Gesellschaft

Rekordstart für Harrys Memoiren – aber der „Verräter“ ist jetzt bei älteren Briten noch unbeliebter als Prinz Andrew

10.01.2023, Großbritannien, London: Ein Mitarbeiter einer Buchhandlung platziert die Exemplare der neu erschienenen Autobiografie von Prinz Harry mit dem Titel „Spare“ für den erstmaligen Verkauf. Foto: Kin Cheung/AP/dpa

AKTUALISIERT – Rekordstart für Prinz Harrys Memoiren: Von der Ausgabe der umstrittenen Autobiografie „Spare“ (Deutsch: „Reserve“) sind bereits am Tag der Veröffentlichung mehr als 1,4 Millionen Exemplare verkauft worden.

Das teilte der Verlag Penguin Random House am Mittwoch (Ortszeit) in New York mit. Eine solche Zahl sei bei keinem anderen Sachbuch des Verlags am ersten Tag des Erscheinens erreicht worden. Insgesamt seien am Dienstag, dem Veröffentlichungstag, in den USA, Kanada und Großbritannien 1,43 Millionen Exemplare – dazu zählen neben den Hardcover-Ausgaben auch E-Books und Hörbücher – verkauft worden.

Die mehr als 500 Seiten lange Autobiografie, die Harry mit Hilfe des Ghostwriters J.R. Moehringer verfasst hat, beinhaltet seine Sicht auf die Spannungen innerhalb der Royal Family und viele persönliche Details.

03.01.2023, USA, Los Angeles: Prinz Harry (l) während eines Interviews mit „Good Morning America“-Co-Moderator Michael Strahan, um seine Memoiren „Spare“ zu bewerben. Foto: Richard Harbaugh/ABC/AP/dpa

Unter anderem schreibt Harry, er habe Kokain geschnupft, sein erstes Mal mit einer älteren Frau erlebt und sei handfest mit Bruder William aneinander geraten. Außerdem gab Harry mehrere Interviews und teilte darin hart gegen seine Familie sowie die britischen Medien aus. Bereits vor dem Verkaufsstart waren durch Leaks brisante Details bekannt geworden. Das alles schadete dem Verkauf nicht – ganz im Gegenteil.

Im Vergleich zu „Spare“ waren die Verkäufe anderer Hits des Verlags geradezu bescheiden: So verkaufte sich Barack Obamas „A Promised Land“ („Ein verheißenes Land“) am ersten Erscheinungstag in den USA und Kanada mehr als 887.000 Mal, wie Penguin Random House bekannt gab.

Michelle Obamas Memoiren „Becoming“, ebenfalls von Penguin Random House veröffentlicht, verkauften sich am ersten Tag in den USA und Kanada mehr als 725.000 Mal, wie das Unternehmen mitteilte.

Gina Centrello, Verlags-Präsidentin der Random House Group, bezeichnete Harrys Memoiren als tief empfunden, mutig und intim. „Spare“ sei die Geschichte von jemandem, von dem man gedacht habe, ihn bereits zu kennen. „Aber jetzt können wir Prinz Harry wirklich durch seine eigenen Worte verstehen“, zitierte die britische Nachrichtenagentur PA Centrello. „Spare“ sei „ein Buch, das gelesen werden muss, und wir sind stolz darauf, es zu veröffentlichen“.

06.01.2023, Großbritannien, London: Eine Zeitung, auf deren Titelseite die britischen Prinzen Harry und William abgebildet sind, liegt auf einer Bank. Foto: Kirsty Wigglesworth/AP/dpa

Derweil hat jede Medaille ihre Kehrseite. Prinz Harry ist nach Veröffentlichung seiner Memoiren auf der Beliebtheitsskala der Royals in Großbritannien weiter abgesackt. Wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov ergab, haben inzwischen zwei Drittel der Erwachsenen im Vereinigten Königreich ein negatives Bild von dem Royal. Ein Viertel der am 10. und 11. Januar Befragten sieht ihn dagegen in einem positiven Licht.

