Politik

DG fördert die französische Sprache in Schulen, aber Englisch wird immer populärer und ist allgegenwärtig

Foto: Shutterstock

Seit 22 Jahren besteht zwischen der Regierung der DG und Frankreich ein Arbeitsprogramm zur Förderung von Deutsch und Französisch im schulischen Kontext. Dieses wurde nun durch den französischen Botschafter in Belgien, François Senemaud, und die Regierung der DG für weitere drei Jahre erneuert.

Das überarbeitete Arbeitsprogramm für die Jahre 2022, 2023 und 2024 sieht neben dem gegenseitigen Informationsaustausch zum Sprachenerwerb im jeweiligen Bildungssystem auch Maßnahmen wie die Förderung der Mobilität von Schülern, Studenten und Lehrkräften oder Weiterbildungen für Lehrkräfte aus Ostbelgien vor.

Eine Weiterbildung ist beispielsweise die Weiterbildung für Lehrkräfte der DG zur DELF-Erhebung. Um sie mit den DELF-Prüfungen vertraut zu machen, werden Schulungen angeboten, die es den Lehrpersonen, die Französisch unterrichten, ermöglichen, ihre Schüler auf das Format und die Kriterien des Sprachtests vorzubereiten. Diese Schulungen werden durch die „Alliance Française Bruxelles-Europe – Centre Européen de Langue Française“ in der DG organisiert und durchgeführt.

Der damalige Unterrichtsminister und heutige Ministerpräsident Oliver Paasch (l) wurde im Herbst 2013 in Lüttich mit dem Orden „Palmes Académiques“ wegen seiner Verdienste um die französische Sprache geehrt. Foto: Serge Heinen

In diesem Kontext hat die Regierung der DG bereits im Januar den Dienstleistungsauftrag zur Erhebung der Kompetenzen in Französisch erste Fremdsprache (DELF) an denselben Anbieter vergeben. Im Monat Mai werden alle Schüler des sechsten Primarschuljahres, des sechsten und siebten Sekundarschuljahres sowie des dritten Lehrjahres getestet und erhalten somit die Möglichkeit, ein offizielles Sprachenzertifikat zu erwerben.

Im Zuge des Arbeitsprogramms mit Frankreich kommt es auch zur Teilnahme von Schulklassen an Wettbewerben und Projekten wie etwa an der Woche des französischen Films.

Neu im Arbeitsprogramm enthalten, ist zudem ein Programm für Sprachassistenten in Frankreich. Durch dieses Programm erhalten junge Lehrpersonen aus der DG die Möglichkeit, ein Schuljahr lang einem Deutschlehrer in Frankreich zu assistieren. Das Programm wird durch Frankreich finanziert.

Bildungsministerin Lydia Klinkenberg (ProDG) sieht in der Kooperation mit Frankreich einen großen Mehrwert: „Die Mehrsprachigkeit ist ein fester Bestandteil unserer Schulausbildung. Gerade weil wir eine Minderheit im eigenen Land sind, ist das Erlernen der ersten Fremdsprache Französisch für Ostbelgier eine Notwendigkeit.“

Bildungsministerin Lydia Klinkenberg beim Finale der Rhetorika 2021. Foto: Gerd Comouth

Die Mehrsprachigkeit eröffnet laut Klinkenberg den Schülern Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten auf allen Seiten der Grenzen. Zur bestmöglichen Förderung der Sprachkompetenz müssten sie aber regelmäßig mit der französischen Sprache, nach Möglichkeit auch außerhalb des Klassenzimmers, in Berührung kommen, betont die Ministerin.  „Am besten funktioniert das durch den Kontakt zu anderssprachigen Gleichaltrigen, durch reale oder virtuelle Begegnungen. Auch die Weiterbildung der Lehrpersonen ist von Bedeutung. Das Arbeitsprogramm beinhaltet Lehrerfortbildungen, Schüleraustausch, Animationen und Wettbewerbe, die sich in den Französischunterricht integrieren lassen und so die Förderung der Mehrsprachigkeit in der DG vorantreiben.“

Ein Problem, dessen sich die DG unbedingt annehmen muss, ist die Vorherrschaft des Englischen im allgemeinen Sprachgebrauch. Das einst in Ostbelgien massiv geförderte Französisch findet bei jungen Menschen in der DG immer weniger Zuspruch.

