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Zwei Medaillen für Belgien bei Olympia: Goldmedaille für Evenepoel und Bronze für van Aert im Zeitfahren

27.07.2024, Frankreich, Paris: Olympia, Paris 2024, Remco Evenepoel (l) aus Belgien jubelt über seine Goldmedaille und Wout van Aert aus Belgien jubelt über die Bronzemedaille. Foto: Jan Woitas/dpa

AKTUALISIERT – Vor dem olympischen Zeitfahren am Samstag in Paris hatte man für Belgien mit einer Medaille gerechnet. Es wurden sogar zwei: Remco Evenepoel holte Gold und darf sich als Olympiasieger feiern. Für eine vielleicht noch größere Überraschung sorgte Wout van Aert, der die Bronzemedaille gewann.

Remco Evenepoel und Wout van Aert holten am Samstag die ersten Medaillen für Belgien! Evenepoel, der am Anfang nicht der Favorit der Buchmacher war, erinnerte daran, dass er der beste Zeitfahrer der Welt ist, indem er den ersten olympischen Titel seiner Karriere in 36’12“ mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 53 km/h trotz des Regens gewann.

27.07.2024, Frankreich, Paris: Olympia, Paris 2024, Remco Evenepoel (M) aus Belgien jubelt über die Goldmedaille vor Filippo Ganna (l) aus Italien und Wout van Aert aus Belgien. Foto: Jan Woitas/dpa

Filippo Ganna musste sich um 15 Sekunden geschlagen geben, verwehrte Belgien aber dennoch einen historischen Doppelsieg. Wout van Aert ist aber wahrscheinlich trotzdem der glücklichste Mensch der Welt mit einer Bronzemedaille, mit der wohl keiner gerechnet hatte.

Die beiden Belgier führten im Regen ein perfektes Rennen gegen die Uhr durch. Evenepoel machte seinem Weltmeistertitel in dieser Disziplin alle Ehre, indem er die Konkurrenz bei jeder Zwischenzeitnahme dominierte.

Der Dritte der jüngsten Tour de France schaffte das Kunststück, im Regen 15 Sekunden schneller zu sein als Ganna. Er ging in den Kurven keine unüberlegten Risiken ein und bewies, dass er in der Lage war, sich von den Strapazen der Tour de France in nur sechs Tagen zu erholen.

Wout van Aert lieferte eine solide Leistung ab und lag bei der letzten Zwischenzeit sogar auf Platz zwei, was auf einen historischen Doppelsieg für Belgien schließen ließ. Der Fahrer aus Herentals wird sich jedoch auch über die Bronzemedaille freuen, zumal er sie letztlich auch einem Quäntchen Glück verdankt, da Joshua Tarling, der Favorit auf den Sieg, zu Beginn des Rennens aufgrund eines Reifenschadens sein Rad wechseln musste. Im Ziel lag der Belgier schließlich zwei winzige Sekunden vor dem Briten.

27.07.2024, Frankreich, Paris: Remco Evenepoel aus Beligen jubelt bei der Zieleinfahrt. Er ist jetzt auch Olympiasieger. Foto: Ricardo Mazalan/AP/dpa

Im frühen Nachmittag hatte die Belgierin Lotte Kopecky vergeblich auf eine Medaille gehofft. Sie stürzte kurz vor der Hälfte des Rennens auf der nassen Strecke, als sie auf Medaillenkurs lag. Sie musste sich schließlich mit dem sechsten Platz begnügen. Die Goldmedaille ging an die Australierin Grace Brown.

Als Außenseiterin im Kampf um eine Medaille ging Lotte Kopecky ohne Druck in das olympische Zeitfahren, da sie sich vor allem für das Straßenrennen und das Omnium auf der Bahn Hoffnungen macht.

Der Regen und die nasse Straße machten die Strecke trotz der langen Geraden sehr schwierig. Die ersten Teilnehmerinnen hatten viele Schrecksekunden zu überstehen, und leider stürzte auch die Belgierin nach 20 Minuten. Es war nicht schlimm, kostete sie aber 15 Sekunden und damit auch die Hoffnung auf eine Medaille.

Am Ende landete Kopecky auf dem sechsten Platz, fast zwei Minuten hinter der australischen Olympiasiegerin Grace Brown. Sie scheiterte jedoch mit nur 24 Sekunden Rückstand auf Chloe Dygert (Bronzemedaille) und 25 Sekunden Rückstand auf Anna Henderson (Silbermedaille). Schwer zu sagen, ob  die Belgierin ohne diesen Sturz eine Medaille gewinnen können.

