Im belgischen Fußball droht ein weiterer Traditionsclub zu verschwinden: Das Handelsgericht von Dendermonde hat an diesem Montag den Konkurs über den langjährigen Erstligisten und aktuellen Tabellenletzten der Division 1B, den KSC Lokeren, verhängt.
Clubpräsident Louis De Vries hatte am Sonntag entschieden, das Handtuch zu werfen. „Zu meinem großen Bedauern muss ich Ihnen mitteilen, dass es uns trotz all unserer Bemühungen nicht gelungen ist, rechtzeitig die notwendigen Investoren zu finden“, schrieb De Vries am Montag auf der Facebook-Seite der Lokeren-Anhänger und bestätigte dies in einer Pressemitteilung. „Sie werden verstehen, dass ich im Moment tief bewegt bin, sozial und persönlich.“
Die Club mit der Stammnummer 282, der im Jahr 1974 nach einem umstrittenen 2:1-Sieg gegen die AS Eupen am letzten Spieltag der regulären Meisterschaft erstmals in die 1. Division aufstieg, wird schon länger mit fast unlösbaren finanziellen Problemen konfrontiert.
Der Club hat Schulden angehäuft, einige Lieferanten haben ihr Geld nicht erhalten, und die Gehälter der Spieler und Angestellten wurden nicht bezahlt. Die Spieler und das Personal haben nach ihrem letzten Spiel in der Division 1B am 28. Februar ihren Dienst eingestellt.
Louis De Vries hoffte immer noch auf eine Lösung, aber kein Investor war bereit, in den Club einzusteigen. Somit besteht keine Hoffnung, neue finanzielle Mittel zu finden. Es ist daher unwahrscheinlich, dass Sporting Lokeren in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiern wird.
Zwei belgische Pokalsiege und Viertelfinale im UEFA-Cup
Der Club wurde am 22. Juni 1970 nach einer Fusion zwischen Standaard Lokeren und Racing Lokeren gegründet. Die Nummer 282 hat zweimal den belgischen Pokal gewonnen (2012 und 2014) und mehrmals am Europacup teilgenommen.
Die sportlich erfolgreichste Zeit war für Lokeren die Saison 1980-1981, in der man belgischer Vizemeister und Pokalfinalist wurde. Darüber hinaus wurde in jener Spielzeit mit Siegen über Dynamo Moskau, Dundee United und Real Sociedad San Sebastian das Viertelfinale des UEFA-Pokals erreicht, in dem man allerdings am AZ Alkmaar scheiterte.
In der Vergangenheit hatte Lokeren europaweit bekannte Fußballer unter Vertrag wie den Dänen Preben Elkjær Larsen, die Polen Wlodzimierz Lubanski und Grzegorz Lato, den Isländer Arnor Gudjohnsen oder den Tschechen Jan Koller.
Bekannte Trainer waren auch im Daknam-Stadion tätig, so zum Beispiel Robert Waseige, Georges Leekens oder Trond Sollied.
1993 stieg der Club nach fast 20 Spielzeiten in die 2. Division ab. Drei Jahre später befand sich Lokeren jedoch unter der Führung seines neuen Präsidenten Roger Lambrecht wieder im Oberhaus des belgischen Fußballs wieder. In Juni 2019 verkaufte Lambrecht aus Altersgründen seine Anteile am Verein an Louis De Vries, der auch den Vereinsvorsitz übernahm.
Ebenfalls 2019 folgte der Abstieg in die zweite Klasse, von dem sich der Verein aus dem Waasland nicht mehr hat erholen können. Die Saison 2019-2020 beendete man auf dem letzten Tabellenplatz. Und kürzlich wurde dem Verein auch die Lizenz für die nächste Saison verweigert.
Inzwischen ist eine Fusion mit VW Hamme, dem Tabellenletzten der 2. Division Amateure und Absteiger in die dritte Amateurliga, im Gespräch. (cre)
https://twitter.com/oldfootball11/status/1253423599735590914?s=21
Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:
Eupens Schwesterstadt Temse rettet den KSC Lokeren. #Temse #LokerenTemse #Eupen @OliverPaasch @iweykmans @pascal_arimont @kas_eupen @AS_Eupen @KSCLokeren https://t.co/5yOmeWM711 pic.twitter.com/PGYAR2W1lA
— Ostbelgien Direkt (@OstbelDirekt) April 23, 2020
umstritten ?? beschissen sind wir da auch schon .Kann mich heute noch darûber aufregen. Aber späte Rache denn jeder bekommt was er verdient
Meine Worte
‚Umstritten‘ ist sehr milde ausgedrückt. Bei Mouscron sieht es auch nicht gut aus, es wird für viele Klubs eine sehr grosse Herausforderung zu überleben. Einzige Möglichkeit ist Spieler aus der eigenen Jugend aufzubauen, früh genug Talente zu erkennen und zu halten. Das scheint Eupen erkannt zu haben. Sollte einigen Spielern den Durchbruch gelingen auf höchstem Niveau zu spielen, wird dies talentvolle junge Spieler nach Eupen bringen.
HINWEIS – Dem Artikel wurde ein Tweet von „Le Soir“ mit einer Einschätzung des ehemaligen Trainers Georges Leekens zum Konkurs des KSC Lokeren hinzugefügt. Gruß
Es ist schon traurig mit anzusehen, wenn ein Verein, der immer wieder mal gute Nationalspieler hervorbrachte, diesen schwierigen Weg antreten muss.
Wenn der Erfolg eines Vereins nicht mehr von seinen Idealisten und Anhängern, sondern von der Gunst der Sponsoren abhängig ist, dann geht der ganze Sport nur noch auf ganz ganz dünnem Eis.
Als ich noch jung war, da hatten die meisten Spieler einen direkten Bezug zu der Stadt in der sie spielten.
Da werden sich sicher einige der Eupener drüber freuen nachdem Lokeren in Eupen grundlos eine Gruppe Fans der AS Eupen angegriffen hat
Dafür wurden die ja auch schon vor Gericht verurteilt und jetzt schlägt das Karma richtig zu
HINWEIS – Eupens Schwesterstadt Temse rettet den KSC Lokeren. https://ostbelgiendirekt.be/temse-rettet-lokeren-246988