Politik

Martin Schulz redet in Eupen Klartext und wettert gegen die EU-Kommission

Martin Schulz (rechts) in der Mensa des Kgl. Athenäums Eupen. Foto: Gerd Comouth

Der Präsident des Europaparlaments, Martin Schulz (SPD), weilte am Montag in Eupen. Dort sprach er mit der Juniorenkammer der Wirtschaft sowie anschließend mit Abiturienten über Europa. Bei einem Gespräch mit der Presse redete der Sozialdemokrat wie gewohnt Klartext und wetterte insbesondere gegen die Brüsseler Kommission, die „mir manchmal tierisch auf den Senkel geht“, so Schulz.

Der Besuch des Präsidenten des Europaparlaments erfolgte im Rahmen der EU-Initiative „Europa für die Bürger“. Schulz ist momentan wahrscheinlich der populärste SPD-Politiker. Auf dem Parteitag der Sozialdemokraten wurde er mit 97,5% der Stimmen zum Europabeauftragten der Partei gewählt. Schulz will EU-Kommissionspräsident werden.

Martin Schulz in der Mensa des Athenäums im Gespräch mit Schülern der DG. Foto: Gerd Comouth

Martin Schulz in der Mensa des Athenäums im Gespräch mit Schülern der DG. Foto: Gerd Comouth

Der Mann ist vor allem so populär, weil er Klartext redet. Das behauptet er selbst auch. „Die Bevölkerung hat in einer Demokratie einen Anspruch darauf, dass die Politiker sagen, was die Bürger wollen, und natürlich auch nachher das halten, was sie versprochen haben“, so Schulz in einem Gespräch mit „Ostbelgien Direkt“.

Seit vielen Jahren mache er zwei wesentliche Kritikpunkte an der Politik im Allgemeinen geltend. Schulz: „Die Leute sagen den Politikern: ‚Das, was ihr sagt, verstehen wir nicht, ihr redet eine unverständliche Sprache.‘ Deshalb gebe ich mir Mühe, ohne populistisch zu werden, Klartext zu reden, aber so, dass die Leute mich verstehen. Ein zweiter Kritikpunkt ist der, dass die Leute sagen: Ihr Politiker redet alle das Gleiche, man kann euch nicht voneinander unterscheiden. Deshalb versuche ich nicht nur verständlich zu reden, sondern auch so, dass man mich von meinen Mitbewerbern unterscheidet.“

Die EU-Kommission in Brüssel macht viel Unsinn

Zum Auftakt diskutierte Martin Schulz (im Hintergrund, Mitte) mit Vertretern der Juniorenkammer der Wirtschaft. Foto: OD

Zum Auftakt diskutierte Martin Schulz (im Hintergrund, Mitte) mit Vertretern der Juniorenkammer der Wirtschaft. Foto: OD

Klartext redet Schulz vor allem in Bezug auf die EU-Kommission, deren Politik ihm nicht selten total missfällt: „Da in Brüssel werden am grünen Tisch Regulierungen erfunden, die man wirklich nicht nachvollziehen kann. Nur ein Beispiel: Warum brauchen wir eigentlich eine Verordnung, dass Olivenöl nur in geschlossenen Kännchen auf dem Tisch eines Restaurants verkauft werden kann? Ich denke, nach 5000 Jahren Produktion von Olivenöl in Europa ist der Geschmacksnerv auf den Zungen insbesondere von Südeuropäern so weit ausgefeilt, dass diese Menschen nicht-gepanschtes Öl von gepanschtem Öl ohne Weiteres ohne die Hilfe der EU-Kommission unterscheiden können. Das sind so Dinge, unter denen die Europaparlamentarier am meisten leiden, obwohl sie für diesen Unsinn gar nichts können.“

An dem Treffen mit der Juniorenkammer der Wirtschaft nahmen auch Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz (l.), Europaparlamentarier Mathieu Grosch (2.v.r.) und Robert Nelles (r.), Direktor des Arbeitsamtes und Spitzenkandidat der CSP bei der PDG-Wahl, teil.

An dem Treffen mit der Juniorenkammer der Wirtschaft nahmen auch Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz (l.), Europaparlamentarier Mathieu Grosch (2.v.r.) und Robert Nelles (r.), Direktor des Arbeitsamtes und Spitzenkandidat der CSP bei der PDG-Wahl, teil.

