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Neues Grenzsystem: EU schafft den Passstempel ab

07.10.2025, Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf: Eine Reisende nutzt am Flughafen Düsseldorf ein Terminal des neuen Self-Service-Systems zur Ein- und Ausreisekontrolle. Die EU startet am 12. Oktober ihr neues elektronisches Grenzsystem. Foto: Andreas Wiese/Flughafen Düsseldorf/dpa

Das Ende der europäischen Stempel im Reisepass ist eingeläutet. Nicht-EU-Bürger sollen sich bei ihrer Ankunft künftig elektronisch registrieren. Das bedeutet nicht nur weniger Farbe im Pass.

Adieu Passstempel: Ab heute (12. Oktober) startet an Grenzübergängen nach Europa ein neues Einreisesystem für Nicht-EU-Bürger. Das neue Verfahren soll schrittweise eingeführt werden, mehr Daten erfassen und dadurch Kriminalität bekämpfen, wie die EU-Kommission in Brüssel mitteilte. Ein Überblick:

– Was ändert sich?

Für Staatsangehörige aus Belgien oder anderen EU-Ländern ändert sich nichts. Nicht-EU-Bürger können sich künftig elektronisch an speziellen Schaltern registrieren. Ausnahmen gibt es dabei etwa für Menschen, die eine Aufenthaltskarte besitzen und in unmittelbarer Beziehung zu einem EU-Bürger stehen.

07.10.2025, Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf: Eine Person legt am Flughafen Düsseldorf die Hand auf einen Scanner zur Erfassung biometrischer Daten. Foto: Andreas Wiese/Flughafen Düsseldorf/dpa

Einreisende müssen laut EU neben den üblichen Angaben aus dem Reisepass auch biometrischen Daten, also Fingerabdrücke und Gesichtsbilder, machen und speichern lassen. Außerdem wird das Ein- und Ausreisedatum festgehalten. Um den Prozess an der Grenze zu beschleunigen, lassen sich manche Daten schon vorab per App oder am Selbstbedienungsschalter abgeben.

07.10.2025, Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf: Eine Reisende passiert am Flughafen Düsseldorf die automatisierte Grenzkontrolle EasyPASS. Foto: Andreas Wiese/Flughafen Düsseldorf/dpa

– Wann und wo wird das System eingeführt?

In den kommenden sechs Monaten soll das System nach und nach in allen 29 Ländern des Schengenraums eingeführt werden. Neben 25 EU-Staaten sind das Island, Liechtenstein, Norwegen und die Schweiz. Ab dem 10. April 2026 soll es dann an allen Übergangsstellen europäischer Außengrenzen funktionieren. Dann soll auch der Stempel im Pass Geschichte sein.

Neben Fluggästen, die von außerhalb der EU kommen, können auch Zugreisende betroffen sein – etwa bei Reisen mit dem Eurostar von London nach Paris, Brüssel oder Amsterdam.

– Welche Auswirkungen hat das neue Einreisesystem?

Für alle EU-Bürger haben die neuen Regeln erst einmal keine direkten Auswirkungen. Zwar könnten die Kontrollen bei der Einreise nach den Plänen der EU langfristig schneller gehen, davon profitieren aber besonders Menschen ohne Staatsangehörigkeit eines EU-Landes.

07.10.2025, Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf: Eine Reisende steht am Flughafen Düsseldorf vor einer Kamera zur Gesichtserkennung an der automatisierten Grenzkontrolle. Foto: Andreas Wiese/Flughafen Düsseldorf/dpa

– Warum führt die EU das System ein?

Die EU will durch das neue System vor allem für mehr Sicherheit sorgen und Kriminelle frühzeitig aus dem Verkehr ziehen. So soll etwa mit der Speicherung biometrischer Daten Identitätsdiebstahl bekämpft werden, hieß es von der Brüsseler Behörde. Demnach soll es zudem zuverlässige Informationen zu Menschen liefern, die ihre Aufenthaltsdauer überschreiten.

Der zuständige EU-Kommissar Magnus Brunner bezeichnete das EES als digitales Rückgrat der neuen gemeinsamen europäischen Migrations- und Asylpolitik. „Mit seiner Einführung modernisieren wir die Verwaltung unserer Außengrenzen“, sagte Brunner laut Mitteilung.

– Ist das alles?

Das EES ist der erste Schritt eines neuen von der EU angestrebten Grenzsystems: Im letzten Quartal 2026 soll laut EU zusätzlich eine kostenpflichtige Einreisegenehmigung für EU-Ausländer verpflichtend werden, die nicht ohnehin ein Visum brauchen.

Davon sind Staatsangehörige aus über 50 Ländern betroffen – etwa den USA, Kanada, dem Vereinigten Königreich, Brasilien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Israel oder Südkorea. Sie müssen dann eine sogenannte ETIAS-Reisegenehmigung beantragen, die etwa wegen Sicherheitsbedenken der Behörden auch abgelehnt werden kann. Ähnliche Systeme existieren bereits in Großbritannien und den USA. (dpa)

2 Antworten auf “Neues Grenzsystem: EU schafft den Passstempel ab”

  1. Guido Scholzen

    Die EU hingte anderen Regionen damit hinterher; es sollte besser heissen, endlich machen die Europäer das auch auf ihre Weise.
    Im Ostasien wird dies schon seit einigen Jahren praktiziert, es wird seither eine vorherige online-Registrierung des Reisenden verlangt innerhalb von 72 Stunden vor Abflug.
    Auch in USA gibt es keinen klassischen Stempel mehr bei ESTA-Reisen, ebenfalls digitale Ein- und Ausreisedaten inkl. Fingerabdruck+Foto.

  2. Pensionierter Bauer

    Das ist alles schön und gut, aber wie registrieren sich denn jene Leute die mit Schlauchbooten übers Mittelmeer einreisen, die bekommen doch gleich ein schönes Begrüßungsgeld, oder?

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