Politik

Belgische Schokolade nicht mehr aus Belgien und Aachener Printen nicht mehr aus Aachen?

Belgische Schokolade ist in der ganzen Welt bekannt. Ihren Ruf verdankt sie einer Tradition, die einer strengen Gesetzgebung hinsichtlich der Herstellung entspringt. Foto: Shutterstock

Der ostbelgische Europaabgeordnete Pascal Arimont (CSP-EVP) hat die jüngsten Äußerungen des deutschen Landwirtschaftsministers Christian Schmidt (CSU) scharf kritisiert. Dieser hatte sich zumindest indirekt für eine Aufweichung der strengen europäischen Lebensmittelstandards ausgesprochen.

Schmidt hatte in Bezug auf die laufenden Verhandlungen zwischen der EU und den USA über ein transtlantisches Freihandelsabkommen (TTIP) u.a. gesagt, dass „nicht mehr jede Wurst und jeder Käse als Spezialität“ geschützt werden könne, wenn Europa die Chancen eines freien Handels mit dem riesigen amerikanischen Markt nutzen wolle. Damit habe der deutsche Landwirtschaftsminister die europäischen Herkunftsbezeichnungen in Frage gestellt, erklärte Arimont in einer Pressemitteilung.

Besteht also tatsächlich die Gefahr, dass der Ardenner Schinken nicht mehr in den Ardennen, die belgische Schokolade nicht mehr in Belgien und die Aachener Printen nicht mehr in Aachen, sondern in Zukunft genauso in den USA hergestellt werden können?

Strenge EU-Verbraucherschutznormen

Der ostbelgische Europaabgeordnete Pascal Arimont. Foto: OD

Der ostbelgische Europaabgeordnete Pascal Arimont. Foto: OD

„Die geschützten europäischen Herkunftsangaben sind verlässliche Qualitätsmerkale, die dem Verbraucher beim Lebensmittelkauf wichtige Orientierung bieten. Die EU hat im Lebensmittelbereich die strengsten Qualitätsstandards der Welt. Diese dürfen wir nicht für irgendein Freihandelsabkommen opfern“, erklärte Arimont.

„Die EU darf auf keinen Fall zulassen, dass bei den hart erkämpften Normen in Sachen Verbraucherschutz Zugeständnisse gemacht werden. Sollten die USA bei den Verhandlungen tatsächlich darauf bestehen, dass die strenge Lebensmittel-Gesetzgebung der EU aufgeweicht wird, ist das Abkommen nicht annehmbar. Diese Meinung wird von einer großen Mehrheit im EU-Parlament getragen“, so Arimont weiter.

TTIP nur für Großkonzerne von Nutzen?

Das Freihandelsabkommen muss letztlich von den 28 Mitgliedstaaten der EU und auch vom Europäischen Parlament angenommen werden, um in Kraft treten zu können. Der größte Kritikpunkt ist der, dass TTIP letztlich nur den großen Konzernen nutze und dem europäischen Verbraucher schade.

Inzwischen hat Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt übrigens versichert, dass er sich auch weiterhin für den Schutz regionaler Lebensmittel durch die EU einsetzen wolle.

14 Antworten auf “Belgische Schokolade nicht mehr aus Belgien und Aachener Printen nicht mehr aus Aachen?”

    • @gerhards: Mir scheint, Sie haben nicht verstanden, worum es hier wirklich geht. Die belgische Schokolade würde auch schmecken, wenn sie aus den USA käme, aber ums Schmecken geht es hier nicht.

    • @gerhards

      Belgische Schokolade made in USA ist Etikettenschwindel, da kann sie schmecken wie sie will. Dasselbe gillt für „Francforters“ aus Francfort.Illinois. Die werden demnächst als „Frankfurter Würstchen“ verkauft.

  1. schlechtmensch

    Wer von TTIP die Schnauze noch nicht voll hat, der google mal nach TISA, da wird euch richtig schlecht. Viele regierende europäische Politiker begehen Verrat an den Bevölkerungen und gehören eingesperrt.

  2. oepenerjong

    Die Sorgen vom Arimont möchte ich haben. Arbeitslosigkeit, neue Armut, oder die Menschen
    in Griechenland zb stehen vor einer neuen Katastrophe, da ist es normal sich als EU Abgeordneter um Schokolade zu kümmern, denn die heiklen Themen kann man nicht mit Schlagwörtern abfertigen, am liebsten vom Sessel aus,Da muss man sich schon ins Zeug legen.

    • @oepenerjong
      Die Sorgen, die Arimont hat, sind auch meine Sorgen!! Das Freihandelsabkommen (TTIP) ist eine riesige Unbekannte. Warum hat Karel de Gucht gar keine Transparenz beim Zustandekommen zugelassen? Weil etwas faul an der Sache ist?

      Es geht nicht um Schokolade oder um Schinken oder um Käse, es geht um unsere Ernährung, um unser Leben. Wie viel genmanipulierte, wissenschaftlich nicht erprobte Nahrungsmittel wollen Sie auf Ihrem Teller? Ich möchte schon wissen, woher das stammt, was ich verzehre.

