Kultur

Bruno Kartheuser empört über die Historiker Carlo Lejeune und Christoph Brüll

Bruno Kartheuser. Foto: Gerd Comouth

Ausgerechnet im Vorfeld der Gedenkfeiern zum 100-Jährigen des Vertrags von Versailles und des damit verbundenen Wechsels des heutigen Gebiets der DG zu Belgien werden Zweifel an Thesen von Historikern wie Carlo Lejeune und Christoph Brüll laut.

Lejeune und Brüll gehören dem Zentrum für Ostbelgische Geschichte (ZOG) an und haben bisher mehrere Bände unter dem Titel „Grenzerfahrungen“ über die Geschichte der hiesigen Region herausgegeben.

Im vierten Band der Reihe „Grenzerfahrungen“ wurden in einem Kapitel auch die Nachforschungen des Neundorfers Literaten Bruno Kartheuser über das Massaker der Waffen-SS in der zentralfranzösischen Ortschaft Tulle am 9. Juni 1944 thematisiert und infrage gestellt, was wiederum Kartheuser auf die Palme gebracht hat.

Als Repressalie für einen Angriff des französischen Widerstandes erhängten SS-Leute im Frühsommer 1944 in Tulle willkürlich ausgewählte Männer. Unter den Beteiligten war SS-Scharführer Walter Schmald aus St. Vith, ein Angehöriger des berüchtigten Sicherheitsdienstes (SD).

Der Historiker Dr. Carlo Lejeune. Foto: Gerd Comouth

Kartheuser veröffentlichte in elf Jahren Forschung vier Bände Dokumentation über das Massaker, seine Vorgeschichte und seine Folgen.

Lejeune und Brüll kritisierten jedoch im vierten Band von „Grenzerfahrungen“, dass „Kartheuser als Akteur in der Hermann-Niermann-Affäre seine antifaschistisch-ideologischen Thesen durch eine wohl bewusste Auslassung wesentlicher bekannter Fakten zu beweisen suchte“. Außerdem bemängelten die beiden Historiker „Schwächen im kritischen Umgang mit Quellen und in der Kontextualisierung“.

Das wollte Kartheuser nicht auf sich sitzen lassen. In einem Schreiben an Lejeune und Brüll schrieb der Literat aus Neundorf, der sich nicht zum ersten Mal in seiner künstlerischen und literarischen Laufbahn mit Leuten anlegt, die unter dem Schutz der DG stehen: „Ihre Kritik ist ungeheuerlich. Nicht nur, dass ein solcher polemischer Stil und eine solche pauschale Diffamierung dem Anspruch eines objektiven und offiziellen Geschichtswerks nicht angemessen sind, es ist mir auch unbegreiflich, auf welche Stellen meines Werkes diese Vorwürfe sich gründen.“

Kartheuser machte keinen Hehl daraus, dass er für „diese total abschätzige Bewertung“, die einem Rundumschlag gleichkomme, kein Verständnis habe: „Die Kritik ist pauschal, sie wird nicht begründet und klingt so, als könnte man sie unzählige Male untermauern, was Sie aber unterlassen.“

Kontrolliert sich der Beirat selbst?

Im Übrigen erachtete es Kartheuser als sonderbar, dass die beiden Historiker gleichzeitig auch dem wissenschaftlichen Beirat des Zentrums für Ostbelgische Geschichte angehören, der das Publikationskonzept von „Grenzerfahrungen“ begleitet.

„Der ‚Beirat‘ kontrolliert also sich selber? Auch Sie beide sind Mitglieder des ‚Beirates‘. Sie diffamieren einen Außenstehenden und stellen zugleich die Kontrollautorität der Reihe dar. Außerdem fungieren Sie als die Herausgeber! Ich halte fest: Ihrer Struktur und Ihrer Praxis fehlt der deontologische Rahmen und damit die Seriosität. So dürfte eine öffentliche Einrichtung nicht wursteln“, so Kartheuser.

Der Historiker Dr. Christoph Brüll (hier mit der Regionalabgeordneten Jenny Baltus-Möres). Foto: Gerd Comouth

Kartheuser verweist darauf, dass seine Arbeiten über Tulle die Anerkennung zum Beispiel eines renommierten Historikers wie Dr. Klaus Pabst gefunden hätten.

