Politik

Ist die Herbesthaler Straße das eigentliche Problem von Eupen?

Die Herbesthaler Straße in Eupen ist seit vielen Jahren ein Ärgernis. Foto: OD

Eupen ist besser als sein Ruf, aber zugegeben: Die Leerstände in der Eupener Innenstadt sind schon besorgniserregend. So in etwa lassen sich die Standpunkte von Alain Brock, dem Geschäftsführer des Rates für Stadtmarketing (RSM) der Stadt Eupen, resümieren, die er in einem längeren Interview mit dem Grenz-Echo dargelegt hat.

Über den Rat für Stadtmarketing selbst wurde nicht gesprochen, obwohl das Gremium nicht unumstritten ist. Einen interessanten Diskussionsbeitrag lieferte Brock, indem er die derzeitigen Probleme auf der Herbesthaler Straße mit verantwortlich machte für die ausbleibende auswärtige Kundschaft.

Durch die Arbeiten auf und nahe der Autobahnbrücke ist das Problem des Verkehrs auf der Herbesthaler Straße noch akuter geworden. Foto: OD

Durch die Arbeiten auf und nahe der Autobahnbrücke ist das Problem des Verkehrs auf der Herbesthaler Straße noch akuter geworden. Foto: OD

Nachstehend die wichtigsten Aussagen des RSM-Geschäftsführers in dem Grenz-Echo-Gespräch:

– Herbesthaler Straße: „Die Einzelhändler beklagen vor allem, dass Nicht-Eupener als Kunden wegbleiben. Dieses Problem wird aber zu stark auf die innerstädtische Verkehrsführung reduziert. In meinen Augen ist das größte Problem Eupens momentan die Herbesthaler Straße, die quasi unpassierbar ist. Kunden aus dem Aubeler Land oder Herve sagen, dass sie über die Autobahn genau so schnell in Lüttich sind wie in Eupen, wo sie sich durch den Stau auf der Herbesthaler Straße quälen müssen. Und diese Problematik wird noch schlimmer, wenn das Teilstück vom Kreisverkehr am ‚Match“‘ zur Vervierser Straße erneuert wird. Es wird verkannt, dass die Stadt Eupen darauf keinen Einfluss hat.“

Ohne „Eupen Plaza“ 20% Leerstand

– Leerstände Eupener Innenstadt (1): „Wenn man die leer stehenden Geschäftsflächen des Eupen Plaza abzieht, kommen wir auf rund 20% Leerstand. Das ist auch nicht prickelnd, aber damit liegt Eupen im wallonischen Vergleich im Mittelfeld.“

Die Demo der Eupener Geschäftswelt am 30. Oktober. Foto: Gerd Comouth

Die Demo der Eupener Geschäftswelt am 30. Oktober. Foto: Gerd Comouth

– Leerstände Eupener Innenstadt (2): „Seit einigen Monaten besteht in Eupen die „Arbeitsgruppe Leerstand“. Sie setzt sich zusammen aus dem zuständigen Schöffen Arthur Genten, Michel Johanns, Energieberater der Wallonischen Region, Rita Zanzen, Verantwortliche des Wohnungsdienstes, und mir. Wir sind dabei, den gesamten Leerstand zu katalogisieren mittels Steckbriefen, wo Größe, Baujahr, Renovierungsbedarf, Nutzbarkeit, usw. vermerkt werden. Im März kommenden Jahres ist ein Wirtschaftsabend zum Thema Einzelhandel geplant. Dort werden wir diese Bestandsaufnahme vorstellen.“

– Empfehlung an die Eupener Geschäftswelt: „Wichtig ist, dass der Anbieter sich immer weiter entwickelt. Er sollte sich folgende Fragen stellen: Ist mein Produkt zeitgemäß? Wie wird es angenommen? Wie sieht es aus mit Produktergänzungen? Wann habe ich das letzte Mal in mein Geschäft investiert? Außerdem wird eine Präsenz im Internet immer wichtiger. Man muss als Einzelhändler keinen Online-Shop auf die Beine stellen, aber Sichtbarkeit im World Wide Web ist unabdingbar. Der Rat für Stadtmarketing bietet Hilfestellungen an über die City-App und die Bannerwerbung auf der Eupen-Website.“

Alain Brock (links) als Belgien-Fan beim ersten Public Viewing in Eupen am 11. Oktober. Foto: Ygerd Comouth

Alain Brock (links) als Belgien-Fan beim ersten Public Viewing in Eupen am 11. Oktober. Foto: Ygerd Comouth