Wie dominant das Englische ist, zeigte sich erneut am Samstag beim  Eurovision Song Contest (ESC) in Turin, wo die meisten Lieder in Englisch vorgetragen wurden, auch die von Belgien und Deutschland. Auch bei der Punktevergabe, bei der sich einst Französisch und Englisch die Waage hielten („Belgique douze points – Belgium ten points“), lief fast alles in englischer Sprache ab. (cre)

22 Antworten auf “DG fördert die französische Sprache in Schulen, aber Englisch wird immer populärer und ist allgegenwärtig”

  1. So ist's

    Die Wichtigkeit der Sprachen ist unumstritten. Fakt ist auch, dass sie am besten von Muttersprachlern vermittelt werden können. In Primar sehe ich den Einsatz von „Fachlehrern“ als sinnvoll an. Sie können sich auf den Sprachbereich in der Vorbereitung + Durchführung effizienter konzentrieren. Das Kind muss nicht von einer Sekunde auf die andere umschalten und sich wundern, warum „Fräulein“ plötzlich kein Deutsch mehr spricht oder versteht. Diese Situation ist künstlich herbeigeführt.
    Warum ist es im Religionsunterricht möglich, unabhängig von der Anzahl Schüler, eine Fachkraft einzusetzen und in Französisch nicht?

    • Es ist eben nicht Fakt, dass Muttersprachler es besser können. Wenn diese die Sprache ihrer Schüler fließend sprechen, dann ist diesem politischen Postulat ja noch eine gewisse Logik abzugewinnen, weil dann auch der Lehrer weiß, welche Anstrengung das Erlernen einer zweiten oder dritten Sprache erfordert und dass es mit dem Pauken von Vokabeln und grammatikalischen Regeln nicht getan ist. Das von dir beschriebene Szenario ist für die Kinder deshalb verstörend und unglaubwürdig, weil die Methode Schwachsinn ist. Man erlernt keine Sprache, indem vorne einer steht, der sie spricht und man selbst nicht. Auf solche Ideen können auch nur Studierte kommen.
      Die DG rühmt sich immer wieder damit, angeblich zweisprachig zu sein. Das ist einfach gelogen und es hat einen ebenso einfachen Grund, warum die Zweitsprache Französisch seit 40 Jahren mehr und mehr verloren geht. Wir brauchen sie nicht mehr. Das liegt zum Einen daran, dass die wallonischen Behörden ihr Kolonialdenken größtenteils abgelegt haben, zum anderen an ganz praktischen Dingen. Wer Abi in Eupen oder St.Vith macht, um dann in Aachen, Köln oder Trier zu studieren, dem kann das Französische herzlich egal sein. Und sogar der Lehrling, der im Süden der DG ein Handwerk erlernt, um dann in Luxemburg zu arbeiten, muss nicht mehr als „Bonjour!“ beherrschen. Wenn bei mir daheim eine Handwerkerkolonne anrückt, dann ist es mir vollkommen wurscht, ob ich mich mit diesen Leuten in meiner Muttersprache verständigen kann oder nicht, sie müssen nur ihr Fach beherrschen, sauber arbeiten und schnell wieder weg sein. Die Planungen habe ich eh mit dem Chef oder Vorarbeiter der Firma gemacht.
      Dass man Einzelhandelslehrlingen immer noch nicht die Englische Sprache (oder auch Niederländisch) ins Ausbildungsprogramm geschrieben hat, ist wieder einmal ein Beweis dafür, wie träge, faul und realitätsfern die DG-Behörden sind. Denn welche Sprache sprechen die Massen an flämischen und niederländischen Touristen, die unsere Gegend besuchen, wohl eher? Französisch bestimmt nicht.
      Die DG-Politik rühmt sich mit den Realitäten der 60er Jahre und strickt sie auch noch um. Der „fleißige, zweisprachige Ostbelgier“ existiert aber so nicht mehr. Weil er keinen Bock mehr darauf hat, morgens um 4 noch seine drei Kühe zu melken, dann mit dem Fahrrad übers Venn zur Arbeit zu fahren, um sich da von seinem wallonischen Vorarbeiter mit Militärkarriere im Kongo zur Sau machen zu lassen. Willkommen im Jahre 2022, liebe DG!

  2. Landessprachen als Chance

    Da Englisch, also eine einzige Sprache gepusht wird handelt, es sich um eine Form von kulturellem Totalitärismus (einer von vielen, in 2022…). Die Regel Nummer eins, beim guten Umgang mit den Nachbarn, mit denen wir auch noch ein Land teilen, ist aber deren Sprache zu lernen.
    Belgien hat die CHANCE 3 Landessprachen zu haben, also sollten diese 3 Sprachen ZUERST erlernt werden.
    Arabisch und Englisch sind imperialistische Werkzeuge.

