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Deutschland: Merz wegen „Stadtbild“ unter Druck – Bundeskanzler wird „AfD-Rhetorik“ vorgeworfen

19.10.2025, Berlin: Zahlreiche Demonstranten versammeln sich auf dem Pariser Platz. Die Demonstration unter dem Motto "Brandmauer hoch! Wir sind das Stadtbild" bezieht sich auf eine Äußerung von Bundeskanzler Merz im Zusammenhang mit der Migrationspolitik. Foto: Annette Riedl/dpa

In unserer aufs Äußerste gereizten Gesellschaft kann ein einziges Wort einen Tsunami auslösen. So geschehen in Deutschland, wo Bundeskanzler Friedrich Merz wegen Bemerkungen über das „Stadtbild“ weiter unter massivem Druck steht .

Merz hatte vergangene Woche auf einer Pressekonferenz in Potsdam auf die Frage zum Erstarken der AfD unter anderem gesagt, man korrigiere frühere Versäumnisse in der Migrationspolitik und mache Fortschritte. „Aber wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem, und deswegen ist der Bundesinnenminister ja auch dabei, jetzt in sehr großem Umfang auch Rückführungen zu ermöglichen und durchzuführen.“ Am Montag blieb Merz bei seiner Haltung und sagte: „Fragen Sie mal Ihre Töchter, was ich damit gemeint haben könnte. Ich vermute, Sie kriegen eine ziemlich klare und deutliche Antwort. Ich habe gar nichts zurückzunehmen.“

21.10.2025, Baden-Württemberg, Stuttgart: Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) gibt ein Pressestatement. Foto: Marijan Murat/dpa

Aus der SPD kommt der Vorwurf, Merz Stifte damit sozialen Unfrieden. Linke und Grüne hielten dem CDU-Chef Rassismus und AfD-Rhetorik vor. In der eigenen Partei erhielt Merz viel Zustimmung, es gibt aber auch kritische Stimmen und den Wunsch nach Klarstellung. Am Dienstagabend machten vor der CDU-Zentrale in Berlin Tausende Menschen ihren Unmut gegen Merz Luft.

Ex-Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) hält die „Stadtbild“-Aussage für „zu nebulös“. Die Unklarheit dessen, was Merz damit gemeint habe, könnte die AfD für sich nutzen, sagte der heutige Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestags in Düsseldorf. Die AfD werde bei der nächsten Bundestagswahl natürlich fragen, ob das „Stadtbild“ besser geworden sei, sagte Laschet.

Merz hätte klarer formulieren können, was er gemeint habe, so Laschet. Es gehe beim Stadtbild nicht nur um Migration. Zum Stadtbild gehörten etwa auch von deutschen Süchtigen weggeworfene Drogenspritzen in Parks, Antisemiten, die Hamas-Parolen brüllten oder Rechtsradikale, die durch Straßen zögen.

Auch der Chef des CDU-Sozialflügels, Dennis Radtke, hatte sich kritisch zu Merz‘ Wortwahl geäußert. Viele in der Union waren dem CDU-Chef aber beigesprungen.

– Vorwurf der AfD-Rhetorik: Ganz anders Linke und Grüne. Linksfraktionschefin Heidi Reichinnek warf Merz vor, er instrumentalisiere Frauen für „blanken Rassismus“. „Wenn Frauen nachts allein nach Hause laufen, haben sie keine Angst vor Migranten, sie haben Angst vor Männern. Das Problem ist eine gewalttätige und grenzüberschreitende Männlichkeit“, sagte Reichinnek dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Der gefährlichste Ort für Frauen sei ihr eigenes Zuhause. Ginge es Merz um den Schutz von Frauen vor Gewalt, müsste er die Finanzierung von Frauenhäusern und Beratungsstellen sichern und in Gewaltprävention investieren, sagte Reichinnek.

