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Neue Corona-Regeln in Deutschland: Merkel kritisiert „Öffnungsdiskussionsorgien“ – Erhöhtes Rückfallrisiko

17.04.2020, Hessen, Frankfurt/Main: Louisa Scherer, studentische Aushilfskraft, ist im Buchladen "Ypsilon" auf der Berger Straße im Stadtteil Nordend mit Vorbereitungen zur Wiedereröffnung des Ladens beschäftigt. Hessen lockert vom Montag, 20. April 2020, an die strengen Regeln. Bisher wegen der Ausbreitung des Coronavirus geschlossene Läden mit einer Verkaufsfläche bis 800 Quadratmeter dürfen dann wieder aufmachen. Foto: Arne Dedert/dpa

AKTUALISIERT – Nach einem Monat weitgehendem Stillstand in Deutschland werden von diesem Montag an die ersten Corona-Auflagen schrittweise gelockert.

Bund und Länder hatten sich am vergangenen Mittwoch nach fast vier Wochen Zwangspause darauf geeinigt, dass von diesem Montag an kleine und mittlere Geschäfte bis zu einer Fläche von 800 Quadratmetern wieder öffnen dürfen.

Die Details hängen von Branche und Bundesland ab. In den ersten Ländern sollte für die Abschlussklassen die Schule wieder losgehen. Die strikten Kontakt- und Abstandsregeln sollen allerdings mindestens bis zum 3. Mai weiter gelten.

15.04.2020, Berlin: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äußert sich auf einer Pressekonferenz im Bundeskanzleramt. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa-Pool/dpa

Über das, was sich in unserem Nachbarland ab heute wo ändert und was bleibt, informiert sie ein kurzer Überblick am Ende dieses Artikels.

Unterdessen hat die deutsche Kanzlerin Angela Merkel die Diskussionen in ihrem Land über weitergehende Lockerungen der Beschränkungen im Kampf gegen das Coronavirus außergewöhnlich scharf kritisiert.

Merkel machte am Montag nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus Teilnehmerkreisen in einer Schaltkonferenz des Präsidiums ihrer Partei CDU deutlich, wie unzufrieden sie sei, dass die Botschaft vorsichtiger Lockerungen in einigen Ländern zu „Öffnungsdiskussionsorgien“ geführt habe. Dies erhöhe das Risiko eines Rückfalls sehr stark.

18.04.2020, Hamburg: Große Zettel mit der Aufschrift „Wir sind für sie da! Buchen sie nach Corona bei uns – Wir zählen auf sie!“ steht im Schaufenster eines Reisbüros in einer Fußgängerzone in Hamburg-Niendorf. Foto: Christian Charisius/dpa

Sie mache sich größte Sorgen, dass sich die gute Entwicklung bei den Corona-Infektionen wieder umkehre, weil sich zu wenige Menschen an die Kontaktbeschränkungen halten würden, machte Merkel demnach deutlich. Die Diskussion über Lockerungen sei nicht hilfreich.

Die Kanzlerin verwies nach diesen Angaben auf die am 30. April geplanten nächsten Verhandlungen von Bund und Ländern über das weitere Vorgehen. Wichtiger sei allerdings noch, wie es eine Woche später aussehe. Erst am 8. oder 9. Mai werde man einen Überblick darüber haben, wie man in der Wirtschaft vorankomme und wie es in den Schulen aussehe. Merkel habe klar gemacht, dass sie darauf setze, dass sich alle an die bestehenden Kontaktregeln hielten. Sie sei da aber skeptisch.

Hessens Ministerpräsident und CDU-Vize Volker Bouffier sowie die stellvertretende CDU-Vorsitzende Julia Klöckner kritisierten nach diesen Angaben etwa das Vorgehen im SPD-geführten Rheinland-Pfalz, wo Zoos und Shopping-Malls wieder öffnen sollten. Die SPD habe dort auch erlaubt, dass Parteiveranstaltungen wieder stattfinden könnten.

Was sich in Deutschland ändert – und was bleibt

WAS SICH ÄNDERT:

1. Geschäfte mit einer Ladenfläche bis zu 800 Quadratmetern dürfen wieder öffnen. Für Buchhandlungen, Auto- und Fahrradhändler gilt die Begrenzung nicht. Wann wo geöffnet wird, entscheiden die Länder.