Lejeune und Brüll wollen auf die Vorwürfe von Kartheuser erst nach der nächsten Sitzung des „wissenschaftlichen Beirats“ des Zentrums für Ostbelgische Geschichte reagieren.

Unterdessen erreichten Kartheuser auch einige Schreiben von Leuten, welche die Kritik von Lejeune und Brüll im Zusammenhang mit Kartheusers Arbeiten über das Massaker von Tulle sehr befremdlich finden. Einer meinte sogar, der Begriff „Grenzerfahrungen“ erhalte dadurch eine andere Bedeutung: „die Grenze des Zumutbaren“. (cre)

17 Antworten auf “Bruno Kartheuser empört über die Historiker Carlo Lejeune und Christoph Brüll”

  1. Papa Razzi

    Schon wieder so eine Erfindung der Politik!? Zentrum für Ostbelgische Geschichte8? Wat oss dat denn? Müssen wir uns sowas leisten? Geht das wirklich nicht ohne? Wer ist überhaupt alles da beschäftigt? An was arbeiten die Leute, was tun die den ganzen Tag da? Was kostet das den Steuerzahler? Wahrscheinlich ist es wieder ein „Tochterunternehmen“ welches wir unbedingt brauchen, so wie ein richtiger grosser Staat!? Jetzt zanken sie sich schon um die besten Plätze!? Der Kartheuser wurde aus seinem Garten verdammt, jetzt haben wir gleich einige Neue Gärtner da herum ackern!? Die DG verkommt zu einem „Garten Eden“, welcher total über seine Verhältnisse lebt, und immer weiter wächst. Dauert wohl nicht mehr lange dann arbeiten auch hier im Miniland 10 Leute für den Staat, in dem Falle „Stäätchen“! Wenn wir uns das nicht mehr leisten können, wo ginge das wohl hin.

      • mal Nachdenken

        @Papa Razzi, natürlich muss „so etwas“ sein und das müssen wir uns auch leisten (ich Denke mir, sie interessiert nur das finanzielle „Leisten“). Um Antworten auf Ihre Fragen zu bekommen müssten sie sich mal etwas informieren. Wer seine Geschichte nicht kennt….
        Sie prangern hier etwas an, was auch Herr Karthäuser angeprangert hat und auch wieder tut. Und genau das ist richtig so. Leider scheinen sie den Zusammenhang nicht zu verstehen?
        Herr Karthäuser ist unabhängig und veröffentlicht etwas. Dies wird von seinen „Kollegen“ zerrissen, die gleichen Kollegen sitzen aber im Kontrollgremium (welches auch über die finanziellen Zuwendungen der DG entscheidet) und veröffentlichen unter ihren Namen und sogar als Verleger selber etwas. Denken sie mal nach – ist das Gesund?

        • Aufklärung wäre angebracht

          Sehr interessanter Einwand! Für nicht Eingeweihte ist das sehr schwer nachzuvollziehen! Aber ich weiß, aus eigener Erfahrung, was die Einmischung durch Frau Weykmanns für Folgen haben kann! Aus Eupen werden Anforderungen gestellt und wenn man die nicht erfüllt, dann verliert man die Unterstützung. All diese Anforderungen kann das ZOG wahrscheinlich einfach erfüllen denn sie haben die Regeln sehr wahrscheinlich selber geschrieben. Es wird immer und überall vom Ehrenamt und Bürgerbeteiligung gesprochen, und gleichzeitig sollen diese Leute arbeiten wie wenn sie dafür bezahlt würden! Das ist widersprüchlich und macht genau das kaputt, was Ostbelgien so einzigartig macht(e).

  2. Ja klar brauchen wir soetwas, wer dies nicht erkennt und schätzt ist nicht Stolz auf unsere Geschichte. Das MUSS absolut sein und Menschen wie Lejeune, Brüll, Fickers usw. sind die Richtigen an dieser Stelle, Herr Bruno Kartheuser war und ist immer ein Möchtegern und Nestbeschmutzer gewesen.

