Politik

So lockern andere Länder in Europa die Corona-Regeln

Illustration: Shutterstock

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen geht in manchen Regionen Europas gerade wieder nach oben. Trotzdem bleiben viele Länder weiter auf Öffnungskurs.

BELGIEN: In unserem Land steigt die Zahl der Corona-Neuinfektionen in fast allen Bereichen. Lediglich auf den Intensivstationen bleibt die Lage entspannter. Zwischen dem 8. und dem 14. März wurden pro Tag im Durchschnitt rund 8.614 neue Ansteckungen mit dem Coronavirus Covid-19 registriert. Das entspricht einem Anstieg um 24 Prozent gegenüber der Vorwoche.

Ursprünglich sollte der Konzertierungs-Ausschuss am Freitag, dem 25. März, zusammentreten, um auch die letzten Beschränkungen aufzuheben. Jedoch dürfte die Sitzung angesichts der neuerdings wieder steigenden Infektionszahlen auf später verschoben werden.

DEUTSCHLAND: Die Zahl der binnen eines Tages übermittelten Corona-Neuinfektionen ist in Deutschland abermals auf einen Höchststand gestiegen.

Eine FFP2-Maske liegt iauf einer Straße. Foto: Sven Hoppe/dpa

Die Gesundheitsämter meldeten am Freitag 297.845 Neuinfektionen in 24 Stunden. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag bei 1706,3 an – das ist ebenfalls ein Höchststand. Trotz immer neuer Höchststände sollen nach dem Willen der Bundesregierung an diesem Samstag die meisten Corona-Regeln auslaufen.

Die neue Rechtsgrundlage soll von diesem Sonntag an gelten. Zur Pandemie-Kontrolle möglich sind den Ländern damit noch wenige allgemeine Vorgaben zu Masken und Tests in Einrichtungen für gefährdete Gruppen wie Kliniken und Pflegeheimen. In Bussen und Bahnen soll weiterhin Maskenpflicht gelten können. Für regionale „Hotspots“ sind aber weitergehende Beschränkungen möglich, wenn das Landesparlament eine besonders kritische Corona-Lage feststellt. Alle Länder wollen noch eine Übergangsfrist nutzen und geltende Schutzregeln bis zum 2. April aufrechterhalten.

NIEDERLANDE: Unsere nördlichen Nachbarn schaffen auch die letzten Schutzmaßnahmen gegen Corona ab. Vom 23. März an muss selbst in Bussen und Bahnen keine Maske mehr getragen werden. Die Testpflicht vor Großereignissen wird gestrichen. Es entfällt auch die Quarantänepflicht: Wer ein positives Testergebnis hat, soll zu Hause bleiben. Das ist dann aber nur noch eine Empfehlung.

ÖSTERREICH hat seine europaweit einzigartige Corona-Politik angesichts der Omikron-Welle völlig über den Haufen geworfen und plant trotz Rekord-Infektionszahlen weitere Lockerungen. Der Lockdown für Ungeimpfte ist Geschichte, die geplante allgemeine Impfpflicht wurde jüngst ausgesetzt.

28.11.2021, Schweiz, Bern: Menschen protestieren am Bundesplatz gegen die Coronamaßnahmen der Regierung. Foto: Anthony Anex/KEYSTONE/dpa

Bereits Anfang März wurden fast alle Beschränkungen aufgehoben. Seitdem darf wieder in Lokalen gefeiert werden. Doch Epidemiologen sind besorgt. Gesundheitsminister Johannes Rauch kündigte zuletzt dennoch an, dass schon bald Gratis-Massentests eingeschränkt und Quarantäneregeln gelockert werden.

SCHWEIZ: „Fast wie früher“ fühlt es sich für die Menschen in der Schweiz an, seit die meisten Corona-Maßnahmen Mitte Februar gefallen sind. Die Mund-Nasen-Bedeckung muss nur noch im öffentlichen Verkehr getragen werden. Auch das Gebot soll Ende März fallen. Wegen steigender Fallzahlen könnte die Regierung das noch hinauszögern.

Öffentliches Leben und persönliche Freiheiten waren bei den Eidgenossen durch die ganze Pandemie deutlich weniger eingeschränkt als anderswo. Mit Erfolg, findet die Universität St. Gallen. Außer Norwegen sei kein anderes Land so gut durch die Pandemie gekommen.

SKANDINAVIEN: Erst Dänemark, danach auch Schweden, Norwegen, Island und Finnland – ganz Skandinavien hat nach und nach seine jeweiligen Beschränkungen aufgehoben. Dafür gibt es vor allem zwei Gründe: die hohen Impfzahlen und die milderen Krankheitsverläufe nach Omikron-Infektionen.