21.10.2025, Berlin: Menschen mit Protestschildern nehmen an der Kundgebung „Wir sind die Töchter“ der Initiative „Zusammen Gegen Rechts“ vor der CDU-Bundesgeschäftsstelle teil. Die Kundgebung bezieht sich auf die Aussagen von Bundeskanzler Merz zum „Stadtbild“. Foto: Lilli Förter/dpa

Grünen-Fraktionsvize Misbah Khan kritisierte: „Merz schlägt Töne an, wie wir sie sonst von der AfD hören.“ „Solche Aussagen sind eines Kanzlers unwürdig“, sagte Khan der Deutschen Presse-Agentur. Statt Brücken zu bauen, spalte Merz die Gesellschaft und gieße Öl ins Feuer rechter Stimmungsmache. Wie Reichinnek betonte auch die Grünen-Politikerin: „Der gefährlichste Ort für Frauen ist ihr eigenes Zuhause.“ In Frauenhäusern fehlten 12.000 Plätze, dazu höre man vom Kanzler leider nichts, beklagte Khan.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Ralf Stegner griff Merz ebenfalls scharf an: „Mit seinen Stadtbild-Äußerungen vergreift sich der Bundeskanzler im Ton. Er bedient eine Ausländer-raus-Stimmung, bietet keine Lösungen an und stiftet damit sozialen Unfrieden“, sagte Stegner dem „Tagesspiegel“. Die Äußerungen von Merz trügen auch «nicht dazu bei, die Stimmung in der Koalition zu verbessern». An der SPD-Basis seien viele „entsetzt über die Worte des Kanzlers“.

Stegner betonte zugleich: „Niemand bestreitet, dass es in Städten Probleme gibt, und dass sich Menschen vor allem abends oft unsicher fühlen, wenn sie zum Beispiel auf größere Gruppen junger Männer treffen. Diese Dinge müssen wir, auch die SPD, lösen.“

Am Dienstagabend demonstrierten vor der CDU-Zentrale in Berlin nach Polizeiangaben rund 2.000 Menschen unter dem Motto „Feministische Kundgebung: Wir sind die Töchter“. Die Veranstalter sprachen von 7.500 Teilnehmern. Mit dabei waren auch die Grünen-Co-Fraktionsvorsitzende Katharina Dröge und frühere Grünen-Parteichefin Ricarda Lang. Am Mittwoch soll es auch eine Demo in Kiel geben, die von Fridays for Future organisiert wird. (dpa)

24 Antworten auf “Deutschland: Merz wegen „Stadtbild“ unter Druck – Bundeskanzler wird „AfD-Rhetorik“ vorgeworfen”

  1. Ich empfehle einen Sonntagsausflug nach Verviers, so rund um place verte, place du Martyr, rue Spintay, rue du Brou… für alle die nicht verstehen (wollen) was Merz damit gemeint haben könnte…. 😬😁

    • Hugo Egon Bernhard von Sinnen

      DR ALBERN/ Fallen sie doch bitte nicht, auf das möchte gern Abziehbild von Donald Trump rein. Auffallen um jeden Preis lautet das Motto, welches absichtlich für Unruhen sorgen soll.
      Seine Genossin in Brüssel, sorgt doch seit längerem in allen (original europäischen Städten) für eine negative Veränderung der Stadtbilder.

  2. Besser spät als nie! Allerdings spricht aus Merz mit diesem Satz nur eines,nämlich die nackte Angst vor dem weiteren erstarken der AfD. Nicht mehr nicht weniger. Allerdings mit nachplappern,was die AfD schon seit Jahren sagt, ist dem „Stadtbild“ nicht geholfen.

  3. delegierter

    Da sind wohl viele Blinde unterwegs.
    War selber mal in Aachen zum Abend hin unterwegs. Es wurde mir unheimlich, so viele mir Kopftüchern und langen, schwarzen Bärten unterwegs.
    Außerdem tagsüber, gegen 13 Uhr in den Innenstädten, entweder bist du arbeiten oder gehst zur Arbeit, Aber so viele in der Fussgängerzone ???
    Es wird hier in B nicht anders sein, ist mir vor Jahren auch mal bei Cora in Lüttich aufgefallen.