  3. noergeler

    Bruno Kartheuser hat schon lange über diese Zeit recherchiert und veröffentlicht. Leider ist er nur ein kleiner Schreiber ohne Titel und wird einfach von selbsternannten Göttern mundtot gemacht,um sich dann mit den von ihm gemachten Recherchen zu schmücken. Dabei werden die als unangenehm gefundenen Passagen einfach umgedreht.

  4. Herbert G.

    Ich weiß nur, dass Herr B. Kartheuser schon immer was gegen Nazis hatte. Zu Recht. Sein Einsatz gegen die Niermann-Stiftung, die er bekämpft hat wie den Leibhaftigen, hat uns, die DG, allerdings von einem Geldhahn abgeschnitten, von dem andere Minderheiten heute immer noch profitieren.
    Danke Bruno.

  5. Pensionierter Bauer

    Gibt es unter den Historikern denn nur noch schräge Vögel?
    War Kartheuser in jungen Jahren nicht sogar ein Mitglied der PDB um sich dann in der Niermann Affäre als Scharfmacher gegen dieselbige zu stellen?
    Ich glaube aber, dass er die Massaker von Tulle und Oradur sehr gut recherchiert hat, soweit ich mich erinnere hat er hierbei den späteren Fr. Präsidenten François Hollande getroffen.
    Den Lejeune kenne ich nicht, habe aber mal gehört, dass er ziemlich einseitig arbeitet und die Ostbelgier immer in Schutz nehmen würde. Den Brüll bin ich einmal begegnet, er kam mir einfach nur schräg vor und redete irgendwie verschachtelt vor sich hin.

    • Verschütten batti

      @ PB , sie haben Recht , der Bruno kartheuser ist ein absoluter Kenner dieser Materie . Was diese beide Kontrahenten anbetrifft , diese hatten vor einigen Jahren gemerkt , das sie mit leeren Vermutungen in einer Marktlücke gelandet sind und brachten zweifelhaftes geschreibsel zu Papier .

  6. Zaungast

    „Nach einer Sitzung des wissenschaftlichen Beirats des Zentrums für Ostbelgische Geschichte erhielt Kartheuser nun Ende vergangener Woche Antwort. Allerdings stellen ihn die Antworten in keinster Weise zufrieden, was er mit deutlichen Worten kommentiert. Unter anderem spricht er von „Kumpanei“.“
    (BRF)

    Nachdem von Seiten der beiden Historiker der Vorwurf einer „wohl bewussten Auslassung wesentlicher bekannter Fakten“ geäußert wurde, was schon ein heftiger Vorwurf ist, Kartheuser nun damit kontert, die Gegenseite betreibe „Kumpanei“, und dieser „Historikerstreit“ in die Öffentlichkeit getragen wurde, hat diese Öffentlichkeit auch ein Recht darauf, die Einzelheiten zu erfahren, so denn welche da sind.

    Die Herren Brüll und Lejeune sollten ihre allgemein gehaltenen Beschuldigungen konkret begründen.
    Das sind sie allen Ostbelgiern, die sich für die Geschichte ihrer Heimat interessieren und die die Dokumentation über Tulle gelesen haben, einfach schuldig.

    Herr Kartheuser sollte seinerseits die seiner Meinung nach unbefriedigende Antwort veröffentlichen.

    P.S. Beim Googeln bin ich auf folgenden Artikel aus dem Jahre 2007 gestoßen, aus der Feder des oben genannten Christoph Brüll:
    http://www.cegesoma.be/docs/media/chtp_beg/chtp_21/007_Chron_Brull.pdf

    Ich will nur einen Passus daraus zitieren, der ein Schlaglicht auf diesen Disput wirft:

    „L’auteur fait œuvre de documentaliste. Il énumère des faits qu’il décrit dans leurs détails les plus anodins. S’il s’était limité à cela, sa contribution aurait très certainement été la bienvenue. Mais Kartheuser se livre à des polémiques incessantes – souvent cachées dans les notes, il est vrai – contre les travaux existants (surtout de Lejeune) et reproche à leurs auteurs de montrer beaucoup trop d’empathie pour la population locale et les agissements des Allemands.“
    (S. 214)

    Die Vorwürfe sind also nicht neu, nur hat sie damals wohl keiner zur Kenntnis genommen…

  7. karlh1berens

    Wie B.K. sagt : alleine die Öffentlichkeit ist sein Schutz.

