Politik

Werbung für Glücksspiele soll eingeschränkt werden

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Justizminister Vincent Van Quickenborne (Open VLD) will die Spielsucht bekämpfen. Deshalb hat er einen Vorschlag ausgearbeitet, der die Werbung für Glücksspiele stark einschränkt, wie Sudinfo, Het Nieuwsblad, Gazet van Antwerpen und Het Belang van Limburg am Montag berichteten.

Ein diesbezüglicher Königliche Erlass soll Ende des Jahres in Kraft treten. „64 Prozent der Bevölkerung über 18 Jahre wagen sich mindestens einmal pro Jahr ins Glücksspiel“, so das Kabinett des Ministers. „Auch die Corona-Krise hatte ihren Einfluss. Untersuchungen während der Covid-Pandemie haben ergeben, dass das Glücksspiel unter Jugendlichen um 43 Prozent zugenommen hat. Dies geschah hauptsächlich online, da viele Glücksspieleinrichtungen aufgrund der Maßnahmen geschlossen wurden.“

Justizminister Vincent Van Quickenborne (Open VLD). Foto: Shutterstock

Aus neueren Studien geht außerdem hervor, dass Wettsüchtige durchschnittlich 42 Prozent ihres monatlichen Einkommens für das Glücksspiel ausgeben. Etwa 40 Prozent der Online-Spieler sind jünger als 26 Jahre und fast 70 Prozent jünger als 39 Jahre.

„Eine höhere soziale Akzeptanz des Online-Glücksspiels aufgrund der Vielzahl von Werbungen, welche die Bevölkerung über verschiedene Kanäle erreichen, ist eine der Hauptursachen für die wachsende Beliebtheit“, sagte Justizminister Van Quickenborne, der dem ein Ende setzen will.

Die meisten Formen von Werbung für Glücksspiele will Van Quickenborne verbieten. Betroffen sind u. a. Fernseh- und Radiospots, Anzeigen und Videowerbung auf Websites und Social-Media-Plattformen, Anzeigen in Zeitschriften und Zeitungen, Plakate an öffentlichen Orten oder personalisierte Werbung, die per E-Mail, Post oder SMS versendet oder in sozialen Medien gepostet wird.

„Das Grundprinzip ist, dass nur Personen, die spielen wollen und aktiv nach Informationen über Glücksspiele suchen, in Zukunft mit Werbung für Glücksspiele konfrontiert werden“, erläuterte der Minister.

10.01.2022, Belgien, Namur: MR-Präsident Georges-Louis Bouchez bei einer Pressekonferenz. Foto: Belga

Die Pläne Van Quickenbornes stoßen ausgerechnet beim Präsidenten der frankophonen Liberalen (MR), Georges-Louis Bouchez, auf Kritik. „Diese Maßnahme ist übertrieben und wird unter anderem für den Sportsektor große finanzielle Schwierigkeiten mit sich bringen. Wollen wir wirklich den Tod des Fußballs in diesem Land?“, schrieb Bouchez auf Twitter.

Bouchez zufolge ist der Vorschlag des Justizministers „eine sehr schlechte Antwort auf eine echte Herausforderung, für die es bereits Bestimmungen gibt, die verbessert werden können“. Die MR wolle „mehr Nuancen“, fügte er hinzu und sprach sich dafür aus, sich auf die Begleitung von Menschen zu konzentrieren, die an einer Sucht leiden und die eine extreme Minderheit darstellen.

„Die Tötung eines legalen Sektors wird dazu führen, dass diese Menschen Plattformen im Dark Web ohne jegliche Regulierung aufsuchen. Diese puritanische Vision macht keinen Sinn“, sagte der Vorsitzende der frankophonen Liberalen weiter. (cre)

26 Antworten auf “Werbung für Glücksspiele soll eingeschränkt werden”

  1. Besorgte Mutter

    Diese anvisierte Werbeeinschränckung ist nur ein weiterer Schritt in eine von der Obrigkeit gegängeltes Gemeinwohl. Die Leute mit Suchtpotenzial werden dann eben weiterziehen und sich neue, vielleicht viel gefährlichere, Spielfelder suchen. Ich wünsche mir eine Gesellschaft in der die Eigenverantwortung ganz ganz oben steht und sich jeder der Gefahr des verlockenden Apfels rechtzeitig bewusst wird. Denn die Gefahren für Leib, Leben, psychische Gesundheit und vieles mehr, die sind immer und überall wo wir auch sind.