    • Besorgte Mutter

      @Landessprachen als Chance, das sehe ich in einer sich globalisierenden Welt ein wenig anders. Zwei meiner vier Nachkömmlinge müssen in ihrem jeweiligen Beruf des Englischen mächtig sein. Da hatten beide am Ende der Sekundarschule durchaus großen Nachholbedarf. Französisch und Niederländisch ist für uns Deutschsprachigen mit absoluter Sicherheit von großem Vorteil hier in Belgien und unseren direkten Nachbarländern aber das Englische ist nunmal die internationale Kommunikationssprache in der Wirtschaft und im Luft- und Schiffartsverkehr.

      • Landessprachen als Chance

        So so… also ist Lüttich inzwischen weiter weg als Chicago? Tja, heute wundert es mich nicht, da wir auch keine Männeleien und Weiblein mehr haben, sondern 136 (inzwischen mehr?) „Gender“ haben… Was kommt morgen? Tag ist gut, Nacht ist Shite, sodaß diese abgeschafft wird?
        Ihr dreht ein wenig durch…

        • Walter Keutgen

          Landessprachen als Chance, das ist doch das Dilemma vor dem unsere Schüler stehen. Auch international tätige Unternehmen in der Wallonie verlangen Englisch. National tätige Flämisch. Das ist viel. Ich hatte Mitschüler, die nicht so sprachbegabt in Französisch waren, ein Glück dass die Eltern reich genug waren, um sie in Deutschland studieren zu lassen.

          Vielleicht in unseren Schulen auf Deutsch verzichten? Haben etliche Eltern hier mit dem Platt gemacht und in der Wallonie mit dem Wallonischen. War ja auch der einheimische Imperialismus hier und in den Nachbarländern.

          Chicago? Die Vorstände der großen transnationalen Unternehmen in Deutschland und Frankreich reden Englisch.

        • Polygott

          In der Schule habe ich Deutsch als 2. Sprache ab dem 2. Schuljahr gelernt (Frazösisch ist meine Muttersprache). Dann ab dem ersten Jahr in der Oberstufe Latein, dann ab dem 2. Jahr Englisch und Niederländisch. War alles möglich damals, als die Welt viel besser war…

      • Die „Landessprachen“ sind eine Chance, nicht weil sie eventuell international verbreitet sind, sondern weil man die Chance hat, sie „live“ zu erlernen – und nicht aus dem Lehrbuch…

    • Alessandro Vega

      Es tut mir leid Sie enttäuschen zu müssen, aber ohne Englisch ist man ab einem gewissen Karriere Level vollkommen Nutzlos. Die Welt funktioniert nunmal auf Englisch und nicht auf Flämisch.

      Das man in der DG zumindest die Französisch Grundkenntnise haben sollte steht ausser frage. Allerdings ist es so, dass man sobald man in einem halbwegs internationalem Unternehmen tätig ist Englisch das A und O ist. Ich persöhnlich habe mein Flämisch/Niederländisch noch nie genutzt. Die Holländer mit denen ich zu tun hatte Sprachen ausnahmslos Englisch und das war dann auch unsere Sprache da es mir deutlich einfacher fällt.

      • Sitzen zwei Wallonen an der Maas. Im Wasser schreit ein Mann um Hilfe: „Help ! Help !“.
        Der eine Wallone zum Anderen: „Plutôt que d’apprendre l’anglais, il aurait mieux fait d’apprendre à nager“

  3. Vor 47 Jahren als ich eingeschult wurde war für die Deutschsprachigen da schon französisch im Programm, also vom ersten Schuljahr an. Im Gegenzug lernten die französischsprachigen aber erst im vierten Schuljahr Deutsch. Englisch oder Niederländisch war erst im dritten Sekundarjahr im Programm, aber nur wenn man Handelswissenschaften oder Naturwissenschaften gewählt hatte und ab dem vierten Jahr kam dann entweder englisch oder niederländisch hinzu….jedenfalls lief es damals so in der Staatlichen Mittelschule Kelmis ( danach Staatl. Lyzeum und heute ACF / CFA ) ab.
    Also Deutsch müsste eher gefördert werden besonders in Belgien und dh in ganz Belgien.

  4. War Hr. Paasch nicht selber die treibende Kraft bei der Auflösung der französischsprachigen Parallelklassen im Sekundar-Schulwesen im „Kampf“ für die Autonomie der DG ?!? Und 2013 hat er dann einen Orden wegen seiner Verdienste um die französische Sprache erhalten – Von der Wallonie ?!? Tja, so funktioniert Politik.

