Politik

„Darf man das?“: Deutschland empört sich über Schröders herzliche Umarmung mit Putin

Das Foto, das von sich reden macht, zeigt die ebenso herzliche wie umstrittene Umarmung zwischen Gerhard Schröder und Wladimir Putin. Foto: epa

Der ehemalige deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) steht wegen seiner Geburtstagsparty in St. Petersburg und der herzlichen Umarmung mit Russlands Präsident Wladimir Putin in der Kritik. Mitten im Ukraine-Konflikt hatte Schröder am Montagabend in der einstigen Zarenhauptstadt zusammen mit dem Kremlchef seinen 70. Geburtstag nachgefeiert.

Seitdem er nicht mehr Kanzler ist, also seit Dezember 2005, hat Gerhard Schröder einen Posten bei der Nord Stream AG annahm, die zur Mehrheit (51%) der russischen Gazprom gehört. Damit ist er in ein Projekt involviert, das er bereits als Regierungschef immer sehr wohlwollend begleitet hatte.

„Gerhard Schröders bizarre Kumpanei mit dem ‚lupenreinen Demokraten‘ hat schon in der Vergangenheit immer wieder für großes Kopfschütteln gesorgt, aber jetzt ist das Maß wirklich voll“, schrieb am Mittwoch der „Mannheimer Morgen“: „Das Umarmungsfoto ist ein gefundenes Fressen für Putins Propaganda-Abteilung und damit auch ein Schlag ins Gesicht der deutschen Außenpolitiker.“

Männerfreundschaft: Gerhard Schröder (links) und Wladimir Putin. Foto: epa

Männerfreundschaft: Gerhard Schröder (links) und Wladimir Putin. Foto: epa

In der „Südwest Presse“ (Ulm) hieß es: „Wer sich als Kanzler a.D. vom Steuerzahler – trotz üppiger Privateinkünfte – sieben Dienstwagen und sieben Mitarbeiter bezahlen lässt, ist nicht nur Privatmann. Er repräsentiert als ‚Herr Bundeskanzler‘, so die offizielle Ansprache, dieses Land. Ob Schröder in Putins Armen an seine Nachfolgerin gedacht hat, die mühsam versucht, Sanktionen gegen den russischen Brandstifter durchzusetzen? Oder an Parteifreund Frank-Walter Steinmeier, der um die Freilassung der vier deutschen Geiseln kämpft? Wer sein Grinsen auf den Petersburger Fotos sieht, mag daran nicht glauben.“

Die „Freie Presse“ (Chemnitz) kommentierte ihrerseits: „Der Ex-Kanzler prostet dem Autokraten Putin arglos zu, während die aktuelle Bundesregierung händeringend an den russischen Präsidenten appelliert, die Lage nicht außer Kontrolle geraten zu lassen. Das macht einigermaßen sprachlos.“

Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ bemerkte: „Für die Diplomatie hatten beide noch nie viel übrig. Den Austausch pflegte man in Schröders Zeit als Bundeskanzler vorzugsweise in Hinterzimmern. Man tut, was man kann, und das zum eigenen Vorteil. So wurde die Ostseepipeline Nordstream gegen den Widerstand der Osteuropäer wenige Wochen vor Schröders Abwahl beschlossen, und der konnte sogleich umso entspannter seinen Posten im Vorstand des Unternehmens antreten. Dass Europa auf nicht absehbare Zeit auf russische Gaslieferungen angewiesen und damit in seiner politischen Handlungsfreiheit eingeschränkt sein wird, ist die Konsequenz dieses Deals. Für Schröder und Putin dagegen ist er vor allem ein Bombengeschäft. Wenn das kein Grund zum Feiern ist.“ (cre)

 

28 Antworten auf “„Darf man das?“: Deutschland empört sich über Schröders herzliche Umarmung mit Putin”

  1. Johann Klos

    Wird auch noch politisch entschieden wer mit wem Geburtstag feiern darf.

    Unabhängig der politischen Ansicht fand ich es lächerlich, dass über dieses Thema in allen Blättern Artikel verfasst wurden.
    Das Treffen anlässlich dieser Feier zwischen Schröder und Putin hat vielleicht mehr zur Deeskalation im Ukrainekonflikt beigetragen als alle bisherigen tollpatschigen Versuche anderer, die immer verworrener und unglaubwürdiger rüber kommen.
    Gerade die deutsche Presse läuft sturm gegen die eigene Bevölkerung, die sich im Grunde nichts anders wünscht als ein gutes Verhältnis zu Russland.

    Schröder kann mehr als ausgleichend wirken, er hat als Altkanzler ungeheure Symbolkraft.

    • Herr Klos, vielleicht sollte die SP mal diesen „Friedensfürsten“ Putin nach Eupen einladen. Dann kann der Schröder gleich mitkommen. Wenn man bedenkt, dass diese Knalltüte von Schröder mal Bundeskanzler war!

      • Schröder-Putin: „Möglich, dass bezüglich diesen Treffens eine positive Absicht steckt, die aus unterschiedlichen Gründen (noch) nicht veröffentlicht werden darf.“
        x-Obama: Möglich, dass bezüglich diesen Treffens eine negative Absicht steckt, die aus niederträchtigen Gründen wieder mal unterschlagen wird.
        9/11: Möglich, dass hinter diesen Treffern die Absicht steckt, Kriege vom Zaun zu brechen, die aus offensichtlichen Gründen (noch) nicht veröffentlicht werden darf.

        Unbestreitbar ist, dass die dort anwesende überparteiliche Truppe keinen Hehl daraus macht, dass eine wohlgeordnete sichere Welt Putinscher Definition das Beste für das blöde Volk ist. Das bei solchen Aktionen rein egoistische Motive verfolgt werden, ist dann wiederum möglich.