Das Leben ist aus Corona-Sicht praktisch beschränkungsfrei, im Zentrum von Kopenhagen etwa deutet kaum noch etwas auf die andauernde Pandemie hin. In Krankenhäusern und Pflegeheimen weisen aber noch vereinzelte Empfehlungen auf Umsicht hin. Nach Höchstständen im Februar ist die Inzidenz in weiten Teilen des Nordens stark gesunken. Allerdings wird vielerorts nun auch weniger getestet als zuvor.

13.01.2022, Großbritannien, London: Eine Frau mit Mund-Nasen-Schutz geht über die Westminster Bridge im Stadtzentrum. Foto: Victoria Jones/PA Wire/dpa

GROSSBRITANNIEN: Das Credo im Vereinigten Königreich lautet „Leben mit Covid“: Das öffentliche Leben läuft ohne Einschränkungen. Auf den ersten Blick könnte man vergessen, dass die Pandemie noch nicht vorbei ist. Sogar die Royals sitzen wieder mit 1.500 Menschen ohne Masken und Abstand in der Westminster Abbey. Im Parlament drängeln sich die Abgeordneten auf den Bänken, genauso wie in den Pubs.

Nicht einmal nachweislich Infizierte müssen sich noch isolieren. Die Regierung rühmt sich für ihren riskanten Kurs in der Omikron-Welle. Die Infektionskurve geht aber wieder nach oben, die Zahl der Covid-Patienten in Krankenhäusern wächst. Gleichzeitig begibt sich das Land in den Blindflug: Die bisher frei verfügbaren Schnelltests werden ab April kostenpflichtig.

TSCHECHIEN: Hier sind ebenfalls fast alle Corona-Maßnahmen nach und nach weggefallen, auch die 2G-Regel in der Gastronomie. In Bus und Bahn sowie in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen muss weiter eine FFP2-Maske getragen werden, nicht aber im Einzelhandel. Viele hatten die Regeln zuletzt ohnehin nur noch halbherzig eingehalten. Die Sieben-Tage-Inzidenz je 100.000 Einwohner hat sich bei rund 500 eingependelt.

Der Ukraine-Krieg hat die Pandemie fast völlig aus den Schlagzeilen verdrängt. Zahlreiche Impfzentren sind wegen mangelnden Zulaufs geschlossen worden. EU-Bürger müssen sich vor der Einreise anmelden und einen Impf- oder Testnachweis erbringen. Ausgenommen sind Kurzaufenthalte unter 24 Stunden.

FRANKREICH: Viele Franzosen hört man seit Montag sagen: „Endlich können wir unsere Gesichter wieder sehen!“ Mit einem Großteil der Corona-Beschränkungen fiel zu Wochenbeginn für viele Beschäftigte die Maskenpflicht am Arbeitsplatz. Wer erst während der Pandemie eingestellt wurde, wusste oft gar nicht, wie die Kollegen ohne Maske aussehen.

15.10.2020, Frankreich, Lille: Einer Frau wird in der Lille Zenith Arena ein Nasen-Abstrich entnommen, um einen Covid-19-Test durchzuführen. Foto: Michel Spingler/AP/dpa

Das öffentliche Leben normalisiert sich weitgehend, auch wenn manche beim Einkaufen die Maske lieber noch auflassen – auch ohne Pflicht. Nach einer starken Entspannung ziehen die Fallzahlen nämlich wieder an. Vorbei ist auch der Griff zum Handy am Eingang zu Café, Kino oder Restaurant oder vor einer Zugfahrt mit dem TGV. Der in einer App gespeicherte Impfnachweis muss nicht mehr ständig vorgezeigt werden.

KROATIEN: Das Urlaubsland an der Adria hofft auf eine Sommersaison ohne allzu viele Corona-Einschränkungen. Schon jetzt sind die Maßnahmen an der Adria milde. Für eine Einreise jenseits des Transitverkehrs braucht es einen Nachweis, dass man geimpft, genesen oder getestet ist.

Für Zusammenkünfte in Hotels und Gaststätten sowie Veranstaltungen mit weniger als 50 Teilnehmern gelten keine Einschränkungen. Im öffentlichen Verkehr, in Geschäften und Krankenhäusern muss noch ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. In Oper, Theater oder Kino wird ein 3G-Nachweis verlangt. Die Zahl der Plätze ist nicht beschränkt – «ausverkauft» heißt wirklich, jeder Sitzplatz ist vergeben.

