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Presse kritisiert Gewerkschaften: Dreitägiger Streik im November „kontraproduktiv“ und „dreimal dumm“

Das Bild zeigt Busse der TEC im Depot von Robermont in Lüttich, während die Beschäftigten aller Gewerkschaften in der gesamten Wallonie für 24 Stunden streiken. Foto: Belga

Nach der nationalen Großkundgebung, an der zwischen 80.000 und 140.000 Personen teilnahmen, haben die Gewerkschaften am Dienstag einen dreitägigen Streik vom 24. bis 26. November angekündigt. In den belgischen Zeitungen stieß die Ankündigung auf scharfe Kritik,

Mehrere Zeitungen prangerten am Mittwovh eine kontraproduktive Aktion an, die schlecht ausgerichtet sei und nichts mit den wirtschaftlichen Prioritäten des Landes zu tun habe.

„Dreimal dumm“, titelt „Het Nieuwsblad“ am Mittwoch unverblümt. Die flämische Zeitung ist nicht die einzige, die ihre Verärgerung über diese neue Mobilisierung zum Ausdruck brachte. Auch im frankophonen Landesteil hagelt es Kritik. Dieser Streik treffe in erster Linie diejenigen, die die Gewerkschaften eigentlich verteidigen sollten: prekär Beschäftigte, Familien ohne Auto, Studenten ohne finanzielle Mittel oder Arbeitnehmer mit geteilten Arbeitszeiten.

22.05.2023, Belgien, Brüssel: Mitglieder der drei Gewerkschaften FGTB-ABVV, ACV-CSC und ACLVB-CGSLB protestieren gegen Sozialdumping und gegen die Angriffe auf das Streikrecht. Foto: Laurie Dieffembacq/Belga/dpa

„Drei Tage Streik bedeuten drei Tage ohne öffentliche Verkehrsmittel, ohne Kinderbetreuung und mit einer fast lahmgelegten Verwaltung“, so „La Libre“.

„Die Gewerkschaften, die eigentlich die Schwächsten schützen sollten, benachteiligen sie letztendlich“, kritisiert „La Libre“ und kommt zu dem Schluss: „Wenn man ständig die Fahne der sozialen Gerechtigkeit schwenkt, vergisst man manchmal, wer den Mast hält.“ Das Land brauche keinen Machtkampf, sondern einen Aufbruch.

Ein weiteres Argument, das in der Presse vielfach aufgegriffen wird: Das Land hat keine Wahl mehr. Die abgrundtiere Staatsverschuldung mache Einsparungen unvermeidlich.

Die „Gazet van Antwerpen“ stellt die Frage: „Können wir endlich mit den Einsparungen beginnen?“ „De Standaard“ erinnert daran, dass die Arbeitnehmer nicht so stark betroffen sind, wie die Gewerkschaften behaupten. Zwar seien die Themen Renten und Flexi-Jobs nach wie vor heikel, aber Kompromisse seien notwendig, die Haushaltslage erfordere mutige Entscheidungen. „Es gibt keine andere Wahl.“

Die Zeitung „L’Écho“ warnt vor einer sterilen Polarisierung. Niemand werde als Sieger aus dieser Blockade hervorgehen: „Weder die Gewerkschaften noch die Regierung und vor allem nicht das Land.“

31.05.2022, Belgien, Antwerpen: Der Bahnsteig im Hauptbahnhof Antwerpen ist wegen eines Streiks menschenleer. Foto: Dirk Waem/BELGA/dpa

„De Standaard“ erinnert unterdessen an die eigentliche Aufgabe der Gewerkschaften: „Ihre Rolle besteht nicht darin, die Straßen mit Menschenmassen zu füllen, sondern die Interessen ihrer Mitglieder auf besonnene Weise zu verteidigen.“ Eine solide Verwaltung der öffentlichen Finanzen käme allen Belgiern zugute, auch den Gewerkschaftern selbst.

„Aber warum starten die Gewerkschaften dann diesen neuen Streik, trotz der Kritik und der Gefahr, die Unterstützung der Bevölkerung zu verlieren?“, fragt die RTBF. „Het Nieuwsblad“ liefert eine Erklärung: Die Gewerkschaften hätten einen Teil ihres Einflusses verloren und versuchten, ihre Rolle durch spektakuläre Aktionen zu rechtfertigen. „Die Gewerkschaften leben in ihrer eigenen nostalgischen Welt”, schreibt die Zeitung. „Wenn sie behaupten, diese Aktionen für die Menschen zu organisieren, glauben ihnen die Menschen einfach nicht mehr.“

Fazit von „Het Nieuwsblad“: „Die Gewerkschaften sind und bleiben notwendig, um die Exzesse der Politik zu korrigieren. Aber es ist bedauerlich, dass sie so viel Energie für einen Streik verschwenden, von dem niemand wirklich profitiert – außer vielleicht sie selbst, in einem vergeblichen Versuch, ihre Nützlichkeit zu beweisen.” (cre)

11 Antworten auf “Presse kritisiert Gewerkschaften: Dreitägiger Streik im November „kontraproduktiv“ und „dreimal dumm“”

  1. Hugo Egon Bernhard von Sinnen

    Die Presse kritisiert?
    Die Presse hält das Lenkrad nicht in der Hand und hat wohl manche Dinge falsch erkannt,
    ein Bus ist kein Trabant.