    Zum eigentlichen Thema:
    Auf der einen Seite haben wir das Problem, dass man selbst hier in der DG dem Französischen halbwegs mächtig sein sollte, ansonsten steht man bei vielen Dienstleistung und Geschäften auf dem Schlauch. Zum Bsp. dem Techniker für die Telefonleitung (Proximus), Gasanbieter (Luminus,…),… zudem ist es neben Niederländisch eine unserer Landessprachen. Also Pflicht !!

    Auf der anderen Seite ist Englisch die genutzte Weltsprache. Ob es einem gefällt oder nicht. Im Notfall kommt man mit etwas Englisch ziemlich gut durch ALLE Teile der Welt.

    Wenn ich oberflächig über die Stundenpläne des Sekundarschulwesens schaue… könnte man damit anfangen, eine bzw. beide Stunden für Moral/Religion und evtl. eine der 4 Stunden für die 1. Fremdsprache Französisch der 2.Fremdsprache Englisch hinzufügen. Dann noch als Bestandteil eines Wahlfach bzw. Projekts Englisch-Leistungskurs oder Niederländisch als 3. Fremdsprache in Aussicht stellen.

    Kl. Anmerkung: Religion/Moral sollte mMn eh durch 1 Std./Woche in „Ethik & Philosophy“ ersetzt werden.

    Gibt es nicht auch einige Apps wie z.B. Babel oder Duolingo (Community-Funktion, Wettbewerb fördert die Motivation), die man den Schülern in Aussicht stellen könnte als „Freizeit-Projekt“. Die DG könnte sich ja mal mit den Betreibern solcher „Fun Lern-Apps“ austauschen. Vielleicht sind die Konditionen für 5.000 werbefrei Accounts tragbar. Nur eine spontane Idee.

    • Eine Klappe..zwei Fliegen...

      Den Ethik&Philosophy Unterricht in Englisch geben. Damit würde man 2 Fliegen mit einer Klappe fangen. Der Einsatz des Englischen birkt auch eine Unterminierung unserer ethischen und moralischen Vorstellunge/Vorgaben (der Mensch soll nur noch eine Nummer sein). Wenn alle Firmen-Englisch reden/ reden müssen… habt ihr euch das mal angehört… alle können es (angeblich) aber keiner kann es richtig… da sind dann alle nur noch am Interpretieren … Das kommt der idiotischen kulturellen Gleichmacherei und besonders den Firmenchefs entgegen. So kann man Arbeitnehmer leichter und kollektiv getragen noch besser erpressen ! Das nennt man dann Unternehmenskultur ! Anderen Englisch (oder andere Fremdsprachen) aufzuzwingen ist und bleibt hinterhältiger Kulturkrieg aus ökonomischen Gründen. Das ist Menschenverachtung und fundamentalster Rassismus !

  5. Knallharter Frontalunterricht in Französischer Sprache ab dem 1. Sekundarjahr und schon wäre das Problem gelöst. wer das packt ist mit dem Abitur perfekt zweisprachig + Englisch. Das würde aber die Abiturientenquote in der DG dramatisch senken und das ist politisch nicht akzeptabel. Von daher passt man den Unterricht an die Realität der Schüler an und lügt sich weiter einen Anspruch vor der so gar nicht realisiert werden kann.

  6. Taratata

    Früher war alles besser…..Als deutschsprachiger Eupener haben meine Eltern mich ins Athénée Royal gesteckt, also Muttersprache Deutsch. Etwas français hatten wir auch. Im vierten Schuljahr kam mein Lehrer, dem ich bis heute zu Dank verpflichtet bin, auf die großartige Idee meiner Mutter klar zu machen, dass ich die Klasse wechseln soll. Von Muttersprache Deutsch zu Muttersprache français. So kam ich von heute auf morgen in eine Klasse mit nur französischsprachigen Mitschülern, meistens Kinder von belgischen Militärs in Aachen. Gefragt hat mich keiner ob mir das gefiel. Hausaufgaben waren eine Qual da meine Eltern mir nicht helfen konnten. So wurde der Larousse zu meinem ständigen Begleiter. Es war nicht einfach, literweise Tränen sind geflossen, mais j’ai appris le français. Später kam dann Englisch dazu und Niederländisch. Heute spreche ich die drei Landessprachen, Englisch und vor allem meine Lieblingssprache Spanisch die ich mir selber beigebracht habe. Dann hat man in der DG, aus welchem Grund auch immer, das Unterrichtssystem geändert und seitdem funktioniert nichts mehr. Cherchez l’erreur!!

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