GRIECHENLAND: Reisen sind seit Dienstag leichter geworden. Besucher müssen vor ihrer Einreise kein Anmeldeformular mehr zur Corona-Nachverfolgung ausfüllen. Die Maskenpflicht im Freien ist gefallen. In der Gastronomie und bei Veranstaltungen in geschlossenen Räumen müssen aber weiterhin Impf- oder Genesungsnachweise gezeigt werden. Ungeimpfte benötigen bei der Einreise weiter einen negativen PCR- oder Antigen-Test.

07.01.2022, Italien, Palermo: Rettungssanitäter in Schutzkleidung transportieren eine Person, die mit dem Coronavirus infiziert ist, aus dem Rettungswagen in das Cervello Krankenhaus. Foto: Alberto Lo Bianco/LaPresse via ZUMA Press/dpa

ZYPERN: Die Insel im Mittelmeer hat es Reisenden leichter gemacht. Geimpfte müssen nach ihrer Ankunft keinen PCR-Test mehr machen. Es reicht die Impfbescheinigung. Ungeimpfte müssen sich vor Reiseantritt testen lassen. Reisende müssen sich weiterhin anmelden.

ITALIEN: Für die Italiener endet am 31. März der Corona-Ausnahmezustand. Die meisten Restriktionen werden abgeschafft. Von April an werden etwa in Hotels, im öffentlichen Personennahverkehr und in Geschäften keine Nachweise von Impfung, Genesung oder Tests mehr verlangt. Zum 1. Mai wird das in Italien „Greenpass“ genannte Zertifikat komplett abgeschafft.

Die Quarantäne-Vorschriften werden fast vollständig aufgehoben: Künftig müssen sich nur noch Infizierte isolieren, Kontaktpersonen dürfen ihre Wohnung jederzeit verlassen. Mit Auslaufen des Notstandes wird auch das Expertengremium der Regierung aufgelöst, das in den Monaten der Pandemie an den wichtigsten Maßnahmen gearbeitet hatte. (dpa/cre)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

16 Antworten auf “So lockern andere Länder in Europa die Corona-Regeln”

  1. Ein Lauterbach lässt keine Freiheiten zu. Letztens beim MoMA im ZDF: „Für ihn wird es keinen Freedom Day geben.“ Da weiß man doch schon, dass es so bleibt, wie es ist. Tut mir echt leid für seine Landsleute.

    • Corona2019

      @ – AB 10:34

      Mit Rückblick auf die Gesamtsituation der Pandemie, und der erfolgreichen oder weniger erfolgreichen Bekämpfung durch Sicherheitsmaßnahmen , würde ich persönlich jetzt nicht mit dem Finger auf andere Länder zeigen, die erfolgreicher gewesen sind, weil ich in einem Land lebe bei dem nachweislich der Erfolg zeitweise ausgeblieben war.

      Hinzu kommt dass hier ständig ein Gesundheitsminister des Nachbarlandes kritisiert wird,
      Der zum großen Teil dazu beigetragen hat, das prozentual gesehen sein Land bei der Bekämpfung der Pandemie erfolgreicher war.
      Ist die Kritik eigentlich jetzt nur auf Neid zurück zu führen , oder besteht sie aus einer Sichtweise mit Scheuklappen die nur den Blick von erfolgen im eigenen Land zulässt?.

      • @Corona2019
        In wie fern war das Lauterbächchen den erfolgreicher??? Um nur mal EIN Beispiel zu nennen, die Todesrate in Deutschland liegt bei 0,16 Prozent, die der Niederlande bei 0,12 Prozent und das obwohl es voriges Jahr im Sommer schon keine Maskenpflicht mehr gab.
        Wer rechnen kann ist klar im Vorteil.

        • Peter Müller

          Lauterbach ist ein Machtmensch. Das kommt davon wenn man Leute eine Aufgabe gibt, die damit nicht umgehen können. Der geht über Leichen. Fast alle Virologen sind längst von ihm abgerückt, und nehmen ihn nicht mehr für voll. Was hat der uns alles für Szenarien aufgezählt. Dem Mann sollte geholfen werden.

          • Corona2019

            @ – Schelm 12:27

            Da haben sie recht.
            Wer rechnen kann , ist klar im Vorteil.
            Wer lesen kann, aber auch.
            Sagt Ihnen der Satz– mit Rückblick auf die( Gesamtsituation )der Pandemie– etwas???.

