Politik

Donald Trumps Rückkehr auf größte diplomatische Bühne der Welt: Viel Eigenlob und jede Menge Tadel

23.09.2025, USA, New York: US-Präsident Donald Trump spricht bei der Generaldebatte der UN-Vollversammlung. Foto: Richard Drew/AP/dpa

US-Präsident Donald Trump hat sich vor der UN-Vollversammlung als künftiger Friedensnobelpreisträger empfohlen und gegen die Vereinten Nationen sowie eine Politik der offenen Grenzen ausgeteilt.

Innerhalb „von nur sieben Monaten habe ich sieben unendbare Kriege beendet“, sagte Trump in der Generaldebatte der UN-Vollversammlung in New York in einer in weiten Teilen von Selbstlob und scharfer Kritik an den UN geprägten Rede.

Dazu zählten Kriege zwischen Kambodscha und Thailand, Pakistan und Indien und anderen Ländern, so der Präsident weiter – diese Darstellung Trumps ist dabei umstritten und wird von beteiligten Staaten teilweise zurückgewiesen. Tatsächlich sind Trumps diplomatische Erfolge aber überschaubar. Eine Deeskalation im Nahost-Konflikt ist dem Republikaner ebenso wenig gelungen wie die Beendigung des Ukraine-Kriegs.

23.09.2025, USA, New York: Präsident Donald Trump und First Lady Melania Trump treffen zur Generaldebatte der UN-Vollversammlung im UN-Hauptquartier ein. Foto: Stefan Jeremiah/AP/dpa

Die fast einstündige Rede am ersten Tag der UN-Generaldebatte vor den mehr als 140 Staats- und Regierungschefs in New York markiert Trumps Rückkehr auf die größte diplomatische Bühne der Welt. Zuletzt sprach er vor der Vollversammlung 2019 in seiner ersten Amtszeit.

– Scharfe Kritik an den Vereinten Nationen: „Jeder sagt, dass ich den Friedensnobelpreis für jede einzelne dieser Errungenschaften bekommen sollte“, sagte Trump, und fügte hinzu: „Mir geht es nicht darum, Preise zu gewinnen, sondern Leben zu retten.“ Es sei ihm „eine große Ehre“ gewesen, die Kriege zu beenden. „Schade, dass ich diese Dinge tun musste, anstelle der Vereinten Nationen. Und traurig, dass in all diesen Fällen die Vereinten Nationen noch nicht einmal versucht haben zu helfen.“ Die UN hätten ihn noch nicht einmal angerufen, um Hilfe anzubieten. „Die Vereinten Nationen waren nicht für uns da. Sie waren nicht da.“ Die Organisation hätte „so ein großes Potenzial“, aber sie erfülle dies nicht.

– Defekte Rolltreppe und kaputter Teleprompter: Trump beschwerte sich über eine defekte Rolltreppe im UN-Hauptquartier. Diese habe plötzlich angehalten, als er und seine Ehefrau Melania sie benutzt hätten. „Wenn die First Lady nicht so gut in Form wäre, wäre sie gefallen, aber sie ist gut in Form. Wir sind beide gut in Form.“

23.09.2025, USA, New York: Präsident Donald Trump trifft sich mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, am Rande der Generaldebatte der UN-Vollversammlung. Foto: Evan Vucci/AP/dpa

Zuvor hatte sich Trump bereits darüber beschwert, dass sein Teleprompter zunächst nicht funktionierte. „Ich kann nur sagen, wer auch immer diesen Teleprompter bedient, steckt in großen Schwierigkeiten.“ Das Publikum in der großen Halle der UN lachte daraufhin. „Das sind die zwei Sachen, die ich von den Vereinten Nationen bekommen habe“, sagte er: „Eine schlechte Rolltreppe und einen schlechten Teleprompter. Vielen Dank.“

– Trump wollte für halbe Milliarde UN-Hauptquartier renovieren: Trump wollte als damaliger Immobilienmogul nach eigenen Angaben früher das UN-Hauptquartier renovieren. Er habe ein Gebot für „die Renovierung und den Wiederaufbau“ abgegeben, sagte er. „Ich sagte damals, ich würde es für 500 Millionen Dollar machen, und alles würde wunderschön wiederaufgebaut werden.“ Ihm hätten damals Terrazzomaterial und Mahagoniwände vorgeschwebt. Die Verantwortlichen hätten sich aus Kostengründen dagegen entschieden – der Republikaner behauptete, dass die Vereinten Nationen daraufhin mit deutlich höheren Kosten zu kämpfen gehabt hätten.

