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Was wäre, wenn Beckenbauer heute spielen würde und Hazard bei der AS Eupen wäre?

Die Experten und Referenten Willy Schmid, Christoph Henkel, Kristiaan Van Der Haegen und Herman Vermeulen (v.l.n.r.). Foto: OD

Kürzlich fand in Eupen eine internationale Konferenz für Fußballtrainer statt, die viel Anklang fand. Experten aus Belgien, Deutschland und der Schweiz diskutierten über neue Trends und Lernmethoden im Fußball. Über die Entwicklung des Fußballs sprach „Ostbelgien Direkt“ mit zwei der Referenten.

Nach einer Reihe von Vorträgen und einer Podiumsdiskussion zum Thema „Fußballjugendausbildung in Europa“, die vom früheren BRF-Redakteur Michael Reul geleitet wurde, sprach „Ostbelgien Direkt“ erst mit Hermann Vermeulen und anschließend mit Kristiaan Van Der Haegen.

Vermeulen war Chef- und Co-Trainer in verschiedenen Proficlubs im In- und Ausland. Van Der Haegen ist Direktor der Fußballtrainerschule in Belgien.

OD: Herr Vermeulen, Ihr Vortrag lautete „Angriff oder Verteidigung?“. Welches ist Ihre Kernaussage?

Vermeulen: Das Wichtigste ist, dass der Trainer von vornherein wissen sollte, was er will. Will er das Spiel unbedingt gewinnen, dann setzt er auf Angriff. Will er es auf keinen Fall verlieren, dann legt er den Schwerpunkt auf die Verteidigung.

OD: Sie sind der Überzeugung, dass man im modernen Fußball mit 11 Spielern verteidigen und mit 11 angreifen muss, inklusive Torhüter. Richtig?

Podiumsdiskussion im Europasaal des Ministeriums in Eupen anlässlich der internationalen Konferenz für Fußballtrainer. Foto: OD

Podiumsdiskussion im Europasaal des Ministeriums in Eupen anlässlich der internationalen Konferenz für Fußballtrainer. Foto: OD

Vermeulen: Richtig. Im Hallenfußball wird dies ja schon praktiziert. Alle verteidigen und alle stürmen zusammen. Im modernen Fußball muss dies auch möglich sein.

OD: Möglich ja, aber mit Sicherheit nicht über 90 Minuten, oder?

Vermeulen: Wieso nicht? Die deutsche Nationalmannschaft hat es bei der WM in Brasilien allen vorgemacht und ist Weltmeister geworden.

OD: Gibt es sonst neue Erkenntnisse im modernen Fußball?

Vermeulen: Neue Tendenzen gibt es schon, aber der Fußball wird nicht neu erfunden. Im Fußball wird alles schneller. Frank Schäfer vom 1. FC Köln, der bei dieser Konferenz ebenfalls anwesend war, hat gesagt, früher sei ein Fußballer im Alter von 28 oder 29 Jahren auf seinem Leistungshöhepunkt gewesen. Heute ist ein Fußballspieler schon mit 23-24 Jahren top. Mit 28 oder 29 hat er seinen Leistungshöhepunkt bereits hinter sich. Dies ist in erster Linie der Intensität des Fußballs von heute im Training und im Spiel geschuldet. Es geht rasend schnell. Dafür gebraucht man auch Videoanalysen, weil man gewisse Abläufe nicht mehr mit bloßem Auge erkennen kann.

Van Der Haegen: Heute wird Tempofußball gespielt

Anschließend unterhielt sich „Ostbelgien Direkt“ mit Kristiaan Van Der Haegen, dem Direktor der föderalen Fußballtrainerschule in Belgien.

OD: Herr Van Der Haegen, welche Erkenntnisse hat Ihnen die Fußball-WM 2014 in Brasilien gebracht?

Kristiaan Van Der Haegen, Direktor der föderalen Fußballtrainerschule in Belgien. Foto: OD

Kristiaan Van Der Haegen, Direktor der föderalen Fußballtrainerschule in Belgien. Foto: OD

Van der Haegen: Heute wird in erster Linie Tempofußball gespielt. Schnelligkeit und Laufbereitschaft sind entscheidend. Angriff und Gegenangriff wechseln sich im höchsten Tempo ab.

OD: Und was kennzeichnet den modernen Fußball sonst noch?

