellungsmerkmal vorweisen. Zudem würden die ZAWM über das IAWM zum Großteil und die Autonome Hochschule Ostbelgien zu 100 Prozent durch die DG finanziert, heißt es abschließend.

30 Antworten auf “Diskussion über kostenlose Menstruationsprodukte in den Schulen der DG: Ecolo bedauert „verpasste Chance“”

  1. Baudimont

    Für 1000,00 € kann man viele schöne Bücher kaufen…man kann auch schöne Ausflüge mit den Schülern organisieren…
    Was würden die Schülerinnen und Schüler am liebsten mögen? „Damenhygieneprodukte“ oder Bücher oder Ausflüge? Ich schlage vor, dass wir die Schülerinnen und Schüler fragen.

  2. Krisenmanagerin

    https://www.grenzecho.net/69445/artikel/2022-02-14/schulleiter-der-dg-fordern-klarheit?referer=%2Farchives%2Frecherche%3Fdatefilter%3Dlastyear%26sort%3Ddate%2520desc%26word%3DOffener%2520Brief
    https://www.grenzecho.net/69230/artikel/2022-02-08/schon-mit-25-jahren-zum-kindergarten
    https://www.grenzecho.net/art/d-20220203-GTC7RQ?referer=%2Farchives%2Frecherche%3Fdatefilter%3Dlastyear%26sort%3Ddate%2520desc%26word%3DCO2%2520Messger%25C3%25A4te
    Ich weiss nicht, ob Frau Klinkenberg den Ernst der Lage an den Schulen erkennen will. Mit Geschenken oder Gratisprodukten ist es nicht getan. Ausserdem funktionieren solche Einheitsprodukte in den seltensten Fällen. Verschiedene Akteure im Unterrichtswesen fühlen sich nicht richtig unterstützt. Das spüren auch die Schüler. Die Schulen, Kindergärten, Tagesmütter brauchen Unterstützung durch das Ministerium. Ich weiss nicht, ob das in Eupen wirklich durchkommt. Es fehlt an helfenden Menschen in den Schulen, Kindergärten und bei den Kindergärten. Lehrkräften fehlt es oft am nötigsten: Unterrichtsmaterial wird oft aus den eigenen Mitteln finanziert. Es fehlen einheitliche Wege in der DG. Es ist halt keine Erfolgsgeschichte, das Unterrichtswesen solange in der Hand einer Partei zu lassen. Es fehlen Selbstkritik und andere Denkweisen. Die Situation hat sich noch durch die Corona-Problematik verstärkt. Die Situation ist nicht einfach. Ich denke auch nicht, dass eine Ministerin die Probleme alleine lösen kann. Aber es muss etwas getan werden.

  3. volkshochschule

    Aufgrund der exorbitanten Energiepreise die das früher noch zur mittleren Mittelschicht zählende Elternhaus belasten, wird so mancher arme Schüler die Spender leerräumen damit er dann in den folgenden Tagen ausreichend Verpackungsmaterial für seine Pausenbrote hat. Immer noch besser als die Brote in abgelegte Ausgaben des Grenzecho einzuwickeln. Und Achtung, wer eine Schultoilette aufsucht sollte immer ein paar Papiertaschentücher dabei haben denn das WC Papier wird rollenweise von den Schülern und vielleicht auch von manch geizigem Lehrer eingesackt. Wie sagte mal ein Schulhausmeister, WC Papier und auch Neonröhren gehen immer.

    • Ach Volkshochschule

      Für Sie lohnt sich offensichtlich die Teilnahme an einem Tag der offenen Türe, falls wieder möglich. Was Sie beschreiben gibt es schon lange nicht mehr. Toilettenpapier kommt in den meisten öffentlichen Gebäuden sowieso nur noch einzeln aus dem Spender. Derjenige der sich die Mühe macht diese einzeln rauszuziehen und nach Hause mit zu nehmen, der hat es auch einfach nötig.

  4. Wer hatte denn diese Idee? Wenn ich mich recht erinnere, kam der Antrag von der CSP. Oder war es Ecolo? Seht ihr wirklich keine anderen Handlungsfelder im Unterrichtswesen? Einige von euch arbeiten doch in Schulen. Macht ihr beide Augen feste zu? Ihr tummelt euch zu viel auf Nebenschauplätzen herum.
    Und hört endlich auf, mit der Mehrheit zu liebäugeln. Das ist so peinlich. Kommt eurer Rolle als Opposition nach.

  5. Peer van Daalen

    Die haben die Kohle für Kippen, Dope, Party machen, Disco, Handys und was weiß ich noch.

    Die sollen sich die nötigen Menstruationsprodukte gefälligst von ihrem Taschengeld oder von der Kohle ihrer Eltern kaufen und sich zweimal am Tag da unten waschen. Fertig ist …

    Selbst ich als Typ hatte früher für alle Fälle zwei, drei Tampons dabei, falls es bei meinen Ladys mal knapp wurde damit.

    Alles andere ist mal wieder der typische Schwachsinn von dauer-gewokten Pseudo-Frauen.

  6. Da fällt einem nix mehr ein.Nahezu alles lahmt noch infolge von Corona,die Explosion der Lebenshaltungskosten bringt viele zur Verzweiflung,im Osten droht ein Krieg und die Dg zerbricht sich den Kopf über Tampons und Binden.

  7. Das ist die Folge der „Feminisierung“ (ich nenne das auch Infantilisierung) der Politik. Im Osten rasseln die Panzerketten, die Energieversorgung steht auf der Kippe, und was für Problem haben unsere Volksvertreter*Innen… Es ist zum Lachen, wenn es nicht so traurig wäre…

    • deuxtrois

      Bitte schalten Sie das Internet aus, Sie schreiben schon wieder eine Menge Blödsinn.

      Die „Feminisierung“ meint eine Verweiblichung des männlichen Geschlechtes.
      Ich hoffe Ihnen ist bekannt, dass männliche Geschlecht nicht auf Damenhygieneprodukte zurückgreifen muss.

      • Definition aus Internet:
        „Feminisierung, Begriff aus den Sexualwissenschaften, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Zusammenhang mit dem „Vordringen“ von Frauen in „männliche Berufe“ auf einen gesellschaftlichen Kontext übertragen wurde. … Die Feminisierung ist als raum-zeitlicher Prozess zu verstehen.“
        ////
        Schalten Sie besser das Internet ein bevor Sie etwas schreiben….

  8. Robin Wood

    Wenngleich ich es gut finde, ärmeren Schülerinnen Hygienematerial zur Verfügung zu stellen, so denke ich doch, dass diese auch von den Schülerinnen benutzt werden, die sie sich leisten können und die Automaten werden sicher mehr aufgefüllt werden müssen als geplant.

    Dennoch sollte man nach 2 Jahren Corona lieber Projekte lancieren, die den Schülern, die nach der verpassten Schulzeit effektive Defizite aufweisen, wieder auf die Beine helfen könnten, z.B. mit Nachhilfestunden usw.

    Wenn Frau Voss nun bemängelt, dass keine „Aufklärungskampagne“ zu umweltbewussteren Produkten stattfindet, stelle ich mir die Frage, wieso sie nicht auch für eine Aufklärungskampagne in Sachen Impfungen mit bedingter Zulassung in Sachen Wirkungen und Nebenwirkungen fordert.
    Und wenn Frau Voss die „enorme Umweltbelastung, die die Produkte vor allem in Produktion und Entsorgung darstellen“, bemängelt, stelle ich mir die Frage: Was ist mit der Produktion und Entsorgung von Milliarden Masken, Spritzen, Test-Kits usw.?

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