    Deshalb hier seine Stellungnahme :

    „Andreas Fickers, Christoph Brüll, Carlo Lejeune,

    Werte Kollegen,

    Da eure beiden Schreiben vom selben Geist, sprich derselben mauvaise foi“ getragen sind, werde ich sie gesammelt beantworten.
    Es ist für mich enttäuschend, dass Ihr euren beruflichen Ausrutscher bekräftigt, die Diffamierung aufrecht erhaltet und auf meine Fragen mit spitzfindigen und akademisch gedrechselten Sätzen antwortet, besser gesagt: in der Sache nicht antwortet.

    1. Es ist unwahr zu behaupten (B-L): Die Bedeutung Ihrer Arbeit über W. Schmald () wird von den Verfassern im betreffenden Beitrag ausdrücklich gewürdigt. Das trifft nicht zu. Da steht keine Würdigung.
    Auf die ehrenrührigen Vorwürfe in eurer Besprechung geht ihr nicht ein, äußert kein Bedauern über eure Aggression, gebt keine Begründung für diese unwissenschaftliche Herabwürdigung, die ganz gewiss auch eure Institutionen diskreditieren muss.
    Die meisten Fragen, zu denen ich Belege von euch eingefordert hatte, werden nicht berührt. Wo ihr scheinbar auf einzelne Punkte eingeht, ist das ziemlich beliebig und konfus. Was ist mit: Niermann-Bezug (!), bewusste Auslassung, Provokationen, persönliche Angriffe? Ich folgere, dass ihr eure Anschuldigungen nicht belegen könnt und trotzdem auf der Diffamierung beharrt.

    2. Ihr bestreitet die Systematik der nazideutschen Subversion in Ostbelgien. Ihr schreibt: Thediecks Strategie () war höchst umstritten und steht gegen die These von der durchgeplanten optimal aufgestellten Subversionspolitik.
    Genau dazu führte Dr. Pabst bei der Buchvorstellung in Neundorf im Juli 2001 aus: Erschreckend ist vor allem das Ausmaß und die Zielsicherheit, mit denen das Deutsche Reich schon in den 1920er Jahren, erst recht aber nach 1933, eine konsequente und möglichst alle Bevölkerungsschichten erfassende Subversion im Gebiet von Eupen und Malmedy mit dem langfristigen Ziel einer Reannexion betrieb () Das neue Buch enthält eine Fülle von Belegen dafür (). Und du Andreas standest daneben und bist dem Redner nicht korrigierend ins Wort gefallen?
    Es handelte sich folglich nicht um eine These, sondern um eine mit zahlreichen Belegen untermauerte Feststellung.

    3. Ihr fälscht die Sprache, um eure Fehler zu verharmlosen und bestreitet den Tatbestand der Diffamierung (das Wort steht bei euch sogar zwischen Anführungszeichen). Was ich als betroffene Einzelperson bei euren Anwürfen unzweifelhaft als eine Aggression und Diffamierung erlebt habe (und was jeder andere und auch ihr selbst auch so begreifen würde), umschreibt ihr blumig und bagatellisierend wie folgt (AF): [Der Inhalt des Textes] ist als kritische Würdigung und thesenorientierte Interpretation und Einordnung Ihrer Forschungen in die Historiographie zu deuten.
    Eine Herabwürdigung nach allen Regeln soll also eine kritische Würdigung sein?
    Keiner Wissenschaft steht es zu, Schindluder mit der Sprache und ihrer Verpflichtung zur Wahrhaftigkeit zu treiben. Ich erinnere daran, dass die beschönigende Umschreibung bei den Nazis gang und gäbe war (Schutzhaft, Sonderlösung, Sicherheitsdienst, Sühnemaßnahmen, Segelflieger, Saalschutz ). Wir dürfen diese Verirrungen nicht wiederholen.

    4. Einordnen? Wer hat euch dazu bestellt, eine Kollegenarbeit einzuordnen in Form einer ehrenrührigen Pauschalverurteilung? Worauf beruht eure vermeintliche Unfehlbarkeit? Woher nehmt ihr die Anmaßung und Arroganz, über die ehrliche Arbeit anderer wie Scharfrichter zu urteilen?
    Hat eure Dreistigkeit und Unverfrorenheit auch damit zu tun, dass euer Sektor, die Geschichte, vom Regierungschef persönlich beaufsichtigt und orientiert wird? Wo bleibt hier die Aufsicht?