Bei älteren Menschen ist Harry noch unbeliebter als der wegen seiner Verwicklung in den Missbrauchsskandal um den verstorbenen US-Multimillionär Jeffrey Epstein in Verruf geratene Prinz Andrew (62). Demnach gaben 73 Prozent der Menschen im Rentenalter an, ein „sehr schlechtes“ Bild von Harry zu haben. Dasselbe sagten laut der Umfrage 60 Prozent dieser Altersgruppe über den Bruder von König Charles III., Prinz Andrew.

Mehr als 40 Prozent der Menschen in Großbritannien vermuten zudem finanzielles Interesse von Harry als Hauptmotiv für die Veröffentlichung der Autobiografie. 21 Prozent sehen dagegen darin den Versuch, seine Sicht der Dinge darzulegen.

01.07.2021, Großbritannien, London: Die britischen Prinzen Harry (l) und William stehen bei der Enthüllung der Statue ihrer Mutter Diana Rücken an Rücken im Sunken Garden des Kensington-Palastes. Foto: Dominic Lipinski/Pool PA via AP/dpa

Auch Harrys Bruder Prinz William (40) und Königsgemahlin Camilla (75) können von dem durch das Buch angefachten Zoff bei den Royals nicht profitieren: Der Umfrage zufolge musste William seinen Rang als beliebtester Royal an seine Tante Prinzessin Anne (72) abgeben. Laut der Umfrage sank der der Anteil derer, die Camilla in einem positiven Licht sehen, von 50 auf 46 Prozent.

Die Beliebtheit des Königshauses und der Monarchie insgesamt leidet unter dem Drama um Prinz Harry, wie die Umfrage zeigt. Zwar wollten noch immer etwa zwei Drittel der Briten (64 Prozent) die Monarchie behalten. Doch die Zahl derer, die stolz darauf sind, sank von 55 Prozent im vergangenen September auf 43 Prozent in dieser Woche.

Es ist eine Breitseite nicht nur gegen eine Familie, sondern gegen eine ganze Institution. Verrat und Intrigen lauern hinter den Mauern des Palasts, glaubt man den Schilderungen von Prinz Harry in seiner Autobiografie „Reserve“.

„Harry hat nicht nur den Vorhang der Royal Family aus Geheimnisvollem, Magie und Mystik zerrissen. Er hat ihn angezündet“, sagte der Royals-Experte Peter Hunt dem Sender Channel 4. Nun, da Harry tiefe Blicke hinter die Fassade erlaubt, ist die Monarchie angreifbar wie lange nicht mehr. Von der schwersten Krise seit Jahrzehnten ist in London die Rede.

Zugespitzt erinnert „Reserve“ an ein Drama von Shakespeare: Eine egomane Königsgemahlin, der amtierende Monarch emotional verkümmert, der künftige gefühlskalt – und an den Fäden ziehen Boulevardreporter, denen der nachgeborene Harry, der unter dem Unfalltod seiner Mutter Diana leidet, zum Fraß hingeworfen wird. Empathie hat hinter den Palastmauern keine Rolle zu spielen, wie aus den gut 500 Seiten deutlich wird. Für seine Schilderungen hat Harry jede Menge Platz erhalten, in mehreren Interviews brachte der 38-Jährige seine Sicht auf die königliche Familie vor. Der Palast hingegen gibt sich als Trutzburg, an der die Vorwürfe abprallen. Nach außen: kein Wort.

28.02.2008, Afghanistan, Garmisir: Prinz Harry fährt im Einsatz für die Streitkäfte Royal Marines auf einem Spartan-Schützentransportpanzer. Foto: John Stillwell/PA Wire/dpa

Wobei, so ganz stimmt das nicht, wie Experte Hunt betont. „Der Buckingham-Palast, so wird uns immer wieder gesagt, schweigt würdevoll“, twitterte er. „Aber Insider, Quellen und Helfer waren fleißig.“ Denn in vielen britischen Medien sind Einschätzungen zu lesen, wie Harrys Vorwürfe hinter den Mauern aufgenommen werden.