        • Robin Wood

          @Logisch
          Genau so wie wir alle im Solidarstaat für die Therapien der Trinker zahlen, die Therapien bei Drogensüchtigen, die Therapien bei Krebs, der durch Rauchen ausgelöst wurde, Therapien von Extremsportlern, die sich verletzt haben. Diese Leute haben auch in der Regel immer Krankenkassenbeiträge gezahlt.
          Unser Solidarstaat bezahlt auch Therapien für Arbeitslose und vom ÖSHZ Abhängige, für Flüchtlinge u.a. aus der Ukraine und und und…
          So ist das eben in einem Solidarstaat und das ist auch gut so.
          Es gab vor Kurzem noch einige hier im Forum, die verlangten, jemand der nicht geimpft sei, solle im Falle einer Infektion/Krankheit nicht behandelt werden oder die Therapie selbst zahlen. Was für krude Ansichten.

          • Wieso sind Sie gegen Maßnahmen vom Staat, die die Gefahr für Süchte vorbeugen? Jeder Süchtige weniger, egal ob Trinker, Raucher, Drogenabhängiger oder eben Spieler, entlastet das Gesundheitssystem. Davon profitieren wir doch alle, oder?

            • Robin Wood

              Wer rauchen will, raucht.
              Wer spielen will, spielt,
              Wer trinken will, trinkt.
              Da helfen keine Massnahmen. Sonst gäbe es keine Abhängigen mehr.
              Ich kenne z.B. keinen Raucher, der nicht mehr raucht, obschon ziemlich unsschöne Bilder der Lunge auf dem Zigaretten-Päckchen sind.

        • Besorgte Mutter

          @Logisch, die Leute die ein Suchtpotenzial haben, die ziehen dann, wenn man ihnen das eine wegnimmt zu einem anderen Ding und leben dort ihre Sucht aus.
          Das ist leider so!
          Lange nicht jeder, lebt so ausgeglichen wie ich es tue.

          • Sie sprechen von Leuten die ein Suchtpotenzial haben. Aber Suchtvorbeugung ist gerade das einzige Mittel, damit Menschen erst gar nicht in Verführung kommen mit eben diesen Süchten. Ein wirksames Mittel dagegen ist eben ein Werbeverbot für Angebote mit Suchtpotenzial. Das Gegenteil tritt ein, wenn man die Menschen den ganzen Tag mit diesen Verlockungen zurieselt. Dann muss man sich nicht wundern, wenn die Zahl der Abhängigen immer größer wird. Prävention ist alles, laufen lassen ist der falsche Weg.

          • Robin Wood

            @Besorgte Mutter
            Ich glaube, das Problem ist, dass man alles dem Staat „übergibt“. Die Menschen (zumindest ein Grossteil) will die Verantwortung für gewisse Dinge einfach jemand anderem zuschieben.
            In unserer Familie war es so, dass wir Kinder frühzeitig auf gewisse Probleme aufmerksam gemacht wurden. Und wurde beigebracht, dass von allem zuviel nicht gut ist. Es gab eine gewisse Menge Süssigkeiten, wurde mal älter durfte man auch an Feiertagen ein paar Schlucke Wein trinken. Auch über die Nebenwirkungen des Rauchens wurden wir zeitig aufmerksam gemacht. Es liegt halt in der Familie, den Kindern gewisse Dinge mitzugeben fürs Leben. Meine Eltern haben auch Lotto gespielt, aber mässig, keine grossen Summen und von uns wurde niemand spielsüchtig.
            Ich denke, ein intaktes Familienleben und eine gute Erziehung sind sehr wichtig für Heranwachsende.
            Es ist ja oft so, dass Kinder von Trinkern auch Trinker werden. Es gibt aber auch Fälle, wo die Kinder so angewidert vom Trinken der Eltern sind, dass sie kaum Alkohol anfassen. Der Staat kann nicht alles regeln.
            Wir haben es ja bei Corona gesehen. Es gab Leute, die für ein intaktes Immunsytem gesorgt haben, während andere nur auf die Impfung gewartet haben. Der Staat versprach Hilfe, also wartete so mancher brav ab, handelte aber selbst nicht. Auch die Impfung wurde nicht hinterfragt, es war einfacher – sollte es nicht klappen – dem Staat die Schuld zuzuschieben. Das ist für mich auch ok, jeder wie er mag.
            Freiheit ist, für sich selbst Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen.