– Demonstration Geschäftswelt am 30. Oktober: „Ich war von der Anzahl der Teilnehmer in der Tat überrascht. Ob man die Sperrung der Straße befürwortet oder nicht, ist eine Sache. Für mich war der große Trumpf dieser Aktion die Tatsache, dass der Einzelhandel seit Langem noch mal mit einer Stimme gesprochen hat. Ich hoffe, dass das ein Startschuss war und die Geschäftsleute in Zukunft auch bei anderen Aktivitäten an einem Strang ziehen. Bei Events, verkaufsoffenen Sonntagen, in Bezug auf Öffnungszeiten, etc. Ein gemeinsames Auftreten macht Eindruck, sorgt für größere Sichtbarkeit und zieht Menschen, sprich Kunden, an.“

Eupen besser als sein Ruf

Gähnende Leere im Eupen Plaza. Foto: OD

Gähnende Leere im Eupen Plaza. Foto: OD

– Das „Eupen Plaza“ (früher ATC): „Ich weiß lediglich, dass die Verantwortlichen – mit denen ich regelmäßig in Kontakt stehe – sich aktiv bemühen, neue Geschäfte anzusiedeln. Nach wie vor steht der Verkauf im Raum, und je mehr Mieter, desto größer die Chance, einen guten Preis zu erzielen.“

Zum Schluss meinte Alain Brock, Eupen sei auf jeden Fall besser als sein Ruf: „Ich bekomme regelmäßig Anfragen von auswärtigen Geschäftsleuten, die sich für Eupen interessieren. Wie gesagt, besteht ein Problem bei der Größe der Immobilien. Ich hoffe jedenfalls, dass alle 5300 Unterzeichner der Petition gegen die Fußgängerzone in der Kirchstraße mehr denn je in Eupen einkaufen und einen Großteil ihres Bedarf hier abdecken.“ (cre)

19 Antworten auf “Ist die Herbesthaler Straße das eigentliche Problem von Eupen?”

  1. Eupenmobil

    Bevor Herr Brock den Eupener Geschäftsleuten Ratschläge erteilt, sollte er mal seinen RSM hinterfragen. Brauchen wir so einen Rat eigentlich? Das Public Viewing war eine gute Idee, aber da war bei Herrn Brock als Fan der Roten Teufel viel Herzblut bei. Ansonsten sehe ich nicht, was dieser RSM Großartiges geleistet hat.

  2. Der Lontzener

    Die Herbesthaler Strasse ist die Hauptschlagader der Stadt und sollte ihre
    Visitenkarte sein. Man kann diese Strasse noch viel attraktiever gestalten mit Licht, Blumenkübeln und neuen mittelgrossen Geschäften. Dann wird Eupen wieder einladend für auswärtige Kundschaft und die Innenstadt wird ebenfalls davon profitieren.
    Zur Zeit geht’s nur in eine Richtung : Raus !!
    Nach Verviers, Lüttich, Maastricht, Maasmechelen, Roermond, Heerlen, Aachen, Würselen, Monschau, Imgenbroich,……

  3. Ladenbesitzer

    Schade, dass Herr Brock negative Werbung für unsere Geschäftswelt macht. Anstatt wiederum über den Verkehrsfluss auf der Herbesthalerstrasse zu jammern und schlechte Prognosen für die Zukunft zu geben und die Kunden quasi aufzufordern, doch direkt nach Lüttich zu fahren, hätte er besser die renovierte Innenstadt als positive Wohlfühloase dargestellt. Das erinnert mich doch irgendwie an HARAKIRI (sich selbst in den Bauch schneiden)

    • „Die renovierte Innenstadt als positive Wohlfülloase“!???
      Ladenbesitzer, haben Sie etwas eingenommen, um so etwas zu behaupten? Wo gibt es in der Innenstadt diese von Ihnen angesprochene Oase? Bei mir sieht Renoviert anders aus! Aber jeder nach seine „Couleur“

  4. Unterstädterin

    Herr Brock bekommt regelmässig Anfragen von auswärtigen Geschäftsleuten, die sich für Eupen interessieren…. wieso bleibt es denn nur bei Anfragen…. zu viele Baustellen, Mieten zu hoch, schlechte Busverbindungen innerhalb der Stadt… oder ist unsere Stadt etwa zu schön… was ist der Grund???

  5. Schnecke

    In Eupen sind eindeutig die Mieten zu hoch. Eupen wird total überschätzt. Würden normale Mieten verlangt für eine Kleinstadt wie Eupen, wären wahrscheinlich nicht soviele Geschäftslokale leer. Das beste Beispiel ist wohl das ATC. Damals ist man davon ausgegangen das täglich 5000 Besucher das ATC besuchen. Wieviele es wirklich waren kann man ja am heutigen Zustand dieser Ruine sehen. Größenwahn, gewisse vergleichen sich hier mit Aachen usw. Eupen ist ein grösseres Dorf, mehr nicht.