    • Hop Sing

      Deutschland schafft sich ab. Wirtschaftlich, kulturell, religiös, sozial : eine Bankrotterklärung nach der anderen. Die grün-linke-transgender Führungsclique ist sehr erfolgreich in der Zerstörung dieses einst blühenden Landes. Der deutsche Michel kapiert es einfach nicht. Schlimm ist allerdings, dass die angrenzenden Staaten mit in den Sumpf gezogen werden.

    • Der Alte

      @delegierter. Zur Lage in Belgien: Gehen Sie mal nach Verviers in die Innenstadt, wie von Dax empfohlen. Ich mache das ein oder zweimal im Jahr, sozusagen als Katastrophentourismus.
      Wenn Sie ein wenig Zeit haben können Sie gerne einen Schlenker mit dem Wagen über Dison machen.
      Zur Lage in Moolenbeek sagte vor einiger Zeit der Vorsitzende der flämischen Sozialisten, dass er sich dort nicht mehr in Belgien fühle. Diese Aussage hat auch ein wenig Staub aufgewirbelt.

  4. schlechtmensch

    Den großen rosaroten Elefanten mitten im Raum zu übersehen ist eines der wichtigsten Anliegen der Mitläufer. Es hat keinen Zweck mehr. Diese Gesellschaft wird zurecht untergehen. Sie haben es nicht anders verdient.

  5. Olli Aruba

    Auf Youtube gibt es einen Blogger „MeinReisetagebuch“, dieser Mann verkehrt vermehrt im Asiatischen Raum, war aber schon überall auf der Welt auch bei uns in Belgien.
    Nun ist er in der Sommerzeit zurück nach Deutschland gekommen, hat dort Videos gedreht unter anderem in Essen, Duisburg, Hamburg usw….
    Was ich dort auf den Videos sehe ist die Realität und nichts anderes.
    In der Essener Fussgängerzone nur noch Stände die dich zum bekehren zum Islam aufffordern, Linke Parteien, Sekten usw… Ah und die Klientele der Fussgänger-Zone ist auch sehr sehr schön anzusehen.
    Als wir vor kurzem in Aachen waren, hatte ich dort mehr Angst, als wir letzten Sonntag in Lüttich waren.
    Dort kann man um Mitternacht hinter der Kirmes durch einen Park gehen, auf dem Weg zum Hotel kein einziges mal einen Zustand des Respekts/Angst verspürt. Aber im Zombielan(D) nebenan Puuh da ist man keine 10 Jahre mehr von einem Zustand entfernt der grosse Angst macht.
    Oder wie in Hagen in NRW schon unter einer Brücke steht „Was wir sind werdet ihr“ schön zu sehen auf einer Reportage von Nius über Hagen….

  6. TREND NACH UNTEN

    Man braucht nur ein Augenmerk auf St Vith zu werfen , in der Hauptstraße ist sehr viel Geschäftsleerstand zu beobachten .
    In der letzten Zeit haben noch So dubiosen Gestalten mit seltsamen Trachten eine Geschäftseröffnung gewagt , aber wie lange diese dort aushalten bleibt abzuwarten .
    Was hatte die jetzige Ratsmehrheit in der Vergangenheit der damaligen Mehrheit oft vorgeworfen , dad diese nichts unternimmt mit den leerständen in der Stadt , nur die Frage ist und bleibt , bei diesen geht es absolut nicht besser .

    • Als Ausländer,der in St Vith ein Geschäft eröffnet, ist man soviel ich gehört habe, 5Jahre lang steuerfrei .Danach wird das Geschäft einfach wieder auf ein anderes Familienmitglied übertragen, und der ganze Zirkus beginnt wieder von vorne. Dieses Abkommen zählt aber leider nicht für Einheimische die sich gerne selbstständig machen möchten.

  7. Intipuca

    Merz kriegt das einfach nicht hin, so war es schon zu Beginn seiner Amtsübernahme.
    Es zeigt, wie er eben doch von weltfremder urkonservativer Gesinnung geprägt ist. Er scheint auch in seiner Familie alleine da zustehen. Daher passt er auch zu Donald Trump, die beide Unternehmertum propagieren. Dies ist in sich nicht schlecht, nur ist spürbar sie die Gemeinschaft nicht mögen.