      Natürlich sind die von Ihnen angesprochenen Themen für die Menschen vor Ort äußerst wichtig und müssen zu einer Lösung geführt werden. Aus meiner Sicht ist für Europa noch wichtiger, was in diesem Freihandelsabkommen stehen wird und welche konkreten Folgen für Sie und für mich daraus entstehen bezüglich unserer täglichen Ernährung.

    • @oepenerjong

      Scheissreflex. Erst mal meckern? Denk doch mal nach. Belgische Möbel werden seit Jahren in Polen gefertigt, demnächst auch belgische Schokolade? Natürlich sind das alles Petitessen, denkende Menschen nennen das auch Arbeitsplätze.

    • Alberto Malich

      Arimont sollte vielleicht mal innerhalb seiner Fraktion an diesem Punkt arbeiten. Keine Gruppierung setzt sich im Europäischen Parlament derart vehement für das TTIP ein wie die EVP. Sich dann im Nachhinein zu wundern, dass bei Verhandlungen unter Konzernvertretern die Konzerninteressen die Überhand gewinnen, ist allenfalls niedlich …

  3. Mal abgesehen von TTIP sind diese herkunfts-geschützten Lebensmittel doch sowieso mehr Schein als sein. Für gewöhnlich besagt das auch nur, dass das fertige Endprodukt in einer gewissen Region hergestellt wird. Die Zutaten können, selbst wenn regional erhältlich aus aller Herren Länder importiert werden – sprich in der heutigen Lebensmittelindustrie: Hauptsache billig! Da wird dat Schokolädchen dann auch gerne mal mit italienischer Milch gemacht und der Schinken war mal in Ungarn heimisch. Wobei „belgische Schokolade“ soweit ich weiß ja so oder so nicht geschützt ist und auch jetzt schon in den USA unter diesem Namen produziert werden könnte. Ein Qualitätsmerkmal ist das dann sowieso erst recht nicht…

  4. Marc Van Houtte

    Ich verstehe Herrn Arimont gut aber die EU sollte aufhören es zu zu lassen das in Pizzakäse kein käse vorhanden ist und im Schwarzwaldschinken kein Schinken aus dem Schwartzwald mehr drin ist.
    Ja ich mag was ich bisher gesehen haben so einiges an TTIP nicht aber Schokolade ohne das Kakao drin ist ist genau so ein Witz.
    Also sollten wir in Europa selber erst aufräumen vor wir den Amis sagen was geht und was nicht.

    • Altweltenaffe

      Da haben sie absolut Recht. ABER diese Abkommen machen die Situation noch viel schlimmer: Diese Abkommen ermöglichen es den amerikanischen Firmen ein Produkt in Europa zu verkaufen ohne dafür die Zustimmung der EU zu haben. Kann sein, dass am Anfang noch freundlich verhandelt wird (bei der Markteinführung), aber wenn das Produkt auf dem europäischen Markt zugelassen ist muss die EU beweisen können, dass es schädlich ist, bevor es aus dem Handel genommen wird. Wenn die EU es vorher schon aus dem Handel nimmt, dann muss die EU den Herstellern SCHADENERSATZ zahlen.
      Nehmen wir GMO’s (ich bin nicht strikt gegen GMO’s): Es gibt 40 Jahre nach der Schaffung des ersten GMO’s noch immer keine schlüssigen Beweise, ob diese Produkte eine Gefahr darstellen. Die EU hat bisher aber eine Vermarktung dieser Produkte „beschränkt“. In Zukunft können wir das also nur noch dann, wenn wir stichhaltige Beweise vorlegen können, ODER ABER wir zahlen Schadenersatz. Das gleiche gilt für andere Lebensmittel (Chlorhühnchen, Hormonfleisch), Medikamente, vielleicht sogar „kleine“ Waffen …
      Diese Studien kosten uns MILLIARDEN und es dauert Jahre eh man ein Produkt vom Markt nehmen kann. Verstehen Sie jetzt warum die Situation noch schlimmer wird? Wir sind dann noch weniger Herr im eigenen Land und ein einfacher Verdacht/Zweifel reicht als Grund nicht aus um eine Vermarktung zu verbieten.
      Die Frage muss gestellt werden: WER PROFITIERT VON DIESEN HANDELSABKOMMEN UND WARUM SITZEN NUR DIE NUTZNIESSER DIESER ABKOMMEN MIT AM VERHANDLUNGSTISCH?
      Was hindert Sie heute daran ein Produkt aus den USA zu kaufen? Abgesehen von einigen Einfuhrbeschränkungen hindert Sie nichts! Anders herum werden wir aber durch diese Verträge beim Hals gepackt und kommen da nicht wieder raus! Recht hat heutzutage nicht mehr mit Vernunft zu tun. Wenn Sie einen Vertrag unterschreiben, dann hat der andere das Recht die Einhaltung des Vertrags zu erzwingen! Sie werden vielleicht denken, ich kann im Geschäft ja immer noch was anderes kaufen. Kann schon sein, aber dann müssten Sie sich auch bewusst sein wo die Gefahren schlummern, sich also damit auseinander setzen. In gewissen Bereichen (zB Saatgut) haben die Amerikaner eine MONOPOLSTELLUNG. Die nehmen einfach alle alternativen Produkte vom Markt, dann haben Sie keine Wahl mehr.

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