  2. Selbstverständlich ist das in Ordnung! Wieso auch nicht?! Die ganze Ukrainkrise ist eh der reinste Witz. Wer Obama die Hand schüttelt, der muss keine Bedenken haben auch die von Putin zu schütteln.

  3. Erfahrener

    Das verlangt der Anstand, dass Schröder Putin fuer seinen Geburtstag nachträglich eingeladen hat. Eine Hand wäscht die andere. Es gäbe nichts Schlimmeres als nicht mehr mit Putin zu reden, nur das Gespräch kann zur Deeskalation in der Ukraine führen und nicht die Sturheit. Schröder hat wahrscheinlich mehr erreicht als alle anderen dieser Welt. Ich hoffe nur dass der Konflikt in der Ukraine bald beendet sein wird.

  4. Petralin

    Natürlich darf man das!
    Dies hat auch nicht mit Moral zu tun….
    wo kämen wir denn hin?
    Ich persönlich mochte den Schröder nie wirklich, dennoch finde ich diese Aktion von ihm mal richtig gut!

    Klar gehts bei dem Schröder vermutlich auch nur um Geld (wie bei allen ExPolitikern und Politiker) aber das ist ein Zeichen…
    Heute Freund morgen Freind…

    typisch halt in der Politik!

  5. Alle EU-Staaten (außer DE), die USA und weitere westlich orientierte Staaten sollten Schröder auf die Sanktionsliste setzen. D.h. Einreiseverbot mit sofortiger Wirkung, Sperrung aller Bankkonten (diesem Antrag kann DE auch stattgeben).
    Missfelder, die profilierungssüchtige CDU-Figur, ebenso.

    • Johann Klos

      Guten Abend:Nun bekommen Sie aber noch ne Menge an Arbeit.
      Es gab da noch den einen oder anderen der auch eingeladen war und auch anwesend war.

      1. Erwin Sellering, Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern (SPD)
      2. Philipp Mißfelder, CDU-Außenpolitiker
      3. Markus Lüpertz, Künstler
      4. Rüdiger Freiherr von Fritsch, Deutscher Botschafter in Russland
      5. Henning Voscherau, ehemaliger Erster Bürgermeister von Hamburg (SPD)
      6. Bernhard Reutersberg, Eon-Vorstandsmitglied

      • Korrekt wenn dem so ist.
        1 und 5 gleich mit.
        2 hatte ich schon.
        4 hatte eigentlich kein Initiativrecht, d.h. Personalveränderungen im AA, in RU oder an der Spitze.
        6. ist dann sicher einer der verpönten Kapitalisten oder der Engel, der nur unsere Grundversorgung sichern möchte.

      • Zappel Bosch

        Welche Freude also für Sie, Herr Klos…
        Haben die denn auch Putin umarmt?

        Schwamm drüber, ich find’s nicht wirklich „schlimm“, denn es ist ein gutes Beispiel für die weit verbreitete „Vermischung“ von Politik und persönlicher Bereicherung, die oftmals erst hinterher offensichtlich wird. Bei Schröder aber kommt es – wie bei dem Ausspruch mit dem „lupenreinen Demokraten“ – ganz besonders unsensibel und deplaziert rüber. Fingerspitzengefühl sieht anders aus…

        Schade dass die Genossen ihn alle so verteidigen, nur weil er Genosse ist. Was hätten die gesagt, wenn Kohl oder Genscher sich solches erlaubt hätten?

          • Zappel Bosch

            Lächerlich! Aber den beiden Figuren aus „vergangenen Zeiten“ hätte ich wirkliche Weitsicht und genug Diplomatie (ohne Eigeninteresse) zugetraut, auch z.B. einem Helmut Schmidt. Das sind Ex-Politiker, zu denen man hochschauen kann, aber ein Haudruff und Ich-Mensch wie Schröder (bei allem Respekt vor seiner Vita)?

    • Dann sollte man Obama ganz oben auf die Liste setzen. Es gibt kaum einen Politiker der verlogener ist als er. Die wahren Kriegstreiber sind und bleiben die US-Amerikaner. Es gibt keine andere Nation die so auf den Nutzen einiger Großkonzerne fixiert ist wie die USA. Was die unter den Deckmantel der Demokratie propagieren dient letztendlich nur einigen wenigen Industriellen. Einer der Wenigen hier in OD der das durchschaut hat ist Dr. Meyer, auch wenn er von vielen Leuten belächelt wird.

  6. marcel scholzen (eimerscheid)

    Warum sollen Schröder und Putin nicht zusammen feiern ? Daran find ich nichts schlimmes. Dies ganze Empörung darüber ist doch künstlich, genau wie der Konflikt um die Ukraine.

    Im überigen haben westliche Staatschef schon immer mit Diktatoren aller politischen Richtungen zusammengearbeitet und natürlich auch zusammen gefeiert. Ein gutes Beispiel ist der Belgische Kônig und Mobuto.

  7. Flitzpiepe

    Wenn Sportler in Putins Reich reisen, um das durch und durch kommerzialisierte Olympiatheater als Statisten politischen PR zu bereichern, sagen alle, es ginge nur um Sport und nicht um Politik. Das sagen dann auch die anderen Politiker die dorthin reisen. Wenn ein Politiker in Rente und Angestellter des größten russischen Energiekonzerns Putin zu seinem Geburtstag einlädt, ist das ein Skandal. Es ist ein schmaler Grad, wann etwas politisch ist und wann nicht. Vielleicht sollte man es so sehen: mit Schröder hat der Westen einen privaten Zugang zu Putin. Wir werden wohl erst, wenn überhaupt, in Memoiren lesen, was auf diesen informellen Kanälen so ausgetauscht wird.

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern