Politik

Die Französisch-Kenntnisse der ostbelgischen Schüler bleiben trotz der Corona-Pandemie „gut und stabil“

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Nach einer Corona-bedingten Aussetzung der DELF-Vollerhebung (Diplôme d’Études en Langue Française) im Jahr 2020 konnten die Schüler des sechsten Primarschuljahres, des sechsten und siebten Sekundarschuljahres sowie des dritten Lehrjahres im Jahr 2021 ihre Französisch-Kenntnisse erneut unter Beweis stellen und diese offiziell durch ein Diplom bescheinigen lassen.

Bildungsministerin Lydia Klinkenberg (ProDG) teilte mit, dass laut Auswertung der Universität Lüttich die Sprachkompetenzen der Schüler trotz der Corona-Pandemie gut und stabil geblieben sind.

Insgesamt unterzogen sich 1.295 Schüler (92 Prozent aller Schüler der besagten Jahrgänge) und 72 Lehrlinge der DELF-Testung, die durch die Alliance Française Bruxelles-Europe durchgeführt wurde.

Getestet wurden das Hör- und Leseverständnis sowie der mündliche und schriftliche Ausdruck. Insgesamt 78,26 Prozent der Teilnehmer (79,50 Prozent in 2019), die alle Prüfungsteile abgelegt haben, bestanden den Test und erhielten ein offizielles Sprachenzertifikat. So sehen die Resultate nach Schulebene aus:

  • Primarschule (Sprachniveau A2)

636 Schüler meldeten sich zur Sprachprüfung an. 606 legten die Prüfung vollständig ab. Von den getesteten Primarschülern erhielten 79,87 Prozent das Zertifikat für das Sprachniveau A2. In 2019 waren es ebenfalls rund 80 Prozent. Acht von zehn Primarschülern erreichen somit am Ende ihrer Primarschullaufbahn das angestrebte  Französischniveau..

  • Mündlicher Ausdruck: 81,33 Prozent der Schüler bestanden (86,05 Prozent in 2019).
  • Schriftlicher Ausdruck: 77,16 Prozent der Schüler bestanden (71,74 Prozent in 2019).
  • Leseverständnis: 65,97 Prozent der Schüler bestanden (78,09 Prozent in 2019).
  • Hörverständnis: 71,88 Prozent der Schüler bestanden (56,86 Prozent in 2019).

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Nachdem die Resultate in der Kompetenz Hörverständnis im Jahr 2019 stark eingebrochen sind, war im letzten Schuljahr eine äußerst positive Entwicklung festzustellen. Viele Schulen haben in den letzten beiden Jahren an dieser Kompetenz verstärkt gearbeitet. Die Primarschüler schneiden in den Ausdrucksprüfungen (Sprechen, Schreiben) allgemein besser ab als in den Verständnisprüfungen (Hör- und Leseverständnis)

Der Mittelwert der Ergebnisse der Schüler in der Primarschule liegt bei 67,74 Prozent Im Jahr 2019 lag er bei 67,99 Prozen.

– Vergleich Norden und Süden: Das Gesamtergebnis der Schulen im Süden (70,98 Prozent) der DG fällt deutlich besser aus als das Ergebnis der Schulen im Norden (64,86 Prozent). In 2019 gab es nur einen geringfügigen Unterschied (Norden: 67,50 Prozen und  Süden: 68,65 Prozent).

Insgesamt erzielen die Schüler im Süden also bessere Ergebnisse als im Jahr 2019 und die Schüler im Norden etwas weniger gute Ergebnisse.

– Französisch außerhalb der Schule: Die DELF-Testung zeigt weiterhin: Schüler, die auch außerhalb der Schule mit der französischen Sprache in Kontakt kommen, schneiden deutlich besser ab. Auch die Schüler, die kein Französisch, aber eine andere Sprache als Deutsch zu Hause sprechen, schneiden etwas besser ab als rein deutschsprachige Schüler.

  • In der Sekundarschule des allgemeinbildenden und technischen Übergangsunterrichtes (B2)

411 Schüler meldeten sich zur Sprachprüfung an. 382 legten alle Prüfungen ab. Von den getesteten Sekundarschülern erhalten 83,51 Prozent das Sprachenzertifikat. In 2019 waren es 80,42 Prozent.

  • Mündlicher Ausdruck: 80,21 Prozent der Schüler bestanden (81,63 Prozent in 2019).
  • Schriftlicher Ausdruck: 80,73 Prozent der Schüler bestanden (75,11 Prozent in 2019).
  • Leseverständnis: 79,46 Prozent der Schüler bestanden (65,49 Prozent in 2019).
  • Hörverständnis: 66,34 Prozent der Schüler bestanden (68,13 Prozent in 2019).

31.03.2021, Frankreich, Paris: Menschen spazieren in der Nähe des Triumphbogens. Foto: Gao Jing/XinHua/dpa

Insgesamt schneiden die Schüler im Kompetenzbereich Leseverständnis besser ab als in 2019, ebenso im Gesamtmittelwert (67,24 Prozent gegen 66,16 Prozent in 2019).

Die Schüler des allgemeinbildenden Unterrichtes schneiden deutlich besser ab als die Schüler des technischen Übergangsunterrichtes. Dies war auch in den vorhergehenden Testungen der Fall.

– Vergleich Norden und Süden: Die Ergebnisse zwischen den Schulen im Norden 66,33 Prozent (64,38 Prozent in 2019) und im Süden 68,26 Prozent (69,09 Prozent in 2019) unserer Gemeinschaft weisen, anders als bei der letzten Testung, keinen signifikanten Unterschied mehr auf.

– Sachfachunterricht auf Französisch: Hier wurde zum zweiten Mal untersucht, inwieweit die Schüler Sachfachunterricht in der französischen Sprache belegen und ob dies einen positiven Einfluss auf deren Kompetenzen in der französischen Sprache hat. Das Resultat: Rund 64 Prozent der Schüler (53,5 Prozent in 2019) belegen Sachfachunterricht auf Französisch (der Anteil wurde nicht definiert) und schneiden signifikant besser ab als die restlichen Schüler.

Zusammenfassend bewertet das Institut des Langues Vivantes (ISLV) der Universität Lüttich, das die Analyse vorgenommen hat, die erzielten Ergebnisse als gut und zufriedenstellend. Es kann kein negativer Einfluss der Corona-Pandemie auf die Sprachenkenntnisse in Französisch als erste Fremdsprache festgestellt werden. Es wird eine Steigerung oder eine Stabilisierung der Ergebnisse verzeichnet.

Die Universität Lüttich stellt auch fest, dass das Angebot von Sachfachunterrichten in französischer Sprache einen positiven Einfluss auf die Kompetenzen hat und es empfehlenswert wäre, wenn noch mehr Schüler die Angebote nutzen würden.

Stellungnahme der Bildungsministerin zur DELF-Testung

„Der vorliegende Bericht der Universität Lüttich bescheinigt uns, dass die Französischkenntnisse der Schülerinnen und Schüler gut und stabil sind. In Anbetracht dessen, dass es durch die Corona-Pandemie zu Unterrichtsausfall kam und der Präsenzunterricht viele Wochen durch Hybridunterricht ersetzt wurde, bin ich sehr zufrieden mit der erbrachten Leistung unserer Schülerinnen und Schüler. Die Lehrpersonen haben die Schüler gut gefördert. Diese erzielen größtenteils die angestrebten Sprachniveaus des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen (GER). Ich möchte daher sowohl den Schülerinnen und Schülern mein Lob und dem Lehrpersonal meinen Dank aussprechen“, zeigte sich Lydia Klinkenberg zufrieden.

Bildungsministerin Lydia Klinkenberg (ProDG). Foto: Gerd Comouth

Die Ergebnisse der DELF-Testung wurden den Schulleitern bereits in einer Versammlung vorgestellt. Darüber hinaus hat jede Schule die sie betreffenden Ergebnisse erhalten, um die Unterrichtsentwicklung im Fach Französisch erste Fremdsprache voranzutreiben. Dabei steht die Fachberatung des Ministeriums den Schulen wie immer auf Anfrage zur Verfügung. Die Empfehlung der Universität, die Auswahl der Fächer, die in der ersten Fremdsprache erteilt werden können, zu erweitern ist eine Piste, die bereits verfolgt wird. Des Weiteren werden derzeit der Einsatz von Native Speakern im Unterrichtswesen gefördert und eine Zusatzausbildung für Fremdsprachenlehrer an der Autonomen Hochschule Ostbelgien eingeführt.

„Trotz der guten Leistung gibt es vereinzelte Resultate, die wir uns näher anschauen müssen und werden. Die Regierung wird ihre Anstrengungen zur Steigerung der Französischkenntnisse auch in Zukunft fortsetzen. Das Niveau B2 ist ein sehr gutes Sprachniveau, das jedoch nicht mit den Sprachkenntnissen eines Muttersprachlers vergleichbar ist. Das dürfen wir in der Diskussion um die Französischkenntnisse unserer Schülerinnen und Schüler nicht vergessen“, so die Ministerin abschließend.

Die Regierung hat für dieses Schuljahr erneut den öffentlichen Dienstleistungsauftrag zur „Erhebung der Kompetenzen in Französisch erste Fremdsprache in den Schulen in Ostbelgien“ an den Anbieter „Alliance Française Bruxelles-Europe – Centre Européen de Langue Française“ vergeben. Die nächste DELF-Vollerhebung wird im Mai 2022 durchgeführt.

Unter nachfolgendem Link finden Sie den Bericht (in französischer Sprache) integral:

Testing de maîtrise du français en Communauté germanophone

14 Antworten auf “Die Französisch-Kenntnisse der ostbelgischen Schüler bleiben trotz der Corona-Pandemie „gut und stabil“”

  1. Friedrich Meier

    ….dass die Französischkenntnisse der Schülerinnen und Schüler gut und stabil sind ist besonders für die Französischsprachigen beruhigend. Denn dann können sie auch in Zukunft in Ostbelgien arbeiten kommen ohne Deutsch zu lernen.

    • Gut erkannt! Ich verlange nicht viel, danke, bitte, guten Tag und Tschüss sind in Eupens Einzelhandel nicht verständlich. Bei Fragen auf deutsch werde ich oft verwundet angeschaut. Niederländisch ist auch Amtssprache aber das kann der Nachbar aus der Wallonie auch nicht. Aber von den Flamen und uns verlangt man fließendes französisch weil es Landessprache ist. Richtig und gut aber bitte nicht als Einbahnstraße.

  2. Dann sollte man mal die französisch /deutschsprachigen Muttersprachler rausfiltern. Also wo ein Elternteil französisch spricht. Dann sieht das Resultat schon ganz anders aus. Sorry, aber der deutschsprachige Abiturient spricht ein miserables Französisch. Stehe ich mit meiner Meinung alleine?

  3. Eine Mutter

    @ Amateur
    Nein stehen Sie nicht, bin der gleichen Meinung!
    Dafür das die Kinder schon von der Kita an mit der französischen Sprache Bekanntschaft machen, sprechen die meisten Jugendlichen kaum französisch! Bei meinem Sohn war es jedesmal ein Kampf, und er hat nur für die Prüfungen gelernt, danach egal.
    Viele seiner Freunde lernen englisch, um dann nach Deutschland in die Ausbildung zu gehen. OTon: da brauche ich kein französisch.

  4. Nein,Sie stehen nicht alleine. Ich bin meinerzeit sofort nach der Primarschule für 3 Jahre nach Verviers geschickt worden. War nicht einfach!! Kann mich aber bis jetzt ohne grössere Probleme mit Französischsprachigen unterhalten. Ist ja aber schon 40 Jahre her! Meine beiden Kinder hingegen, die (nur)in Eupen zur Schule gegangen sind sprechen nur in einzelnen Wörtern. (Leider) Meiner Meinung nach wird ihnen das falsch gelernt. Zuviel auswendig,man sollte viel mehr auf Konversation gehen. Bei mir hats geklappt!

  5. English please

    Für einen Beruf in der Industrie ist englisch unabdingbar. Natürlich, ein Job beim Amt da braucht man französisch aber ansonsten? Die Schüler sollten zuerst ihre Muttersprache beherrschen und dann gutes Englisch können. Alles andere ist weltfremd.

    • Walter Keutgen

      Englisch please, Sie gehen von einer Auswanderung in die deutsche Industrie oder entfernte Länder aus. In Brüssel und Wallonienm braucht man Französisch in der Industrie. Auf die hier wohnenden Frankophonen ausgedehnt, bedeutet das, dass sie Recht haben kein Deutsch zu lernen und Englisch stattdessen.

  6. Kunigunde

    Es ist hiermit genau dasselbe wie mit vielem anderen! Überall und in allem wird Hochgelobt und Gepriesen „Wir sind unter den Besten, oder sogar die Besten“! Fast nie werden gewisse Fehler und Nachlässigkeiten mal eingestanden noch Zugegeben. Typisch Politiker- Selbsthudelei.

  7. Marcel Scholzen eimerscheid

    Sprachen lernt man nicht in der Schule sondern im Leben (Arbeit, Freizeit, Urlaub, Familie…)

    Vielleicht könnte man Sprachpatenschaften mit Französischsprachigen organisieren über Telefon. Also dass ein deutschsprachiger ein paar mal pro Woche mit einem Französischsprachigen telefoniert. Technisch kein großes Problem. Nur eine Frage der Organisation.

    • Walter Keutgen

      Marcel Scholzen eimerscheid, Ihr Kommentar stimmt nur zum Teil. Kurze Immersionen, dazu nach am Telefon bringen es nicht. Das kann nur auf einem gesunden vorherigen Erlernen aufbauen, um den praktischen Schliff zu erhalten.

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