20.04.2020, Baden-Württemberg, Stuttgart: Eglantina Frroku, Modedesigner und Künstlerin, sortiert in ihrem Damendesignerbekleidungsgeschäft Kleidungsstücke an einem Ständer. Frroku öffnet ihren etwa hundert Quadratmeter großen Laden im Zuge der Lockerung der Schließungen aufgrund der Corona-Pandemie. Foto: Marijan Murat/dpa

2. Zoos öffnen ebenfalls wieder, in manchen Regionen schon ab Montag.

3. Die ersten Schüler kommen für Prüfungen und Prüfungsvorbereitungen in die Schulen zurück. Berlin, Brandenburg und Sachsen machen den Anfang.

4. An Hochschulen dürfen Prüfungen stattfinden. Labore, Bibliotheken und Archive dürfen unter strengen Auflagen wieder öffnen.

5. Krankschreibungen per Telefon bei Erkältungssymptomen sind ab Montag nicht mehr möglich. Wer ein Attest braucht, muss zum Arzt.

6. Sachsen führt als erstes Bundesland am Montag eine flächendeckende Mund-Nasen-Schutz-Pflicht in Bussen, Bahnen und Geschäften ein.

7. Sachsen erlaubt auch Gottesdienste wieder, die anderswo noch verboten bleiben. Teilnehmen dürfen maximal 15 Gläubige.

WAS BLEIBT:

1. Kitas bleiben geschlossen, die Notbetreuung soll aber ausgeweitet werden. Auch hier regeln die Länder selbst, wie sie vorgehen.

2. Die Kontaktbeschränkungen mit einem Mindestabstand von 1,5 Metern gelten weiterhin.

25.03.2020, Hessen, Kassel: Ein „Geschlossen“-Schild hängt im Eingang zu einer Buchhandlung. Deutschland will ermöglichen, Geschäfte bis zu einer Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern wieder zu öffnen. Foto: Uwe Zucchi/dpa

3. Großveranstaltungen bleiben bis zum 31. August verboten. Was alles unter «Großveranstaltung» fällt, wird noch geklärt. Bundesligaspiele vor Publikum werden in dieser Saison nicht mehr stattfinden.

4. Auf Reisen auch zu Verwandten soll weiterhin verzichtet werden bleiben. Touristische Übernachtungen sind nicht gestattet. Für Auslandsreisen gilt weiterhin die weltweite Reisewarnung.

6. Restaurants und Bars dürfen nur Außer-Haus-Service anbieten.

7. Geschlossen bleiben auch Kultureinrichtungen, Schwimmbäder, Spielplätze, Fitnesscenter, Kosmetikstudios, Massagepraxen, Tattoo-Studios und ähnliche Betriebe. Friseure dürfen ab 4. Mai wieder aufmachen. (dpa)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

21 Antworten auf “Neue Corona-Regeln in Deutschland: Merkel kritisiert „Öffnungsdiskussionsorgien“ – Erhöhtes Rückfallrisiko”

  1. Gute Frage!
    Bisher bekommt man bei Vorlage der BlueCard und des Semestertickets keinen Passierschein ausgestellt.
    Das dürfte sicher noch ein wichtiges Thema werden.
    Ich rechne damit, dass die Schulen in Belgien später öffnen werden als in Deutschland.
    Desweiteren müsste ebenso das Schulbus-Problem gelöst werden: Zur Zeit dürfen nur max. fünf Fahrgäste einen Bus der TEC oder von Sadar verwenden.

  2. dr fritz van ut jen aunderstadt

    Der Mini Trump aus NRW schlägt wieder zu. Im Alleingang bring er das Bevölkerungsgrößte Land wieder in Gang und lässt sich von den Wirtschaftsbossen treiben. In meinen Augen ist Laschet noch gefährlicher als Trump.