  2. Wer spielt macht es so oder so
    es ist ihm egal mit oder ohne Werbung, wer sein Hirn einschaltet und etwas denkt
    weiß in jedem Fall wer der gewinner ist, wer noch mehr Hirn hat kauft sich so einen Spielautomat

  3. Walter Keutgen

    Das 1. Foto oben zeigt, wer schuld ist. Durch die Durchinformatisierung der Gesellschaft ist auch das Glücksspiel immer zugänglicher geworden. Oft sind es auch keine Glückspiele im eigentlichen Sinn, sondern Sportwetten. Und die sind bis kurz vor Ende des Spiels zugänglich. An sich sind solche Wetten nicht besonders schlimm. Es ist aber die Online-Verfügbarkeit, die mehr Zeitgenossen ins Abseits führt. Als man noch zur Lotto- oder Totoannahmestelle gehen musste und um 18 Uhr Schluss war, konnte man nicht ein Vermögen verwetten. Da freute man sich beim Raten beim Ausfüllen des Zettels und nachher dem Vergleich der Resultate. Ich war mal zu einem Pferderennen eingeladen und habe die Langeweile nur ausgehalten, indem ich bei einigen Pferden auf Sieg oder Platz gewettet habe. Dadurch habe ich 50% des Einsatzes verloren, aber das war nicht viel. Mit einem Smartfone kann man heutzutage von zuhause auf allen Rennen wetten.

    Eine Siebenparteienregierung hat natürlich keine politische Richtung. Da fühlen sich die einzelnen Politiker berufen, sich zu profilieren. Deshalb schlägt Van Quikenborne Entscheidungen vor , die nicht typisch für seine Partei sind. Ein kleiner Wink mit dem Zaunpfahl, für die die gegen Parteilinie und -disziplin sind und lieber Persönlichkeiten sehen.

    Welche Werbeeinnahmen bleiben dann den Medien?. Die Online-Wettbüros schalten viel Fernsehwerbung. Die Einnahmen würden für die Fernsehanstalten, auch die öffentlichen in Belgien, wegfallen und wir müssten wohl am Ende wieder die Fernsehgebühr bezahlen. Soll auch die Trikotwerbung verboten werden? Die belgische Lottogesellschaft unterstützt eine ganze Radrennergesellschaft. Soll das wegfallen?

  4. Walter Keutgen
    Durch Trikotwerbung werden Spielervereine subvensioniert das hat nichts mit Spielsucht zu tun genauso Formel 1 Werbung auf dem Auto, wer es auf das Siegertreppchen schaft muß 1 Flasche Sekt aufmachen kann 1 schluck trinken den Rest versprühen, das ist auch Werbung denn so eine fl. Sekt ist nicht billig und besaufen mit teurem Sekt kann nicht jeder
    Die Fernsehwerbung bezahlen die Werbetreibende und das Geld stecken die Sender ein, Problem die Gebühren werden nicht weniger warum der Geiz entwickelt sich weiter zur Gier, manche bekommen nie genug

    • Walter Keutgen

      Filou, welche Absicht hat denn Van Qickenborne in Sachen Trikotwerbung? Zigarettenwerbung hat Onkelinkckx vor dem EU-Fälligkeitsdatum verboten und so das F1-Rennen in Francorchamps verboten. In Belgien gibt es anders als in Deutschland keine Fernsehgebühr mehr, dafür aber noch Werbung nach 20 Uhr in den öffentlichen Programmen.

      • Walter keutgen
        Bei uns gibt es Fernsehgebüren selbst wenn sie keinen haben müssen sie bezahlen
        und Werbung gibt es auch rund um die uhr die ist Gratis dabei, selbst wenn sie nur eine Gartenhütte haben zahlen sie,Der Vorstand von der GEZ, und sein Bruder sind beim Gericht, sagt ja alles

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