Auf die Frage von „Ostbelgien Direkt“, ob es kein Widerspruch sei, dass er ständig die EU-Kommission kritisiere, sich aber für das Amt des Kommissionspräsident bewerbe, sagte Schulz: „Ich bewerbe mich für das Amt des Kommissionspräsidenten mit dem ausdrücklichen Ziel, diese Kommission zu reformieren. Das ist kein Widerspruch, sondern konsequent.“

Nach dem Treffen mit Juniorenkammer und Presse im Ambassador Hotel Bosten begab sich der Parlamentspräsident zum Kgl. Athenäum, um dort mit Abiturienten über Europa zu diskutieren. (cre)

Nachfolgend weitere Fotos vom Besuch des Präsidenten des EU-Parlaments, Martin Schulz, in Eupen. ZUM VERGRÖSSERN BILD ANKLICKEN:

16 Antworten auf “Martin Schulz redet in Eupen Klartext und wettert gegen die EU-Kommission”

  1. Der Martin Schulz sollte öfter in die DG kommen und dabei unseren DG-Politikern mal zeigen, wie man Klartext redet. Das können bei uns nur die wenigsten. Die meisten reden so ein Blabla, dass die Leute gar nicht mehr zuhören. Die langatmigen Reden im PDG kann man sich nicht mehr anhören. Schrecklich!

    • Réalité

      Ja Referee,recht haben Sie!Im PDG werden die allermeisten Reden einfach nur so „runtergelesen“,manche besser,aber die meisten sehr schlecht!Der beste Redner ist Michael Palm!der bringt das sehr locker und gekonnt!Wie gesagt,die meisten für „gähn,gähn“!
      Und das „Signore Schulze“ noch Zeit hat nach Eupen zu kommen,liegt allerdings auf seinem Heimweg.Er tanzt z Zeit auf vielen Hochzeiten,da er ja auch noch mit Änchi in Berlin verhandeln muss!Was die Politiker aber auch „murxen müssen“….die Armen!

  2. so solls sein

    Dieser Mann ist ein super Beispiel dafür, dass gute Politiker aus allen Parteien kommen können. Ich kann mit den Roten nichts anfangen und die gehören für mich in die Mülltonne (ganz besonders unter der Führung von King KHL). Aber obwohl mir dessen Farbe gar nicht passt, könnte ich mir vorstellen, für den zu wählen, wenn das denn hier zur Wahl stünde, denn dieser Mann macht Politik für seinen Wähler und nicht für die Parteiführung. Ebenso könnte ich mir vorstellen, dass eine PDG-Mehrheit in der die Roten vertreten sind, unter der Führung von zb eines Stoffels, auch Resultate bringen könnte, die nicht ganz so enttäuschend sind, wie die der aktuellen DG-Mehrheit. Man kann dem Stoffels vorwerfen besonders in der Wahlphase besonders häufig in den Medien vertreten zu sein, allerdings macht der Mann ganz gute Arbeit und verplempert nicht seine Zeit um die ganze Zeit in der Presse vertreten zu sein, ergo er investiert mehr Zeit in die Arbeit, für die er gewählt wurde. Anders als andere bei uns zum Beispiel und ich rede von jeder einzelnen Partei!

  3. Martin Schulz spricht mir aus der Seele.
    Sein selbst angeführtes Beispiel mit den „Ölkännchen“ ist nur einer von zahlreichen Beweisen dafür, mit welchen Lappalien sich die Regulierungs-Wüteriche der EU-Kommission (Europäische Unfug-Kommission), befasst und die Bürger nur noch nervt.

  4. Schulz hält die Leute für dumm:
    „‘Das, was ihr sagt, verstehen wir nicht, ihr redet eine unverständliche Sprache.’ Deshalb gebe ich mir Mühe, ohne populistisch zu werden, Klartext zu reden, aber so, dass die Leute mich verstehen. Ein zweiter Kritikpunkt ist der, dass die Leute sagen: Ihr Politiker redet alle das Gleiche, man kann euch nicht voneinander unterscheiden. Deshalb versuche ich nicht nur verständlich zu reden, sondern auch so, dass man mich von meinen Mitbewerbern unterscheidet.”