– Trump zollt Merz-Regierung „großen Respekt“: Der US-Präsident fand lobende Worte für die deutsche Bundesregierung von Kanzler Friedrich Merz. „Ich zolle Deutschland großen Respekt. Deutschland wurde auf einen sehr kranken Weg geführt, sowohl in der Einwanderungspolitik als auch in der Energiepolitik“, sagte er und spielte auf die Förderung von erneuerbaren Energien durch die Ampel-Regierung des damaligen Kanzlers Olaf Scholz an. „Sie wurden grün und gingen bankrott.“

23.09.2025, USA, New York: US-Präsident Donald Trump spricht bei der Generaldebatte der UN-Vollversammlung. Foto: Yuki Iwamura/AP/dpa

Trump behauptete fälschlicherweise, die neue Bundesregierung sei deshalb wieder auf fossile Brennstoffe und Atomkraft umgeschwenkt. „Ich spreche Deutschland dafür großes Lob aus“, sagte er. Tatsächlich ist Deutschland aus der Atomkraft ausgestiegen. In der schwarz-roten Bundesregierung gibt es aber Stimmen, die das Aus für die Atomkraft falsch finden und auch einen wieder stärkeren Einsatz von Gas als Übergangsenergie in Erwägung ziehen.

– „Experiment offener Grenzen gescheitert“: Trump warb für eine harte Migrationspolitik. „Es ist Zeit, das gescheiterte Experiment der offenen Grenzen zu beenden“, sagte er und fügte hinzu: „Stolze Nationen müssen ihre Gemeinschaften schützen und verhindern können, dass ihre Gesellschaften von Menschen überwältigt werden, die sie noch nie zuvor gesehen haben, mit anderen Bräuchen, Religionen und einfach allem.“ An die Zuhörer gewandt sagte er: „Ihre Länder fahren vor die Hunde.“

Wegen des seit mehr als dreieinhalb Jahren andauernden Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine drohte Trump Moskau mit Zöllen – und erhöhte erneut den Druck auf europäische Partner. Falls Russland nicht bereit sei, ein Abkommen zur Beendigung des Ukraine-Krieges zu schließen, seien die USA bereit, eine Reihe „sehr gewaltiger Zölle“ zu verhängen. Er ergänzte: „Europa muss einen Gang zulegen“, es könne nicht so weitermachen wie bisher und Öl und Gas von Russland kaufen.

– Alle Geiseln im Gazastreifen freilassen: Trump forderte von der islamistischen Palästinenser-Organisation Hamas erneut die sofortige Freilassung aller Geiseln im Gazastreifen und sprach sich für weitere Friedensverhandlungen aus. Eine Waffenruhe ist allerdings derzeit nicht in Sicht: Die jüngste Bodenoffensive Israels in der Stadt Gaza hat Hunderttausende Menschen zur Flucht gezwungen. (dpa)

52 Antworten auf “Donald Trumps Rückkehr auf größte diplomatische Bühne der Welt: Viel Eigenlob und jede Menge Tadel”

  1. Mit Trump ist zum ersten Mal ein Büttenredner bei der UN-Vollversammlung aufgetreten. Es ist aber nicht zum Lachen, sondern zum Heulen. Ich hätte nie gedacht, dass ein Land wie die USA so tief sinken könnte.

    • @Blob: Wie tief beabsichtigen Sie hier zu sinken?
      Merken Sie nicht, dass alles nur Schauspieler sind? Wohl nicht, sie glauben den Nach_richten! Das sagt alles über sie aus!
      Und ich habe jetzt auch kein Mit_leid mehr über, sonst würde ich in der gleichen Scheiße hängen wie sie! Und ich bin nicht im Leid, mich muss auch niemand nachrichten!

    • Sehr wahr, Blob.
      Die USA wird noch viel weitersinken. So weit bis „from land of the free“ nichts mehr an free übrig ist.

      Wie Trump bereits vor der Wahl sagte und das war ausnahmsweise keine Lüge :“Ihr braucht mich nur noch einmal zu wählen“
      Vor der nächsten Wahl sind die USA eine Diktatur, ohne Opposition und ohne freie Wahlen.

