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Sepp Maier wird heute 80 Jahre alt: Spaßvogel, Weltmeister-Torwart und ein echter Bayer

20.02.2024, Bayern, Hohenlinden: Sepp Maier, ehemaliger Fußballtorhüter, aufgenommen bei einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur zum 80. Geburtstag am 28. Februar. Foto: Sven Hoppe/dpa

Franz Beckenbauer wurde als Spieler und DFB-Teamchef Weltmeister, Sepp Maier als Torwart und Torwartcoach. Zum runden Geburtstag an diesem Mittwoch spricht der Sepp über den Franz, die Bayern und vieles mehr.

Sonne, Strand, Meer – und Golf. Den 80. Geburtstag verbringt Sepp Maier ganz entspannt tausende Kilometer entfernt von den Turbulenzen bei seinem Herzensclub FC Bayern München. Seinen Ehrentag genießt die deutsche Torwart-Legende gemeinsam mit Ehefrau Monika auf Mauritius, dem Inselstaat im Indischen Ozean.

Am Mittwoch (28.2.) habe er Telefondienst, scherzt Maier beim Vorab-Treffen in seinem Haus in Hohenlinden außerhalb von München in Erwartung zahlreicher Anrufe. Das Feiern von Geburtstagen, auch runden, hat sich der einstige Fußball-Spaßvogel und Weltmeister-Torwart von 1974 längst abgewöhnt. „Wir feiern auch kein Weihnachten oder Ostern, wir brauchen keine Geschenke“, klärt er auf. Er gönnt sich einen Geburtstag im Paradies.

Der deutsche Fußballnational-Torhüter Sepp Maier am 07.07.1974 im Münchner Olympiastadion mit dem eroberten WM-Pokal auf dem Kopf. Foto: Werner Baum/dpa

Als Fußball-Profi habe er die ganze Welt bereist. „Aber was haben wir gesehen? Flughafen, Stadion, Hotel.“ Jetzt ist das anders. Die Maiers sind gerne unterwegs. In den Mauritius-Trip eingebunden ist die „Sepp-Maier-Golftrophy“, ein alljährlich organisierter Golf-Trip mit ihm als Zugpferd. Sein Handicap beträgt 4,9. „Natürlich bin ich noch ein Guter“, sagt er lachend.

Als Fußball-Profi zog es ihn trotz Angeboten von Manchester United, Atletico Madrid, den Boca Juniors (Argentinien) oder zum Karriereende Cosmos New York nicht in die weite Welt. „Ein Bayer hat seine Heimat, der ist nicht umzupflanzen.“ Außerdem waren es andere Zeiten. „Heute gehen die Spieler dahin, wo es am meisten Geld gibt.“ Maier will es ihnen aber nicht verdenken. „Sie wären ja blöd, wenn sie es nicht nehmen täten.“

Auch ihm hat der Fußball neben Berühmtheit Wohlstand beschert, wenn auch in einer anderen Dimension. „Wir haben damals auch gut verdient. Ein normaler Arbeiter hat vielleicht 1.000 Mark verdient. Und wir haben 8.000 oder 9.000 Mark gehabt“, erklärt Maier.

Gespräche mit ihm sind stets launig. Und natürlich geht es dabei immer auch um Fußball. Obwohl er mit zunehmendem Alter Abstand gewonnen habe, wie er sagt, nach einst 17 Profi-Jahren beim FC Bayern und zwei Jahrzehnten als Torwarttrainer in München und beim DFB.

Meinungsstark ist Maier aber auch als Fußball-Ruheständler. „Wir haben das Mia san mia gelebt“, sagt er zur berühmten Bayern-Spielergeneration um Franz Beckenbauer, „Katsche“ Schwarzenbeck, Gerd Müller, „Bulle“ Roth und ihn. Heute könnten die Spieler das „Mia san mia“ nicht mal bayerisch aussprechen. „Und sie wissen gar nicht, was dahintersteckt#, sagt Maier zum Leitmotiv des Clubs. Die spezielle Bayern-DNA ist oft nur noch ein Markenslogan.

In die Allianz Arena geht Maier nur noch selten. „Sicherlich verfolge ich den FC Bayern noch, wenn ich 50 Jahre bei dem Verein war als Spieler und als Torwarttrainer“, sagt er. Und er will natürlich, dass seine Bayern gut spielen und gewinnen. „Aber ich bin nicht einen Tag grantig, weil der FC Bayern verloren hat.“ Darum wird für ihn keine Welt zusammenbrechen, wenn in dieser Saison ausnahmsweise mal ein anderer Verein, nämlich Bayer Leverkusen, deutscher Meister werden sollte. „Na gut, dann macht der FC Bayern mal keinen Titel“, sagt Maier.