    5. Der Untertitel Einblick in das Netzwerk der reichsdeutschen Subversion bezeichnet exakt mein Vorhaben. Warum wollt ihr mein Thema umformulieren zu einer Geschichte von Konflikten und Rivalitäten zwischen den Nazi-Steuerern? Das war nicht mein Thema. Einblick das ist also keine Enzyklopädie über das Dritte Reich vor 1940. Dieser erste Band war kein Selbstzweck, sondern gehörte deshalb zum Schmald-Thema, weil es galt, die Beziehung zwischen dem Milieu und der Zielperson zu analysieren.
    In eurem Schreiben werft ihr mir vor, Elemente zu benennen, ohne dass ich auch noch alle ihre Gegenteile thematisiere. Und ein Witz ist es, wenn ihr es für interessant haltet, dass ich alle benannt habe, die Geld von Thedieck genommen haben, aber ich hätte es versäumt, auch noch die anzuführen, die keins bekamen! Geht es noch lächerlicher?
    Ihr stört euch an meinem Aperçu (S. 36-38), dem ich vorausschicke, er sei der skizzenhafte Eindruck von der Vielfalt der reichsdeutschen Fürsorge für Eupen-Malmedy. Am Schluss bemerke ich, dass diese Beispiele aufzeigen, wie hier eine lückenlose Vernetzung aufgebaut wurde.
    Warum fälscht ihr in eurem Brief diese Erklärungen, indem ihr bemerkt, die Beispiele dienten der Fanatisierung der deutschfreundlichen Kreise in Ostbelgien?

    6. Euch fehlen grundlegende deontologische Begriffe. Das hat mit handwerklicher Ehrlichkeit und mit demokratischen Grundsätzen zu tun.
    Ein aus ausschließlich abfälligen Pauschalwertungen formulierter Verriss kann unmöglich eine kritische Würdigung von wissenschaftlichem Niveau sein. Es ist auch nicht hinnehmbar, dass ihr eure eigenen Elaborate der Kritik entzieht, indem ihr sie selbst als vollkommen darstellt. Du Andreas schreibst z.B.: Alle Bände der Grenzerfahrungen basieren auf den internationalen wissenschaftlichen Standards der Geschichtswissenschaft? Oder auch noch: Bisherige Rezensionen zeigen, dass es uns gelungen ist, Regionalgeschichte auf professionellem Niveau zu verwirklichen.
    Anstatt Regeln und Normen zu beachten, deklariert ihr das, was ihr selbst tut, zur Regel und zum Maßstab. Eure jetzige Struktur ist ein geschlossener Selbstbedienungsladen, dessen Betreiber etwa ein Dutzend sich gegenseitig lobpreisen und huldigen (Zitate und inflationäre Verweise auf die wichtigen, herausragenden und bahnbrechenden Werke der Krippenfreunde). Ihr steht in eurer Selbstwahrnehmung über allen Normen und Kriterien. Das soll wissenschaftlich sein?

    7. Ich bekräftige, dass Andreas Fickers und Dr. Klaus Pabst mein Buch als Lektoren begleitet und nachgesehen haben (siehe das idyllische Foto bei der Buchvorstellung). Das beinhaltet, dass sie mir für das Ganze und für Details Anmerkungen gemacht haben, auch kritische. Das waren allerdings Ansichtsfragen, aber keine Einwände, die das Werk insgesamt in Frage stellten. Ihr Gesamturteil war eine eindeutige Ermutigung.
    Dass du, Andreas, heute die Verleumdung durch Brüll und Lejeune ausdrücklich mitträgst, steht im Widerspruch zu deiner damaligen helfenden Begleitung, die ich für ehrlich motiviert gehalten habe.