      Der Versuch der USA ,Europa in das gleiche Chaos zu stürzen ist schon im vollem.Gange.
      Die Schwachköpfe freuen sich schon drauf ihre Freiheit wegzuwerfen

      • Kasperle

        @Blib.
        Welche Freiheit? Klären Sie mich doch mal über unsere Freiheit auf?
        Ich halte nichts von Trump, aber ich glaube nicht das irgendein politisches System, außer seine Macht zu festigen, daran interessiert ist das seine Bürger ( Insassen ) in Freiheit leben.
        Wenn Sie genug geistige Reife erlangt haben, werden Sie merken, das immer nur die Akteure ausgetauscht werden und Sie in dem bestehendem System zu funktionieren haben und die Fresse halten müssen.
        Dann haben Sie es verstanden.

      • Blib

        😂 gegen die USA hetzen während der Staat wo @Blib lebt schon längst am Boden liegt…Schon witzig…das ist Satire vom Feinsten.
        Eines hat Trump richtig gemacht…die Antifa als terroristische Organisation eingestuft. Somit gelten die Akteure der Bundesregierung in den Staaten nun als das was sie sind. Mitglieder einer terroristischen Organisation. Die DDR wird von Terroristen regiert….👍

  2. Hugo Egon Bernhard von Sinnen

    … alles würde wunderschön werden.
    Terrazzo Material, Mahagoni Wände…
    Am Arbeitsplatz ? für lächerliche 500 Millionen Dollar? Hätte er mal die Kumpels unter Tage gefragt, die wären bestimmt einverstanden gewesen.

    • Hugo Egon Bernhard von Sinnen

      Habe eben gelesen, dass es noch kranker geht:
      Das UN Hauptquartier am East River in Manhattan besteht aus mehreren vor rund 75 Jahren erbauten Gebäuden. Die letzte umfangreiche Renovierung war vor etwa 10 Jahren abgeschlossen worden und kostet insgesamt 2 Milliarden!!! Dollar!!! Diese seit den 1999er Jahren geplante Sanierung, war die größte der Geschichte des Gebäudes.
      Ohne die Bevölkerung bis jetzt zu informieren? Oder nimmt man es einfach hin, von Geisteskranken Dieben regiert zu werden?
      Wie soll man solche Leute noch ernst nehmen, ???

      • @ Hugo Egon…
        sorry,aber in der EU geht es noch sinnloser….( könnte Ihnen jetzt duzende Bsp aufzählen,aber dafür reichen hier die Zeilen nicht U es ist auch sehr frustrierend)
        Also Beispiel Eu,denn da leben wir ja schließlich!
        Bsp Frankreich, Frankreich bezieht aktuell Unmengen an Russischem Flüssigerdgas ( können sie googeln, finden sie sofort), und finanziert gleichzeitig die Ukraine mit unzähligen Milliarden im Krieg gegen Russland!
        die führen quasi Krieg gegen sich selbst ,ruinieren sich dabei,U wundern sich jetzt,das sie im Ar…. sind!
        geht’s noch sinnloser Frage ich sie?
        Wir haben also hier ganz andere Sorgen ,als die Menschen jenseits des großen Teichs!!
        Wir gehen Tag für Tag,Regierung für Regierung ein bisschen mehr den Bach runter,aber durch die Medien ( in BRD die üblichen Verdächtigen N-tv,ARD,Bild,usw ) wird der Eindruck erweckt “ das Böse“ ,ist Trump,und nicht unsere Regierung,Merz,Macron U Flintenuschi!
        Mit tut es schon seit längerem um unsere Kinder leid ,sieht für sie sehr schlecht aus ,wenn sie in der EU gut und sicher durchs Leben kommen sollen.

