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„Justice for George“: Proteste in der Bundesliga gegen den gewaltsamen Tod des schwarzen US-Bürgers Floyd

31.05.2020, Nordrhein-Westfalen, Paderborn: Dortmunds Achraf Hakimi (2.v.r) zeigt einen Trikot mit dem Schriftzug „Justice for George Floyd“, als er das vierte Tor seiner Mannschaft bejubelt. Foto: Lars Baron/Getty Images Europe/Pool/dpa

Schalkes Weston McKennie trug eine Armbinde mit der Aufschrift „Justice for George“ (Gerechtigkeit für George), Mönchengladbachs Marcus Thuram fiel demonstrativ auf ein Knie und zwei Dortmunder brachten ihren Unmut auf einem T-Shirt zum Ausdruck. Gleich mehrere Fußball-Profis haben den 29. Bundesliga-Spieltag genutzt, um gegen den gewaltsamen Tod des US-Bürgers George Floyd in Minneapolis zu protestieren.

„Wir müssen für das einstehen, woran wir glauben, und ich glaube, dass es an der Zeit ist, dass wir gehört werden!“, schrieb McKennie bei Twitter. In Erinnerung an den bei einem Polizei-Einsatz getöteten Afroamerikaner hatte der 21-Jährige während der zweiten Halbzeit der Partie gegen Bremen eine Armbinde mit der eindeutigen Botschaft getragen. Ein starkes Zeichen gegen Rassismus und Polizeigewalt, das aber den Deutschen Fußball-Bund beschäftigen wird.

31.05.2020, Nordrhein-Westfalen, Mönchengladbach: Gladbachs Marcus Thuram kniet nach seinem Tor zum 2:0 auf dem Rasen. Foto: Martin Meissner/AP Pool/dpa

„Der Kontrollausschuss des DFB wird sich im Laufe der nächsten Tage dieser Angelegenheit annehmen und den Sachverhalt prüfen“, sagte der Vorsitzende des Gremiums, Anton Nachreiner, am Pfingstsonntag auf dpa-Anfrage.

Grundsätzlich erlauben die Deutsche Fußball Liga (DFL) und der DFB keine politische Botschaften auf der Spielkleidung oder während der Partien. In der Vergangenheit wurde allerdings auch schon ein Auge zugedrückt – zumal die Verbände zahlreiche Kampagnen gegen Rassismus unterstützen.

„Natürlich ist das eine Situation, die nicht erlaubt ist. Trotzdem denke ich, die Spieler sollten ruhig mündig sein. Und sollten immer wieder ihre Meinungen auch zu unterschiedlichen, auch gesellschaftlichen Themen, kundtun“, sagte Bayern-Vorstand Oliver Kahn am Sonntagabend bei „Sky90“.

Klares Zeichen gegen unfassbare Tat und Rassismus

Der FC Schalke stellte sich demonstrativ hinter seinen Spieler. „Wir als Schalke 04 unterstützen die Haltung unseres Spielers zu einhundert Prozent. Der gewaltsame Tod des US-Bürgers George Floyd hat die Menschen weltweit schockiert. Unser Spieler Weston McKennie hat gestern ein klares Zeichen gegen diese unfassbare Tat und gegen Rassismus gesetzt“, sagte Sportchef Jochen Schneider der „Bild“.

Auch die Gladbacher begrüßten die Aktion von Thuram am Sonntag beim 4:1-Sieg über Union Berlin. Der Profi hatte seinen Treffer zum 2:0 für die Borussia mit einem Kniefall bejubelt. „Gemeinsam kommen wir voran. Gemeinsam verändern wir etwas“, kommentierte er ein Foto seiner Aktion später bei Instagram.