  2. Robin Wood

    „Die Zahl der Corona-Neuinfektionen“

    Dies sind die Zahlen der Menschen, die positiv auf das Corona-Virus getestet wurden. Es wurde ein Fragment des Virus per PCR-Test entdeckt. Der PCR-Test ist nicht für die Diagnose geeignet und kann nicht sagen, ob das gefundene Virus-Fragment frisch ist (ansteckend) oder ob es schon Monate im Körper des Menschen war (nicht mehr ansteckend).
    Obschon die WHO und CDC bestätigen, dass der PCR-Test fehlerhaft ist, berufen sich Politiker und Medien immer noch auf die Zahlen.
    Wichtiger sind die Zahlen der WIRKLICH erkrankten Menschen mit Symptomen. Und wie viele dieser Personen ins Krankenhaus müssen.
    Es sollten nur noch Menschen mit Krankheitssymptomen getestet werden.
    Immerhin überleben mehr als 99% der Weltbevölkerung dieses Virus. Sowohl VOR als auch NACH Einsetzen der Impfungen.

  3. Robin Wood

    Während man in den westlichen Ländern nur noch von der Ukraine hört, gibt es in Deutschland doch noch das Corona-Virus und die Spaltung der Gesellschaft geht munter weiter. Nach Lauterbach, der immer wieder die apokalytischen Reiter vorhersieht, ist auch Drosten sicher, dass Corona uns noch viele Jahre einschränken wird.

    https://www.msn.com/de-de/nachrichten/wissenundtechnik/top-virologe-drosten-noch-jahre-corona-einschr%c3%a4nkungen-%e2%80%93-aus-diesem-unfassbaren-grund/ar-AAVpbZE?li=BBqg6Q9

    „Doch weiterhin ist Corona potenziell tödlich vor allem für zwei Gruppen: Ungeimpfte und Ältere machen laut RKI-Wochenbericht zum Coronavirus die überwiegende Mehrzahl aller schweren Verläufe und Todesfälle aus.“

    Die Ungeimpften sollen doch schon alle seit März tot sein – laut Spahn, Wieler und dem rheinischen Nostradamus Lauterbach.

  4. Peter Müller

    Wie bewerten Sie die ersten Tage von Karl Lauterbach als Gesundheitsminister?
    Sehr positiv
    26,0%
    Eher positiv
    27,3%
    Unentschieden
    16,4%
    Eher negativ
    12,1%
    Sehr negativ
    18,2%

    2,5%
    Repräsentativ
    Da glaubten ihm noch einige,was er erzählte.

    • Corona2019

      @ – Peter Müller 17:31

      Weshalb verdrehen Sie jetzt die Rede ?.
      Manche ungeimpften hatten doch behauptet dass die geimpften alle sterben werden.
      Wenn jetzt 70% der Leute in der DG verstorben wären, müsste das aber irgendwie
      Jemandem aufgefallen sein.
      Alle geimpften die ich persönlich kenne, Leben jedenfalls noch , bis auf einem mit schweren Vorerkrankungen , der an seiner Vorerkrankung verstorben ist.
      Die restlichen bekannten sind verstorben, als es noch keine Möglichkeit gab sich impfen zu lassen, bzw zu spät den Impfstoff in Anspruch nehmen konnten.

      Übrigens. Sollte es jemals wieder zu einer extrem gefährlichen Variante kommen, was ich nicht hoffen will, sehen die Umfrageergebnisse zur Person Lauterbach ,mit Sicherheit in den Umfragen auch wieder positiver aus.

        • Robin Wood

          @Corona2019
          ICH habe niemals behauptet, dass ALLE Geimpften sterben werden, obschon es sehr viele schwere Nebenwirkungen gibt (auch tödliche).
          Desweiteren haben die drei von mir genannten Herren Spahn, Wieler und Lauterbach auf einigen RKI-Pressekonferenzen gesagt, es gebe nur ein 3G: Geimpft, genesen und gestorben. Und zwar bis Ende des Winters.
          Also pure Panikmache der Herren, um zur Impfung zu drängen.
          Ich sehe aber keine 20-30% Ungeimpfte, die gestorben sind. Meine ungeimpften Bekannten erfreuen sich Gottseidank bester Gesundheit.
          Mir fällt allerdings auch auf, dass – zumindest in meinem Umfeld – sehr viele Geimpfte mittelschwer bis stark erkältet sind.
          Ich plädiere wie immer dafür, dass jeder für sich entscheiden sollte, ob er sich impfen lässt oder nicht. Aber die Panikmache gewisser Minister und Experten sollte endlich aufhören.

  5. Neneewaa

    In Raeren gibt es zurzeit sehr viele Coronainfektionen im Vergleich zu anderen DG Gemeinden. Ob da jetzt die in Deutschland positiv getesteten Bewohner in die belgische Statistik ( Ostbelgien live) mitgezählt werden ?

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