        • Hugo Egon Bernhard von Sinnen

          #Maurice/ …..Die führen quasi Krieg gegen sich selbst…… ,finde ich eine bemerkenswert gute Schilderung der Situation,
          weil das doch zu allen kriegsführenden Ländern passt und zu denen, die die Welt mit Rüstungsgüter versorgen.
          Und dazu zählen wir natürlich auch.
          Gefragt werden wir nicht, ob wir das mit unserem Gewissen vereinbaren können, oder ob wir uns das leisten können.
          Wir haben natürlich unseren Dirigenten in ihrer Blase zu folgen und die USA haben den Dirigenten in deren Blase Lebenden zu folgen. Man kann auch vermuten, dass es die gleiche Blase ist.
          Es wird aber nicht immer so weitergehen. Wir stehen am Scheitelpunkt einer Veränderung und diese Veränderung können die in der Blase lebenden, nicht mehr lange vermitteln.
          Was dann geschieht ist klar.
          Die letzte Hoffnung ist, dass das Volk selbst in dieser Blase sticht und uns die darin lebenden, vor die Füße fallen.
          Man muss sich ja dann nicht unbedingt bücken, um sie aufzuheben.
          ich kann das sowieso nicht, ich hab Rücken ;-)

  3. Hans Eichelberg

    „Trump sieht Russland als Kriegsverlierer

    US-Präsident Donald Trump hat sich zuversichtlich gezeigt, dass die Ukraine ihr von Russland besetztes Gebiet vollständig zurückerobern kann. „Mit Zeit, Geduld und der finanziellen Unterstützung Europas und insbesondere der Nato sind die Grenzen von vor Kriegsbeginn durchaus eine Option“, schrieb Trump am Dienstag auf seiner Plattform Truth Social. Damit vollzieht er eine Kehrtwende. Bislang hatte er stets erklärt, dass sowohl Kiew als auch Moskau für ein Ende des Krieges Gebiete abtreten müssten.

    Trump kritisierte die russische Kriegsführung zudem als „ziellos“: Eine „echte Militärmacht“ hätte den Krieg in „weniger als einer Woche“ gewonnen. Dies lasse Russland wie einen „Papiertiger“ aussehen.“
    (Handelsblatt)

  4. is et nich schön!?!
    Frankreich ist komplett im Ar…..!
    Belgiens und Deutschlands Wirtschaften liegen seid den neuen Regierungen am Boden…nichts geht mehr!
    Flüchtlinge überschwemmen die EU ,die wir Bürger wiederum bezahlen
    ..
    Energiewenden scheitern bevor sie greifen….
    Staatsschulden explodieren….
    usw ..
    Die Rechten übernehmen in Kürze die Regierungen ( AFD stärkste Kraft seit gestern in Umfragen.26 zu 24,5 CDU /)….
    und wir haben nur eine Sorge ..Donald Trump..
    kann das wirklich sein?, das wir so realitätsfremd sind?

    Schauen wir Mal ,wer in 2 Jahren besser da steht !
    Trump mit den USA,oder wir ,mit unserer kaputten EU!
    ich habe da so eine Vermutung……

  5. Erwin Haep

    Beglückwünsche Blob zu der Beschreibung „Büttenrede“. Es passt genau, auch die Haltung, wo Trump sich gerne selbst reden hört. Es erinnert an einen Büttenredner im Kölner Karneval, der auch so am Podium -sehr schräg- hängt und nach je 5 Sätzen ein Kölsch trinkt. Man beobachtet eher wieviel Kölsch es wohl werden. Und jeder hört zu, weil jeder dran kommt und weil jeder sein Fett weg kriegt. Eine gelungene Büttenrede.

    • Kontrast

      „Es erinnert an einen Büttenredner im Kölner Karneval, der auch so am Podium -sehr schräg- hängt und nach je 5 Sätzen ein Kölsch trinkt“

      Nur dass ein Kölner Büttenredner niemals das Thema Migration in den Mund nimmt, wie übrigens auch fast alle sog. deutschen “ Comedians“, wie die sich ja heutzutage nennen, Die reden aus Angst auch nicht darüber; dafür verunglimpfen sie meinetmegen u.a. sämtliche Religionen, kirchliche Würdenträger usw. Von denen haben sie ja auch nichts zu befürchten, dann lässt es sich leicht lästern….

  6. Eastwind

    Wenn Trump mal wieder über Putin schimpft und dem Kremlchef droht, sind im Westen hochrangige Politiker und Journalisten überrascht und hocherfreut. Dabei müssten sie längst wissen, dass Trump schon morgen wieder ganz anderer Meinung sein kann. Der Mann ist unberechenbar. Und Trump wird sicher nicht einen Krieg mit Russland anzetteln, noch bevor der Name des diesjährigen Nobelpreisträgers bekanntgegeben worden ist.