    Was gibt es am Haushalt noch zu retten ? wenn alle nachgeben und sich verstecken?
    Autonome Busse werden kommen, dann hat die Presse wohl gewonnen?
    Wenn niemand mehr sich etwas leisten kann und wir weiter zu sehen dann, fangen wir nach dem Krieg von vorne an?
    Die Presse jetzt gegen die arbeitende Bevölkerung?
    ihr helft den falschen, DAS IST DUMM!!
    Für Rechenzentren und Rüstung gibt’s Billionen und ihr konzentriert euch ganz verlogen, auf Hetze und habt euch damit selbst betrogen.

    Aber wer weiß wer die Entscheidung trifft, gegen Reklamationen, der Streikenden Bevölkerung zu sein? Schließlich werden auch immer mehr Nachrichten von einer Blechbüchse vorgelesen, anstelle eines Menschen.
    Die Presse schafft sich selber ab und uns gleich mit.

    • Noch einer der den Schuss noch nicht gehört hat!

      @ HEBvS

      Sie gehören wohl auch zu denen, die den Schuss noch nicht gehört haben oder nicht hören wollen. Europa ist pleite und kann sich keine Wohltaten (Hängematten) mehr leisten – es sei denn man verteilt welche und entzieht sie durch eine von EZB organisierte Inflation, die Alle noch ärmer macht, wieder!

      WIR sind auf dem Weltmarkt zu teuer geworden, andere Akteure – China voran – produzieren billiger und zeigen uns, dass der Wahlspruch von Angela „wir haben die Köpfe“ völliger Schwachsinn war.

      Es hilft nur eins um das wieder in die Spur zu bringen, morgens aufstehen, in die Hände spucken und arbeiten und nicht darauf hoffen, dass der Nachbar das schon für Sie erledigen wird!

      Es ist ja schon fast ein Wunder, dass die im obigen Artikel aufgeführten Presseorgane, das auch so langsam zu verstehen scheinen.

    • Die Streikenden sorgen dafür, das nicht wieder nur beim „kleinen Mann“ gespart wird. Warum halbieren die Politiker nicht ihre Einkommen? Nehmen sich meiner Meinung nach viel zuviel aus dem Steuertopf für das was sie tun.

  2. Die Gewerkschaften haben foll kommen Recht die Leute sind sehr unzufrieden mit der Asuszialen Regierung die wir jetzt haben die wollen uns nur schaden mehr auch nicht die sollen mal an die Reichen gehen da gehen se nicht ran immer nur der kleine Mann

  3. Investoria

    Es fângt ganz oben an bei uns in Belgien! Der Haushalt des Föderalstaats…Brüsseler Regierung, Wallonische Region und die Eupener Vedetten, Schulden über Schulden…..! Diese sollen Vorzeigeleute sein und uns führen!? Säbelt die Hälfte von denen sofort ab, der ganze Rest wird billiger, schon mal von der Seite! Die Gewerkschaftler sind auch zur Hälfte zuviel, alle kassieren dabei Fürstlich und mit vielen Vorteilen von denen der Bürger niemals was erfährt!? Armes Belgien! Wo steuerst du hin? Unfähige Politik!
    Schämt euch! der Bûrger hat es Kotze!

  4. Investoria

    Unser Land wird von schlechter Politik regiert, dass schon was lânger! Keine gute Führung erbringt den Rest, d h viel zu hohe Schulden! Kein Haushalt bei der Föderal Regierung, Brüssel hat noch immer keine Führung und das seit Hunderten Tagen! Die Region Wallonne und unsere Eupener Helden brachten uns horrende Schulden, wollen aber alles aussitzen, alles war richtig!? Dabei sollten sie sich mal selber Hinterfragen!? Zum Beispiel: müssen wir wirklich 4 Minister haben in Eupen!? Und jetzt auch noch Streiks!? Nein Danke! Bei den Gewerkschaften stinkts auch gewaltig, hohe Posten und sehr gut bezahlt dabei! Für was zu leisten?

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