31.05.2020, Nordrhein-Westfalen, Paderborn: Dortmunds Jadon Sancho trägt einen Trikot mit dem Schriftzug „Justice for George Floyd“, als er das zweite Tor seiner Mannschaft bejubelt. Foto: Lars Baron/Getty Images Europe/Pool/dpa

„Er hat es auf den Punkt gebracht, er hat ein Zeichen gegen Rassismus gesetzt, was wir natürlich alle komplett unterstützen“, sagte Trainer Marco Rose über die Szene während der Partie und fügte an: „Ich glaube, dass alle das komplett mittragen, dass alle den gleichen Gedanken tragen wie er.“

Der Club schrieb zu einem Foto auf Twitter: „Besonderer Moment im Borussia-Park“. Der englischsprachige Account der Gladbacher twitterte: „Keine Erklärung erforderlich“. Im American Football hatte Colin Kaepernick 2016 eine Protestwelle gegen Unterdrückung von Schwarzen und gegen Polizeigewalt in den USA gestartet. Der heute 32-Jährige war während der Nationalhymne auf ein Knie gegangen.

Der FC Schalke hatte ein Foto von McKennie mit der Armbinde selbst über einen offiziellen Twitter-Account in den USA verbreitet, versehen mit dem Hashtag #JusticeforGeorge. „Meine Plattform nutzen zu können, um auf ein Problem aufmerksam zu machen, das schon seit langem besteht, fühlt sich gut an!!!“, schrieb der US-Nationalspieler.

Mündige Spieler, die zu wichtigen Themen etwas sagen

Auch die BVB-Profis Jadon Sancho und Achraf Hakimi beteiligten sich beim Sieg des BVB in Paderborn an dem Protest. Nach seinem Treffer zum 2:0 in der 57. Minute zog der 20 Jahre alte Engländer Sancho sein Trikot aus und zeigte ein Shirt mit der Aufschrift „Justice for George Floyd“. Danach sah er die Gelbe Karte.

Das konnte seinen Vereinskollegen Hakimi wenig später nicht von einer ähnlichen Protestaktion abhalten. „Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass man mündige Spieler hat, die auch zu den wichtigen Themen etwas sagen“, sagte der ehemalige BVB-Keeper Roman Wiedenfeller bei Sky.

30.05.2020, Nordrhein-Westfalen, Gelsenkirchen: Schalkes Weston McKennie trägt eine Armbinde mit dem Schriftzug „Justice for George“. Links Juan Miranda, in der Mitte Schiedsrichter Felix Zwayer. Foto: Bernd Thissen/dpa

In der „DFL-Richtlinie zu Spielkleidung und Ausrüstung“ heißt es: „Politische und/oder andere Mitteilungen auf den Ausrüstungsgegenständen sind keinesfalls erlaubt.“ Im DFB-Regelwerk gibt es ähnliche Passagen. Der Schiedsrichter einer Partie verfügt allerdings nicht über Sanktionsmöglichkeiten. Das wäre die Aufgabe des DFB-Sportgerichts nach Anklageerhebung durch den Kontrollausschuss.

Vergleichbare Fälle gibt es. Anthony Ujah von Union Berlin zeigte 2014 noch als Spieler des 1. FC Köln ein T-Shirt mit der Aufschrift „I can’t breathe“ (Ich kann nicht atmen). Seinerzeit wurde Eric Garner auf ähnliche Weise getötet wie Floyd. „I can’t breathe“ wurde zum Motto der Protestbewegung, die zurzeit in den USA wieder aufflammt. Der DFB beließ es vor sechs Jahren im Fall Ujah bei einer Ermahnung und Erinnerung an das Verbot von politischen Statements.

Der Tod von Floyd bewegt derzeit die USA. Am Ende der Festnahme durch vier Beamte kniete ein Polizist fast neun Minuten lang auf dessen Hals. Auch Floyd sagte: „I can’t breathe“, und starb an den Folgen des Einsatzes. Seitdem kommt es in Minneapolis und anderen Städten der USA zu massiven Protesten gegen Rassismus und Ausschreitungen. Auch zahlreiche US-Sportler äußerten sich wütend. (dpa)

Nachfolgendes VIDEO zeigt Jadon Sancho von Borussia Dortmund, der nach seinem Treffer zum 2:0 in der 57. Minute sein Trikot auszog und ein Shirt mit der Aufschrift „Justice for George Floyd“ zeigte:

Zum Thema siehe auch folgende Artikel auf OD:

10 Antworten auf “„Justice for George“: Proteste in der Bundesliga gegen den gewaltsamen Tod des schwarzen US-Bürgers Floyd”

  1. Werner Radermacher

    Es ist auch eine andere Meinung zu diesem Thema, aber soviel freie Meinungsäusserung ist den Demokraten dann doch nicht recht. Wenn sie Trump verteidigen.