    8. Die Sprache eurer Briefe ist eine Zumutung. Wollt ihr mit dieser aufgeblasenen Sprache beweisen, dass ihr deutsche Wissenschaftler seid? Geschichtsschreibung und geschichtliche Diskussion haben als wesentlichen Aspekt, dass sie eine Kommunikation sind. Wenn ihre Sprache aber bewusst unverständlich und abstrakt-verschwurbelt daherkommt, wie das in eurer Briefprosa der Fall ist, dann hat sie etwas zu verbergen.
    Noch dieses zur Kommunikation: Wenn ich in meinen Materialien zum Brief die ca. 40 Rezensionen von Medien in mehreren Ländern als Beweis für die Prüfung dieses Buches durch Journalisten und seine internationale Resonanz anführe, macht ihr auch diesen Erfolg herunter und tut ihn ab als nicht relevant. Ist es also unbedeutend, dass ein Geschichtswerk bemerkt und gelesen wird? Da sind die Medien immerhin bessere Vermittler als die akademischen Schriften für kleine Zirkel.
    Ihr beweist des weiteren die Belanglosigkeit meiner Arbeit mit dem vorwurfsvollen Bemerken, kein Autor habe meine Thesen übernommen. Vielleicht nicht meine Thesen, wohl aber meine Arbeit als nützliche Vorlage zum Abkupfern. Nachdem ich in Band 1 und 2 die Person und das Wirken des Aacheners Karl Pütz (Aufbau der Hitlerjugend in Eupen-Malmedy und Massenmörder in der Ukraine) ausführlich recherchiert und dargelegt habe, mit vielen Quellenverweisen und Aktenreferenzen (das war in 2001 und 2002), erschien im Herbst 2018 eine Ausstellung in unserer Gegend über die Gräuel der Nazi-Mordmaschine, und flugs erhaschte der Direktor des Zentrums für ostbelgische Geschichte das Thema im Vorbeifliegen und ergänzte das Material mit einem Kapitel über Karl Pütz, wobei er sich als Autor ausgab, obschon er diesem Menschen in keiner seiner Arbeiten je begegnet war. Diese Art Tüchtigkeit verschlägt den Atem und charakterisiert sattsam den Leiter des Zentrums.

    9. Ich habe mich sehr gewundert, dass ihr in den beiden Briefen eure Allergie gegenüber den Medien kundtut. Warum fürchtet ihr unsere Medien? Ist euer Vorgehen euch im nachhinein ärgerlich? Darf die Öffentlichkeit keinen Einblick in euer unkollegiales und unkorrektes Tun erhalten? Hasst ihr die Kontrolle? Heißt es gar, dass einer, der geschlagen wird, sich nicht beklagen und wehren darf?
    Ich erfahre, dass ihr schon Ende März eine neue Geschäftsordnung für euren Wissenschaftlichen Beirat verabschieden wollt. Hoffentlich wird dann den Unsitten eurer Kumpanei ein Ende bereitet. Das wird allerdings nicht genügen. Man sollte auch der Öffentlichkeit eine genaue Kenntnis vom Funktionieren eurer Kuschelecke geben, d.h. eine differenzierte Auskunft über eure Gremien und ihre jeweilige Rolle, die Quelle und die detaillierte Verwendung der wasserfallartigen Finanzierung, die Gehälter, die Modalitäten der überdimensionalen Buchproduktion im Konnex mit dem GEV, die Auflage, die Rentablität . Das Geld ist seit Urzeiten le nerf de la guerre. Handelt es sich letztlich nur um ein florierendes Geschäft mit bedruckten Papierbergen?
    Da der Ministerpräsident die Aufsicht über den Geschichtssektor führt, liegt es an ihm, euer (bzw. sein) Tun aus dem Zwielicht und Gerede herauszuführen und Transparenz herzustellen.

    Zum Schluss noch einmal mein tiefes Bedauern und meine Enttäuschung angesichts dieser Entwicklung. Mein Buch erschien vor 18 Jahren. Ich versuche mich heute im Ruhestand einzufinden. Durch eure Willkür gebt ihr der Öffentlichkeit ein schlechtes Signal. Ihr braucht einen Image-Berater.
    Schließlich gehören in den Fachwissenschaften u.a. auch eine gewisse Kollegialität und Toleranz zum Usus, so wie ganz allgemein Minima des menschlichen Anstands. Da habt ihr Nachholbedarf, und mit euch diejenigen, die diese unredliche Initiative mittragen.

    Bruno Kartheuser, 20. Februar 2019.

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