Gesellschaft

Sind die belgischen Royals langweilig oder zeitgemäß bodenständig? – Schluss mit Party, Protz und Affären

21.07.2019, Belgien, Brüssel: Prinzessin Eleonore (l-r), Prinz Gabriel, Königin Mathilde, König Philippe, Kronprinzessin Elisabeth und Prinz Emmanuel von Belgien kommen zu einem Gottesdienst Sint-Michiels- und Sint-Goedele-Kathedrale im Rahmen des belgischen Nationalfeiertags. Foto: Benoit Doppagne/BELGA/dpa

Party, Protz, Affären: Das belgische Königshaus war für den Boulevard lange ein Glücksfall. Mittlerweile ist es im Schloss Laeken ruhiger geworden. Über ein Königshaus, das neue Schwerpunkte legt.

Ein König, dem eine uneheliche Tochter nachgesagt wird; eine Königin, die als „Party-Prinzessin“ galt; ein Königsbruder, den die Belgier als „Prinz Vollgas“ kennen: Zu behaupten, das belgische Königshaus habe keine Geschichten zu erzählen, ist eine steile These. Doch all diese Protagonisten sind mittlerweile aus dem Rampenlicht verschwunden.

10.07.2019, Sachsen-Anhalt, Wittenberg: Das belgische Königspaar König Philippe und Königin Mathilde. Foto: Jan Woitas/zb/dpa

Im Palast ist derweil Bodenständigkeit eingezogen. Für Aufsehen sorgt heute wenn überhaupt die 18-jährige Kronprinzessin Elisabeth.

Dabei ist es noch gar nicht lange her, dass Belgien anderen Königshäusern Europas in Sachen Skandal-Faktor kaum nachstand. Die Geschichten aus dem Palast fesselten das Land zwischen Nordsee und Ardennen.

Seit 2013 sind König Philippe (59) und Königin Mathilde (46) die Monarchen des deutschen Nachbarlandes. Mit ihnen kehrte im Schloss Laeken im Norden Brüssels Ruhe ein. Als Philippes Vater, König Albert II, und seine Frau Paola noch im Mittelpunkt standen, war das anders.

Albert und die Vaterschaft von Delphine Boël

Die italienischstämmige Paola galt in den wilden 1960ern als „Party-Prinzessin“. Fotos von Albert in Begleitung junger Damen tauchten auf – bald darauf war Paola in Begleitung anderer Männer zu sehen. Ihr wurde eine Affäre mit dem Sänger Adamo („Dolce Paola“) nachgesagt.

12.08.2009, Belgien, Brüssel: Prinz Laurent von Belgien verlässt das Saint-Luc-Krankenhaus. Party, Protz, Affären: Foto: Herwig Vergult/epa/dpa

Zum Königspaar wurden Albert und Paola 1993 – doch die Gerüchte hielten an. 1999 spekulierte ein Biograf über ein uneheliches Kind Alberts. Noch heute streitet die 1968 geborene Künstlerin Delphine Boël vor der belgischen Justiz darum, offiziell als Alberts leibliche Tochter anerkannt zu werden. Albert musste sich bereits einem gerichtlich angeordneten Gentest unterziehen – bestreitet aber nach wie vor Boëls Vater zu sein (Siehe Bericht an anderer Stelle). Die Öffentlichkeit verfolgt das Schauspiel gebannt.

Das gilt auch für die Vergangenheit des Prinzen Laurent (56), den Bruder des heutigen Königs. Mal musste „Prinz Vollgas“ wegen überhöhter Geschwindigkeit seinen Führerschein abgegeben, mal sorgt er mit einem Auftritt im Bademantel für öffentlichen Spott. Allein: Das ist schon Jahre, wenn nicht Jahrzehnte her.

Jüngster Aufreger war, dass er entgegen einer schriftlichen Aufforderung der Regierung in die ehemalige belgische Kolonie Kongo reiste. Daraufhin kürzte das belgische Parlament dem Prinzen 2018 seine Bezüge.

Von einem öffentlichen Auftritt im Bademantel König Philippes ist indes nichts bekannt. Stattdessen veröffentlichte der Palast zum 20. Hochzeitstag kürzlich Fotos von Philippe und Mathilde zusammen mit zwei Hunden.

Wohldosiert lassen die Monarchen ihr Volk am Leben der königlichen Familie teilhaben. Meist sind es jedoch Fotos aus dem beruflichen Alltag, die auf Twitter oder Instagram gepostet werden: beim Kriegsgedenken, in einem Kinderkrankenhaus oder bei einer Rede. Von Skandalen hat man schon lange nichts mehr gehört.

Königshausexpertin: „König Philippe ein eher spröder Mann“

Wenn man Königshausexpertin Leontine Gräfin von Schmettow fragt, was die Bevölkerung heute noch an der Monarchie fasziniert, sagt sie: „Die Menschen wollen Pomp und Glamour sehen.“ Das belgische Königshaus setze hingegen eher auf Inhalte als auf Inszenierung. Über das Privatleben der Familie erfahre man wenig. Von Schmettow sieht darin auch eine Konsequenz aus den vergangenen Eskapaden der Royals. Hinzu komme, dass König Philippe ein eher spröder Mann sei.