    Berliner Eishockey-Spieler Mark Zengerle dankt Donald Trump für Kampf gegen die Antifa

    Die Eisbären Berlin sehen ihre ethischen Grundsätze gefährdet und schreiten ein.

    https://www.tagesspiegel.de/sport/eisbaeren-profi-schiesst-daneben-berliner-eishockey-spieler-dankt-donald-trump-fuer-kampf-gegen-die-antifa/25879294.htm

    Aber ich habe eine andere Meinung als Mark Zengerle vom Geschehen in den USA nicht.

  2. Werner Radermacher

    Ich möchte den Mord an George Floyd nicht verharmlosen und ich mag den Rassisten Trump auch nicht. Natürlich gibt es immer noch Rassismus unter einem Teil der weißen Bevölkerung,aber das ist bei weitem nicht die Mehrheit. Ohne die Stimmern der mehrheitlich weißen Bevölkerung wäre der schwarze Barack Obama nie Präsident geworden. Ich habe in USA Verwandschaft und durch meine zahlreichen Aufenthalte in USA weiß ich auch, dass die Mehrzahl friedlich nebeneinander lebt. Schwarz neben Weiß ganz friedlich. Darüber wird natürlich nicht berichtet, wie die
    ganze Berichterstattung in Deutschland eh nicht objektiv ist – wie auch in Teilen der US Presse. Es gibt eben auch Interessengruppen, die gießt Öl ins Feuer, um den Konflikt weiter anzufachen.

    • Blacks for Trump!

      Erkundigen Sie sich zu den Zahlen von Afrikanern, die unter Trump eien Arbeit gefunden haben und auch der ZAhl der Schwarzen, die für ihn wählen… Sie werden staunen, er hat sehr viel getan und sehr viele haben ihn gewählt und mögen ihn.
      Und was ist mit den 380 Millionen $, die Trump freigegeben hat um die US Gewässer (Ozeane) zu säubern? Wieso redet man davon nicht? Hier sagt jeder 2., der ihn kritisiert: Er hat Obamacare abegschafft! Na und? Obamacare war schlecht und sehr teuer, hatte nicht zuletzt die Integration der ILLEGALEn zu bewirken. Was sagt uns das, daß ein Ostbelgier über die Abschaffung von Obamacare lamentiert? Es sagt uns, daß wir es hier mit Hetze gegen Trump zu tun haben. Denn, was soll uns hier der Sozialschutz von Illegalen in den USA etwas angehen? Bene der tatsache, daß, wie gesagt, dieser Schutz nicht das war, was uns vorgegaukelt wurde. Ich kenne die USA aus erster Hand ausreichend und ahbe genügend Freunde und bekannte, Geschäftspartner dort, um mir ein realistisches Bild machen zu können.

  3. Rob-Otter

    „Diese Schlägertypen entehren das Andenken an George Floyd, und das werde ich nicht zulassen“, so Trump:

    „In der Großstadt Minneapolis im Bundesstaat Minnesota kam es in der Nacht zum Feitag (Ortszeit) erneut zu Ausschreitungen, die durch den Tod des Schwarzen George Floyd nach einem brutalen Polizeieinsatz ausgelöst wurden. Demonstranten drangen in eine Polizeistation ein, wie örtliche Medien berichteten. Auf Fernsehbildern waren auch Feuer zu sehen. „Diese Schlägertypen entehren das Andenken an George Floyd, und das werde ich nicht zulassen“, schrieb Trump.

    Trump warf dem Bürgermeister der Stadt „völlige Führungslosigkeit“ vor. „Entweder kriegt der sehr schwache Bürgermeister der Radikalen Linken, Jacob Frey, die Kurve und bringt die Stadt unter Kontrolle, oder ich schicke die Nationalgarde rein und erledige den Job richtig.“ Der Gouverneur des Bundesstaats, Tim Walz, hatte am Donnerstag die Nationalgarde mobilisiert und einen Notstand für Minneapolis und umliegende Gebiete ausgerufen.“

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