    • Trump Versteher?

      Dieses einfältige Englisch können auch Primarschüler ohne Anstrengung verstehen. Dass es sie erfreut, dass Trump den Klimawandel als Lüge und Betrug darstellt, verwundert hingegen nicht.
      In ihrer politischen Gesinnung stehen sie ihm offensichtlich genau so nah. Peinlich!

      • Englisch

        „Dieses einfältige Englisch können auch Primarschüler ohne Anstrengung verstehen.“

        Da möchte ich aber heftigst widersprechen!
        Wenn man wie ich fast 10 Jahre in England lebt (bzw gelebt hat ) ist es durchaus schwierig, US-Amerikaner zu verstehen. Die sprechen kein Englisch wie auf der Insel, sondern irgendein „amerikanisches Englisch“. Selbst Engländer mit Muttersprache Englisch haben da ihre Probleme .
        Das ist nicht nur bei Trump so.

        • Englisch, mein US-amerikanischer Manager verstand Engländer nicht. Ich hatte es schwer mit Kaliforniern. Mein Manager klärte mich auf, dass die Aussprache-Grenze in den Staaten nicht Ost von West sondern Nord von Süd trennt. Wir lernten noch englisches Englisch in den Schulen. Wenn ich deutsche Schüler im deutschen Fernsehen höre, denke ich US-amerikanisches Englisch zu hören. Kann sein, dass die Schulen sich an die herrschende Hegemonielage angepasst haben.

    • Presseschau

      Offensichtlich hat auch die gesamte belgische Presse nicht verstanden, was Trump gesagt hat.
      Ein Blick in die gestrige Presseschau des BRF zeigt, dass es wohl Herr Wahl ist, der nichts verstanden hat:

      „Vor sieben Jahren hat Donald Trump seine erste Rede vor den Vereinten Nationen gehalten, erinnert L’Avenir in seinem Leitartikel. Damals brachen viele ausländische Delegationen in schallendes Gelächter aus über die Prahlerei des US-Präsidenten. Dieses Mal hat niemand mehr gelacht in New York, trotz allen Gefasels und der mentalen Entgleisungen, die wir von Trump mittlerweile ja gewohnt sind. Und das hat auch einen Grund: Trump hat einen hemmungslosen Angriff gegen die Vereinten Nationen gefahren, gegen Europa, gegen China und Indien. Aber all seine Selbstverherrlichung und die Aufzählung seiner angeblichen wirtschaftlichen und diplomatischen Erfolge täuschen niemanden mehr. Langfristig ist Trump eine echte Katastrophe für die Vereinigten Staaten. Sie haben ihre Glaubwürdigkeit verspielt, alles Vertrauen, das sie mal in der Welt genossen haben, sogar bei ihren Verbündeten. Und das spürt man auch immer stärker in allen möglichen Sektoren. Armes Amerika, meint L’Avenir.

      Die Scheidung scheint unvermeidbar

      Während die Welt in Flammen steht, machte der US-Präsident seine Rede vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen zu einem peinlichen Werbefeldzug für sich selbst, giftet De Morgen. Denn Trump will ja unbedingt den Friedensnobelpreis. Und auch ansonsten hatte seine uferlose Rede jeglichen Bezug zur Realität verloren. Eines ist jedenfalls sicher: Europa kann kein Verbündeter der Vereinigten Staaten bleiben. Zumindest nicht, wenn uns etwas an unseren Wohlfahrts- und Rechtsstaaten liegt. Wir können nicht mehr auf die USA zählen – nicht, was den Welthandel betrifft, nicht, was Schutz vor dem russischen Imperialismus betrifft, nicht, was die Bändigung von Israels genozidärer Eroberungslust betrifft. Neu ist diese Feststellung nicht. Aber das ändert nichts daran, dass die immer unvermeidbarere Scheidung von Europa und den USA gigantische Folgen haben wird. Denn auch unter Trump bleiben die Vereinigten Staaten eine Großmacht, deren Interessen eng mit denen Europas verquickt bleiben, warnt De Morgen.