    • @Dax: Das habe ich mich auch schon gefragt: Fünf Fahrgäste pro Bus bedeuten für eine Klasse mit 20 bis 25 Schülern bis zu fünf Fahrzeuge, wenn die meisten Schüler aus Dörfern stammen.
      Auch kann man nicht erwarten, dass alle Eltern ihre Kinder nach Eupen oder Sankt Vith zur Schule bringen und nach Beendigung des Unterrichts wieder abholen. Ebenso wenig können Fahrgemeinschaften gebildet werden, weil dann ebenfalls keine Möglichkeit besteht, die erforderlichen Abstände einzuhalten.
      In der Schule gehen die logistischen Probleme dann weiter: Die Räume sind zu klein, da sie in der Regel auf Klassen mit bis zu 25 Schülern ausgelegt sind. Das bedeutet also, dass die Klassen aufgeteilt werden müssen. Entweder stellt man kurzfristig noch zusätzliche Lehrpersonen, die sich trauen, während der Pandemie zu unterrichten, ein oder ein Lehrer muss während des Unterrichtens zwischen beiden Räumen hin und her rennen.
      Unter diesen Bedingungen können unmöglich alle Klassen einer Schule gemeinsam unterrichtet werden. Nur ein bis zwei Tage pro Woche im Schulgebäude, der Rest des Unterrichts muss weiterhin online erfolgen. Eine Aufholung verpasster Lerninhalte, verbunden mit der gleichzeitigen Aneignung neuen Stoffs, so wie derzeit vereinzelt gefordert, ist unter derartigen Bedingungen überhaupt nicht möglich.
      Als wäre das nicht schon genug, kommt noch die Frage hinzu, wie das ältere Lehrpersonal und Erzieher mit Vorerkrankungen vor einer Infektion geschützt werden können.
      Ich befürchte stark, dass es bis zu den Sommerferien und damit bis zu September keinen richtigen Unterricht mehr geben wird.

  3. Euphoria

    Ganz gefährliche Typen diese Politiker! die einzig auf ihre Macht schielen! Wollen sich hervor heben und tun so als wenn sie die Allheilbringer wären!? Sind einzig nur Mediengeil! Haben genau einen solchen hier bei uns, und noch so einige dazu. Tun so als wenn sie die Champions unter den Virologen wären, sind aber nur ganz kleine Ka…….!

  4. Die Einschläge kommen näher. In meiner Gemeinde Bleyberg haben sich 49 Personen mit dem Virus infiziert. Mehrere mussten ins Krankenhaus. Ein Mann liegt seit drei Wochen im Koma. Auch zwei Brüder meines Schwagers waren im Krankenhaus. Einem von beiden geht es immer noch schlecht. Es ist kaum auszumalen, wieviel Fälle es mehr gäbe ohne die getroffenen Maßnahmen. Wir müssen noch einige Wochen durchhalten. Die Gefahr einer Ansteckung ist noch längst nicht vorbei. Dass man nicht ohne Grund Auto fahren oder über die Grenze darf, finde ich allerdings auch nicht angebracht. Abstand halten und Hygiene reichen vollkommen aus. Sonst müsste man ja auch das Einkaufen im Supermarkt verbieten.

  5. Absolute Disziplin

    Keine Experimente mit Menschenleben. Jetzt wieder alles zu öffnen ohne Maskenpflicht, ist verantwortungslos. Man kann dies als fährlässige Tötung werten, vorausgesetzt wir haben hier eine freie Gerichtsbarkeit. Manche haben da ihre Zweifel und halten Belgien für ein korruptes Land mit sich selbst bedienenden Politikern, nicht ganz so schlimm wie Malta aber immerhin.

  6. Germano-Belgier

    49% der Bevölkerung schon „immun“?
    https://brf.be/international/1374614/
    Man stelle sich vor, dass das stimmt, und vielleicht andernorts auch schon so ist?
    Würde ebenso das sinken der Ansteckungsrate erklären.
    Ich bin FÜR einen flächendeckenden Antikörpertest, denn nur der wäre aussagekräftig. Zudem könnten diese Leute sich quasi wieder „frei“ bewegen ohne eine Gefahr darzustellen. Nur wer es noch nicht hatte ist gefährdet.
    Die derzeitigen Corona-Tests bilden noch nur eine Momentaufnahme, ob ich jetzt gerade die Krankheit habe oder ansteckend bin. Das kann sich jedoch 5 Minuten später schon wieder ändern, Antikörper bleiben…

  7. Info zum Prof. Dr. Christian Drosten, er wurde gestern Ausgezeichnet für Wissenschaftskommunikation!

    Der Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft ist mit 50.000 Euro dotiert.
    Gut gelaufen für den Drosten, nur den Verdienst dieser Auszeichnung kann ich nicht sehen.
    Aber es läuft für die! Wo ist sein Mundschutz?

    https://www.ruhrbarone.de/prof-dr-christian-drosten-ausgezeichnet-fuer-wissenschaftskommunikation/183496

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