Van Der Haegen: Der Ballbesitz. Wenn du den Ball hast, kann der Gegner ihn schon mal nicht haben. Worauf es aber vor allem ankommt, ist das schnelle Umschalten von Verteidigung auf Gegenangriff. Mehr als 5 Sekunden darf es nicht dauern.

OD: Wenn man sich selbst das „Jahrhundertspiel“ von 1970 bei der WM in Mexiko zwischen Deutschland und Italien (3:4 nach Verlängerung) noch einmal anschaut, ist man erschrocken, wie langsam damals gespielt wurde. Das war ja Standfußball mit haarsträubenden Fehlern, die heute selbst im Amateurfußball nur noch selten auftreten.

Van Der Haegen: So ist es. Heute könnte man so wie damals nicht mehr spielen, jedenfalls nicht erfolgreich.

OD: Heißt das im Umkehrschluss, dass zum Beispiel ein Franz Beckenbauer im heutigen Fußball überfordert wäre?

Van Der Haegen: Nein, der Fußball hat sich zwar seitdem sehr stark verändert, aber Beckenbauer würde auch heute zu den ganz Großen im internationalen Fußball gehören. Beckenbauer war ein Hochbegabter. Würde er heute spielen, wäre er mit den modernen Ausbildungsmethoden Fußballer geworden, und seine Begabung gäbe auch jetzt den Ausschlag. Wenn Van Himst, Van Moer und Ceulemans die gleiche Ausbildung genossen hätten wie die belgischen Nationalspieler von heute, hätten sie ganz anders auftrumpfen können. Die Leistungszentren der Fußballclubs waren längst nicht so hoch entwickelt wie die von heute, wenn es sie damals überhaupt gab.

OD: War Paul Van Himst für Sie ein Weltklassespieler?

Blick auf die Zuhörer bei der Podiumsdiskussion zum Thema "Fußballjugendausbildung in Europa". Foto: OD

Blick auf die Zuhörer bei der Podiumsdiskussion zum Thema „Fußballjugendausbildung in Europa“. Foto: OD

Van Der Haegen: Nein, das wiederum nicht. Aber Jan Ceulemans war nah dran.

OD: Was wäre, wenn Eden Hazard heute bei der AS Eupen wäre? Würde er alle Gegner schwindelig spielen, oder hätte er vielleicht die größten Probleme, weil er den Fußball der 2. Division nicht gewohnt ist?

Van Der Haegen: Er hätte überhaupt kein Problem. Hazard ist ein Ausnahmespieler. Mit ihm würde Eupen mit Sicherheit in der 1. Division spielen. Selbst wenn der Gegner Hazard mit vier Leuten bewachen ließe, würden sich für die anderen Eupener Spieler viele Möglichkeiten ergeben, weil die gegnerische Mannschaft permanent auf Hazard fokussiert wäre. Oder die halbe gegnerische Mannschaft sähe die Rote Karte, weil die Spieler nichts anderes tun könnten, als Hazard unfair vom Ball zu trennen.

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Soweit die Interviews mit Herman Vermeulen und Kristiaan Van Der Haegen. Weitere Experten auf der Fußballtrainerkonferenz in Eupen waren Frank Schäfer, Leiter des Nachwuchs-Leistungszentrums des 1. FC Köln, Willy Schmid, Instruktor beim FC Basel und beim Schweizerischen Fußballverband, die Sportpsychologin Emilie Schollaert und Christoph Henkel, Generaldirektor der AS Eupen. (cre)

 

4 Antworten auf “Was wäre, wenn Beckenbauer heute spielen würde und Hazard bei der AS Eupen wäre?”

  1. Ich glaube sehr wohl, dass Eden Hazard, wenn er in Eupen spielen würde, viele Probleme bekäme, weil er längst nicht so viele Freiheiten wie bei Chelsea oder den Roten Teufeln hätte. Ich glaube hingegen ebenfalls, dass Beckenbauer heute auch ein Superstar wäre. Bei Uwe Seeler und Gerd Müller hätte ich hingegen Zweifel.

  2. Beckenbauer wäre, wenn er heute spielen würde, längst in Katar. Dort gefällt es dem Kaiser ja bestens. Hat Beckenbauer nicht kürzlich erklärt, er habe in Katar noch nie einen Sklaven gesehen?

  3. ist doch so!

    übertreiben sie nicht allemal ein bisschen viel?. beckenbauer ist ein alter, abgewrackter mann mit viel frauenverschleiss. sein Urologe würde das mit Sicherheit bestätigen…..in dem alter…..

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