    • AltEupener

      Unter einer Ruine stelle ich mir allerdings etwas anderes vor… Wann waren Sie das letzte Mal dort ? Gehen Sie einfach nochmal hin. Hier bräuchten „nur“ einige interessante Mieter rein (Shops aller Art, Restaurants, Tearoom usw) zu AKZEPTABLEN MIETEN und schon würde es attraktiver…

  6. Kleinstadt

    Die Herbesthaler Straße ist nicht das Problem von Eupen. Das Problem von Eupen ist die Nähe zu größeren Einkaufszentren und der Umgang von Vater Staat mit dem Mittelstand. Wenn der Mittelständler nicht mehr verdienen kann und darf als ein 35 Stunden Angestellter, dann gibt es keine Mittelständler mehr, die neben viel Zeit auch noch das Risikokapital zur Verfügung stellen und in der Öffentlichkeit nur noch als Absahner dargestellt werden. Internetverkauf ist eine weitere Herausforderung, genau wie die viel zu kleinen Geschäftsflächen im Zentrum von Eupen. In den anderen Kleinstädten gibt es dasselbe Problem, ist vielleicht in Eupen eher sichtbar.

    • Für ein schöneres Eupen

      Man muss einfach realistisch bleiben und der Wahrheit ins Auge schauen. Da hilft das ewige Jammern wenig.
      Meine Meinung :
      – ein ATC konnte nur durch Schmiergelder entstehen (ich sag nur 6 Kinosäle…lol…) und ist jetzt halt noch ein Immobilien-Spekulationsobjekt. Dort hätte eine gute Auslastung mittels Mix zwischen PDG und Geschäften meiner Meinung nach funktionieren können.
      – Eupener Geschäfte, die mittags schließen geht es noch
      zu gut. Einige haben es aber langsam verstanden.
      – Gleiches gilt für deren Kritik an Fußgängerzone ohne konstruktive Alternativvorschläge. Jede schöne Stadt hat eine solche Zone. Und dort gehe ich eben lieber shoppen.
      – Das größte Problem ist effektiv die Entlastung der Straßen und das Desinteresse und die Uneinigkeit der Geschäftsinhaber.
      Da fehlt es Eupen leider an Visionären und Entscheidungsträgern, denen man vertraut und die man respektiert.
      Und wenn ich da an die Planung zum Kombibad denke und das Wetz (eben nicht nur 1 Jahr sondern ? Jahre) schließt, weil man das Loch nicht finden kann … lol…, da sage ich nur … Sorry ???
      Lösung ?
      Es gibt bestimmt viiiieeele kleine Städte, wo es ähnliche Problemstellungen gab. Eine davon aussuchen, hinfahren, fragen „wie habt ihr das gemacht?“ , Adresse von deren Experten, Berater geben lassen, hingehen, Auftrag an diesen Profi geben, machen lassen.
      Oder halt immer weiter wurschteln.

      • Alle Beiträge die ich bisher gelesen habe,, STECKT DIE WAHRHEIT DRIN„. .Also Herr Brock Sie haben schon die halbe Miete, wenn Sie imstande sind das zu beherzigen was die Leser Ihnen Schreiben

  7. Falls Sie meine Meinung als Außenstehende interessiert (wohne in Bonn und bin in Eupen „nur“ gelegentliche Touristin): Ich mag Eupen sehr gerne, dieses „Eupen Plaza“ finde ich aber unsäglich. Bloß nicht mehr Geschäfte da rein, denn sollte das wider Erwarten funktionieren, zieht das doch Kaufkraft von der Innenstadt ab. Wir kennen das Problem mit diesen leerstehenden Shopping-Malls in Deutschland auch, vielfach. In Bonn wird auch gerade diskutiert, eine zu bauen, ich kann mir nicht vorstellen, dass es funktioniert. Nun kann man das für Bonn noch diskutieren, aber Eupen ist eindeutig zu klein für so ein Teil. Herzliche Grüße ins schöne Ostbelgien!

  8. In dieser Diskussion fehlen nach meiner Meinung noch mindestens drei Faktoren:
    1) Wenn sich ein Geschäft in der Eupener Innenstadt (und auch im Plaza) niederlassen möchte, muss es zuerst mal eine (teuere) Miete bezahlen ehe es überhaupt Geld verdient. So mancher Betrieb öffnet daher lieber sein eignes Geschäftslokal mit eigener Immobilie auf der grünen Wiese – vor der Stadt Eupen.
    2) Das Parkplatzproblem innerhalb der Stadt Eupen ist nun mal vorhanden, bedingt durch den alten Stadtkern. 3) Das Internet als zunehmende Konkurrenz für die lokale Geschäftswelt wird nach meiner Meinung ebenfalls unterschätzt. Selbst Staples – auf der Herbesthaler Str. – musste wegen der Konkurrenz des Internets seine Türen schliessen.

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