      Trump ist offenbar nachtragend

      Selbst als Trump noch in Immobilien machte und sich von Politik fernhielt, hatte er schon Gründe, die Vereinten Nationen nicht zu mögen, schreibt Het Belang van Limburg. Trump wollte nämlich den Sitz der Vereinten Nationen in seiner Heimatstadt New York mit viel Marmor und Mahagoni renovieren – bekam den Auftrag aber nicht. Und auch wenn er mittlerweile der mächtigste Mann der Welt ist, hat er das ganz offensichtlich immer noch nicht verdaut. Sonst hätte er sich wohl nicht so über das Thema ereifert in seiner ersten UN-Rede seit seiner Wiederwahl. Darüber, dass das UN-Gebäude viel schicker aussehen könnte, so wie die UN selbst auch, die ja keinen Nutzen habe, darüber, dass weder der Teleprompter noch die Rolltreppe richtig funktionierten. All das klagte Trump vor der ganzen Welt an, zählt Het Belang van Limburg fassungslos auf.
      Einst bauten die Amerikaner die Vereinten Nationen mit auf, kommentiert Het Laatste Nieuws. Denn sie wollten sich selbst stärken auf der Grundlage der bestehenden internationalen Rechtsordnung. Und kleinere Länder flüchteten sich nur allzu gerne unter den warmen amerikanischen Schutzschirm. Denn die Amerikaner waren ja unsere Geistesgenossen, unsere Verbündeten. Heute greifen die Amerikaner unter ihrem Präsidenten Donald Trump die Vereinten Nationen frontal an, beklagt Het Laatste Nieuws.

      Europa muss seine Taktik ändern

      Und Donald Trump ist nicht allein, scheint Le Soir einzuhaken: Er wird von einer Legion treuer Anhänger getragen, inspiriert und manipuliert, die sogar noch radikaler und fanatischer sind als er. Er wird von Bürgern und Bürgerinnen angebetet, die blind jedes seiner Worte glauben. Und er kann auch auf eifrige Lehrlinge auf der ganzen Welt zählen, Lehrlinge, die immer häufiger auch in den Schaltzentralen der Macht sitzen. Um diese Bewegung aufzuhalten, wird es weit mehr brauchen als scharfe Leitartikel. Politiker, die noch an die Demokratie glauben, müssen den Blick endlich über den Tellerrand ihrer Wahlkreise richten, die großen Wirtschaftskapitäne dürfen nicht mehr alles ausblenden, was nicht direkt etwas mit ihren Bilanzen zu tun hat und die Bürger dürfen nicht mehr nur Augen für die kleinen Sorgen ihres Alltags haben. Nur so können wir dieser Gefahr für unsere Demokratien, unsere Freiheiten und unsere Zukunft entgegentreten, appelliert Le Soir.
      Diese nie dagewesene Tirade gegen unsere Werte und Politik zeigt, dass Europa seine Taktik Trump gegenüber ändern muss, unterstreicht Het Nieuwsblad. Das ständige Umgarnen hat nichts an Trumps Feindseligkeit Europa gegenüber verändert, die „Daddy“-Herangehensweise von Nato-Chef Mark Rutte auch nicht, genauso wenig wie das auf die Knie gehen von Ursula von der Leyen beim Handelsabkommen oder der wahrhaft royale Empfang in Großbritannien. Im Gegenteil: Es hat Trump ermutigt, noch dreister zu werden, offenbar hält er sich nicht mehr nur für den Präsidenten der USA, sondern auch Europas. Die Reaktion der Europäischen Union muss jetzt hart und deutlich sein: „Kümmer dich um deinen eigenen Kram!“, fordert Het Nieuwsblad.

  7. Herbert G.

    “ Vor der Generalversammlung erklärte der US-Präsident, Europa sei „auf dem Weg in die Hölle“ – wegen unkontrollierter Migration und einer aus seiner Sicht ruinösen Energiepolitik.“

    • Robin Wood

      @Herbert G.
      Da hat Trump Recht.
      Zur Energiepolitik habe ich einen interessanten Bericht gefunden.
      „Klimadaten manipuliert? PIK-Studie im Kreuzfeuer (Interview Fritz Vahrenholt)“
      Das ist die Studie, auf die sich „die Wissenschaft“ und die Politiker berufen sowie auch die EU, um u.a. den Green Deal möglich gemacht zu haben.
      https://www.youtube.com/watch?v=gE9hhxNhUs8
      Vahrenholt kennt sich schon in der Materie aus.

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