Die scharfe Kritik an seiner Frau Queen Camilla sei für König Charles III. eine rote Linie, will die „Sun“ erfahren haben. Der „Daily Express“ titelte, der „liebende Vater“ wolle noch immer eine Brücke bauen zu seinem Sohn. „Innerlich brennt er“, zitierte die „Sunday Times“ einen Freund von William. Der Thronfolger sei „ängstlich und traurig“, aber schweige – aus Pflichtbewusstsein für Land und Amt.

Im „Mirror“ wiederum erklären „royale Quellen“ Harry zum „Verräter“. Im „Independent“ erzählt eine „Quelle, die der Royal Family nahe steht“, dass eine Versöhnung ausgeschlossen sei: Charles und William fürchteten, dass Harry alle Gespräche öffentlich machen werde. „Es gab einen kompletten Vertrauensverlust.“ (dpa)

17 Antworten auf “Rekordstart für Harrys Memoiren – aber der „Verräter“ ist jetzt bei älteren Briten noch unbeliebter als Prinz Andrew”

    • Es ist nicht nur der Adel. Viele Menschen sind sich und ihren Liebsten offenbar selbst nicht genug, haben eine Sehnsucht nach Identifikationsfiguren, Idolen. Neben Königshäusern himmeln, ja beten sie skandalös überbezahlte „Stars“ vom Fußballer bis zum Filmsternchen an, Prominente, die sie sprachlich zu „Promis“ verniedlichen, liefern sich im Netz Schlammschlachten darüber, ob die neue Frisur von X, die Po-Vergrößerung von Y und die Auswahl der neuen Partnerin von Z gelungen sind. Selbst absolut dämliche „Influencer“ gehören zur Kaste der Bewunderten. Die Presse, allen voran das Privatfernsehen, bedienen diese Sehnsüchte gern. Möge damit glücklich werden, wer nichts anderes mit sich anzufangen weiß.

  1. 7 auf einen Streich

    Harry brüstet sich damit bei seinem Einsatz in Afghanistan 25 Kämpfer / Soldaten der Taliban getötet zu haben. Genaue Angaben in welchem Gefecht wann, wo und wie fehlen das kann stimmen aber es kann auch nicht stimmen vielleicht will sich hier nur einer als Kriegsheld inszenieren. Ein Bruder des derzeit amtierenden Innenministers der Taliban Regierung hat heute jedenfalls erklärt die von Prinz Harry erwähnten getöteten Kämpfer wären ganz normale und einfache Zivilisten gewesen und seine Tat somit ein mutmaßliches Kriegsverbrechen in einem vom Westen geführtem völkerrechtswidrigem Angriffskrieg gegen den souveränen Staat Afghanistan. Es ist wieder mal eine von Harrys kindlichen Dummheiten sowas zu verbreiten, kein normal denkender und altgedienter Soldat würde so etwas tun es gefährdet die Sicherheit der Armee und es kann zu gerichtlichen Konsequenzen für Prinz Harry und seine damaligen Vorgesetzten kommen.

  2. Kinderprinz

    Vom Geld der Familie einen faulen Lenz bestreiten aber dann in die eigene Suppe spucken… wenn man nichts auf die Reihe kriegt kann man nur noch mit Spektakel auf sich aufmerksam machen…naja, gähn! In China ist ein Sack Reis…

  3. Anonymos

    Sorry der Typ hat noch nie gearbeitet, noch nie etwas geleistet und noch nie etwas besonderes erreicht.
    Aber es git immerwieder deoten die so einen Schund kaufen.
    Die Memoiren einer Eintagsfliege sind interessanter.

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