    Er verhält sich wie ein Lehrer, der meint, er hätte sowieso recht und die anderen wären nur seine Schüler, die noch nicht begriffen haben.
    Auf die Idee, dass man ihn sehr gut versteht und das, was er sagt einfach ablehnt, kommt er nicht.

    http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/schulz_oder_die_sintflut

    • Sofern Schulz sich als Gegengewicht zur Kommission betrachtet, hält er die Leute in der Tat für dumm. Seine (legitime) Rolle ist es, das Europaparlament zu stärken.
      Als Kommissionspräsident wäre er der Erfüllungsgehilfe der nationalstaatlichen Ministerrunden. Diese verabschiedeten den Krümmungsgrad der Bananen, nicht die Kommission.
      Fazit: bis hierhin ganz gut, ab jetzt …

  5. Klartext schön und gut, er ist jedoch ein ungehobelter Geselle, wenn jemand Standpunkte aufbringt, die ihm nicht genehm sind. Als er noch normaler MEP war, kam’s schon mal öfters vor, dass er einfach ins Parlament hinein rief, wenn ihm die Punkte eines Sprechers nicht gefielen. Dass er jetzt Vorsitzender von dem Zirkus ist, setzt dem die Krone auf. Der einzige, der noch schlimmer ist, ist unserer eigener Verhofstad.

  6. Joseph Meyer

    Martin Schulz ist sich im Europa-Parlament mit Guy Verhofstadt, einem ausgewiesenen neo-liberalen Kapitalisten, vollkommen einig, wenn es darum geht, die Interessen der Finanz- und Wirtschaftskonzerne in der EU zu wahren. So hat er sich massiv für die Ratifizierung des Lissabon-Vertrages, des ESM und des Spardiktates der Troika eingesetzt, obschon mit diesen Verträgen die Belange der Allgemeinheit und der Umwelt mit Füssen getreten werden.
    Ich persönlich glaube nicht, dass ihm hierbei der nötige Durchblick fehlt: Für mich ist Martin Schulz, genau so wie es Gerhard Schröder gewesen ist, ein Verräter an der Sache der Bevölkerung.
    Schade, aber dieses harte Urteil ist meines Erachtens gerechtfertigt!

    • Johann Klos

      So theatralisch wie Sie Herr Meyer sehe ich das nicht, doch im Grunde muss ich Ihnen recht geben.
      Potenzieller Kandidat für den Vorsitz der Zaren wird man nicht durch Almosenverteilung an die Bürger. Denke dann würden die „Goldmänner“ ein kräftiges Votum einlegen. Im Übrigen – ist unser Herrmann da anders?

  7. senfgeber

    Buchhändler aus Würselen werden nicht so dir nichts Parlamentspräsidenten, und für einen Kommissionspräsidenten ist so eine Qualifikation auch überhaupt kein Hindernis, immerhin weiß der Mann, wie man Bücher verkauft.

    Bei Schulz kommt noch die allesentscheidende Qualifikation des „Mullens“ hinzu, die im Aachener Raum ja nicht gerade unterentwickelt ist und mit der auch Schulz reichlich begnadet ist, und so redet Schulz den Leuten nach dem Mund.

    Was Schulz bei seinem Auftritt allerdings verschwiegen hat, ist dass sein persönlicher Verwaltungsapparat im Europäischen Parlament nicht gerade klein ist, und wenn er dann für ein Abholzen bei der Kommission plädiert, kann man das allenfalls heuchlerisch bezeichnen, er hätte erst mal bei sich selbst beginnen sollen.

    Wenn man es nicht getan hat, hätte man die ahnungslosen Kiddies vor dem Auftritt von Schulz warnen müssen: Vorsicht Heuchelei.

  8. Réalité

    Glaube nicht das“ Signore Schulze „für den Sessel des Kommissionspräsidenten geeignet ist,noch in Frage kommt!Hat absolut nicht den Anstand,den Ego,noch das Talent dazu!Er ist und bleibt der Mann für’s grobe und ist jetzt in seinem Posten am allerhöchsten Limit!
    Würde gut als Städteratspräsident,als Nachfolger von Herr Etschenberg passen,damit auch Lieblingsgast unseres „Lambi Putin“ sein!

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern