Mit einem Trauerakt hat das DG-Parlament am Montagabend seines am 4. Januar verstorbenen und letzte Woche beigesetzten Präsidenten Ferdel Schröder gedacht. Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz (SP) sprach von der „Erinnerung an einen großartigen Menschen“. PFF-Fraktionssprecher Emil Dannemark würdigte den Verstorbenen als „Kämpfer für den Parlamentarismus in unserer Gemeinschaft“.
Eingeleitet wurde der Trauerakt durch die 1. Vizepräsidentin Patricia Creutz-Vilvoye (CSP), die alle Anwesenden um eine Schweigeminute bat. „Obwohl wir alle von seiner schweren Krankheit wussten, hat uns sein Tod getroffen“, sagte Patricia Creutz. Ferdel Schröder sei ein „großer Demokrat“ gewesen, der für ein „starkes und selbstbewusstes Parlament“ gearbeitet habe.
Eine Person des Dialogs und des Konsens
Danach hatte PFF-Fraktionssprecher Emil Dannemark die Gelegenheit, das Wirken des verstorbenen Parlamentspräsidenten zu würdigen. Hier einige Auszüge aus Dannemarks Rede:
– „Ferdel Schröder war eine Person des Dialogs und des Konsens (…) Ferdel bemühte sich darum, die Meinungen und Positionen aller Fraktionen auf einen möglichst gemeinsamen Nenner zu bringen.“
– „In diesem Sinne war Ferdel auch ein Kämpfer für den Parlamentarismus in unserer Gemeinschaft. Es ist ja so, dass Abgeordnete aller Parlamente – und nicht nur dieses Hauses – meistens im Schatten der Regierung arbeiten und agieren. Ferdel Schröder hatte erkannt, dass es eine Aufwertung der parlamentarischen Arbeit geben muss (…) Auch muss die Regierung künftig entsprechend dem Konzept der Außenbeziehungen den Parlamentariern jährlich einen detaillierten Bericht über ihre eigenen Außenbeziehungen vorlegen. Auch dies ist ein Verdienst Ferdels zur Aufwertung der parlamentarischen Kontrollfunktion.“
– „Ferdel scheute keine Arbeit. Im Gegenteil, er schien in seiner Arbeit regelrecht aufzugehen. Es machte Spaß, ihn nicht nur dabei zu beobachten, sondern vor allem, sich von seiner Begeisterungsfähigkeit anstecken zu lassen und tatkräftig mit anzupacken.“
– „Pflichtbewusstsein ist eine große Eigenschaft Ferdels gewesen. Dies zeigte sich in seinem Amt als Parlamentspräsident bis zuletzt. Als meine Fraktionskollegen und ich Ferdel im Dezember im Krankenhaus besuchten, scheute er nicht davor zurück, noch im Krankenbett zwei von uns mitgebrachte Unterschriftsmappen abzuarbeiten.“
– „Das politische Geschäft ist heute mehr denn je ein schnelllebiges, hektisches und manchmal auch sehr hartes. Wir täten alle gut daran, öfter mal inne zu halten oder einfach mal der Kollegin oder dem Kollegen auf die Schulter zu klopfen und somit seine Wertschätzung für sie oder ihn zu äußern.“
Ein Eupener mit Eifeler Wurzeln
Anschließend ergriff Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz (SP) das Wort. Nachstehend einige Auszüge aus der Rede des Regierungschefs:
– „Zum zweiten Male in der fast vierzigjährigen Geschichte unseres Parlamentes findet heute ein Trauerakt zur Würdigung eines Präsidenten dieses Hauses statt, der uns während seiner Amtszeit auf dem Höhepunkt seines politischen Wirkens verlassen hat. Wie Manfred Betsch 1985 war es auch Ferdel Schröder nicht vergönnt, all das zu vollenden und zu einem guten Ende zu bringen, was er sich für seine Amtszeit vorgenommen hatte.“
– „Niemals werde ich das Gespräch vergessen, das ich am 27. Dezember vergangenen Jahres mit ihm geführt habe. Obschon er sich der Lebensgefahr, in der er sich befand, durchaus bewusst war und diese auch offen ansprach, legte er großen Wert darauf, das Gespräch auch auf Fragen der politischen Zukunftsgestaltung in der Deutschsprachigen Gemeinschaft zu lenken und seine Vorstellungen engagiert darzulegen, genau so wie er es in allen früheren Gesprächen getan hat, die wir diesbezüglich geführt haben. Das hat mich zutiefst beeindruckt, und bewegt mich auch heute noch.“
– „Ferdel Schröder war tief in seiner ostbelgischen Heimat verwurzelt. Wie oft mag er es wohl musikalisch begleitet haben, dieses bekannte Lied der Löressen ‚DeutschOstbelgien unser Heimatland‘? Er, der Eupener mit Eifeler Wurzeln, der es in Eupen 1995 zum Schöffen und in St. Vith bereits 1980 im Hofstab des Karnevalsprinzen, seines Freundes Joseph Hammerschmidt, zum Flügeladjutant Ferdel Graf Schmaubär von Psycho gebracht hat. Diese Verwurzelung war ihm wichtig.“
– „Sein Jahrzehnte langes Wirken als Leiter des staatlichen PMS-Zentrums hatte Anfang der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts zu einem Zeitpunkt begonnen, wo noch alles in Brüssel entschieden wurde. Ferdel Schröder hat konkret erleben können, wie in seinem beruflichen Tätigkeitsfeld dank der Gemeinschaftsautonomie zunehmend neue Möglichkeiten zur maßgeschneiderten Gestaltung des Unterrichtswesens sowie zu bislang fehlenden Synergien mit der Jugendhilfe, der Behindertenbetreuung oder dem Gesundheitswesen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft Wirklichkeit wurden.“
– „Ein ganz besonderes Anliegen war ihm die Positionierung des Parlamentes in Sachen Außenbeziehungen. Mit großem persönlichen Einsatz und mit einer nahezu unendlichen Geduld hat er sich dafür eingesetzt, dass sich das Parlament klare Leitlinien für die Gestaltung seiner Außenbeziehungen gibt und dabei eng mit der Regierung zusammenarbeitet (…) Ferdel Schröder war zutiefst davon überzeugt, dass die kleine Deutschsprachige Gemeinschaft einen großen Bedarf an Zusammenarbeit und Vernetzung hat, und er wusste genau, wie sehr erfolgreiche Zukunftsgestaltung auf gut funktionierende und vertrauensvolle Partnerschaften angewiesen ist.“
– „Möge die Erinnerung an einen großartigen Menschen dabei helfen, den Schmerz der Trennung zu ertragen.“
– Siehe auch „Standpunkt“-Artikel „In memoriam Ferdel Schröder“
– Siehe dazu auch Artikel „Tag der Trauer: DG nimmt Abschied von Parlamentspräsident Ferdel Schröder“
– Siehe auch „Leute von heute“-Meldung „Patricia Creutz“
Wenn die Lobesreden ernst gemeint sind und der Respekt ehrlich, dann sollte man nicht so schnell einen Nachfolger für das Präsidentenamt suchen!
Für die laufende Sitzungsperiode 2012/2013 wäre es angebracht Frau Creutz ihre Vizepräsidentenamt ausführen und das Präsidentenamt ruhen zu lassen.
Sollte das die GEschäftsordnung nicht vorsehen, kann man sie auch ändern!
Bin der gleichen Meinung!