28.06.1972, Bayern, München: Die Spieler des FC Bayern München stellen sich am 28.06.1972 mit der eroberten Meisterschale für ein Mannschaftsfoto im Münchner Olympiastadion auf. Stehend (l-r) Franz Beckenbauer, Wilhelm Hoffmann, Uli Hoeneß, Trainer Udo Lattek, Georg Schwarzenbeck, Gerd Müller, Franz Krauthausen, Franz Roth; Hockend Rainer Zobel, Johnny Hansen, Sepp Maier, Paul Breitner. Foto: -/dpa

Das Fußball-Business der Gegenwart betrachtet er distanziert. Das „ganze Gequatsche“ im Fernsehen vor und nach den Spielen braucht der Zuschauer Maier auf der heimischen Couch nicht. Kopfschüttelnd verfolgt er, dass die heutigen Bayern-Stars wie Manuel Neuer und Thomas Müller auch nach krachenden Niederlagen in die Kurve gehen (müssen), weil das von den Fans so erwartet werde. „Wenn wir 0:5 verloren haben, sind wir nicht mehr in die Kurve gegangen, sondern in die Kabine und haben uns geschämt. Heute laufen die Spieler dahin und klatschen“, sagt Müller. So etwas kann er einfach nicht verstehen.

Das Jahr begann für ihn mit traurigen Nachrichten. Erst starb Franz Beckenbauer, dann am Tag vor seinem Mauritius-Trip Andreas Brehme, der WM-Finalheld von 1990. Maier war damals im Trainerteam von DFB-Teamchef Beckenbauer für die Torhüter zuständig. „63 Jahre sind ja kein Alter“, sagt Maier leise zum viel zu früh verstorbenen Brehme.

Auch der Tod von Beckenbauer, der weniger überraschend daherkam, hat ihn bestürzt. „Ich kannte Franz 65 Jahre. Franz war 14, ich war 15, da sind wir uns in der Jugend begegnet“, erzählt Maier. Es war der Anfang einer gemeinsamen fußballerischen Erfolgsgeschichte und einer Freundschaft. „Wir haben mit dem FC Bayern die ganzen Erfolge mitgemacht, von der Pike auf“, erinnert Maier an den Aufstieg in die Bundesliga, die zahlreichen nationalen und internationalen Titel sowie die glorreichen Zeiten als Nationalspieler. „Natürlich wächst man da zusammen. Das schweißt zusammen. Franz und ich haben uns immer super verstanden.“

Maier, Beckenbauer, MülIer – das war die berühmte Bayern-Achse, die auch Deutschland glücklich machte. Im Sommer jährt sich zum 50. Mal der Titelgewinn bei der Heim-WM 1974 mit dem 2:1 im Finale gegen die Niederlande im Münchner Olympiastadion. Es war „der schönste Moment“ in Maiers Karriere, die er nach einem schweren Verkehrsunfall 1979 im Alter von 35 Jahren beenden musste. „Wer wird denn schon Weltmeister! Wie viele Millionen Fußballer gibt es auf der Welt? Und jeder will mal Weltmeister werden“, sagt Maier.

18.06.1990, Italien, -: Holger Osieck (l-r), Franz Beckenbauer (damaliger Teamchef), Berti Vogts (damals künftiger Bundestrainer) und Sepp Maier (damals Torwarttrainer), das Trainerteam der deutschen Nationalelf bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1990 in Italien, stehen vor dem Mannschaftshotel Castello di Casiglio in Erba. Zusammen gewannen sie damals den WM-Titel. Foto: Martina Hellmann/dpa

Beckenbauer wurde Weltmeister als Spieler (1974) und Teamchef (1990). Maier wurde Weltmeister als Torwart (1974) und Torwarttrainer (1990). Die Freunde im Erfolg vereint.

Klappt’s 50 Jahre nach dem WM-Heimsieg 1974 mit dem EM-Titel im eigenen Land? „Oh, das wird sehr schwer“, sagt Maier mit Blick auf die kriselnde Nationalmannschaft. Es fehle ein eingespieltes Team mit einer klaren Hierarchie. „Es kann nicht sein, dass man in einem Jahr über 40 Spieler ausprobiert. Da kann keine Mannschaft zusammenwachsen. Ich muss einen Stamm haben. Jeder, der geradeaus laufen kann, ist Nationalspieler. Man muss als Trainer Spieler haben, auf die man setzt“, lautet Maiers Beschreibung des Ist-Zustandes.

„Ich hoffe, dass sie im eigenen Land sehr weit kommen. Ich gönne ihnen auch den Europameister-Titel. Denn es wird nach 28 Jahren mal wieder Zeit», sagt er trotzdem. 1996, beim letzten deutschen EM-Triumph in England, da war er noch als Torwartcoach dabei. Und wenn er diese Funktion noch innehätte, wäre auch klar, wer beim EM-Eröffnungsspiel am 14. Juni in München gegen Schottland im DFB-Tor stünde. „Nur der Neuer. Er war lange verletzt nach seinem Ski-Unfall. Aber jetzt ist er wieder fit.“ Und für Maier „immer noch der Beste“. (dpa)

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