  8. Die Wahrheit

    Es gibt eben viele dumme Menschen, die noch nicht verstanden haben, was abgeht!!
    Wir erleben das gleiche Schicksal, wie es den Indianer passiert ist!
    Anstatt die AfD mit ins Boot zu nehmen, damit sie zeigen können, wie gut sie regieren können, warten die Traditionsparteien so lange, bis sie überrollt werden. Vielleicht passiert das schon bei den nächsten Wahlen.

  9. Zuhörer

    Wenn wir als Kinder nach Aachen zum Einkaufen fuhren, dachte ich; ganz anders als in Belgien. Typisch deutsche Stadt. Heute sieht man kein Unterschied mehr, ob Lüttich, Aachen oder Verviers, alles gleich. Bartträger und Kopftücher, wo man nur hinschaut.
    Am schlimmsten ist Antwerpen geworden, denn da gibt’s keine Belgier/Flamen mehr.

  10. Erwin S. Kulmann

    Ich meide Aachen, seitdem dort Grün regiert. Von Freunden in der Stadt höre ich immer mal wieder „Neuigkeiten“, und dazu fällt mir immer nur ein: Ihr habt es so gewollt und gewählt. Die Freunde kontern dann gerne mit „Was ist mit Verviers? Was ist mit Brüssel? Was ist mit Lüttich?“ Sie haben im Grunde Recht (wobei ich sagen muss, dass ich mich zumindest in Lüttich nie unsicher fühle). Die belgischen Probleme haben aber historisch weiter zurück liegende Gründe und sind nicht mit denen in Deutschland gleich zu setzen. Von daher ist der Verweis auf Belgien kein plausibles Gegenargument.

    Vor kurzem musste ich nun doch einmal nach Aachen rüber machen. Ich habe die Stadt nicht wieder erkannt… Nein, stimmt nicht. In den 1970er Jahren war ich mal in Marokko. Unterschied: als ich aus Marokko zurück kam, war ich darüber sogar ein wenig traurig. Aus Aachen bin ich hingegen vorzeitig weg. Und werde es auch nicht mehr besuchen. Wobei ich annehme, dass Aachen im Vergleich zu anderen deutschen Orten noch harmlos ist.

    Was Fritznoccio Merz angeht – den nehme ich nicht ernst. Wahrscheinlich hat er seine Aussage längst wieder kassiert.

  11. Pensionierter Bauer

    Stellt sich nur die Frage, ob der Merz unter Druck einer lautschreienden Minderheit oder einer schweigenden Mehrheit steht. Es ist nämlich unbestreitbar, dass viele ihre Meinung lieber für sich behalten um sich nicht den Pöbeleien der Schreihälse auszuliefern zu müssen.

  12. Der Alte

    Es empören sich die üblichen Verdächtigen, von Zigaretten-Luisa, den Linken und den Grünen bis zu Ralle Stegner, den sympatischten Politiker der SPD. Dass der linke Flügel der CDU und Armin „Lass es“ Kritik üben verwundert auch nicht (insbesondere A. Laschet muss ja schauen, dass er in Aachen überlebt -politisch-).

  13. Ich bin zwar kein Merz- Fan, würde aber niemals an einer Gegendemo teilnehmen,. Unter dem Motto „Feministische Kundgebung: Wir sind die Töchter“ kann eine Dröge, die nur einen Sohn hat oder Luisa, die keine Kinder hat gerne mitlaufen. Hoffentlich werden sie nie eines besseren belehrt.

    • Hoffentlich doch, ich bin da weniger zurückhaltend, diese wohlstandsverwahrloste urbane Bohème interessiert sich auch nicht für das Leben des „Pöbels“. Warum ihnen nicht wünschen was sie anderen antun?

  14. Corolöres

    Ich wohne in der Unterstadt, habe keine Tochter, aber wenn ich eine hätte, würde ich ihr verbieten abends zu Fuß zum Kino zu gehen. Ich würde sie bis dort fahren und dann auch wieder vor der Türe stehen, wenn der Film aus ist.

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