27.07.2024, Frankreich, Paris: Wout van Aert aus Belgien holte im Zeitfahren Dritter und gewann Bronze. Foto: Jan Woitas/dpa

Das Team Belgium will in Paris mehr gewinnen als die sieben Medaillen (3 Gold, 1 Silber, 3 Bronze) vor drei Jahren bei den Olympischen Spielen in Tokio, die wegen der Covid-Pandemie unter sehr prekären Bedingungen stattfanden. Der Anfang ist mit den zwei Medaillen im Radsport jedenfalls gemacht.

Die besten Chancen, nach Remco Evenepoel und Wout van Aert ebenfalls in Paris eine Medaille zu gewinnen, ja sogar eine Goldmedaille, hat Siebenkämpferin Nafi Thiam.

Im Juni kehrte sie bei der Leichtathletik-EM in Rom mit einem Paukenschlag ins Wettkampfgeschehen zurück und eroberte mit der drittbesten Gesamtpunktzahl ihrer Karriere (6.848 Pkt.) einen dritten EM-Titel. In Paris strebt Thiam ihren dritten Olympiasieg in Folge an.

Gute Medaillenchancen hat auch die belgische Hockey-Nationalmannschaft der Herren. Seit ihrem Titelgewinn in Tokio sind die Red Lions auf den dritten Platz in der Welt hinter den Niederlanden und England zurückgefallen. Ihre Hauptrivalen werden in Paris wohl die Niederländer und die Australier sein. Deutschland, Großbritannien, Indien und Argentinien haben ebenfalls große Medaillenchancen. Am Samstag besiegten die Red Lions zum Auftakt Irland 2:0.

27.07.2024, Frankreich, Paris: Die Belgierin Lotte Kopecky in Aktion beim olympischen Zeitfahren in Paris am Samstag. Foto: Belga

Obwohl sie am Samstag nur Platz 6 im olympischen Zeitfahren belegte, hat Lotte Kopecky noch Medaillenchancen. Ihr großes Ziel war eh nicht das Zeitfahren, sondern das Straßenrennen.

Die 28-jährige Antwerpenerin will auch auf der Bahn in Saint-Quentin-en-Yvelines glänzen, wo sie 2022 zweimal Weltmeisterschaftsgold holte (im amerikanischen Rennen und im Ausscheidungsfahren).

Weitere Medaillenhoffnungen für Belgien sind Matthias Casse (Judo), Sarah Chaâri (Taekwondo), die Hockey-Nationalmannschaft der Frauen (Red Panthers), die 4x400m-Staffel der Männer (Belgian Tornados), die belgische Equipe der Springreiter, die bei den Spielen in Tokio Bronze gewann, die Basketball-Nationalmannschaft der Frauen (Belgian Cats) als amtierende Europameisterinnen sowie die Turnerin Nina Derwael und die beiden Leichtathleten Noor Vidts (Siebenkampf) und Alexander Doom (400 m). Im März wurde Doom Weltmeister in der Halle über 400 m und im Juni in Rom Europameister im Freien, wo er den Landesrekord von Jonathan Borlée (44,15) verbesserte. (cre)

16 Antworten auf “Zwei Medaillen für Belgien bei Olympia: Goldmedaille für Evenepoel und Bronze für van Aert im Zeitfahren”

  1. Cras ist 28, nur so nebenbei, und Jarno Widar muss zuerst mal lernen, im Feld zu fahren und die Berge gut runterzufahren aber Sie haben Recht, Talente haben wir, und endlich auch Bergfahrer. Van Eetveldt, Remco, Cian, Jarno, Lecerf, Van Wilder um nur einige zu nennen, plus die „Alten“ Cras oder de Plus.Und ich habe sicherlich einige vergessen. Aber es ist ein langer, steiniger Weg. Cian hat dieses Jahr nichts gerissen und das französische Jahrhunderttalent Lenny Martinez fährt hinterher, war sogar hinter Laurenz Rex plaziert, der nun wahrlich kein Bergfahrer ist nur nur so schnell fahren durfte wie Girmay es konnte.

  2. @Ostbelgien Direkt

    Vermutlich meint ‚Rundes Leder‘ Jarno Widar. Er hat den Baby-Giro und den Giro im Aosta Tal-Mont Blanc letzte Wochen gewonnen. Bei beiden Rennen war übrigens auch Tim Rex dabei und hat ganz gute Ergebnisse geliefert.

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