25.10.2019, Belgien, Brüssel: Prinzessin Elisabeth von Belgien hält während einer Zeremonie anlässlich ihres 18. Geburtstags eine Rede. Foto: Frederic Sierakowski/BELGA/dpa

Mehr und mehr Interesse weckt hingegen Kronprinzessin Elisabeth. Sie ist die Älteste von vier Geschwistern und feierte kürzlich ihren 18. Geburtstag. Belgische Medien feiern ihren lässig-eleganten Stil, der Palast rückt sie mehr und mehr in den Fokus. „Sie steht für die Zukunft“, sagt von Schmettow.

Die Königshausexpertin sieht in der belgischen Bodenständigkeit aber auch ein zeitgemäßes Monarchie-Modell. Die Bevölkerung habe heute andere Anforderungen an Königshäuser als früher, sagt sie. Affären und uneheliche Kinder passten nicht in die heutige Zeit, sagt von Schmettow. „Vielleicht ist es gut, dass Menschen auf dem Thron sitzen, die ihre Aufgabe so ernst nehmen.“ (dpa)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

14 Antworten auf “Sind die belgischen Royals langweilig oder zeitgemäß bodenständig? – Schluss mit Party, Protz und Affären”

  1. Unser Königspaar ❤ ist ein 100 %iger Sympathieträger für unser Land. Mit Prinzessin Elisabeth ❤ zeichnet sich eine wunderbare Nachfolgerin ab.

    Prinz Laurent & und König Albert mögen einen Schatten auf die Familie werfen, verdunkeln können sie sie nicht.

    • DerPostbote

      Die „Vrouw Völl“ ist aber auch nur ein Phänomen aus dem Norden. Ich aus dem Süden kann mich mit der Figur und dem Kalauer wahrlich nicht identifizieren… Aber da bricht wohl mal wieder der „Eupenzentrismus“ durch… ;)

      Spaß beiseite: Die Königsfamilie ist bodenständig und gibt sich sympathisch, ohne an Würde zu verlieren. Genau so erwarte ich es von einem Königshaus in einer parlamentarischen Monarchie des 21. Jahrhunderts. Der König hat zwar nichts zu sagen, aber er hat eine einende Funktion. Und die erfüllt er aktuell voll und ganz!

  2. Dreifragezeichen

    Mal drei Fragen :
    – sind Präsidenten (à la BRD) den « spannender » ?
    – wie kann man besser « Türen öffnen » (zB in Asien) als mit einem repräsentativen Königshaus ?
    – welche Institution vertritt besser das « ganze Land » und agiert auf sympathische und diskrete Art ?
    Sowohl König als auch Königin vertreten und bestens finde ich.

  3. Zaungast

    „Dürft ihr denn dann nicht den Artikel so verändern, dass er auf uns passend formuliert ist ?“
    Gute Frage. Darf OD oder darf OD nicht wenigstens den ärgsten Unsinn dieses im typischen deutschen Boulevardstil geschriebenen Artikels anpassen oder korrigieren:

    „Für Aufsehen sorgt heute wenn überhaupt die 18-jährige Kronprinzessin Elisabeth.“
    Sehr begrenzt, das Aufsehen. Die Leute haben andere Sorgen.

    „Die Geschichten aus dem Palast fesselten das Land zwischen Nordsee und Ardennen.
    Diese Geschichten tauchten eher in der ausländischen Skandalpresse als hierzulande auf. Oder hätte das GE früher jemals über die Eskapaden des Lütticher Prinzenpaares berichtet?

    „Von einem öffentlichen Auftritt im Bademantel König Philipp’e’s ist indes nichts bekannt.“
    Schludrig recherchiert. Zwar war der Auftritt nicht öffentlich, dennoch eher peinlich, zeigt das Foto doch den Monarchen auf Urlaub in Bademantel und Schlappen, einen Cocktail mit dem Strohhalm schlürfend, während in seinem Land der Teufel los war.
    https://www.dhnet.be/actu/belgique/voici-les-photos-polemiques-du-couple-royal-en-thalasso-lors-du-week-end-d-alerte-niveau-4-photos-video-565daf3f35709322e7130611
    Na, war das nichts?

    „Stattdessen veröffentlichte der Palast zum 20. Hochzeitstag kürzlich Fotos von Philipp[e] und Mathilde zusammen mit zwei Hunden.“
    Soll wohl heißen: … statt mit ihren vier Kindern? Was schließen wir daraus?

    „Belgische Medien feiern ihren lässig-eleganten Stil,“
    Mein Gott ja, wenn Jeans lässig-elegant sind…

    „Affären und uneheliche Kinder passten nicht in die heutige Zeit“
    Na ja, sagen Sie das mal dem Albert, Frau Königshausexpertin. Diese „Affäre“ zieht sich aber schon ewig hin, bis mitten in die heutige Zeit, und gereicht Albert nicht zur Ehre. Sein Namensvetter in Monaco geht da anders, „souveräner“ eben, mit seinen „Affären“ um…

    „Vielleicht ist es gut, dass Menschen auf dem Thron sitzen, die ihre Aufgabe so ernst nehmen.“
    Verfassungsmäßig sitzt nur Philipp auf dem Thron. und das auch nur bildlich gesprochen. Belgien hat keine „Monarchen“, sondern nur einen Monarchen mit einer kleinen Provinzadeligen als Ehefrau.
    Die Gattin des Königs hat keinerlei Befugnisse, genauso wenig wie der Gatte der Kanzlerin.

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